Philosophischer Smalltalk

Wieso sollte man das nicht beurteilen koennen ohne in der Situation gewesen zu sein?

Was anderes waere es, wenn dadurch ein fundamental neues Gefuehl hinzukommt, wie z.B. ich wuerde nie einen Menschen essen, egal wie hungrig. Das ist viel schwerer zu beurteilen, weil ich extremen Hunger natuerlich nicht kenne.

Selbsttäuschung

Vieles was man über sich denkt kann widerlegt werden wenn man in entsprechende Situationen kommt, denn bis dahin war es nur ein theoretisches Konstrukt das nicht geprüft wurde und die Allerwenigsten sind ihren Prinzipien noch treu wenn sie extrem geprüft werden. Dein „Menschen essen“ Beispiel is da ganz schön finde ich. Im ersten Moment würde fast jeder sowas sagen wie „ich würde niiiiie Menschen essen“, aber wie es dann aussieht wenn sie in den Anden abgestürzt sind und die Wahl Menschen essen oder Sterben ist, ist schon eine ganz andere Geschichte.

Ich hab mal für mich grad über das Kinderbeispiel nachgedacht, ich schätze es gibt da mehrere Möglichkeiten wie ich handeln würde:

  1. Ich würde so lange mit mir selbst zaudern bis es zu spät ist und das „Schiff“ mit Mann und Maus untergegangen ist.
  2. Ich würde mich selbst retten (falls das eine Option ist)
  3. Ich würde intuitiv den Jungen retten (ohne darüber nachzudenken), schlicht weil mir als Mann ein Junge intuitiv näher ist als ein Mädchen und ich in einer Extremsituation vermutlich nicht rational handeln würde. Wobei man natürlich drüber streiten kann ob es „rational“ „richtig“ wäre das Mädchen zu retten und auch darüber ob nicht eventuell ein alter Trieb der andere „Männer“ als Konkurrenz sieht zuschlagen würde und ich deshalb nicht doch das Mädchen retten würde als „Beute“.

Wenn ich so drüber nachdenke, die Antwort ist: Ich weiß nicht was ich machen würde, es sei denn Selbstrettung ist eine Option, dann würde ich wahrscheinlich diese wählen.

Beeil dich ma mit der Antwort, ich hab noch was vor. :smiley:

Das Kannibalismus-Beispiel hab ich aber abgegrenzt davon, weil es eben mit den Grundbeduerfnissen zusammenhaengt. Aehnliches Beispiel auch: man kann nicht vorher sagen, wozu Folter einen bringen wuerde.
Aber ob ich ein Familienmitglied oder ein Kind retten wuerde ist keine Entscheidung, die mit meinen Grundbeduerfnissen verknuepft ist, sondern nur mit meinen Emotionen, und die kenn ich doch vorher.

Hab kein richtiges W-Lan

Ja sicher, ich hab das schon verstanden. Es bot sich nur einfach auch als typisches Beispiel an bei dem fast jeder zuerst (ohne groß nachzudenken) sagen würde er würde nie Menschen essen. Bei den meissten dürfte, wenn sie drübe rnachgedacht haben, dann aber die Einsicht kommen das sie es doch tun würden eben weil es elementar ist zu überleben.

Naja, möglicherweise hängt das in deinem Fall mit den speziellen Umständen zusammen, denn z.B. das Bedürfnis vom Vater weiterhin Annerkennung zu bekommen, von der Mutter Liebe, vom Bruder tiefe Freundschaft usw. sind schon starke Motivationen würde ich sagen.

Die Behauptung man kenne seine Emotionen ist auch ziemlich wackelig würde ich sagen. Ein Beispiel:
Ich seh im Fernsehen ein Zugunglück bei dem 200 Menschen starben und ich seh die unzensierten Leichen usw. das lässt mich perösnlich total kalt. Ich bin dann nicht traurig, schockiert, „berührt“ oder sonstwas. Wenn aber mir selbst genau dies passieren würde, ich also z.B. dieses Unglück überlebt hätte, dann ist es schon relativ wahrscheinlich das mir das nahe geht und ich meine damit nicht mein eigenes Überleben, sondern das Leid der Anderen. Etwas das durch die Distanz vorher eben nicht ausgelöst werden konnte und von dem ich dennoch nicht sagen könnte ob es wirkliuch so wäre. Also ob es mich berühren würde wenn ich dabei wäre oder ob es mir weiterhin egal wäre.

Anderes Beispiel: Mein Vater wird in schätzungsweise 5-10 Jahren wohl sterben. Ich weiß nicht wie ich darauf reagieren werde. Ich halte mich einerseits für einen sehr rationalen Menschen, neige aber auch dazu mich zu Gefühlsausbrüchen hinreißen zu lassen bzw. mich „berühren“ zu lassen (z.B. Heulen bei Filmen oder sowas). Insofern könnte ich dir nicht sagen wie ich reagieren werde obwohl ich das Spektrum an Emotionen die ich für gewöhnlich so aufbringe kenne.

Polar meinte, ich solle mich zu irgendeiner Kinderfrage äußern. Ich mag keine Kinder. Insofern, egal worum es geht: contra Kind. Bin zu faul zu lesen, was ist die Konsequenz meiner Entscheidung?

Du hast dich selbst gerettet als du vor der Wahl standest ein 11jähriges Mädchen oder einen Jungen zu retten.

Aber hallo! Wenn mein eigenes Leben mit auf der Waagschale steht, entscheide ich mich grundsätzlich für dieses. Ohne Überlegung und Diskussion.

Ja, so ganz genau ist das nicht definiert gewesen.

Eigentlich ging es um die Entscheidung ob man das Mädchen oder den Jungen retten würde.

Ich hab ähnlich geantwortet wie du, wenn es die Möglichkeit gäbe sich selbst zu retten würde ich wahrscheinlich diese wählen und wenn es sie nicht gibt weiß ich nicht was ich tun würde.

Nochmal für dich:

Dann das, was näher steht. Wenn sie gleich weit weg stehen, das was netter aussieht. Also vermutlich das Mädchen. Aber wir reden von Kindern, ich kann doch jeweils eins unter einen Arm klemmen

Ne geht nicht weil…du hast keine Arme (frag mich nicht wie du sie dann rettest!) du weißt doch, das sind Beispiele die sowas nicht vorsehen.

Jera ist halt der Meinung sie würde ihre Emotionen kennen und wüsste ganz genau wie sie in bestimmten Situationen handeln würde. Ich steh da eher auf dem Standpunkt das man es eben nicht weiß bis es zu „der einen“ Situation kommt und das die meissten Menschen ihre eingebildeten Prinzipien schnell über Bord werfen wenn es hart auf hart kommt, da es eben nur theoretische Konstrukte sind die keiner Prüfung unterlagen.

O. k. Dann gilt das, was ich davor geschrieben hab. Die Sache ist aber, in einer Stresssituation, wägst du ja nicht erst mal in Ruhe rational ab. Das schnappst du dir einfach eins von den Dingern und rennst. Dann wohl das vermeintlich schwächere, also das Mädchen, und den Jungen kann man ja anbrüllen „Lauf!“

Ja, da sind wir uns einig.

Jo, das schrieb ich ja auch. Die Frage ist halt ob der „Kurzschluss“ zu diesem Ergebnis führen würde oder zu einem anderen. Wie ich sagte, schlägt z.B. plötzlich die Urzeit zu und ich sehe unbewusst den Jungen als Konkurrenz und schappe mir deshalb das Mächen, oder aus anderen Gründen? Ich weiß es nicht.

Ich weiß nicht, warum du plötzlich in steinzeitliche Verhalten zurückfallen solltest, ich glaube eher dass es eine unüberlegte kurzschluss Reaktion wäre.

Würde es in meiner Wohnung brennen und dort wären ein mir unbekanntes Kind (frag mich nicht warum!) Und meine Katze, so würde ich vermutlich im ersten Moment das Kind schnappen und raus rennen. Hätte ich Zeit zu überlegen, würde ich aber zum Schluss kommen, dass meine Katze mir ja eigentlich viel wichtiger wäre.

Ja und in solchen Situationen greift unser Gehirn ja auf sehr alte verankerte Muster und Verhaltensweisen, Triebe, zurück. Ich kann nicht im voraus sagen auf „welches“ mein Hirn da zurückgreifen würde.

Der anfängliche Punkt von Jera war ja auch das sie eher immer Kinder retten würde als z.B. einen nahen Verwandten. Theoretisch stimme ich dem auch zu, aber praktisch ist es wieder so wie beim Kinderbeispiel. Wer weiß schon was er tun wird wenn die Stunde geschlagen hat und jede Aussage darüber ist letztlich nur eine Behauptung, ein frommer Wunsch, wie man eventuell sein wollen würde in so einer Situation, etc. Ist zumindest meine Meinung.

Dem stimme ich nicht mal theoretisch zu.

Ich muss das eventuell präzisieren:

Gemeint ist die Aussage: Ich rette Kinder eher als (erwachsene) Verwandte.

Dem kann ich wie gesagt theoretisch zustimmen, denn Kinder retten ist etwas gutes, die Erwachsenen haben schon lange gelebt etc. bla bla.

Praktisch, bzw. realistisch stimme ich dem nicht zu und würde vermutlich eher Verwandte retten als Kinder.

Das habe ich verstanden; und lehne es vehement ab.

Ein Utilitarist wie Jera muss natürlich zum Kind tendieren. Die Abwägung, was mehr Gutes bringt, lässt sich ja in Lebensjahren theoretisch quantifizieren. Da ich aber Egoist bin, wähle ich natürlich die Person, die mir was bedeutet. Insofern würde ich, selbst wenn ich wüsste dass meine Mutter nur noch zwei Monate zu leben hat, sie einem Säugling vorziehen. Da muss ich ganz ehrlich gesagt nicht mal eine Sekunde abwägen.

Übertreiben wir mal ein wenig:

Und was wäre wenn deine Mutter nurnoch 2 Monate hätte, schon nicht mehr ansprechbar ist, von ihrer Umwelt nichts mehr mitbekommt usw.

Um dem wenigstens ein gaaaaanz kleiiiiiiin wenig Realismuss zu geben: Sie müsste eine Niere spenden die ein Kind rettet, sie selbst würde das aber unter den gegebenen Umständen nicht überleben und du musst entscheiden.

Fragst du mich gerade, ob ich Mord für Organhandel befürworte?

Ich würde in dem Fall sogar Nein sagen, wenn ich einen unbekannten Menschen für meine Mutter töten müsste. Es muss ganz klar unterschieden werden zwischen aktiver Tötung und sterben lassen.

Moment…

Versteh ich dich grade richtig: Du bist der Meinung das wenn du für deine (im Koma liegende, nie mehr aufwachende etc.) Mutter entscheidest das sie eine Niere, für ein ansonsten sterbendes Kind, hergeben soll um es zu retten, und deine Mutter danach sterben würde, du ein (Auftrags-)Mörder wärest?