Politischer Smalltalk 2.0

Aktuell geht es um Virtue Signalling und um kalte Kriegspolitik gegen die USA. Hätte Trump die Beziehungen zu den Saudis abgebrochen, würden Röttgen und Co. nun voller Sorge und Betroffenheit vor Destabilisierung warnen, zu Besonnenheit mahnen und pathetisch verkünden, Europa lege bei aller gebotenen Kritik natürlich weiterhin Wert auf „faire und konstruktive“ Beziehungen zum saudischen Königshaus.

In Hessen wird nicht nur über einen neuen Landtag, sondern auch über die Zukunft der Todesstrafe abgestimmt werden. Nach 100.000 Jahren haben die offensichtlich bemerkt, dass die gar nicht rechtlich wirksam verhängt werden kann.

Willkommen in der echten Welt.

Es ist ein umfassende Verfassungsänderung, wir haben über knapp 20 Änderungen abzustimmen, die Todesstrafe ist eine davon und die absolut wirkungsfreiste, da wir nicht vorhaben, die BRD zu verlassen. Ich finde es gut, aber es ist nur symbolisch.

Da erwarte ich ja eigentlich noch eine Plakatierung der AFD: Todesstrafe behalten, aber nur für Messermänner, Kopftuchmädchen und Kinderschänder. Da sollten dann noch ein paar mehr Prozente des debilen Teils der Bevölkerung drin sein.

ich glaube neben Netanjahu will auch Trump den Totalen Krieg.

#unheilbar

Übrigens offenbarten viele Rückfragen, dass Schwarz-Rot-Gold historisch völlig falsch eingeordnet wurde, etwa als Symbol des „Dritten Reichs“. Eine Demonstrantin schrie, das sei die „Flagge des Holocaust“.

Man kann nur hoffen, das diese grassierende Blödheit keine Mehrheit der Gesellschaft abbildet. Allein mir fehlt der Glaube.

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Je nach Demographie tut sie das.

Tja, wie das wohl zustande kommt, daß so eine Nationalflagge mit „Hass“ assoziiert wird? :thinking:

Dummheit und fehlende Schulbildung.

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“fehlende” Schulbildung würde ich nicht unbedingt sagen, sondern eher "Gedächtnisschwäche.

Ich mein, wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, wie lange haben wir da das 3. Reich durchgenommen, quasi die ganze 9. Klasse wenn ich mich recht erinnere und wann und wie ausführlich wurde erklärt wo unsere jetzige Fahne herkommt? Irgendwann mal in 1 Stunde in ein paar Nebensätzen.

Ich schäme mich zwar dafür , aber ich könnte auch heute niemandem erklären was es mit den Farben auf sich hat, wann sie eingeführt wurden usw. unter anderem schlicht deshalb weil mir das nicht so eingehämmert wurde wie die Geschichte des 3. Reichs und ichs einfach wieder vergessen habe.

Nein, das erklärt lediglich die falsche Zuordnung zum Dritten Reich und zum Holocaust, nicht aber die allgemeine Assoziation mit “Hass”.

Mal abgesehen davon, dass auch einem linken Weltverbesserer im Geschichtsunterricht aufgefallen sein dürfte, das im dritten Reich die Flagge nicht zu finden war, ist wahrscheinlich genau das ein Problem. Deutsche Geschichte, die über den Kontext von 12 Jahren und im Westen immerhin noch zur DDR hinaus geht, sucht man vergebens.

Da helfe ich doch gerne nach:

Der Legende nach waren es die Lützowschen Jäger, die ihre Jacken schwarz färbten, goldene Knöpfe und rote Aufschläge trugen, um so in den Freiheitskriegen gegen Napoleon einheitlich aufzutreten. Als Freiwillige in einer nicht regulären militärischen Einheit erreichten sie eine legendäre Berühmtheit, nicht nur weil bekannte Männer wie Friedrich Ludwig Jahn und Joseph Eichendorff in ihren Reihen dienten. Die Jäger wurden zum Sinnbild des Strebens nach Freiheit und mehr noch der Bereitschaft, für diese Freiheit alles einzusetzen – auch das eigene Leben.

Später griffen die Studenten die Farben auf. Es ging nicht mehr gegen Napoleon, sondern gegen die deutsche Kleinstaaterei und die Fürstenherrschaft, für nationale Einheit, Freiheit und politische Mitbestimmung. Auf dem Hambacher Fest, das nicht nur ein deutsches, sondern ein europäisches Freiheitsfest war, wehten die Farben über dem Schloss. Im Vormärz und in der Revolution von 1848 wurde die schwarz-rot-goldene Fahne endgültig zur deutschen Trikolore der Freiheit und der Hoffnung.

Ein Teil meiner Antwort auf die Frage könnte sie verunsichern.

@anon81382961 Ich meinte eher das weil man sich nicht mehr erinnert man das gedanklich durcheinanderwürfelt. Kennt man doch, irgendwas nur halb erinnert und dann falsch zugeordnet, grade mit sonem starken Kontext wie dem 3. Reich passiert das glaube ich recht leicht.

Na los, verunsichere mich!

Aber es ist absurd. Hitler hat schwarz-rot-gold verachtet und man verächtete die Farben als „Schwarz-Rot-Senf“. Nichts hat mit Nationalsozialismus oder Nationalismus weniger zu tun als die Trikolore der Bundesrepublik Deutschland.

Ich denke das liegt an einer völligen hyperbolisierung des Feindbildes, die irgendwann nur noch auf einfachsten Auslösereizen den obligatorischen Nazivorwurf provoziert. Das diese Menschen nicht in der Lage dazu sind, einen Unterschied in Patriotismus und Nationalismus zu sehen und deshalb diese Gleichsetzung, so falsch sie historisch auch ist, getroffen wird.

Und ja, es liegt auch an der Instrumentalisierung der Flagge durch Rassisten. Aber daran kann die Trikolore ja nichts und deshalb hält zumindest ein Teil der Demokratie die Werte auch in Form der Deutschlandflagge und der Hymne aufrecht. Zumindest die Unions-Mitglieder wissen noch um den Glanz des Glückes, in dem Deutschland blühen soll.

Also hoffe ich jetzt inständig nicht, dass gerade du, der aus einem Lager kommt, die Menschen fürs Flagge schwingen schon in die Nationalisten-Ecke schieben wollen, gerade DARAUS jetzt einen Vorwurf zu konstruieren versuchst. Dann werd ich nämlich pampig.

Klar is das absurd, aber ich denke das diese Symptomatik auf zumindest einige Leute (grade wenn sie in Rage sind) zutreffend sein könnte.

Ich mein, es gibt ja auch genügend Leute die die Fahne des Norddeutschen Bundes bzw. die Reichsfahne direkt mit Nazis zusammenbringen, was genau absurd ist.

Ich hätte meinen Post oben eventuell noch etwas ergänzen sollen und zwar so:

“fehlende” Schulbildung würde ich nicht unbedingt sagen, sondern eher "Gedächtnisschwäche und „falsche“ Schulbildung.

Kurzversion:

Krieg gegen Napoleon. Freiwillige aus allen Deutschen Ländern wollen Mitkämpfen. Die Bilden das Lützowsche Freikops. Damit die eine Uniform haben färben die alle Kleidungsstücke Schwarz (das war auch die einzige verfügbare Farbe). Abzeichen wurden in Rot Aufgenäht und alle Knöpfe waren aus Messing (also Goldfarben).

Einige Mitglieder waren Studenten der Universität Jena und die trugen diese Uniformen auch nach dem Krieg weiter. Daraus bildete sich die erste Studentenverbindung (Hier ist der erste Punkt warum diese Farben bei der Linken nicht so beleibt sein könnten, denn es gibt einige sehr Nationalistische bis Rechtsradikale Burschenschaften, auch wenn man nicht alle über einen Kamm scheren sollte). In Anlehnung der Uniform hat man eine Flagge entwickelt mit einem schwarzem streifen auf Rotem Grund und einem Goldenen Eichenlaub .

In der Folgezeit wurden die Rufe in der Bevölkerung lauter nach einem Einheitlichen Nationalstaat. Beim Hambacher Forst ähm Fest. Wurden das erste mal diese Farben als Trikolore gezeigt. Die Revolution von 1848 scheiterte und als 1881 das Kaiserreich gegründet wurde kamen die Farben Schwarz Weis Rot auf die Flagge. Die Kommen aus dem Norddeutschen Bund, wo man versucht hatte die Hanseatischen Flaggen (Weis-Rot) und die Preußische Flagge (Schwarz Weiß) zu verbinden.

Die Monarchie ist dann zusammengebrochen und für die neue Republik brauchte man eine Flagge. Also hat man sich auf die alten Freiheitskämpfer besonnen und deren Schwarz rot Goldene Flagge genutzt. In der Bevölkerung kam diese Flagge aber nicht immer gut an. Die Monarchisten haben die Alte Flagge weiterhin als Nationalflagge gesehen und die Anhänger der Nazis haben hier Hakenkreuzflagge genutzt. Nur Demokraten haben schwarz rot Gold genutzt.

Möglicherweise ist diese Flagge auch deshalb unbeliebt, weil sie die Flagge einer gescheiterten Demokratie ist. Nach dem zweiten Weltkrieg hab es deshalb einige Entwürfe für eine neue Deutsche Flagge. Letztendlich hat Adenauer aber mit seiner bekannt autoritären Art (Auch das ist vielleicht ein Angriffspunkt) die Flagge durchgesetzt.

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Klar war die Fahne der Republik bei den Nazis und Monarchisten unbeliebt, die heutige “Neue Rechte” hat mit der Fahne aber ganz offensichtlich kein Problem, muss man sich nur mal Wahlkampfmaterial der NPD etc. anschauen.

Klar ist, dass die Farben für die Bundesrepublik stehen, dass sie für die Demokratische Tradition stehen, dass sie nicht belastet sind und man sie auf gar keinen Fall den Rechten überlassen soll.

Aber: trotzdem kann man bei einer Demo immer noch entscheiden, ob man mit Deutschlandfahnen durch die Straße ziehen will oder nicht. Die Unteilbar-Demo steht ja auch im Kontext der Bilder aus Dresden, Chemnitz, Dortmund (wobei in Dortmund hauptsächlich Schwarz-Weiß-Rot geschwenkt wurde).

Auch wenn Schwarz-Rot-Gold dort perfekt rein gepasst hätte, kann ich jeden verstehen der diese Fahnen dort nicht sehen wollte.

Mögen zwar historisch gesehen unterschiedliche Paar Schuhe sein, sind aber de facto ein- und dieselbe Marke. Zumeist die mit Stahlkappen.
Der Grat zwischen den beiden ist mikroskopisch schmal.

Hm, also rein wegen der „Drohung“ kam ich gerade ernsthaft in Versuchung.
Mal davon ab, daß der erste, pauschalisierende Satzteil einfach nur ebenso dämlich wie falsch ist.