nein. ich finde es schade, dass man ihm immer platt Euthanasie-Fantasien vorwirft.
Es geht ihm um Präferenzen. Wenn die Behinderung des Kindes mit einem glücklichen Leben vereinbar ist, empfiehlt er eine Adoption, weil sich für so etwas sicherlich Eltern finden lassen würden und Lebensfreude ja im Sinne des Kindes ist. Bei das Kind quälenden Behinderungen, die dazu führen das es möglicherweise nur wenige Jahre alt wird, hält er die Tötung sogar für moralisch.
Was ihn eben sehr streitbar macht, ist dass er keinen Unterschied macht zwischen dem Fötus kurz vor und dem Baby kurz nach der Geburt. Ersterer darf in bestimmten Fällen noch getötet werden, letzteres nicht, obwohl nur wenige Minuten dazwischen liegen. Er findet es auch arbiträr, dass ein Frühgeborenes mit 23 Wochen mehr Rechte hat als ein Fötus mit 25 Wochen. Hier unterscheidet er moralisch nicht. Und da das Thema eben sehr emotional gesehen wird von den meisten, macht ihn das für viele zum Teufel. Obwohl die Argumente nüchtern betrachtet nachvollziehbar sind imo.
“When the death of a disabled infant will lead to the birth of another infant with better prospects of a happy life, the total amount of happiness will be greater if the disabled infant is killed. The loss of happy life for the first infant is outweighed by the gain of a happier life for the second. Therefore, if killing the haemophiliac infant has no adverse effect on others, it would, according to the total view, be right to kill him.”
Und Hemophilie ist doch, in milderer Form, gut zu managen, soweit ich weiss
Säuglinge sind für ihn keine Personen; er unterteilt Leben in 3 Kategorien
unbewusstes Leben
bewusstes Leben
selbstbewusstes Leben
Da man Säuglinge schwerlich in die dritte Kategorie einordnen kann, sind sie für ihn auf einer Stufe mit einem Fisch und unter Tieren wie Orkas und Menschenaffen.
Das ist aber was anderes als „Wenn ein behindertes Kind bspw die Eltern ungluecklich macht“
ist vor allem politisch verbrannt.
edit: dafür haben wir eigentlich einen Philosophischen Smalltalk eigentlich^^
Du hast von „Kindern“ geschrieben, also ging ich davon aus, dass es auch um Kinder geht und nicht um Säuglinge. Mit Singer selbst habe ich mich nicht befasst.
Daher weise ich nur noch darauf hin, dass das Drachengame endgültig beendet ist:
Ich möchte auch betonen, dass ich mir diese Weltanschauung nicht zu eigen mache. Ich finde sie aufgrund ihrer nüchternen und radikalen Objektivität aber sehr spannend und in weiten teilen inhaltlich nachvollziehbar.
Die Missbrauchsgefahr ist hoch, zumal wir aus totalitären Systemen Sätze wie “Du bist extrem unglücklich, auch wenn du es selbst nicht so siehst” kennen. Dass Wissenschaftler in der Tradition Singers objektiv feststellen, dass unter bestimmten Umständen auch ein glücklicher Mensch tot besser dran wäre, ist keine absurde Vorstellung.
Im Grundsatz stimme ich damit überein, dass der Bewusstheitsgrad eines Lebewesens eine größere Rolle spielen sollte als die Spezies.
Nein. Das käme bei Singer nie vor, denn Glück ist für ihn als (Präferenz-)Utilitaristen sogar das letztendlich Einzige, das zur moralischen Entscheidung herangezogen wird.
Er sagt auch selbst, dass er nirgendwo weltweit so viel Proteste bei seinen Veranstaltungen erlebt wie in Deutschland. Das ist historisch natürlich nachvollziehbar.