Philosophischer Smalltalk

Ignoriert einfach alles nicht philosophische, war zu faul alles einzeln rauszusuchen.

Die Missbrauchsgefahr ist hoch, zumal wir aus totalitären Systemen Sätze wie “Du bist extrem unglücklich, auch wenn du es selbst nicht so siehst” kennen. Dass Wissenschaftler in der Tradition Singers objektiv feststellen, dass unter bestimmten Umständen auch ein glücklicher Mensch tot besser dran wäre, ist keine absurde Vorstellung.

Im Grundsatz stimme ich damit überein, dass der Bewusstheitsgrad eines Lebewesens eine größere Rolle spielen sollte als die Spezies.

Erzliberale Forenchaotin

:rofl:

Nein. Das käme bei Singer nie vor, denn Glück ist für ihn als (Präferenz-)Utilitaristen sogar das letztendlich Einzige, das zur moralischen Entscheidung herangezogen wird.

Er sagt auch selbst, dass er nirgendwo weltweit so viel Proteste bei seinen Veranstaltungen erlebt wie in Deutschland. Das ist historisch natürlich nachvollziehbar.

Doch, da „besser“ in diesem Zusammenhang ein subjektives Wertungskriterium ist. Da kann man nix „objektiv feststellen“. :wink:

Wieder weg…

Dann entnehme ich dem einen Menschen halt seine Organe und verteile die → mehr Glueck insgesamt

Wobei sowas in der Gesellschaft fuer Angst sorgt, also weniger Glueck

Das Töten eines Menschen als aktiver Akt verursacht aber Leid. Eine aktive Entscheidung, die einer bestimmten Person gezielt Leid zufügt ist für ihn nicht denkbar. Auch die Angehörigen des zu Tötenden sollen beachtet werden müssen.

Er ist aus dem Grund auch gegen Fleischverzehr, weil es eben unmoralisch sei, ein bewusstes Leben zu beenden, nur um dem Menschen hier “Glück” zuteilwerden zu lassen.

Klingt fuer mich dann eher nach rule utilitarianism

In der Regel fuehrt toeten zu mehr Unglueck → toeten ist schlecht

Richtig, habe nichts anderes behauptet. Besonders, wenn es sich um Personen handelt. Das Töten von Föten und Säuglingen betrifft nach Singer ja keine Personen und erfolgt ja auch nicht aus einer Laune heraus, sondern primär um Leid zu vermeiden. (Was bei ungeborenem Leben in gewissen Fällen ja sogar legal ist)

Aber Praeferenzutilitarismus ist doch eine Weiterentwicklung aus dem klassischen Utilitarismus nach Bentham, nur halt mit individuellen Praeferenzen statt nur Glueck als hoechster Maxime.

korrekt.
Und de Präferenz, leben zu wollen ist die stärkste und elementarste und steht somit über allem. Das Interesse einer Person zu leben ist nicht verhandelbar. Wenn du eine Person tötest, zerstörst du alle seine Bemühungen, Entscheidungen und Einflüsse der Vergangenheit und der Zukunft und führst Leid bei allen seinen Angehörigen herbei.

Gerade im klassischen Utilitarismus, könntest du das töten einer Person, um anderen leid zu ersparen, begründen. Im Präferenzutilitarismus nicht.
Denn die Interessen des Opfers und seiner Angehörigen sprechen dagegen, die geretteten würden mit der Information sicherlich nicht glücklich leben, und die Tatsache, dass jemand entscheiden kann, andere zu töten, um ihre Organe zu entnehmen, führt zu Angst und somit zu mehr Leid in der Bevölkerung.

Das töten von Personen (nicht Menschen) stellt für Singer einen entscheidenden Sonderfall dar. Bei unheilbaren Koma-Patienten ohne Angehörige, könnte die Sache schon anders aussehen. Kann ich jetzt aber gar nicht spontan sagen, wie er da konkret zu steht. Müsste ich mal wieder praktische Ethik lesen.

Abgesehen davon, wie willst du entscheiden, welche Person du für wen umbringst? Ich glaube nicht, dass du hier eine Lösung findest, mit der du nicht aktiv Leid verursacht und Präferenzen verletzt.

@Samt Wuerdest du die 100 Menschen nur sterben lassen oder ggf auch aktiv toeten?

Ja, ich würde die Weiche umstellen und den Zug in die Menge rasen lassen. Es zählt einzig und allein die emotionale Bindung und das Konkrete (der Gefährte) ist mir wichtiger als das Abstrakte (die Spezies).

Du würdest in diesem Fall aber wegen Mordes angeklagt

Und? Scheiß auf die Gesetze, wenn es um Leben und Tod geht.

(Das ist eine hypothetische Frage. Praktisch kein Mensch ist jemals in so einer Situation, also können etwaige Rechtsfolgen so oder so unter den Tisch fallen.)

Wo es hier gerade um bewusstes töten geht. Vor 2-3 Jahren kam doch dieser Film raus wo die Zuschauer entscheiden sollten ob ein Pilot verurteilt wird oder nicht, weil er ein Flugzeug abgeschossen hat, das auf die Allianz Arena stürzen sollte.

Ich habe mich zu dem Zeitpunkt über diesen Film aufgeregt und bin da heute noch nicht drüber hinweg.

  1. Diese angebliche rechtliche Grauzone gibt es nicht in Deutschland. Das Bundesverfassungsgericht hat das ganz klar gestellt, das der Staat kein leben gegeneinander abwägen darf. Man könnte zwar sagen: Die im Flugzeug sind sowieso dem Untergang geweiht aber ein solcher Fall könnte einen Präzedenzfall auslösen und man könnte später einen schritt weiter gehen und Leute die sterbenskrank oder behindert sind umbringen denn “Die sind ja sowieso dem Untergang geweiht”. Jetzt müsste man nur noch einen nutzen in den Tod dieser Menschen bringen. Beim Flugzeug sind es ja die geretteten Menschen im Fußballstadion, hier wiederum könnten es Versorgungskapazitäten in der Medizin sein, die eine Rolle spielen. Ja das ist nicht das selbe, ABER es geht nicht darum hier eine Analogie zu finden, sondern darum das man wenn man die Büchse der Pandora aufmacht ein Problem haben könnte, dass es die Leute nicht interessiert wenn diese Regelung immer weiter aufgeweicht wird. Das sehen wir ja in vielen Anderen Bereichen. Auch die Aussage das Terroranschläge einen nicht mehr emotional mitnehmen ist eine verständliche Reaktion, die aber meine Einschätzung bestätigt. Wir neigen dazu Dinge die eigentlich unverschämt sind als normal abzutun, sobald diese Dinge häufiger passieren.

  2. Beim Militär gibt es eine klare Hierarchie und Befehlskette und die darf man nicht einfach unterbrechen. In diesem Fall ist es so,dass ein Pilot ja gar nicht die Entscheidung treffen kann, denn der hat weder alle Informationen die er dafür braucht, noch hat er einen klaren Kopf um diese Entscheidung zu treffen. Deshalb ist das Militär auch kein loser Verbund von Einzelkämpfern sondern hierarchisch gegliedert. Eine Entscheidung ist anzuwenden. Dazu gehört auch die Entscheidung nichts zu tun und abzuwarten. Man stelle sich einmal den Schützengraben im ersten Weltkrieg vor, wenn ein Soldat sich eigenmächtig entschlossen hätte loszustürmen. Eine Aufgabe die schon als koordinierte Aktion viele Todesopfer gefordert hat, aber immerhin manchmal doch Erfolg hatte einfach weil von einer großen Menschenmenge eben doch einige überleben. Ein Einzelner dagegen hat überhaupt keine Chance.
    Man kann das Militär an sich kritisieren, aber das es beim Militär um Befehl und gehorsam geht sollte nicht zur Debatte stehen.

Wieso regst du dich darueber auf?
Der basierte halt auf ner Buchvorlage (“Terror” von Ferdinand von Schirach, das ich auch gelesen habe).

Ansonsten bin ich, rein moralisch gesehen, pro Abschuss. Fuer eine Selbstverstaendlichkeit halte ich das aber nicht. Man kann das auch als absolut tragisch empfinden und trotzdem so handeln.

Aber nur wenn Familienmitglieder im Flugzeug sitzen? scnr :rynam_chocobo:

Was ist wenn du selbst im Flugzeug sitzt. Möchtest du das der Staat, für den du Steuern Zahlst und an dessen Gesetze du dich hältst mit deinen Steuermitteln dafür sorgt, das du selbst getötet wirst.