Die Frage „Wann ist eine Gesellschaft bereit für mehr Klimaschutz?“ ist natürlich nicht irrelevant, aber ich bezweifle sowohl, dass diese Sendereihe des SWR dabei hilft als auch, das pure Nennungen von Problemen, die mit Lösungen für die Klimakrisen zusammenhängen. Darauf schien mir der Mediatheken-Beitrag doch etwas zu stark abzuzielen.
Neben des unsinnigen Einsatzes von Promis wäre mein zentraler Wunsch an den Beitrag, dass die unbedingte Notwendigkeit solcher Maßnahmen betont wird. Ich finde, dass muss der Konsens sein, den man begründet (!) darstellen sollte, dann auf dieser Basis mögliche Lösungen präsentieren sollte und dabei Probleme und Herausforderungen auch erwähnen.
Aber das Problem und die dringende Handlungsnotwendigkeit sollte im Vorgrund stehen. Ich will das das unterfüttern. Im jüngsten Bericht des IPCC lese, ich dass …
- von den 1.09°C globaler Erwärmung im Vergleich zwischen 1850-1900 und 2011-2020 geschätzt 1.07°C auf den Menschen zurückgehen (S. 4)
- selbst im optimistischsten Szenario das 1,5°C-Ziel (bis 2100) nicht gehalten werden kann und es als am wahrscheinlichsten gilt dass die Marke 2030-2035 gebrochen wird
- dass zu den Risiken, die meist mit „very high“ oder „high confidence“ benannt werden, etwa eine erhöhte hitzebedingte Sterblichkeit, mehr lebensmittel-/wasser/-oder krankheitsüberträger-bedingte Krankheiten´, größere Herausforderungen für psychische Gesundheit, mehr Überschwemmungen in Küstenstädten und Regionen, Verlust der biologischen Vielfahlt in Ökosystemen (Land, Süßwasser, Meereswasser), Rückgang der Nahrungsmittelproduktion in bestimmten Regionen, mehr Starkniederschläge etc. gehören (S. 15)
- dass diese Risiken mit jeder weiteren Erwärmung zunehmen (S. 15)
- dass sich diese Risiken im Endeffekt an bestimmten Orten konzentrieren werden und dort umso stärkere Konsequenzen haben (S. 15)
- dass insbesondere Solar- und Windenergie zu den sowohl besten als auch konstengünstigsten Methoden gezählt werden dürfen, um den Klimawandel zu bekämpfen (S. 28)
Wenn man dann zusätzlich noch bedenkt, dass im IPCC Wissenschaftler aus so diversen Nationen wie China, USA, Südafrika, Deutschland, Italien, Senegal, Indien mitschreiben, dann gewinnt der IPCC-Bericht doch noch weiter an Gewicht. Wenn man dann Bedenken gegen erneuerbare Energien versucht in irgendeiner Form ausgeglichen neben Vorteilen darzustellen, dann ist das aus meiner Sicht eine „False Balance“, nach dem Motto, es könnte eine rationale Entscheidung nicht konsequent das Klima zu schützen. Zwei Beispiele:
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Jede Anwohnerbeschwerde gegen zu nahe Windräder soll als Verlust von Lebensqualität anerkannt werden, aber muss auch abgewogen werden gegen den Verlust an Lebensqualität, den wir alle schon in weniger als zehn (!!) Jahren haben könnten.
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Jede wirtschaftliche Schwierigkeiten, soll als Problem für Wohlstand anerkannt werden, aber muss auch abgewogen werden gegen den gesamten Verlust an Wirtschaftskraft und Wohlstand, der durch den Klimawandel anheim steht.
Worüber freilich diskutiert werden muss ist, wie man das Ziel (möglichst wenig disruptiv, aus meiner Sicht) erreicht und das bleibt natürlich eine politische Diskussion. Aber die Notwendigkeit, effektive Maßnahmen einzuleiten, abgeleitet von den möglichen Folgen der globalen Erwärmung, sollte die Basis sein.