Weitere Ausnahmen beim Mindestlohn

Die einen bezeichnen das als Bestrafung, die anderen nennen das Solidarität. Aber eine ganz andere Frage: Inwiefern trifft ein Mindestlohn jetzt den Mittelstand?

Die Politik hat die Aufgabe das Versagen der marktwirtschaftlichen Systeme abzudämpfen und aufzufangen, Rahmenbedingungen zur Selbstbestimmung der Betriebe schaffen. Der Mindestlohn in der Form wie er immer realitätsfremd von Linkspartei und teilweise Grünen propagiert wird, ist weder das eine, noch das andere. Es ist eine wirtschaftliche Doktrin, die von oben bis unten vorgegeben ist. Und diese Doktrin ist Planwirtschaft.

Du wiederholst dich – wie ich jetzt auch. In deiner Welt ist ein Mindestlohn Planwirtschaft, für mich gehört das zu genau diesen Rahmenbedingungen, die du im ersten Satz ansprichst. Dadurch verlieren die Betriebe auch keine Selbstbestimmung, der Arbeitgeber bestimmt die Löhne immer noch selbst, muss sich jetzt aber an eine Lohnuntergrenze halten. Klar – der Arbeitgeber kann jetzt keine Hungerlöhne mehr zahlen, dafür gewinnen die Arbeitnehmer an Stärke. So funktionieren Regeln: Sie räumen mit einem Missstand auf.

Anstatt also dort einzugreifen wo die Selbstbestimmung versagt, weil z.b. keine Gewerkschaften entstehen […]

In der Realität versagt die Selbstbestimmung auch dort, wo Gewerkschaften existieren – der Mindestlohn löst dieses Problem. Und das ganz ohne zähe Verhandlung.

Ha, ich komme aus M-V. Da sind NPD-Ergebnisse zu finden, von denen ihr in Thüringen nur träumt

Wie man weiß sind wir viel rechtsradikaler aus ihr, frag mal Frau Zschäpe :wink: In Thüringen gehen nicht alle Nazis auch wählen :wink:

kleiner Spaß am Rande

[QUOTE=Silentium;363620]Rahmenbedingungen, die du im ersten Satz ansprichst.[/QUOTE]

Das hat mit Rahmenbedingungen nichts mehr zu tun. Dieser Satz wird in den nächsten Jahren jedes Mal um 5% ansteigen und dann viel Spaß, wenn der Mindestlohn auf einmal deutlich über EU-Niveau liegt und der mittelständische Arbeitgeber sich dreimal überlegt, ob er eine neue Arbeitskraft einstellt.

[QUOTE=Silentium;363620]In der Realität versagt die Selbstbestimmung auch dort, wo Gewerkschaften existieren [/QUOTE]

Nein, das stimmt nicht. Viele Branchen haben einen Mindestlohn der deutlich über dem gesetzlichen liegt. Wenn dort kein Mindestlohn zusammenkommt, kann man sich bei den Gewerkschaften bedanken. Aber z.b. die Industrie mit IG Metall hat Mindestlöhne, die deutlich über 8,50 liegen.

[QUOTE=Silentium;363620]Die einen bezeichnen das als Bestrafung, die anderen nennen das Solidarität. [/QUOTE]

Es ist defacto Bestrafung. Solidarität zu erzwingen ist doch keine Solidarität mehr. Desweiteren - hört man so die Begründung der Befürworter - kann man im ehesten Fall noch sagen das es darum geht das alle anderen auch weniger verdienen dürfen wenn man schon selbst nicht so viel bekommt. Dabei bleib ich auch.

Es ist zwar sehr schön, dass hier noch an das Gute im Politiker geglaubt wird, aber ich bin da leider nicht so euphorisch.
Das die schlechten Jobs politisch gewollt sind, sieht man daran, dass die Agenda 2010 in den Himmel gelobt wird. Gerhard Schröder hat noch die Vergrößerung des Niedriglohnsektors gefeiert. Diese Agenda wurde von nahezu allen Parteien mitgetragen. Wie kannst du dann noch davon ausgehen, dass sie es nicht mit Absicht gemacht haben und nichts verändern wollten? Die Agenda hat die Anzahl der “schlechten Jobs” drastisch erhöht. Ich kann deiner Argumentation nicht folgen. Schlechte Jobs sind nicht nur geduldet, sie wurden geschaffen und bleiben erhalten.

Eine Vollbeschäftigung wird wohl nie erreicht werden. Und wenn das erreicht werden soll, dann nur durch massive Qualifizierung und gleichzeitiger Verringerung der Arbeitszeit aller Beschäftigten. Eine vorgeschriebene 35h-Woche mit entsprechender Qualifizierung könnte z.B. den Arbeitslosenmarkt drastisch reduzieren. Das würde aber Unsummen an Geld kosten. Im Übrigen wird so etwas ähnliches bereits gemacht. Das “Jobwunder” wird größtenteils durch Teilzeit und Arbeitszeitverringerung (neben den Statistikschummelleien) ermöglicht.

[QUOTE=hans_wurst;363635]Schlechte Jobs sind nicht nur geduldet, sie wurden geschaffen und bleiben erhalten. [/QUOTE]

Das diese Jobs überhaupt entstanden sind war notwendig, wenn man sich mal den Arbeitsmarkt mit Verstand anschaut.

[QUOTE=ExtraKlaus;363637]Das diese Jobs überhaupt entstanden sind war notwendig.[/QUOTE]
Kommt auf den Standpunkt an.

Eigentlich nicht, man muss das halt nur erstmal verstehen und sich den Schaum vorm Mund wegwischen :smiley:

Mich würde mal interessieren wer von den Diskutanten tatsächlich Einblick in Unternehmen (kleine, mittlere und große) hat(te), langfristig Vollzeit arbeitet(e), vielleicht eine Familie zu ernähren hat, sich ggf. schon einmal über seinen Steuerbescheid gewundert hat… oder inwieweit das hier eine rein theoretische Diskussion ist.

[QUOTE=ExtraKlaus;363618]Nicht wirklich… Es ist nur der Versuch die zu bestrafen, die mehr haben als man selbst. Deswegen ist davon ja auch immer der Mittelstand betroffen weil das für viele Menschen mit beschränktem Horizont schon Reiche Menschen sind.[/QUOTE]

Der Mittelstand wird u.a. durch Geschenke an die sogenannten “Reichen” belastet.

P.S.: Kann irgendjemand erklären weshalb ehemalige Langzeitarbeitslose vorübergehend keinen Mindestlohn erhalten sollen?

Ihr wollt mich doch alle nur Provozieren, damit ich hier mitschreibe. Nein nein, darauf lasse ich mich nicht ein.

@ExtraKlaus

Das einzige was du machst ist Neoliberale Plattitüden aufzählen ohne sie irgendwie zu begründen. Weshalb ist es sinnvoll, wenn ein Arbeitgeber das Recht hat, einem Arbeitnehmer so wenig zu bezahlen, dass dieser nicht davon leben kann? Wieso ist es ein Problem wenn an dieser Stelle in die Tarifautonomie “eingegriffen” wird? Was hat das mit Planwirtschaft zu tun? Die Bereiche, in denen mehr als der Mindestlohn gezahlt wird, um die geht es garnicht, aber das kapierst du anscheinend auch nicht. Und wenn man keine Argumente mehr hat, kommt der typische Neid-Vorwurf. Klasse ExtraKlaus. Du bist die “Ups, ohne uns brummt die Wirtschaft entgegen allen Ankündigungen ja doch genauso”-Partei Deutschlands (UpsoubdWeaAjdgsPD).

Edit:

[QUOTE=Nachteule;363647]P.S.: Kann irgendjemand erklären weshalb ehemalige Langzeitarbeitslose vorübergehend keinen Mindestlohn erhalten sollen?[/QUOTE]

Na die sind Hartz IV-Niveau schon gewohnt, da ist das nicht so schlimm!

@Klaus
Na dann:

edit:

Na, woher sollen denn sonst weiterhin die billigen Arbeitskräfte kommen?
Wenn der Fallmanager beim Jobcenter den Firmen sagen kann:
„Hey, wir haben hier noch billiges Kroppzeugs dritter Klasse für niedere Arbeiten am Start, das ihr weiterhin ausbeuten könnt!“, dann sind die Chancen für dieses Kroppzeugs irgendwie doch noch in den „Arbeitsmarkt“ (was für ein Scheißbegriff) hineingezwängt werden zu können (und sei es nur vorrübergehend) natürlich ungleich höher.
Ich plädiere ja schon länger für einen flächendeckenden Maximallohn von 2€ für Hilfsarbeiter, um die Wirtschaft anzukurbeln.

[QUOTE=menag;363649]@ExtraKlaus […] Weshalb ist es sinnvoll, wenn ein Arbeitgeber das Recht hat, einem Arbeitnehmer so wenig zu bezahlen, dass dieser nicht davon leben kann? [/QUOTE]

Frag ihn doch einfach mal, wieviel ihm eine Stunde seiner eigenen Lebenszeit (in Euronen) wert ist. :twisted:

[QUOTE=menag;363649]Na die sind Hartz IV-Niveau schon gewohnt, da ist das nicht so schlimm![/QUOTE]

[QUOTE=Scumdog;363650]Ich plädiere ja schon länger für einen flächendeckenden Maximallohn von 2€ für Hilfsarbeiter, um die Wirtschaft anzukurbeln.[/QUOTE]

Ja, ich weiß das verleitet zu Sarkasmus… Aber mal im Ernst, gibt es irgendeine eine logische Begründung für diese Ungleichbehandlung?

Aber mir damit kommen ich würde Platitüden verwenden. :roll: Versuchs nochmal ohne diesen Unterton, vielleicht bekommst du dann auch ne Antwort.

Klar, die sind nämlich automatisch betroffen. Aber das kapierst du ja scheinbar nicht.

Menag, du mußt deine Anliegen viel politischer, diplomatischer formulieren, nicht einfach so die Wahrheit voll in die Fresse.
Sonst verschreckst du das Klausi und es läßt sich nicht zu einer Antwort herab.

edit:
@Nachteule
Alles außer jenem Satz war keineswegs Sarkasmus.

Er muss sie vor allem mal so formulieren das man darauf antworten kann und nicht wieder die immer gleichen Platitüden die aus diesen Richtungen kommen wenn man mal darüber diskutiert.

wäh, wäh alle Arbeitgeber wollen nur die Arbeitnehmer ausnutzen nur deswegen sind alle gegen Mindestlohn wäh wäh Selbst wenn der Gegenüber gesagt hat das er gar nicht grundsätzlich gegen Mindestlohn an sich ist, wäh wäh, er ist Kapitalist und deswegen böse und alle Konzerne und mittelständischen unternehmen wollen ja nur das Recht uns alle auszunehmen wäh wäh

Ich diskutier nun mal nicht mit kleinen bockigen Kindern, die sich weigern eine sachliche Diskussion zu bevorzugen, andere Argumente zuzulassen und sich die Standpunkte der anderen mal mit Verstand und unvoreingenommen durchzulesen :wink:

Der letzte Satz ist eine dermaßen offensichtliche Steilvorlage, daß ich mir den bissigen aber geradezu aufgezwungenen Kommentar dazu verkneife! :lol:

Unsachliche Diskussionen sind ja auch mal ganz lustig, aber hier bei dem Thema nervts nur noch, weil es immer dasselbe Gelaber ist. Man kann auch für einen Mindestlohn sein und gegen einen gesetzlichen und flächendeckenden Mindestlohn. Meine Gedanken dazu hab ich schon mehr als einmal erläutert, ohne irgendwelche Polemik, und wer meint das ganze auf “Du willst doch nur das die Leute kein Geld mehr verdienen und auf der Straße landen” einzudampfen kann das gerne machen, braucht dann aber auch keine Antwort zu erwarten.

Auf so eine Kinderkacke hab ich nämlich keine Lust.

[QUOTE=ExtraKlaus;363661]Auf so eine Kinderkacke hab ich nämlich keine Lust.[/QUOTE]

Ich glaube die Frage, die ich mir ein paar Beiträge zuvor gestellt habe hat sich mittlerweile beantwortet. :lol: Sorry, aber das ist so albern, das kann ich nicht mehr ernst nehmen.

[QUOTE=ExtraKlaus;363661] “Du willst doch nur das die Leute kein Geld mehr verdienen und auf der Straße landen” [/QUOTE]
Ah, nein, das willst du tatsächlich nicht. “Die Leute” kommen in deiner Argumentation nur einfach schlicht nicht vor.

@Nachteule:
Ich habe dir in anderen Worten dargelegt, wie Frau Nahles es begründet:
Nahles begründete den Kompromiss damit, dass sich die Chancen von Langzeitarbeitslosen zur Rückkehr in den Arbeitsmarkt nicht verschlechtern sollten.

Klar ist das albern.

[QUOTE=ExtraKlaus;363634]Das hat mit Rahmenbedingungen nichts mehr zu tun. Dieser Satz wird in den nächsten Jahren jedes Mal um 5% ansteigen und dann viel Spaß, wenn der Mindestlohn auf einmal deutlich über EU-Niveau liegt und der mittelständische Arbeitgeber sich dreimal überlegt, ob er eine neue Arbeitskraft einstellt.[/QUOTE]

Und was ist daran verkehrt? Wenn ich ein Unternehmen habe, dann muss ich schauen, was ich mir leisten kann und danach handeln. Das ist ganz normal. Ich kann mir keine neuen Maschinen kaufen, wenn ich sie mir nicht leisten kann. Ich kann mir keine Rohstoffe heranziehen, wenn ich sie mir nicht leisten kann. Ich kann auch nicht einfach in ein größeres Büro ziehen oder ein Gebäude errichten, was ich nicht bezahlen kann. Aber wenn es darum geht, dass man Arbeitnehmer eben nur dann einstellt, wenn man sie sich leisten kann, ist das auf ein Mal verkehrt? Wenn man danach geht, kann man ja auch gleich Diebstahl legalisieren, denn wenn der arme Mittelständler sich die neue Maschine, den Rohstoff oder die Bürofläche, die er will, nicht leisten kann, zahlt er halt nur das was er will und nicht das was gefordert wird. Nein, so funktioniert das natürlich nicht und weil Arbeitnehmer grundsätzlich in einer schwächeren Position sind als ein Händler, benötigen sie einen besonderen Schutz und einen gesetzlichen Mindestlohn. Dann nämlich ist es der Staat, dem man gegenüber steht und nicht mehr der einzelne Mensch, den man mit ein bisschen Psychologie dazu bringen kann, jede Arbeit, zu allen Bedingungen auszuführen.