Weitere Ausnahmen beim Mindestlohn

Während ganz Deutschland besoffen von der WM ist, verhandelt die Politik mal eben klangheimlich weitere Ausnahmen vom Mindestlohn aus: http://www.tagesschau.de/inland/mindestlohn-116.html So von wegen die WM wird nicht genutzt um mal schön schnell politisch unpopuläre Entscheidungen durchzudrücken!

Jetzt sind auch Zeitungsausträger, Praktikanten, Saisonarbeiter und allgemein Arbeitnehmer ausgeschlossen, dessen Arbeitgeber einen “Tarifvertrag” unterschrieben haben (Wette: wieviele Arbeitgeber unterschreiben noch bis Jahresende einen Tarivertrag mit einer ominösen Splittergewerkschaft?). Klasse, oder? Das sind jetzt genau die, die eigentlich einen Mindestlohn bräuchten. Weiterhin sind ja auch immernoch Langzeitarbeitslose, usw. davon ausgeschlossen.

War doch klar. Jeder der glaubt er kriegt da genau das was die Linkspartei fordert ist doch echt ziemlich naiv. Und das ist auch gut so. Lieber den ganzen Mist gleich bleiben lassen als so dilletantisch umzusetzen. Kennen wir aber ja auch alles schon von der Energiewende, da läufts ja genauso

denk doch mal an die wirtschaft anchantia

Ja klar, Hungerlöhne sind gut so! Es ist gut so, dass Menschen, die vollzeit arbeiten, nebenbei immernoch aufstocken müssen und arm bleiben! Wirklich, gut so! Sollen mal nicht so rummeckern diese armen Säcke, Hauptsache sie bekommen die Erlaubnis so richtig geil von kapitalistischen Großkonzernen verheizt zu werden! Supi!

pathetischer gehts auch nicht mehr oder

lol

Mensch Junge, komme mal aus deinem universitalen Elfenbeinturm raus und schau Dich mal um wie es in der Wirklichkeit aussieht! :roll:

Hab ich vielleicht geschrieben das man das lieber ganz bleiben lassen könnte wenn man es nicht hinbekommt und es an allen ecken und enden wieder aufweichen muss bzw. aufweicht? Gegen Mindestlohn in bestimmten Branchen hab ich gar nichts, da kann man aber lieber dafür sorgen das man darauf hinwirkt es in die Tarifverträge zu schreiben.
Da sollte man mal ansetzen, einen gesetzlichen absoluten Mindestlohn werd ich aber nach wie vor für absoluten Blödsinn befinden.

Aber hey, hauptsache erstmal den tollwutschäumenden Pavlovschen Hund rauskehren. :wink:

Ich halte Dir nur den Spiegel vor, mehr nicht. :wink:

Ja klar, als ob Tarifverträge die Lösung wären. Am besten die, die Arbeitgeber mit irgendwelchen Splittergewerkschaften abschließen.

geht doch nich da hocken doch die Kommunisten, hast du den Smalltalk nicht gelesen?

Gerade die katholische Kirche als Arbeitgeber ist ja auch asozial. Ich dachte das brauchen wir nicht mehr zu diskutieren

Ich bin einfach der Meinung das im Grunde die selbstbestimmung von AN und AG funktioniert (In ganz vielen Branchen ist das so) und man - wenn dem nicht so ist - gleich viel eher eingreifen muss, aber halt auf jede Branche bezogen. Nicht gleich von oben herab und “durchgedrückt” Top-Down als Gesetz… Ich bin mir ziemlich sicher die Groko weiß schon die ganze Zeit das man das aufweichen muss, weil man das so nicht durchbringen kann.

Und da meine ich halt kann man sich den Kack auch gleich sparen und die Energie darauf verwenden viele Ebenen weiter unten anzusetzen und eher ein wenig lenkend und Rahmengebend auftreten bei Tarifverhandlungen. In vielen Branchen gibt es ja schon längst tarifliche Mindestlöhne. Die muss man aber eben halt auch abhängig von der Branche machen.
Ein einheitlicher Mindestlohn ist Blödsinn.

Prinzipiell sind Tarifverträge die bessere Lösung… allerdings nur wenn die Gewerkschaften ihren Job richtig machen würden. Das tun sie leider nicht.
Die Absprachen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft sind leider zu stark. Auch hier ist ja prinzipiell nichts dagegen einzuwenden wenn Arbeitgeber und Gewerkschaft erstmal versuchen ohne Streik zu verhandeln. Aber zumindest die großen Gewerkschaften scheinen vor wirklichen Streiks eher zurückzuschrecken.

Was in jedem Fall stimmt ist:
Wenn man einen Mindestlohn einführt, dann einen richtigen und nicht diesen aufgeweichten Bullshit.

Allerdings noch ein Kritikpunkt an der Einführung:

So von wegen die WM wird nicht genutzt um mal schön schnell politisch unpopuläre Entscheidungen durchzudrücken!

Das ist schon lange vor der WM bekannt das über sowas verhandelt wird. Der Streit um die Ausnahmen ist so alt wie der Streit um den Mindestlohn.

Und „klammheimlich“ ist etwas gewagt für eine ziemlich offene und scharf geführte Diskussion zwischen CDU und SPD.

Abgesehen davon ist zum Beispiel die Ausnahme in der Zeitungsbranche zeitlich begrenzt… muss man nicht gut finden aber es ist nicht so als wären sie prinzipiell und für alle Zeiten ausgeschlossen. Hier geht es halt irgendwie auch um den „Schutz“ von Printmedien. Im Prinzip versagt man ihnen nur die Sterbehilfe aber das ist ein anderes Thema.

universitalen Elfenbeinturm

Es heißt „universitärer Elfenbeinturm“ :wink:

Im Niedriglohnsektor funktioniert diese Selbstbestimmung überhaupt nicht. Wie erklärst du dir sonst, dass Menschen für einen Hungerlohn Vollzeit arbeiten gehen? Aus Spaß? Warum diskutieren wir über einen Mindestlohn? Du schreibst, wir haben gar kein Problem, der Markt regelt das schon. Ich sage: Realitätsverweigerung. Ganz offensichtlich befinden sich die Arbeitgeber immer am längeren Hebel. Sie stellen Arbeit bereit, Menschen brauchen Arbeit, um zu überleben, also wird sich auch jemand finden, der sie verrichtet, ganz gleich, wie wenig ich bezahle.

Übrigens haben viele Menschen, die von einem Mindestlohn profitieren, keine Gewerkschaft hinter sich, geschweige denn sowas wie einen Betriebsrat. Wer sowas auch nur zu gründen gedenkt, dem flattert bald schon die Kündigung ins Haus.

Aber ja: Alles super – also vergessen wir das mit dem Mindestlohn ganz schnell wieder.

Immerhin macht sich die SPD mal wieder lächerlich, das wird sich bei der nächsten Wahl sicher bezahlt machen. :slight_smile:

lesen hilft

Und jetzt nochmal alle: Wer hat uns verraten…?

:slight_smile:

[post=363388]@ExtraKlaus[/post]

Könntest du mal genau erklären wo das Problem an einem absoluten Mindestlohn ist? Es verbietet den Tarifverträgen ja nicht, dass die Löhne darüber liegen. Nur darunter sollen sie nicht liegen.

Weil du eigentlich Tarifautonomie hast. Das bedeutet, das die Gewerkschaften versagt haben, wenn sie in einigen Branchen keine Mindestlöhne ausgehandelt bekommen.
Die Politik sollte eher da eingreifen wo es stattfindet, und nicht einfach ein Gesetz verabschieden das in der Form keinen Bestand haben wird, wenn man es jetzt schon aufweichen muss.

Die Gewerkschaften haben halt versagt, wenn sie in den Tarifverhandlungen nicht stark genug auftreten. Ganz einfach.
Ein absoluter Mindestlohn verletzt die Tarifautonomie, beschränkt vor allem Mittelständische und kleine Unternehmen (und eben nicht die großen bösen Großkonzerne) bei der Mitarbeitersuche und dem Vertragsabschluss und grundsätzlich sind solche planwirtschaftlichen Methoden in einer sozialen Markt(!)wirtschaft abzulehnen. Das würde auch funktionieren, wenn der Staat die Rolle einnimmt, die ihm in diesem Wirtschaftsmodell eigentlich zusteht und nicht als planwirtschaftliche Instanz, die von oben herab bestimmt was Unternehmen dürfen und was nicht, und zwar in einem Ausmaß das eindeutig über die politische und juristische Rahmengebung hinausgeht.

Antworten hilft noch mehr, zumindest in einer Diskussion. Aber ich bemühe mich, deinen Standpunkt zu verstehen.

Du schreibst, dass der Staat nur in Branchen eingreifen darf, in denen die Selbstbestimmung versagt hat. Der Staat darf also erst agieren, sobald das Kind in den Brunnen gefallen ist (die Mitarbeiter also darunter zu leiden haben), und das auch nur, wenn jemand den Staat darauf aufmerksam macht. In der Realität passiert das oft erst nach Jahren, wenn überhaupt. Hältst du das für sinnig?

Was ist mit Branchen, in denen keine Gewerkschaften existieren? Müssen die eine Gewerkschaft gründen? Oder soll der Staat hier selbstständig einen Mindestlohn aushandeln? Glaubst du, dass das in absehbarer Zeit passieren wird?

Ein absoluter Mindestlohn verletzt die Tarifautonomie, beschränkt vor allem Mittelständische und kleine Unternehmen (und eben nicht die großen bösen Großkonzerne) bei der Mitarbeitersuche und dem Vertragsabschluss und grundsätzlich sind solche planwirtschaftlichen Methoden in einer sozialen Markt(!)wirtschaft abzulehnen.

Heißt im Klartext, du als Kleinunternehmer willst weiter Mitarbeiter für einen Hungerlohn beschäftigen. Offenbar siehst du nur die Marktwirtschaft (die hier versagt hat) und vergisst die soziale Komponente, bei der der Staat sehr wohl eingreifen darf, ohne dass du das Schreckgespenst Planwirtschaft bemühen musst.

Das würde auch funktionieren, wenn der Staat die Rolle einnimmt, die ihm in diesem Wirtschaftsmodell eigentlich zusteht und nicht als planwirtschaftliche Instanz, die von oben herab bestimmt was Unternehmen dürfen und was nicht, und zwar in einem Ausmaß das eindeutig über die politische und juristische Rahmengebung hinausgeht.

Unternehmen vorzuschreiben, ihre Mitarbeiter anständig zu bezahlen, geht für dich also über diese Rahmengebung hinaus? Ich lese einen Menschenfreund, wie mir scheint.

[QUOTE=Silentium;363459]Antworten hilft noch mehr, zumindest in einer Diskussion. Aber ich bemühe mich, deinen Standpunkt zu verstehen.
[/QUOTE]

Ich wiederhole mich halt ungern, vor allem wenn man wirklich noch nicht viel nachlesen muss.

[QUOTE=Silentium;363459]Hältst du das für sinnig?[/QUOTE]

Erstens sage ich “sollte”. Nicht “muss”. Die Idee dahinter ist, schon “bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist” einzugreifen, indem man als Staat sich an der Stelle einschaltet an der er sich einschalten soll. Wie das am Ende aussieht, ist nicht mein Problem, das wird man dann sehen müssen - Entweder branchenabhängige Rahmenbedingungen für Tarife festlegen, bestimmte Absprachen zwischen Gewerkschaft und AG verbieten etc. pp.

[QUOTE=Silentium;363459]Oder soll der Staat hier selbstständig einen Mindestlohn aushandeln? [/QUOTE]

Ja. In genau solchen Fällen macht das Sinn.

[QUOTE=Silentium;363459]Heißt im Klartext, du als Kleinunternehmer willst weiter Mitarbeiter für einen Hungerlohn beschäftigen. [/QUOTE]

Nein, heißt es nicht. Das liest du da jetzt heraus. Es hat ganz vielfältige Auswirkungen und trifft halt nicht die, die in der Diskussion immer angeschwärzt werden und als Sinnbild des bösen Kapitalismus vorangeführt werden. Es trifft die falschen, darum geht es auch ein Stück weit.

[QUOTE=Silentium;363459]ohne dass du das Schreckgespenst Planwirtschaft bemühen musst.[/QUOTE]

Es ist defacto ein planwirtschaftlicher Eingriff. Das der Staat eingreifen muss, wenn der Markt versagt (Also vor allem im Pflegedienst, weil keiner für Opa Heino das bezahlen will, was es kosten würde, würde man die Leute anständig bezahlen), habe ich ja sogar explizit hervorgehoben.
Wenn Gewerkschaften ihre Mitglieder bescheißen kann da der Markt ja nichts dafür :mrgreen:

Ist schon traurig, dass es gleich wieder Ausnahmen gibt, da hätte man es sich tatsächlich gleich ganz sparen können. Die Ausbeutung wird so problemlos weiterbetrieben werden können, dabei sollte jemand, der seine Arbeitnehmer nicht anständig bezahlen kann, auch gar keine Arbeitnehmer einstellen dürfen.