Was war vor dem Urknall?

Ich glaube, dass niemals ein Mensch diese Frage beantworten werden wird. Wir werden zwar irgendwie wissenschaftlich dem sehr nahe kommen, begreifen wird unser begrenzter Verstand das ebensowenig, wie wir uns Unendlichkeit oder das Nichts vorstellen können.

Wenn man das ganze Universum zu zwei großen Gehirnen umbauen würde, dann könnte das eine Gehirn das andere begreifen und umgekehrt. Dann könnten die beiden sich erzählen, wie sie funktionieren, Allerdings müssten sie dafür die Informationen über das Gegenüber wieder löschen, weil dafür kein Platz mehr wäre. Dann wüssten beide wie sie selbst funktionieren, werden aber hoffentlich nicht wieder neugierig auf den jeweils anderen…

Das Universum erzeugt Lebensraum. Wenn jedoch kein Lebewesen da ist, der den Lebensraum als solchen nutzen kann, gibt es auch keinen Lebensraum.

Ist natürlich logisch. Wenn ich mein Butterbrot als Klopapier verwende, war da schließlich kein Butterbot, sondern Klopapier.

„Wenn ein Baum umfällt, ohne das ihn einer dabei hört, verursacht dieser Baum dann Geräusche?“

Ja. Ich hoffe das überrascht niemanden.

Ein bisschen mit Wirklichkeits- und EXistenzdefinitionen spielen und schon kann man ganze Welten voller Sophismus erschaffen. :smiley:

@NietzschesÜberMilski: Glückwunsch, Erkenntnistheorie-Kurs nochmal belegen. Das kann ich ganz hübsch mit Skeptizismus widerlegen.

Du müsstest schon beweisen können, dass - a priori - ein weltinhärentes Gesetz bestünde, dass verursacht, dass alles das, was fällt, auch ein Geräusch verursacht. Du kannst zwar beweisen, dass statistisch gesehen immer, wenn ich etwas fallen lasse, es auch ein Geräusch verursacht, aber eine Gesetzmäßigkeit dahinter kannst du nicht beweisen, nur Korrelation. Genauso könnten auch alle deine Messinstrumente falsch sein, weil die Menschheit z.B. kollektiv unter einer kognitiven Verzerrung leidet (was ja irgendwo auch stimmt). Deine Ergebnisse wären daher inter-subjektiv wahr, aber weder schwach noch stark objektiv. Und das beweis mir jetzt mal.

Und für Butterbrot und Klopapier belegst mir nochmal Sprachphilosophie Grundkurs.

Der Punkt ist: Physik funktioniert nur über bestimmte Prämissen. Meta-Physik hat mit diesen Prämissen allerdings gar nichts zu tun, von daher lässt sich da keinerlei Aussage treffen.
Wenn ich mit geschlossenen Augen in einem Zimmer gefesselt werde, kann ich nicht beurteilen, ob dort ein Stuhl steht oder nicht. Wenn ich die Augen öffne, kann ich es beurteilen. In Analogie zur Metaphysik: Dafür muss erstmal die Möglichkeit gegeben sein, die Augen aufzumachen.

Nein, wenn du das Butterbrot als Klopapier verwendest, welchen Sinn erfüllt dann das von dir geschaffene Butterbrot, wenn es doch offensichtlich nicht dafür ausgelegt ist als Klopapier zu fungieren, da es schon bessere Instrumente gibt (Klopapier)?

Aber vielleicht sollte ich nochmal klarstellen, dass das von mir vorgestellte Gedankenkonstrukt nicht meine Zustimmung hat, sondern lediglich ein Betrachtungsweise darstellen sollte. In Wirklichkeit gehe ich davon aus, dass das Universum gar keinen größeren Sinn hat, sondern einfach nur „da“ ist. Genauso wie das Leben, dass auch keinen Sinn hat und einfach nur „existiert“.
Vielleicht hat auch alles einen Sinn, aber mir erscheint keine (religöse) Erklärung nach dem „Sinn des Lebens“ oder dem Universum sinnvoll. Wo bleibt bei dem ganzen denn der Sinn?

Meine persönliche Antwort: Es gibt keinen. Alles ist chaotisch und sinnlos.

[spoiler]Anmerkung:
Diese leicht ernüchterne Darstellung, dass alles sinnlos sei, mutet natürlich etwas trostlos an. Viel eher bin ich der Überzeugung, dass man dennoch seinen eigenen Leben einen „Sinn“ geben kann ohne einen übergeordneten Sinn für alles Suchen zu müssen. Es gibt einen sehr schönen humanistischen Ansatz, den ich kurz aufzeigen möchte:

Sinn unseres Lebens ist größtmögliche Entfaltung und Vervollkommnung der eigenen Persönlichkeit
in größtmöglicher Harmonie und Verbundenheit zu unserer Mitwelt.
[/spoiler]

Wenn man bestrebt ist allem einen übergeordneten Sinn zu geben, dann kommt man zwangsläufig zu der Frage, was vor dem Urknall war und schließlich ein „sinnvolles“ Universum geschaffen hat. Meiner Meinung nach hat allerdings „vor“ dem Urknall ebenso wenig sinnvolles existiert wie nun „nach“ dem Urknall.

Klingt dramaturgisch ja erst einmal echt gut. Allerdings hast du die Frage die du beantworten wolltest nur nach hinten verschoben.

Wir würden in der Version ja herausfinden, dass wir „nur ein Computerprogramm“ oder irgendetwas in diese Richtung wären.

Dann kommt zwangsweise die Frage: Wer hats programmiert? Wie wurde es gemacht? Und woher kam das Wesen, dass dieses Programm programmiert hat? Ist auch dieses nur eine Simulation? Und wenn ja woher kommt diese?

Die Frage was war vor dem Urknall, will den Ursprung beantwortet haben. Auch wenn es dramaturgisch erst einmal gut klingt eine weitere Existenz einfach davor zu setzen, hat einen das in der Beantwortung der Frage nicht weiter gebracht.

Da das Geschichtenerzählen auch mein Steckenpferd ist, werfe ich in die Waagschale, dass eine gute Geschichte auch Fragen beantworten sollte. Allerdings niemals alle Fragen. Daher kann man bei deiner Version bleiben. ^^

Aber wo wir gerade bei Geschichten sind. Hier meine Version des „Vor dem Urknall“

Das Nichts

Es konnte sich nicht daran erinnern wie lange es nun schon hier war. Ehrlich gesagt wusste es es nicht einmal, wo genau es überhaupt war. Es konnte sich auch nicht daran erinnern jemals irgendetwas getan zu haben.
Aber so war eben die Natur des Nichts. Es war einfach da. Nun hätte man natürlich darüber streiten können, ob man in Bezug auf das Nichts wirklich davon reden konnte, dass es da wäre. Aber das war wiederrum ein enormer Vorteil daran das Nichts zu sein. Es gibt niemanden der einem hätte wiedersprechen können.
Daher war das Nichts glücklich damit zu behaupten, dass es da wäre.
Nur konnte es sich, wie gesagt, nicht sagen wie lange es nun schon behauptete da zu sein. Für einen kurzen Moment, oder war es doch ein etwas längerer? Nun für einen kurzen Moment dachte es sich, das es doch einfach mal die Zeit fragen könnte, wie lange es nun schon

Doch die Frage pochte weiter im Nichts. Alles was war konnte irgendwie sagen wie lange es schon war. Nun gut, das war bisher nicht so viel, zumindest soweit das Nichts es bewerten konnte. Aber es stellte sich vor, dass wenn irgendetwas neben ihm sein würde, dann müsste dieses etwas sagen können wie lange es schon da war. Und das würde bedeuten, dass dann eigentlich auch die Zeit mal vorbei schauen müsste und dann könnte das Nichts endlich die Zeit fragen, wie lange es schon da war.

Und so machte das Nichts es. Ein einziger weiterer Gedanke war nötig und es entstand etwas winziges, etwas so kleines, dass nicht einmal das Nichts es wirklich sehen konnte. Und dieses winzige Etwas ploppte plötzlich, etwa so wie ein Maiskorn in der Pfanne ploppt. „Nun wenn es Maiskörner und Pfannen gegeben hätte.“, dachte das Nichts. Mit diesem Gedanken wurde das Nichts von dem winzigen Etwas verschlungen und es ward nicht mehr gesehen.

Nur ist die Frage, ob dieses Nichts, aus dem ja Etwas hervorgegangen ist, wirklich als Nichts bezeichnet werden kann. Physikalisch gesehen kann man dieses Nichts ja nicht begreifen, die kleinsten Ausmaße des Universums waren die Plank-Maße, wenn ich das richtig verstanden habe.

Mir kommt die Multiversumtheorie am schlüssigsten vor (bedenkt man die stochastisch fast unmöglich präzise Feinabstimmung der Grundkonstanten unseres Universums), allerdings setzt ein Unendlich großes Multiversum auch eine unendlich große „Lebenszeit“ voraus, und Unendlichkeit ist nicht viel appetitlicher als das Nichts.

Vielleicht ist das Universum auch einfach nur ein nicht greifbarer Schwingungszustand von etwas, wovon wir keinen schimmer haben und Zeit und Raum kehren irgendwann wieder zum Urknall zurück, wo die Periode von neuem beginnt.

Vielleicht ist unser Universum selbst nur ein Elementarteilchen von etwas gigantischerem, was wiederum ein Elementarteilchen etwas noch gigantischerem ist usw.

Vielleicht ist das Multiversum auch ein gigantischer Schwebezustand zwischen Sein und Nichtsein, zwischen dem Nichts und der Unendlichkeit (möglicherweise eine Art Quantenmechanischer Zustand und wir sind sozusagen Schrödingers Katze).

Man könnte stundenlang darüber philosophieren, am spannendsten sind doch die Fragen, auf die es keine Antwort gibt :smiley:

Du gehst von einem hypothetischen Realismus aus. Könnte man anders Dinge wie kognitive Verzerrung oder „falsche Messinstrumente“ definieren, wenn nicht in Abhängigkeit von einem „wahren“ Zustand? Das beißt sich aber mit deinem letzten Abschnitt, der eine Fixierung auf logische Abbilder (Stuhl -> Bild im Kopf, Stuhl -> kein Bild im Kopf) beschreibt. Demnach baut sich die Wirklichkeit ja nur durch die Bilder auf, was die Def. eines wahren, ausgezeichneten Zustands unmöglich macht. Da beißt sich deine Argumentation.

Der Punkt ist: Alles funktioniert nur über Prämissen. Es gibt nur Wenn-Dann-Aussagen. Es existieren keine Aussagen, die frei in den Raum hineingesprochen wahr sind, sondern nur unter den begriffslogischen Prämissen wahr sind, die die Bildung dieser Begriffe voraussetzt. Wenn Meta-Physik nicht mit Prämissen arbeitet, ist es leere Schwafelei, denn es gibt keine voraussetzungslosen Erkenntnisse. (s. Münchhausen-Trilemma)

Unter den Prämissen der Physik entsteht ein Geräusch, wenn ich ein Objekt einer gewissen Masse auf den Boden fallen lasse, auch wenn ich taub bin (das logische Bild ist nur „leer“). Und auch, wenn du die Augen geschlossen hast, ist da ein Stuhl. Dein Wahrnehmungsapparat reagiert nur anders auf ihn (in diesem Fall ignoriert er ihn, weil du ihn nicht wahrnimmst). Wirklichkeit ist kein (beliebiges) logisches Abbild, sondern kann objektiv über die Zuordnungsrelation zwischem dem System, das einen Ausschnitt aus der Welt logisch bricht und seinem Resultat (die Repräsentation im Kopf z.B.) festgelegt werden:

WENN Augen zu -> kein Stuhl.
WENN Augen auf -> Stuhl.

Es ist dann auch egal, ob jemand die Augen zumacht oder sie geöffnet lässt. Gleiches gilt für den Baum. der umfällt:

Wenn eine Person P neben dem Baum steht -> P hört Geräusch.
Wenn P nicht in Reichweite ist -> P hört nicht Geräusch.

Wenn ich Messinstrument M verwende -> Ich messe dies und das.
Wenn ich Messinstrument M_2 verwende -> Ich messe dieses und jenes
usw.

Durch die rein implikative Form wird jede Voraussetzung einer externen Wirklichkeit (im klassischen Sinne wie „Das ist Geräusch“ / „da ist kein Geräusch“) überflüssig. Sie überwindet auch den Dualismus zwischen Kant’scher Entsagung nach der Erkenntnis eines Ding an sich (sozusagen das „wahre“, das nie greifbar ist) und dem bloßen Abbild-positivismus, wie du ihn beschreibst (wenn niemand hinschaut, ist da auch kein Stuhl).

Dem Ganzen liegt eine tief liegende Verknüpfung zwischen Logik, Pragmatik und Semantik zugrunde:
Denn nur durch die Voraussetzung einer spezifischen Herangehenweise erzeugt man den pragmatischen Kontext, der die Bedeutung eines Abbildgehalts auszeichnet, z.B. ob er wirklich ist oder unwirklich. Deswegen besitzen Naturwissenschaften eine Wirklichkeit, weil dort die Herangehensweise festliegt - ein bestimmter Filter, wenn man so will. Diese Herangehensweise macht das Arbeiten vorausschaubar. Anders in den Geisteswissenschaften: da ist die Herangehensweise nicht festgelegt. (multiperspektivisch)

Man kann dann rein von der Logik ausgehend eine Wirklichkeit für Naturwissenschaften definieren, weil alle Elemente darin im Grunde nur Deduktionen aus der anfänglich festgelegten Herangehensweise sind. Deswegen ist auch dein Argument mit der „statistischen“ Gewissheit einer Wirkung nicht zielführend, da man nun nicht mehr vom Gemessenen ausgeht, sondern davon, ob je überhaupt ein Geräusch unter diesen und jenen Umweltbedingungen gemessen werden kann und das liegt a priori in den Eingangsvoraussetzungen.

Zweitens geht es nicht um Beurteilen realer Sachverhalte, sondern ob man reale Sachverhalte überhaupt unabhängig vom Beurteiler festlegen kann. Darum ist es auch egal, ob jemand Beurteilen kann, ob da ein Stuhl ist. Das geht, das habe ich oben gezeigt, nur ist diese Vorstellung weitaus abstrakter.

Desweiteren möchte ich zu bedenken geben, dass man (z.B. in der Komplexitätstheorie) logische Probleme definieren kann, die eindeutige Lösungen haben, für die es aber beweisbar keine Lösungsverfahren geben kann (!). Das ist ein Beispiel dafür, wie eine Wirklichkeit existieren kann, aber niemand an sie herankommen kann.
Bei dir sehe ich immer, dass Beurteilung eines Sachverhalts und der Sachverhalt selbst Hand in Hand gehen, aber das ist eben eine ungültige Verknüpfung. Es gibt selbst dort Wirklichkeit, wo aus inhärenten Gründen niemand urteilen kann.

So ist es auch bei der Wirklichkeit der Naturwissenschaften: Um festzustellen, ob etwas zur naturwiss. Wirklichkeit gehört, müsste jemand bildlich gesprochen unendlich viele Experimente durchführen. Ob ein Resultat also zur Wirklichkeit der Naturwiss. gehört, ist nicht entscheidbar durch jemanden, wohl aber wohldefiniert, ob es zur Wirklichkeit gehört oder eben nicht. Und das ist genau die Eigenschaft, die man von einer Wirklichkeit erwarten würde: unabhängig davon, ob jemand es beurteilen kann. Und diese entsteht über das interdependente Dreieck: Logik, Pragmatik, Semantik.

Ich gehe von einer Korrespondenztheorie (KTW) aus, die von Vertretern des Realismus vertreten wird. Andere Wahrheitstheorien, wie z.B. Kohärenztheorien, halte ich halt für noch blöder. Das heisst aber nicht, dass ich nicht Einwände gegen die KTW hätte. Ich sehe allerdings deinen Punkt. Ich glaub am einleuchtendsten klingt für mich tatsächlich ein Konstruktivismus, bei dem ich allerdings auch wieder erklären müsste, wie dann eigentlich soziale Kommunikation funktioniert, außer ich vertrete nebenher noch nen Solipsismus, aber das halt ich für Schmarn. Da muss ich noch mehr drüber nachdenken, danke für die Anregung.

Das mit dem Münchhausen-Trilemma stimmt, aber (wenn Tautologien immer wahr sind, dann gilt:)Tautologien sind immer wahr! (Okay, stimmt leider auch nicht ganz, nur in klassischer Logik :frowning: )

Ich gebe trotzdem zu bedenken: Es gibt einen Unterschied zwischen „Ich kann nicht sagen, ob dort ein Stuhl ist“ und „Dort ist kein Stuhl“, das ist das gleiche wie Agnostizismus und Atheismus. Deshalb halte ich den Atheismus halt auch für Bullshit. Das ist schließlich auch die größte Krux der Korrespondenztheorie der Wahrheit: Um die objektive Wahrheit meiner Aussage zu überprüfen, müsste ich in die Welt an sich schauen, und das geht halt nicht.

Das mit der Implikationsform stimmt, da hast du Recht, aber wir sind ja dennoch immer darauf fixiert, möglichst objektive Wahrheit zu finden. Das gilt auch für die Physik in großem Maße, das stimmt, aber dort, wo die Messinstrumente versagen, können wir nicht mehr schlüssig behaupten, wir hätten trotzdem etwas bewiesen (Die Krux der Implikationsform: Falscher Antezedens und so. Wenn die Messinstrumente nicht funktionieren, dann können wir beliebiges implizieren und die Aussage bleibt wahr. Modus Ponens funktioniert nur eben nicht mehr).

Und das ist eine Prämisse, die ich nicht mehr kaufen muss (außer ich vertrete eine KTW). Und selbst wenn ich sie kaufe - was ich eigentlich tue - dann bedeutet das aber noch nicht, dass wir diese Wirklichkeit auch erkennen können; v.a. nicht, wenn niemand sie beobachtet. Ich glaube, da verstehe ich dich gerade einfach nur nicht oder wir vertreten einfach unterschiedliche Ansichten.

Danke auf jeden Fall für die Anregungen, da muss ich nochmal genauer drüber nachdenken.

Ich gehe von einer Korrespondenztheorie (KTW) aus, die von Vertretern des Realismus vertreten wird. Andere Wahrheitstheorien, wie z.B. Kohärenztheorien, halte ich halt für noch blöder. Das heisst aber nicht, dass ich nicht Einwände gegen die KTW hätte. Ich sehe allerdings deinen Punkt. Ich glaub am einleuchtendsten klingt für mich tatsächlich ein Konstruktivismus, bei dem ich allerdings auch wieder erklären müsste, wie dann eigentlich soziale Kommunikation funktioniert, außer ich vertrete nebenher noch nen Solipsismus, aber das halt ich für Schmarn. Da muss ich noch mehr drüber nachdenken, danke für die Anregung.

Gern geschehen! Gedanken wie deine fordern mich heraus - führen mich eben immer dazu, meine Theorien zu bedenken. Ich bin auch primär Korrespondenzler, auch wenn ich mit einigermaßen großem formalem Aufwand glaube, zeigen zu können, dass beide Ansichten im Kern äquivalent sind.
Konstruktivismus heißt ja nicht, dass alles Schall und Rauch wäre. Es heißt nur, dass Aussagen fröhlich in den leeren Raum hineingesprochen keinen wirklichen Sinn haben. Das sieht man den formalen Ausdrücken leider nicht an:

es existiert x, sodass P(x)

kann wahr, falsch oder unsinnig sein. Wichtig ist aber, dass ohne Brille, durch die man den Ausschnitt der Welt betrachtet, von der der Satz handelt, der Satz unsinnig ist, da sonst die Begriffe x und P(x) gar keine Bedeutung haben. Das macht das ganze konstruktiv, sobald man aber festgelegt hat, durch welche Brille man schaut, liegt es fest und ist nicht willkürlich, das macht das ganze realistisch.
Dass man es den Ausdrücken nicht ansieht, worin sie stehen, ist ein ernsthaftes Problem, um deren Lösung ich mich seit einiger Zeit kümmere.

Ich gebe trotzdem zu bedenken: Es gibt einen Unterschied zwischen „Ich kann nicht sagen, ob dort ein Stuhl ist“ und „Dort ist kein Stuhl“, das ist das gleiche wie Agnostizismus und Atheismus. Deshalb halte ich den Atheismus halt auch für Bullshit.

Ich auch, aber noch aus einem anderen Grund. Der Begriff „Gott“ durch die Brille der Naturwissenschaften betrachtet, hat gar keine Bedeutung. Die Pragmatik naturwiss. Begriffsbildung ist eine fundamental andere als die Bildung des Begriffes in der Theologie. Man kann nicht einfach Begriffe von der einen „WElt“ in die andere übertragen, man muss erst schauen, ob es möglich ist.
ZU sagen: „Es gibt keinen Gott, weil es Naturgesetze gibt“ ist in etwa so sinnvoll wie:
„Es gibt keinen Pudding, weil Wale Säugetiere sind.“

„Es gibt einen Gott“ ist in der Theologie selbstredend wahr, weil es axiomatisch in der Dogmatik liegt.
Derselbe Satz hat in der Welt der Naturwiss. hingegen überhaupt keinen Wahrheitswert, da er kein ordentlich gebildeter Satz ist.
Durch welche Brille man schaut ist für die Beurteilung eines Satzes sehr wichtig.

Und das ist eine Prämisse, die ich nicht mehr kaufen muss (außer ich vertrete eine KTW). Und selbst wenn ich sie kaufe - was ich eigentlich tue - dann bedeutet das aber noch nicht, dass wir diese Wirklichkeit auch erkennen können;

Das stimmt: Manches kann nicht erkannt werden. Man kann aber dafür sorgen, dass man sich zur Wahrheit irren kann. Dafür müssen bestimmte Merkmale erfüllt sein, sodass man sich der Wahrheit nähern kann.

v.a. nicht, wenn niemand sie beobachtet.

Wie können neue Arten entdeckt werden? Demnach entstehen diese Arten ja erst, wenn man sie beobachtet. Das sind zwei verschiedenen Ansichten: Sind diese Arten „da“, solange sie niemand entdeckt? In meinem Wirklichkeitsbegriff schon, da man sehr gut trennen kann zwischen bloßem Faktum und logischem Zwang:
Dass der Forscher erst heute die Art entdeckt, ist kein logischer Zwang. Er hätte auch schon gestern da sein können. Daher frage ich mich: Wenn die heutige Entdeckung keinem logischen Zwang unterliegt, was rechtfertigt dann die scheinbar folgerichtige Erweiterung der Wirklichkeit von gestern um den Begriff von dieser Art? Ist sie dann nicht auch nur willkürlich? Und was korrespondiert hier nun? Der Existenzsatz dieser Art mit der Wirklichkeit oder viel mehr die Korrespondenz zweier Repräsentationen (Forscher entdeckt Art <-> Wirklichkeit wird um die Art erweitert), die angedacht sind, mit der Wirklichkeit zu korrespondieren?

Ich glaube, da verstehe ich dich gerade einfach nur nicht oder wir vertreten einfach unterschiedliche Ansichten.

Schon möglich :slight_smile:

wobei ich diesen Thread eigentlich nicht mehr vollspammen wollte, ich halte mich nun zurück :-o

Die Frage nach dem davor ergibt doch gar keinen Sinn, weil wir keine Begriffe und Konzepte dafür haben. Materie erfordert Masse. Masse erfordert Gravitation. Gravitation erfordert vermutlich Elementarteilchen. Teilchen benötigen einen Raum. Und wo kein Raum, da gibt es auch keine Materie nach unserem Verständnis. Nur nach dem Verständnis wird ja gerade gefragt. Wir können etwas nicht mit etwas beschreiben, wofür wir keine Begriffe haben: Vor dem Universum war eine Menge Kruffel in Blangblang eingeschnörzt. Das ist womöglich richtig, aber es stellt uns nicht zufrieden.

Etwas weiter bringt uns zunächst die Frage nach dem “Außerhalb” des Universums, die im Prinzip aber genauso sinnlos ist. Physikalisch gibt es kein Außerhalb, weil das Universum den Rahmen für die Physik stellt, innerhalb dessen sie gilt. Beispiel: Wenn man das ganze Universum auf eine Waage legte, die außerhalb des Universums läge, würde die nichts anzeigen, weil kein Bezugssystem existiert, das das Universum auf die Waage fallen lässt. Es gibt nur das innere Bezugssystem des Universums durch die Grundkräfte seiner Elementarteilchen.
Wir können aber mal ein bisschen physikalisch unkorrekt überlegen:
Es ist nämlich oft gar nicht so ganz klar, was mit dem Universum überhaupt gemeint ist. Das Universum kann sich in 13,7 Mrd. Jahren nur 13,7 Mrd. Lj. weit ausgedehnt haben, ist aber 78 Mrd. Lj. groß und bis zum Beobachtungshorizont sind es 46,6 Mrd. Lj. Die Relativität macht es alles unheimlich schwer zu begreifen und unser Sternenhimmel ist leider auch alles andere als up to date. Aber ganz egal, wie groß es auch immer sein mag, definieren wir das beobachtbare Universum mal als denjenigen Teil des Universums, durch den sich die gedachte Blase aus Wellen, Teilchen und allem dazwischen seit dem Urknall hindurchbewegt hat. Das verstehen wir im Allgemeinen unter der Expansion, die den Raum und damit die Phsyik des Universums mit sich bringt.
(Hier folgt eigene Theorie!) Das Universum ist aber mehr als nur das beobachtbare Universum. Nur lässt sich für das übrige Universum nicht viel aussagen. Man könnte aber spekulieren, dass das beobachtbare in das übrige “Außenuniversum” fließend übergeht und sich nur durch das Vorhandensein von Elementarteilchen unterscheidet, die ihm seine physikalischen Eigenschaften verleihen.
Insofern ist die Antwort auf das Außerhalb des Universums reichlich unspektakulär: Es ist der gleiche leere Raum wie überall im Universum, nur noch geringfügig leerer. Wobei es streng physikalisch betrachtet natürlich kein Raum ist. Nennen wir ihn den virtuellen Raum oder dem Raum des nichtbeobachtbaren Universums.

Als nächstes liegt der Gedanke nahe, in diesem virtuellen Raum einen Urknall stattfinden zu lassen. Ein Prozess erfordert eine Zeit. Denkbar wäre eine virtuelle Zeit jenseits unserer eigenen. Der Gangunterschied dieser Uhren wäre nicht definierbar. Irgendwann platzt es einfach aus sich heraus.

Schließlich bräuchten wir in dieser Leere doch noch ein Etwas. Etwas, das plötzlich zu sein beginnt. Man liest immer wieder von Quantenschaum (als Alternative zu Gott), weil uns das Alles aus Nichts zu absurd erscheint. Ich glaube nicht, dass das, was da ist, durch uns beschrieben werden kann, wenn selbst schon ein Begriff wie “Das, was ist” unserem primitven Verständnis von Existenz folgt. Wer nur Schatten sieht, kann keine Menschen beschreiben.

Zuletzt bleibt zu fragen, warum das Universum eine einmalige Sache gewesen sein soll, wieso nicht mehrere Etwasse entstanden sein sollten, die in irrsinnig weiter “Entfernung voneinander” liegen (Multiversentheorie) oder sogar direkt “über/-ineinander” (Multidimensionstheorie). Man kann spekulieren, ob diese Universen unserem ähnlich sind wie sich die Sterne einander ähneln. Ob zu andersartige Universen so instabil sind, dass sie von selbst ausgemerzt werden (Extrauniverseller “Darwinismus”). Man kann über die den Universen übergeordneten Strukturen philosophieren, aber es führt alles zu nichts: Wir müssten schon ganz außen stehen, um die Dinge so zu sehen wie sie sind und selbst dann wären wir - Gödel sei Dank - genauso schlau wie jetzt im Moment. Wer auf einer unendlichen Treppe steht, der sollte sich hinsetzen.

Klingt dramaturgisch ja erst einmal echt gut. Allerdings hast du die Frage die du beantworten wolltest nur nach hinten verschoben.

Nicht unbedingt.
Wenn die Frage lautet, was vor dem Urknall war, dann müsste doch die Antwort, dass das Universum eine Simulation ist und daher vor dem Urknall nichts existiert hat - abgesehen von der Welt des Simulators natürlich -, nicht unausreichend sein.
Was es vor der Welt des Simulators gab, ist dann eine neue Baustelle, oder?
Die Threadfrage müsste vielleicht allgemeiner gefasst werden.
Z.B.:
Was war am Anfang allen Daseins?
oder
Wie konnte das Nichts, welches wir unumgänglich an den Anfang setzen müssen, durch die plötzliche Existenz von was auch immer überwunden werden?
Oder wie es Goethe bestens formulierte:
Was hält die Welt im Innersten zusammen?

„Wenn ein Baum umfällt, ohne das ihn einer dabei hört, verursacht dieser Baum dann Geräusche?“

Nein, er verursacht keine Geräusche, weil Geräusche erst subjektiv im Gehirn entstehen. Falls die ermittelten Naturgesetze stimmen, wird er aber Schallwellen verursachen. Falls er das nicht tut, sind die Naturgesetze falsch.

Das könnte man also klären, indem man einen Gehörlosen neben den umfallenden Baum stellt. :ugly

Die Frage kann man doch ganz einfach beantworten. Wir wissen es nicht.
Ok es gibt Theorien über Multiversen und Branen und das sogenannte String Theory Anthropic Landscape, nachdem die Lösungen der Stringtheorie 10^500 mögliche verschiedene Universen vorhersagen. Oder das sich durch eine abschnürung der Raumzeit neue Universen bilden können(durch schwarze Löcher usw). Dafür gibts aber keine Beweise und wird es vielleicht auch nie geben.

Fakt ist allerdings das sich der Urknall nur bis zu einer Singularität(jedenfalls mathematische(1/x z.b.), ob es soetwas in der Realität gibt weiß man nicht) zurück rechnen lässt. Und ab da nur noch die Quantenmechanik mit ihren Vakuumfluktuationen das sagen hatte. Diese Anfangsfluktuationen(Energiefluktuationen) kann man heutzutage so gut in die Zukunft berechnen das man z.b. durch den Vergleich von den Daten vom Sateliten WMAP(oder besser von Planck) sehen kann, das dort wo es hohe Fluktuationen(höhere Energiedichte) gab, unsere heutigen Galaxien entstanden sind, dort sich die meiste Masse anhäuft. Diese Quantenfluktuationen waren also sozusagen die “Samen” der heutigen Galaxien/Galaxienhaufen und selbst großer Sterne. Es gab also Flukuationen, dann ist es so wie es war “eingefroren” und hat sich rapide vergrößert/ist expandiert bis heute. Und dort wo es zufällig am dichtesten war, sind heute die fettesten Brocken.

http://images.nzz.ch/app.php/eos/v2/ima … 879651.jpg

Gruß

Frage: Was war vor dem Urknall?

Darauf habe ich eine ganz logische Antwort, auf die wohl kaum jemand kommen würde.

Dieser Thread?

Willst du wissen wie es ist tot zu sein? Erinnere dich an die Zeit vor deiner Geburt. Wir waren ja alle schon mal tot.

Die Frage was war vor dem Urknall, ist sehr menschlich. Wir haben die Möglichkeit uns das Unendliche +1 zu denken.

Auch wenn man den Lesch nicht mag, hat er doch in vielen sehr vielen Videos und Büchern,
die es für lesefaule, wie mich auch in Hörbuchform gibt, ebenso wie die Bücher von Hawkins,
erklärt wie das Universum expandiert was 10 hoch -32 Sekunden nach dem Urkanll war oder wie lang die Planklänge nochmal ist und damit eigentlich ein sehr schönes Bild gezeichnet, wie das Universum funktioniert -was die Frage nach dem davor fast verblassen lässt. Da es viel faszinierender Vorgänge gibt als diese Frage.

Dort bespricht er in 15 min deine Frage : Was war vor dem BigBang das video danach handelt von der Frage wo war der Urknall
http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/alpha-centauri/alpha-centauri-big-bang-2001_x102.html

Der Urknall ist ein Fest in Luzern.

Immer an einem Donnerstag.

Also: Was war vor dem Urknall?

Mittwoch!

So ist das! :slight_smile:

Ich dachte früher auch BigBang sei so ne Pornosache… Von wegen, wenn man Saunen nackt macht was ist dann Posaunen …:ugly
Aber es knallt einfach.

Ist doch logisch vor den Urknall war der Ururknall:)