Würdest Du meinen, dass das Aussterben vorzuziehen sei?
Kann man so sehen; ich meine nur, dass man das vielleicht nicht unbedingt so sehen muss.
Grundsätzlich halte ich es für gut, wenn Arten bewahrt werden anstatt auszusterben, selbst wenn sie durch Zucht entstanden sind (dass es einige Sonderfälle geben könnte wie z.B. bei völlig „überzüchteten“ Tieren sei am Rande angemerkt).
Wenn Nutztiere wie z.B. Gänse oder Schweine tiergerecht gehalten würden, hätten sie ein recht „schönes“ Leben; schöner sicher als das vieler Wildtiere. Und wenn sie tiergerecht geschlachtet würden/werden, hätten/haben sie einen schöneren Tod als den, den viele Wildtiere haben.
(Klar, bei Menschen könnte man nicht analog argumentieren. Ich meine aber schon, dass sich Menschen- und Tierethik in gewissen Punkten unterscheiden (dürfen). Einen unheilbar kranken Hund, der leidet, schläfert man ein; bei einem Menschen tut man dies nicht, oder nur unter ganz besonderen Umständen (Sterbehilfe). Bei Tieren geht es vor allem darum, dass sie ein Leben und Sterben ohne unnötiges Leiden haben und sich während ihres Lebens wohl fühlen; beim Menschen ist die Sache etwas komplizierter.)
Man mag ja zur Auffassung kommen, dass man solchen Nutztieren dennoch den größeren Gefallen täte, wenn man ihre Arten (bis auf ein paar Zooexemplare) aussterben lassen würde; ich bezweifle aber, dass man - auch als jemand, der Tiere mag - zwingend zu diesem Ergebnis kommen muss.
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@ Baru:
Da bin ich mir nicht so sicher. Ich operiere mal mit Deinen Beitragszahlen aus einem früheren Beitrag hier:
Dazu kommen dann noch weitläuftige Auslaufflächen für mehr als 3 Millionen Rinder und wohl besonders schwierig: für 60 Millionen Schweine. (Plus 25 Millionen Enten und 37 Millionen Puten.)
Bleiben wir mal bei den Schweinen, die entsprechend Deiner Aufstellung sicher den meisten Platz beanspruchen. Nehmen wir eine Fläche , die einem Quadrat von knapp 32 km Länge entspricht. Das wären etwa 1000 Quadratkilometer oder eine Milliarde Quadratmeter; das ist nicht sehr viel für ein Land wie Deutschland (Deutschland hat über 357.000 Quadratkilometer). Diese Fläche würde man natürlich auf viele kleine Flächen aufteilen. Das hieße, dass jedes Schwein etwas mehr als 16 Quadratmeter für sich hätte (1 Mrd : 60 Mio. = 16.7). Das wären gut 4 mal 4 Meter. Nun weiß ich nicht, wie viel Fläche ein Schwein braucht, damit es sich wohl fühlt; aber ich nehme an, dass das (mehr als) reichen würde. Man könnte ansonsten die Fläche aber auch leicht verdoppeln oder sogar vervierfachen, so dass ein Schwein (im Fall der Vervierfachung) mehr als 8 mal 8 Meter Auslauf hätte. (Es geht mir hier wie gesagt nur mal um die Modellrechnung. „Flächenmäßig“ sollte eine artgerechte Haltung aber eigentlich kein Problem sein. Es geht mir hier auch erst mal nicht um Weidehaltung, sondern um artgerechte Tierhaltung allgemein.)
Ich weiß auch nicht, ob alle Nutztiere in eingehegtes Freiland hinaus müssen (zumal das im Winter ohnehin bestenfalls eingeschränkt möglich sein dürfte), oder ob ein gut eingerichteter Stall es nicht auch tun kann (jedenfalls bei manchen Tierarten).
Nun ist aber das Töten bei fleischlicher Ernährung ZWANGSLÄUFIG nötig, sonst gäbe es ja nichts zu essen. (Noch …) Bei pflanzlicher Ernährung ist es nicht Absicht, sondern ein Randprodukt.
Wenn das „Randprodukt“ aber unvermeidbar ist (weil man beispielsweise Mäuse vergiften muss, damit kein großer Schaden entsteht), dann ist es auch „zwangsläufig“. Man könnt höchstens argumentieren, dass beim Töten in dem einen Fall die Absicht dahinter steht, Fleisch zu konsumieren, und im anderen Fall, die Ernte zu schützen; und dass das Töten in dem einen Fall „prinzipiell“ unvermeidlich ist, im anderen Fall aber nur „faktisch“ umgänglich. Ob das nun aber so einen großen ethischen Unterschied macht?
Und ist das der Faktor der getöteten Säugetieren oder hat man zum Zwecke der Dramaturgie alle Insekten auch mitgezählt?
Ich denke mal nur Säugetiere (und vermutlich auch noch Vögel und vielleicht Reptilien); sonst käme man vermutlich auf gigantische Zahlen.
Dazu … ist Weidehaltung allgemein so untödlich? Wie viele Tiere sterben, wenn in Südamerika immer wieder riesige Waldflächen zur Weidehaltung vernichtet werden?
Das ist sicher der Fall; es geht mir hier aber wie gesagt erst mal um die grundsätzliche Frage und nicht die konkrete Ausführung. Natürlich sollte man sich auf Weideland beschränken, für das keine Rodungen oder andere gravierende Umweltzerstörungen in Kauf zu nehmen sind (man denke etwa an Teile der asiatischen Steppen). Und natürlich sollte man das Land dann auch nicht überweiden, Refugien für Wildtiere aufrecht erhalten usw. Es geht hier erst mal um den Punkt, dass man offenbar (bei Weitem) nicht einfach alles Land, das für die Produktion von tierischem Fleisch genutzt wird oder genutzt werden kann, einfach in Anbauflächen für Pflanzen umwandeln kann; dass also Flächen existieren, die man entweder zur Haltung von Weidetieren nutzt oder eben gar nicht nutzt. Es wird wohl manchmal der Eindruck erweckt, dass man, anstatt das kultivierbare Land für die Produktion von Tieren zu „verschwenden“, viel effektiver einfach pflanzliche Nahrung anbauen könnte; das Gegenargument lautet hier, dass das aber so einfach und allgemein offenbar nicht stimmt.
Berücksichtigt werden muss eben auch, dass in der aktuellen Landwirtschaft eben keine Weidehaltung vorherrscht, also die gleichen Tiere bei der Ernte erst sterben und dann das Vieh geschlachtet wird.
Wie gesagt argumentiere ich zum einen erst mal ganz grundsätzlich (nicht wie die Dinge sind, sondern welche Optionen überhaupt bestehen); es könnte aber auch sein, dass viele Pflanzen, die (auch) für die Tiermast angebaut werden (z.B. Mais) resistenter gegen Nagetiere sind als beispielsweise Weizen; und dass man also deutlich weniger Nagetiere für deren Anbau und deren Lagerung töten muss. (Das ist eine empirische Frage, die ich nicht zu beantworten vermag.)
Beschäftige dich mal mit Lebensmittel. Du wirst für fast alle Lebensmittel dieses hin und her finden.
Das (und was Du danach schreibst) ist mir schon klar; ein wenig habe ich mich schon mit dem Thema beschäftigt. Dennoch habe ich das Gefühl, dass zum Soja mehr beunruhigendere Studien existieren als zu manch anderen Produkten.
Die Laktoseintoleranz zeigt, dass unser Körper im Erwachsenenalter nicht unbedingt auf die Verstoffwechslung von Milch eingestellt ist - die Europäer aber noch eher als Menschen aus anderen Regionen. Zumindest alle, die Milch dann trotzdem direkt oder indirekt konsumieren, schädigen sich zumindest auch etwas.
Nur scheinen halt die beschriebenen Schäden deutlich milder zu sein als einige, die dem Soja (zumindest von manchen Experten) zugeschrieben werden.
Es würden einfach nur immer weniger über die Jahre bis Jahrzehnte herangezüchtet werden. Ein radikaler Vegan-Cut ist doch überhaupt nicht zu erwarten.
Das ist vermutlich so, wobei ich mir schon vorstellen könnte, dass es im Prinzip zu einer Tabuisierung, im Extremfall sogar zu einem Verbot kommen könnte. Ich halte das war nicht für wahrscheinlich (jedenfalls nicht in absehbarer Zeit), aber auch (langfristig gedacht) nicht für völlig ausgeschlossen.
Mir geht es aber auch vor allem um die grundsätzliche, tier-ethische Problematik jenseits von Zahlen. Ist es grundsätzlich unethisch, Nutztiere (wie z.B. Schweine und Geflügel) zu essen, weil das das Töten von Tieren impliziert? Wäre es sozusagen der „Idealzustand“, dass die Menschen überhaupt keine Nutztiere mehr essen? Oder rechtfertigt die Tatsache, dass der Verzehr solcher Tiere erst der Grund dafür ist, dass sie überhaupt leben, dass man sie isst? (Wohlgemerkt steht diese Frage ausdrücklich unter der Prämisse, dass die Tiere artgerecht gehalten und human getötet werden, so dass man guten Gewissens sagen kann, dass solche Tiere ein „schöneres“ Leben und einen „schöneren“ Tod haben als die meisten Wildtiere.)
Wäre eine allgemeine vegetarische Ernährung tier-ethisch betrachtet der beste, vielleicht sogar der einzig akzeptable Weg, oder womöglich doch nicht (wenn man mal alle anderen Gesichtspunkte ausklammert, wie wir sie hier teilweise diskutiert haben)?
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