Umgang mit dem Jobcenter

@Gabumon

Was in den Texten steht weiß ich nicht. Aber die Comics, die hier so kritisiert wurden, sind wohl alles andere als beleidigend.
Das wollte ich damit sagen.

Weiß nicht ob das schon erörtert wurde, aber unabhängig vom Inhalt (inkl. eventuellen Fehlern und Verniedlichungen) ist diese Broschüre in meinen Augen ein [-]Feigenblatt[/-] Alibi für die (zu wenigen) Mitarbeiter im JoCe.
"…aber wir haben ihnen doch umfassende Infos mitgegeben. Das müssten sie alles selber wissen und nicht uns andauernd damit behelligen!"

Ganz ehrlich, ich habe das PDF-Ding jetzt mal nur grob überflogen, mich betraf H4 bisher nicht, kenne mich also auch nicht so mit der Materie aus, aber ich habe zum Ende hin das meiste von vorne wieder vergessen.

@Scheol: Dann bist du in diesem Thread falsch. Lies dir eine oder zwei Seiten dieser Jobcenter-Novela durch, dann weißt du, warum es diese Empörung gibt.

[QUOTE=Scheol;313970]Was in den Texten steht weiß ich nicht. Aber die Comics, die hier so kritisiert wurden, sind wohl alles andere als beleidigend…[/QUOTE]

Dann solltest du es mal lesen, es ist schlichtweg bescheuert, erwachsenen Menschen mit dümmlichen Bildergeschichten zu kommen die auch noch fernab jeder Realität sind!

[QUOTE=TV-Dragon;313929]Und sicher find ich es unverschämt ALG2-Empfänger unbesehen in die Randgruppe der niedrig qualifizierten einzustufen […][/QUOTE]

Ich stimme dir völlig zu, aber das macht es einigen leichter die “Selbst-schuld”-Keule zu schwingen. Apropos Randgruppe: Auf den letzten Seiten der Broschüre gibt es zahlreiche Adressen von Frauenhäusern, Anlaufstellen für Suchtkranke, Essgestörte, AIDS-Prävention (?), Schuldnerberatung, etc. Da weiß man doch gleich in welche Ecke man als ALG-II-Bezieher gehört… :ugly

[QUOTE=P-Joker;313966]Anstatt den zu 95 % unschuldig in die Lage geratenen Tipps zu geben, wie sie aus der Misere raus kommen,
wird ihnen lieber erklärt, wie sie sich darin bequem einrichten können![/QUOTE]

Die Geschichte der “Familie Fischer” ist einfach ein albernes Märchen, das eher Wunschvostellungen des Jobcenters als die Realität widerzuspiegeln scheint. Besonders bei den Abschnitten zum Thema Umzug und Anzugkauf kann man sich nur ungläubig an den Kopf fassen. Unter nützlichen Tipps verstehe ich etwas anderes.

@Das_Blatt

Ich nehme die Ausladung sehr gerne an. :slight_smile:

Allein das hört sich schon an wie Themenvorschläge für ne miese RTL-Doku obwohl Essgestörte und Schuldnerberatung gibts da ja schon, was mich aber noch mehr ankotzt, das dieses infantile Comicheftchen auch noch als intelektuelles Meisterwerk glorifiziert wird!

@scheol
ich kann dir nur die beiden Artikel empfehlen die Anchantia gepostet hat. Da wird schön dagestellt:
1.) Warum der Ratgeber schwachsin ist
2.) Was für grobe Fehler in diesem Ding sind und dass sind nicht gerade wenige!

@Spikes

Da kommt eine Broschüre raus und alle gackern. Ist ja nicht so, als wäre die Erkenntnis, dass Mitarbeiter der Arge Arbeitslose verachten und wie Dreck behandeln neu.

Die Broschüre ist mit Sicherheit nicht die Speerspitze aller Frechheiten.
Deswegen halte ich mich hier raus. Mich dünkt hier nichts.
Und ich will anderen ihre Wut nicht versauern. Daher…

Ich stimme dir völlig zu, aber das macht es einigen leichter die „Selbst-schuld“-Keule zu schwingen

Genau. Schuld sind immer die anderen. Die bösen Konzerne z.B.
Arbeitslose sind auch freilich gerade die Höchstqualifizierten. Die sind im Allgemeinen einfach so überqualifiziert, dass sie niemand bezahlen kann.

Man beachte nur das ganze Heer der arbeitslosen Elektroingenieure, Chemiker, Wirtschafts- und Chemieingenieure, die schlichtweg niemand für knusprige 60.000 im Jahr beschäftigen will.

Wie wärs mit ner Jobcenter-Broschüre: Schlafen im Stehen - leben auf kleinstem Raum !
und nur jeden 2.tag essen und auch nur 1x in der Woche waschen; am besten alle in eine Gemeinschaftsbarakke zum gegenseitigen wärmen; dann kann man auch die Heizung ausschalten. Und verscherbeln sie all ihre Barockmöbel, die sie nicht benötigen, jeder ALG2-Empfänger hat die ja im Überfluss rumstehen, Oh Mann, warum sind all die unterbelichteten Almosenempfänger nicht selbst darauf gekommen?? Zusätzlich könnten sie gleich noch mindestens 15 ihrer 20 Fernseher verticken um die Haushaltskasse aufzubessern, is das nich ne tolle Idee??

Also Leute, schmeisst euch ran und schustert uns das nächste Hartzer-Märchenbuch zusammen, aber mit schönen bunten Bildchen, denn ihr müsst ja bedenken das die meisten Hartz IV-Empfänger eh nicht lesen können!

@Drache: Hatte nicht Tilo Sarazin schon 2008 den besten Spartipp? Warmer Pulli gegen hohe Heizkosten :wink:

Arbeitslose sind auch freilich gerade die Höchstqualifizierten. Die sind im Allgemeinen einfach so überqualifiziert, dass sie niemand bezahlen kann.

Man beachte nur das ganze Heer der arbeitslosen Elektroingenieure, Chemiker, Wirtschafts- und Chemieingenieure, die schlichtweg niemand für knusprige 60.000 im Jahr beschäftigen will

Müssen ja nicht immer die Akademiker sein. Aber auch „normale“ Leute mir Realschule und abgeschlossener Lehre sind arbeitslos. Und auch welche mit vielen Jahren Berufserfahrung, die einfach nicht mehr in den 1.Arbeitsmarkt aufgrund ihres Alters reingelassen werden.
Und die Geisteswissenschaftler.

Die Broschüre ist ähnlich wie die Aktion grade bei McDonald’s die ihren schlecht bezahlten Angestellten in den USA Tipps gegeben haben, wie man mit wenig Geld auskommt- natürlich mit Einrechnung eines 2.Jobs.

Auch wenn man das Geld lieber in Maßnahmen hätte stecken sollen- da ist auch nicht immer gesagt, das das sinnvoll ist.

Meine Freundin aus dem Haus (mit Kind im Vorschulalter) hat grade seit 1 Woche eine Maßnahme aufgedrückt bekommen „Leben als Alleinerziehende“ .
Kursdauer: 8 Wochen.
Kursbeginn: eine Woche vor den Sommerferien oO
Beginn jeden Tag: 7:30 Uhr oO

Wer auch immer sich das ausgedacht hat, hat definitiv keine kleinen Kinder und ist nicht alleinerziehend.
Das man das Kind selbst nicht mit zum Kurs bringen darf ist klar- nur während der Sommerferien findet in der Schule auch keine weitere Betreuung statt.
Da sie das Kind jetzt die Woche vor den Ferien zur Schule brachte (es ist noch zu klein um den langen Schulweg selbst zu gehen) , kam sie div. Male zu spät und auch gleich eine Sanktion mit reingedrückt.

Da ich Teilzeitarbeit habe und vom Amt aufgestockt bekomme weiß ich, wie es beim Arbeitsamt aussieht.
Im Warteraum herrscht meistens stilles Schweigen und deprimierte Gesichter.
Manche Menschen kommen nicht von hier, einge Frauen schaukeln ihren Kinderwagen und einige wenige haben völlig zerschlissene Kleidung an.
Aber die fröhliche Familie Fischer habe ich da noch nie gesehen.

[QUOTE=Cobani;314365]Aber die fröhliche Familie Fischer habe ich da noch nie gesehen.[/QUOTE]
Natürlich nicht, weil die höchstens in den Köpfen von den Erfindern dieser Broschüre existiert. SO stellen die sich vieleicht die Wirklichkeit vorl. Dass die Wirklichkeittotal anderst aussieht interesiert die nicht.

[QUOTE=Spikes;314353]@Drache: Hatte nicht Tilo Sarazin schon 2008 den besten Spartipp? ;)[/QUOTE]

Keene Ahnung, wenn ich mir diesen Comic für Vollhonks so ankucke, könnte man fast annehmen, der sei auf Sarrazins Mist gewachsen! :ugly

Vielleicht kann ein “Kunde” ja mal zum nächsten Termin frech mit einer Flasche Cola in der Hand auftauchen, nur um zu sehen, ob ihm sein zuständiger Jobcenter-Mitarbeiter dann empfiehlt doch bitte auf Leitungswasser umzusteigen. :mrgreen:

“Knut” war bevor er zum Jobcenter gehen musste bereits anderthalb Jahre arbeitslos. Weder er selbst noch die Arbeitsagentur waren anscheinend in der Lage ihm wieder eine Arbeitsstelle zu verschaffen. Kaum landet er im ALG-II-Bezug, ist dank der “Integrationsfachkraft”, dem “[I]Vertriebs[/I]team” und dem tollen neuen Anzug, in dem er so “verdammt gut” aussieht plötzlich alles ganz easy. Also ich mach mir von jetzt ab keine Sorgen mehr. Bei Arbeitslosigkeit einfach abwarten bis Hartz IV ansteht und alles wird gut, oder? Ach ja, nicht vergessen im Klamottenladen den Verkäufer auf die “bedauernswerte Situation” aufmerksam zu machen, in der man sich befindet, dann klappt’s auch mit dem Erwerb des schicken, für die erfolgreiche Bewerbung notwendigen Kleidungsstücks.

Da “Knut” ja anscheinend wider Erwarten doch recht gute Aussichten auf dem Arbeitsmarkt hat, frage ich mich, weshalb die Familie “Fischer” so schnell umzieht? (Übrigens in eine Wohnung, die sie dank persönlicher Beziehungen bekommen haben.) Nur weil die bisherige Wohnung laut Bescheid “zu groß und zu teuer” ist? (Laut Illustration scheinen sie da übrigens noch ein Haus, eine Doppelhaushälfte oder ähnliches zu bewohnen.)

[QUOTE=Cobani;314365]Im Warteraum herrscht meistens stilles Schweigen und deprimierte Gesichter.
Manche Menschen kommen nicht von hier, einge Frauen schaukeln ihren Kinderwagen und einige wenige haben völlig zerschlissene Kleidung an.[/QUOTE]

Man findet dort unterschiedliche Menschen wie anderswo auch. Selbst wer es sich nicht vorstellen kann, kann durch ungünstige Umstände ratz-fatz gezwungen sein beim Jobcenter auf der Matte zu stehen. So findet man dort den gepflegten jungen Mann, der aussieht als käme er gerade aus dem Büro, neben einem in “völlig zerschlissener Kleidung”, der - aus welchen Gründen auch immer - an einem Punkt angelangt ist, an dem es nur noch schwer möglich ist sein Leben wieder in den Griff zu bekommen.

Ein Problem, dass ich beim Jobcenter sehe, ist dass anscheinend oft wenig Wert darauf gelegt wird, dem Arbeitsuchenden Angebote zu machen, die seiner Qualifikation entsprechen. Art der Ausbildung sowie bisher im Berufsleben erbrachte Leistung und erworbene Kenntnisse werden häufig nicht (an)erkannt bzw. berücksichtigt. Selbst bei einem hochmotivierten Arbeitsuchenden kann sich so schnell Frust und Resignation breitmachen.

Vielleicht versucht das Jobcenter Kreis Pinneberg ja das anders zu handhaben, etwas Optimismus zu verbreiten und seine “Kunden” tatsächlich bestmöglich zu unterstützen, aber ich vermute, dass auch sie keine Wunder vollbringen können. Selbst falls die Broschüre gut gemeint sein sollte, die Umsetzung ist meiner Meinung nach so oder so völlig misslungen.

[QUOTE=Puffbohne;314358]
Meine Freundin aus dem Haus (mit Kind im Vorschulalter) hat grade seit 1 Woche eine Maßnahme aufgedrückt bekommen “Leben als Alleinerziehende” .
Kursdauer: 8 Wochen.
Kursbeginn: eine Woche vor den Sommerferien oO
Beginn jeden Tag: 7:30 Uhr oO

Wer auch immer sich das ausgedacht hat, hat definitiv keine kleinen Kinder und ist nicht alleinerziehend.
Das man das Kind selbst nicht mit .[/QUOTE]

Hat sie Widerspruch gegen die Maßnahme gestellt? Wenn nein, Rechtsberatungsschein holen und Eilantrag(!) vor Gericht…

Naja Jobcenter halt, dort werden die “Kunden” Verwaltet, sonst nichts. Die haben keine Stellen, keine Firma der Welt würde einem Jobcenter offene Stellen liefern, die schicken einen Metzger doch eine Stellenausschreibung für Frisöre… Die holen die Stellenangebote genau so aus der Zeitung oder von der Arbeitsamtseite.

Wisst ihr warum da überhaupt in Maßnahmen Vermittelt wird? Die Fallmanager haben quoten die sie Erfüllen müssen, ob die maßnahme sinnvoll ist oder nicht ist dafür unwichtig. Es gibt sogar quoten wie wieviele Leute Sanktioniert werden müssen. Ist doch kein wunder das da nix klappt…

Seit froh, dass ihr überhaupt was kriegt. Wieso gibt es überhaupt die Verpflichtung den “Schwachen” (=Faule und anderweitig Nutzlose) zu helfen.

Mich interessiert eher die Frage, weshalb es keine Verpflichtung zu korrekter Rechtschreibung :stuck_out_tongue: gibt und wen genau du mit „ihr“ meinst.