Sonntagsfrühstück 103: Armut

@Trichophyton wollte eh schon immer mal mit mir frühstücken.

Das würde ich mal von 2/3 der Sonntagsfrühstücke behaupten :smiley:

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Ok. Alles, außer James Bond und co :smile:

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@Trichophyton Gibt’s bei euch nen Feneberg? Da kann man mit self-checkout und Münzzähler zahlen, find ich sehr nice.

Wenn ich spende, dann bspw eher über die #ichbinarmutsbetroffen Amazon wishlists.

Musst du nicht, aber gesund aus einer Wohnung mit regelmäßigem Einkommen schöne Reden zu schwingen, was Obdachlose erstmal zu tun haben, bevor du dich herablässt ihnen Geld zu geben, ohne die Bereitschaft zu zeigen, sie zu unterstützen, ist halt nicht hilfreich.

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Ich spende gerne zum Weihnachtskalender - ist ja auch irgendwie eine gute Sache :wink:

Aber ernsthaft: in der Medienbranche gibt es extrem viele prekäre Beschäftigungsverhältnisse und daher auch viel Armut.

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Den nächsten, der mich anbettelt, frage ich, ob er er für 100€ mit mir 12 h XY guckt :grin:

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Dachte wir sind zum diskutieren hier

Und ja, ich bin wahnsinnig privilegiert und wahnsinnig egoistisch.

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Es muss sich ja auch nicht jeder für das selbe Thema engagieren, aber es wäre halt schon ganz gut, wenn man Verständnis für die Thematik hat. Ich selbst begnegne aktuell hier auf dem Land eher selten Obdachlosen oder Bettlern, aber wenn gebe ich schon ganz gerne mal ein oder zwei Euros, ich hab auch schon mal die Gelegenheit genutzt, meinen vor roten Münzen überquellenden Geldbeutel bei einem Obdachlosen zu entleeren. Das klingt vielleicht erstmal komisch und ich habe auch extra nachgefragt, ob er damit etwas anfangen kann und er meinte, dass ihm das nichts ausmacht. War dann quasi Win Win, weil ich die selbst nicht losgeworden wäre. Ein, zwei größere Münzen waren auch dabei.
Was ich auch überhaupt nicht abkann und wo mein Verständnis aufhört ist, wenn Leute sehr penetrant etwas einfordern oder mit dem was man geben will nicht zufrieden sind und mehr wollen. Denn klar eine Anspruchshaltung ist blöd und wenn man selbst gerade knapp bei Kasse ist oder die Münzen noch brauchen wird im Verlauf das Tages, kann man nun mal nichts (oder nicht mehr) geben.

Mich treibt das Thema Obdachlosigkeit schon irgendwie um, andere haben ihren Fokus auf anderen Themen, das ist auch ok. Aber ich habe das Gefühl, wenn ich noch etwas mehr Pech gehabt hätte, wäre ich jetzt vielleicht auch in dieser Situation. Ich hatte zum Glück ein festes Einkommen bzw. bekomme aktuell Geld aus einer Berufsunfähigkeitsversicherung, aber wenn ich meine Depression bekommen hätte ohne Geld zu verdienen und keine Unterstützung von meiner Familie beim Ausfüllen von irgendwelchen Unterlagen gehabt hätte, sondern komplett allein gewesen wäre, dann hätte ich auch auf der Straße landen können. Das mag für manche seltsam klingen, aber Briefe zu öffnen und zu bearbeiten und Rechnungen zu bezahlen, fiel mir eine Zeit lang echt schwer, war fast unmöglich. Und um Hilfe bitten wollte ich auch nicht, weil mir das peinlich war. Wenn meine Eltern mich nicht gezwungen hätten, das anzugehen, hätte ich dadurch ein ziemliches Problem bekommen. Von daher kann ich nachvollziehen, dass es leicht ist, zu sagen, man kann ja Hilfen beantragen und so, wenn niemand da ist, der das mit einem macht, kann das eine unüberwindbare Hürde sein.

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Wenn man keine Wohnung hat, dann kann man sich ja ein Haus kaufen. Spart auch Miete. Win-win.

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Beim Thema Obdachlose: Ich bin neulich in meinem SUV durch die Stadt gefahren. Es war ziemlich heiß und ich war froh, dass die Klimaanlage einen ordentlichen Dienst leistet. Als ich über eine große Brücke gefahren bin, habe ich da einen Mann gesehen. Offenkundig verwahrlost, nur mit einer zerschlissenen Hose bekleidet, braun gebrannt und verwirrt da rum lief. Und ich habe mich gefragt: Wenn man sich so Dokumentationen über angeblich „primitive“ Völker, vulgo Buschvölker, anschaut, dann sieht dort solche Menschen nicht. Also Menschen die vollkommen die Integration in die Gesellschaft in der sie leben verloren haben. Das Stadium in dem sich der Mann befindet geht ja in der Regel einher oder wird verursacht durch psychische Erkrankungen oder Suchterkrankungen. Und da frage ich mich, ob der weg der sozialen Vereinzelung, die ja zwingende Notwendigkeit für unsere durch Technologie geprägte Gesellschaft, wirklich der richtige Weg ist.

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@Bittesehr so ein Forum lebt meines Erachtens auch davon, dass man sich die User und deren typische Positionen so ein bisschen merkt.

@Bossmang ich weiß nicht, ob die Annahme so korrekt ist. Möglicherweise (!) haben familiäre oder dörfliche Strukturen früher Außenseiter aufgefangen. Andererseits wurden Leute mit Mißbildungen früher auf Jahrmärkten und im Zirkus zur Schau gestellt - wäre heute undenkbar. Sehe von daher keine lineare Entwicklung in der (A)Sozialität der Gesellschaften.

Ich passe meine Antworten oder Wortbeiträge gegenüber Benutzer/-innen grundsätzlich nicht an, sondern behandle alle gleich. Da spielt es keine Rolle, wer was geschrieben hat, sondern so wie ich das Geschriebene empfinde, äußere ich mich dazu auch, wenn ich etwas dazu schreiben möchte.

Stimme deiner Einschätzung jedoch zu. Ist oft so in Foren und könnte die Bindungswirkung erhöhen, wenn man sich auf diese Art Orientierung verschafft.

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Ich verstehe gerade nicht ganz, worauf du damit hinauswillst. Bitte erläutere das noch mal genauer. Vielleicht stehe ich auf dem Schlauch.

Das würde ich ehrlich gesagt nicht nur als möglicherweise sondern als gesichert so sehen. Gut, das ist jetzt anekdotische Evidenz, aber wenn ich mir den Grad ab Absicherung meiner türkischen und arabischen Bekannten ansehen, die diese durch ihren erweiterten Familienkreis erhalten, geht das sehr weit darüber hinaus, was der Sozialstaat so für einen macht. Das bedeutet natürlich auch das annehmen und zumindest zur Familien hin Ausleben der Regeln der jeweiligen Gruppe.

Bei den Jahrmärkten wäre ich mir gar nicht so Sicher. Was ich primär dazu gefunden habe ist, dass sogenannten „Freak Shows“ ein Phänomen im 19. und frühen 20. Jahrhundert waren und dies vor allem in industrialisierten Gesellschaften, wo bereits eine Vereinzelung stattgefunden hat und die Technologie soziale Beziehungen weiter am auflösen war. Über das Mittelalter finde ich primär Aussagen, dass dort eine körperliche Behinderung als legitimier Grund zum Betteln angesehen wurde und Menschen mit Behinderung darum das Betteln erlaubt war. Aber das geht auch eigentlich am Thema vorbei, denn dass ich einen Obdachlosen sehe, der wirklich eine körperliche Behinderung hat ist äußerst selten. Suchterkrankungen und psychische Erkankungen sind da die Regel.

Machen wir das mal an einem Beispiel fest. Nehmen wir an, du hast eine Person, die paranoide Schizophrenie hat. Die Person hat Angst verfolgt zu werden, fühl sich aber bei ihrer Familie sicher. Was meinst du ist für diese Person besser:

  1. Eine vom Sozialstaat bezahlte Wohnung, wo diese Person alleine lebt
  2. Ein Mehrgenerationenhaus, wo ihre Eltern, Geschwister, Schwägerinnen und Schwager sowie Neffen und Nichten leben und immer jemand für diese Person da ist, der die Person kennt?

Ich würde sagen, dass die Person erheblich stärker davon gefährdet ist auf der Straße zu landen, wenn sie alleine in der Wohnung wohnt, als wenn sie mit all ihren Verwandten zusammen wohnt. Allein schon deswegen, weil sie wenn die allein ist, ein Haufen Bürokratie zu erledigen hat, der im zweiten Szenario einfach nicht anfällt oder von ihren Verwandten miterledigt wird. Die Familie hingegen kann die Person jedoch sinnvoll in die Abläufe einbinden und ihnen echte Aufgaben mit wirklich Bedeutung geben, wodurch die Person gebraucht wird.

Ich hab Verständnis für so einiges.
Ich war selbst schon obdachlos, depressiv sowieso, und hab aus der Zeit nen Suizidversuch hinter mit, der derart gravierend war, dass die Luftrettung zum Einsatz kam.

Trotzdem ist es doch eine gängige Position von Linken, dass man Privatpersonen nicht mit bisschen Geld helfen soll, wenn der Staat eigentlich zuständig wäre, weil man damit echte Hilfe und Versorgung nur verzögert. Je länger jemand obdachlos ist, desto schwieriger findet er dann letztlich auch zurück in die Gesellschaft. Und jeden persönlich anzusprechen ist imo eine Verschwendung der Ressource Zeit. Ich arbeite Vollzeit, mach ein Fernstudium, fairteile Lebensmittel, spende online, schreibe hier wahnsinnig schlaue Beiträge, und überlege nun noch, ob ich noch ne Nebenjob annehme oder ehrenamtlich bei der Tafel helfe. Ich werde aber nicht noch random Wurstsemmeln verteilen oder irgendwelche Betrunkenen ansprechen, es sei denn, sie sehen arg hinüber aus, da check ich dann auch den Zustand, oder achte n bisschen drauf, dass denen nicht noch jemand was klaut.

Wenn ihr mal ohne Gegenleistung Geld geben würdet. Oder drehen sich die Sachen von allein? Stand der Dinge ist das eine Dienstleistung, keine Spende.

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Ist in so Online-Hilfegruppen auch so. Leute reden sich da scheinbar auch gern ein, dass sie Anspruch auf Geld haben, nicht aus ethischer Sicht, sondern weil sie einem ja umgekehrt auch eine Fantastilliarden Euro geben würden, wenn sie denn nur Geld hätten. Den Talk kennt man ja. Erinnert mich auch ein bisschen an ein pseudo-linkes Parallelforum, in dem die Leute super sozial sind, aber ihre Kohle nur für Videospiele ausgeben.

Wer hat hier alle Kontoauszüge geleaked an die Alte, die ihr ganzes Geld in Crypto und Aktien versenkt?!

Civitas war’s!!

Der Themenvorschlag hätte spezifischer sein können.
Bei schwammigen Vorgaben lässt sich hinterher immer leicht beschweren, dass das eigentlich gewünschte Thema nicht dran kam. :man_shrugging:

Als jemand, der mal im Jobcenter tätig war: Vielleicht ist das die Idee - aber sie greift nicht, wenn schon die generelle Arbeitsmarktpolitik auf kompletter Linie versagt.
Die Jobcenter bekommen schon nicht die, die wollen nicht in Lohn und Brot - und da reden wir noch nicht mal von „so in Lohn und Brot, dass sie eigenständig leben können“.
Ein Großteil der Leute in Bezug sind entweder neu und noch motiviert oder haben resigniert.
Die wirklich „faulen Socken“ sind meiner Beobachtung nach in der Minderheit und m. E. nachrangig, wenn man schon die Motivierten und Resignierten nicht anständig versorgen kann.

Die Ankündigung der Ampel „Hartz IV“ abschaffen zu wollen lässt ich Schlimmeres befürchten - sprich, dass das Ganze in die für die Betroffenen falsche Richtung los geht.

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Alter das ist so passend.

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