Sonntagsfrühstück 103: Armut

Beruhigt Euch, Thema ist durch und geklärt.

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Mach’s wie ich und setz mehr Emojis.

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Woher willst du das wissen?
Außerdem müssen private Lebensverhältnisse bei einem so allgemeinen Thema auch nicht immer ausgebreitet werden.

Weil er immer an Maßnahmen teilnehmen musste?

Man hat es aber nicht allgemein gehalten, sondern anekdotisch.

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2 Monate nach meinem Studium habe ich 5 Monate H4 und weitere Hilfen beansprucht, da ich sogar schon die Cent-Beträge zusammenzählen musste. Mein Auto habe ich damals 5 € weise betankt. Auch jeder TÜV war immer aufreibend, weil immer was gemacht werden musste. Habe dann immer gefragt, ob sie das ohne Steuer machen würden ;D. Ich hatte ein Auto, weil die Kosten wie Versicherung damals von meinen Eltern übernommen wurden.
Allerdings habe ich schon nach dem 2. Monat H4 erfahren, dass ich für eine Stelle auf jeden fall eingestellt werde. Das hat sich aber 3 Monate hingezogen, bis ich da angefangen habe.
Mittlwerweile arbeite ich dort nicht mehr, aber ich habe mir geschworen, nie mehr so mittellos zu sein.

Ich habe 3 Arten von H4 Empfängern erlebt:
Diejenigen, die so schnell wie möglich wieder arbeiten wollen, um unabhängig zu sein, was auch bei allen geklappt hat.
Diejenigen, die Gerne arbeiten würden, aber das aus nachvollziehbaren Gründen nicht können, wie Krankheit undsoweiter.
Diejenigen, die gar nicht arbeiten wollen, in den Tag hineinleben und behaupten, dass der Staat für sie verantwortlich ist. Meistens sind das auch die, die immer am Meisten auf den Staat schimpfen. Ein guter Freund von mir hat nach seiner Ausbildung z.B. gar nicht mehr gearbeitet. Mit 37 hat er dann seine erste Arbeitsstelle angenommen, wo er es dann ein halbes Jahr etwa ausgehalten hat. Jetzt, mit 45 will er arbeiten, aber mit minimalstem Aufwand bewirbt er sich, meistens fast schon mit der Intention, dort nicht genommen zu werden.

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Bin gestern in Frankfurt Höchst (das war schon der erste Fehler) angebettelt worden und auf englisch nach „change“ gefragt worden. Da ich ne minimal wallet (also nur Karten und Scheine) habe, habe ich nur manchmal etwas Wechselgeld in der Tasche und war froh, den ballast loszuwerden. Habe ihm dann meine ca. 2 € in Münzen gegeben. Er sagte danke und ging. Ich bin dann an den Fahrkartenschalter, er kam noch mal zu mir und sagte auf englisch, dass er ein Geschenk für seine Tochter kaufen wolle. Ich sagte, dann ich habe kein weiteres Kleingeld, woraufhin er auf etwas zeigte und mich informierte, dass dort ein Geldautomat sei, wenn ich ihm denn helfen wolle. Da war ich ob der Dreistigkeit erstmal baff.

Frage mich, ist die Inflation so hoch, dass man mittlerweile Scheine statt Münzgeld erbettelt…? Hab dann bereut, ihm überhaupt mein Kleingeld gegeben zu haben und bin wortlos gegangen.

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Hmm, ich verstehe den Gedanken und die Motivation, aber gleichzeitig finde ich es etwas bevormundend. Ist es eine Wurtssemmel und der Obdachlose isst vllt nicht gerne Wurst oder ist sogar laktoseintolerant (auch in verarbeiteter Wurst oft enthalten)? Man kann natürlich sagen, einem geschenkten Gaul… und „lieber irgendwas zu fressen als gar nichts“, aber was ist bei solchen Gedanken im Hinterkopf die gute Tat wert, wenn sie dem Beschenkten nichts bringt, sondern nur das eigene Ego erleichtert?

Ich habe für mich die Regel, wenn ich Kleingeld habe und an dem tag nirgendwo mehr hin muss, wo ich es gebrauche kann, gebe ich es der Person, wenn sie mich anspricht (bis zu einem gewissen Maß natürlich, die Tasche voller 2€ Münzen vllt nicht :D). Ob die Person sich davon ein Brötchen kauft oder Schnaps, geht mich schlicht nichts an. Ich bin ja nicht dazu da, jemanden zu erziehen - bringt am Ende des Tages eh nichts.
Wenn ich grade am Bhf. zB an einem Stand (Bäcker, Ditsch etc.) oder so anstehe und nen guten Tag habe, lade ich die Person ein, was zu bestellen. Dan kann man auch direkt etwas nehmen, was sie möchte. Und wenn sie wirklich nur Schnaps will, sagt sie nein und versucht es beim nächsten.

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Wer (finanzielle) Solidarität möchte, ist nun wirklich nicht in der Situation, Forderungen zu stellen.

Ich werde in Steuerklasse 1 hoch besteuert und finanziere viele Sozialleistungen (oft auch auch Sozialgeschenke), von denen ich nie etwas habe. Wenn es trotz allem eine Spende gibt und sich jemand für die Art und Weise (frisches Brötchen vom Bäcker gegenüber) zu fein ist, scheint es mit der Not nicht so weit her zu sein.

Der Rechtsanspruch der Person existiert gegenüber dem Sozialstaat, bei mir isses darüber hinausgehender guter Wille. Dies scheinen manche zu vergessen.

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Warum nicht?
Wenn jemand per Anhalter fahren möchte und du ihn in einer anderen Richtung ablädst, als um die er gebeten hat, ist sein Richtungswunsch dann auch eine ungerechtfertigte Forderung? Immerhin hast du ihn ja woanders hingebracht, nur nicht dahin, wo er wollte.

Ich drehe die Richtung der Forderung mal um: hinter einer solchen Anspruchshaltung des Gebers („der soll mal froh sein…“) vermute ich eher, dass die Wohltätigkeit nur dem eigenen Zweck deinen soll (Gewissensbefriedigung).

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Nö. Wenn ich etwas gebe, dann auf der Basis der Normen und Werte, die mir wichtig sind. Wenn ich mit Finanzspenden schlechte Erfahrungen gemacht habe oder in der konkreten Situation ein schlechtes Gefühl bei der Sache habe, gibt es halt kein Geld. Es steht dann jedem frei, zu verzichten. Wie gesagt: für universalistische Hilfe gibt es bereits den Sozialstaat.

Nur zum Verständnis: Wenn die Person das Wurstbrötchen dann wegwirft oder wegen einer Unverträglichkeit Durchfall bekommt, ist irrelevant für dich, weil es außerhalb deiner Wahrnehmung liegt?

Ich verweise nochmal auf den von mir oben verlinkten Podcast. Da wird zu dem Thema auch was gesagt. Klar, ist es deine Sache, was du dem Obdachlosen geben willst, aber einfach Geld ist das hilfreichste. Die Leute wissen selbst am besten, was sie gerade brauchen und mit Geld können sie sich das kaufen. Natürlich kann man sie fragen, ob sie was vom Bäcker wollen und wenn sie gerade Hunger haben, werden sie da wohl auch zustimmen. Aber Essen ist nun mal nicht das einzige, was man braucht, um zu überleben, auch Kleidung, Pflegeprodukte etc. muss man sich als Obdachloser kaufen. Und wenn jemand alkoholabhängig ist braucht er auch Alkohol zum Überleben. Ein harter Entzug auf der Straße ist quasi nicht möglich. Das geht nur mit medizinischer Unterstützung in einer Klinik. Das jetzt weniger unterstützenswert zu finden, ist vielleicht erstmal nachvollziehbar, aber schon ziemlich hart und realitätsfern.

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Ich biete im Gespräch an, dass er besagtes Brötchen erhalten kann. Dann liegt alles Weitere an ihm.

@Bittesehr nicht jeder Bettler ist obdachlos. Es ging doch gerade ums Betteln im Allgemeinen.

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Dann geht man da halt hin. Solche Kliniken müssen aufnehmen, ist Teil der Psychiatrie.

Teilweise haben die klischeehaft bandenmäßigen Bettler ein Schild mit " Ich habe Hunger" oä vor sich stehen… Aber natürlich frage ich vorher: „Darf ich dir was zu essen anbieten ?“ Das wäre der Zeitpunkt auf etwaige Allergien oä hinzuweisen (noch nie vorgekommen ).
Erschreckend auch wie viele (ältere ) Mitmenschen, den man es auf den ersten Blick nicht ansehen würde, in Mülleimern nach Pfandflaschen suchen

Das wird tatsächlich gerne vergessen. Auch im Krankenhaus werden wegen einer anderen Sache stationierte Patienten, die alkoholabhängig sind, nicht auf kalten Entzug gesetzt, weil es a) nichts bringt und b) dem angestrebten Therapieerfolg des ursächlichen Stationierungsgrundes entgegenwirkt.

Wenn Alkohol (oder andere Drogen) benötigt werden, ist die Beschaffungskriminalität aufgrund des Suchtdruckes nur ein kleiner Schritt. Da helfen (sicherlich gut gemeinte) belehrende Sprüche wie „hier ne Semmel, damit du dir nix zum saufen holst“ wenig. Aber gibt ja auch Leute, die schwer Depressiven erzählen, sie müssten nur mal an die frische Luft und in die Sonne statt Psychopharmaka zu schlucken. Das hat schon was von Elitarismus.

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Dann bring die Person da hin. Ist tatsächlich der Weg gewesen, wie die Person, die das im Podcast erzählt, aus der Obdachlosigkeit rauskam. Erzählt er in der letzten Folge. Er konnte sich ein Leben ohne Alkohol nicht mehr vorstellen und hatte sich schon mit seinem in wenigen Wochen bevorstehenden Tod abgefunden, als ihn zwei Frauen fast gegen seinen Willen bei einer Entzugsklinik abgeliefert haben. Viele schaffen das nicht aus eigener Kraft.

Mag sein, aber er sagt auch was dazu, wie groß die Überwindung war, die das Betteln ihn anfänglich gekostet hat und dass er das nicht gemacht hätte, wenn er eine andere Wahl gehabt hätte. Mag bei anderen Leuten anders sein, aber das Leute einfach so betteln, dürfte kaum vorkommen.

Ich soll random besoffene Obdachlose ansprechen und sie zum Entzug drängen? Ich glaub, da ist ein Ehrenamt ne größtenteils sinnvollere Beschäftigung

Um mal ein Zwischenfazit zu ziehen: hätte sich eine zufällige Auswahl aus dem Thread zum Frühstück getroffen, wäre da mehr rumgekommen :smile:

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