Schlechte und gute Musik sind unmöglich objektiv konkret zu definieren, und selbst subjektiv will ich mir da nicht irgendwelche absurden Gedankenphilosophien zusammenschustern. Mit dem Ansatz wäre es mir unmöglich Ambient (bzw alles wo ich meinen Geist schweifen lassen kann) und - weiß nich - ultrakomplexen Progressive Rock in 4 Akten (bzw alles wo ich meinen Geist auf die Musik fokussieren muss) gleichzeitig zu mögen ohne meine Integrität aufs Spiel zu setzen.
Wie gesagt: es kommt auch darauf an, mit welcher Erwartungshaltung man an Musik herangeht. Musik X funktioniert vielleicht mit Erwartungshaltung Y, ist aber völlig unzureichend für eine Erwartungshaltung Z. Die Frage ist dann, ob es objektivierbare Kriterien gibt, durch die ein Musikstück gut unterhält, emotional berührt, sich als Hintergrundmusik eignet…
Eines dieser Kriterien wäre für mich dann eben: damit Musik mich wirklich bewegt, muss sie eine bestimmte geistige Anstrengung oder zumindest Konzentration von mir als Zuhörer verlangen. Woran lässt sich das musikalisch festmachen? Tja… aussagekräftige Melodik, ausgefeilte motivische Verarbeitungen, durchdachter formaler Aufbau, komplexe aussagekräftige Harmonik, Originalität / Bruch mit bisher akzeptierten Konventionen… im Detail jedoch lässt sich das, glaube ich, nicht verallgemeinbar an konkreten musikalischen Merkamlen festmachen. Letzten Endes ist das sowieso der falsche Ansatz mMn, anstatt zu fragen „Welche Kriterien muss gute Musik erfüllen“ sollte man es eher andersherum angehen: „Ah, das Lied finde ich gut - warum, was ist das musikalisch Besondere an dem Stück?“
Damit lassen sich auch unterschiedliche Musikstücke hören, ohne dass man dabei an seiner persönlichen Integrität zerbricht. Die Einstellung, mit der ich Musik höre ist halt eine andere, wenn ich eine Coldplay-Ballade, eine kollektive Dixieland-Improvisation oder Schuberts Winterreise höre. Natürlich ist auch eine solche Kategorisierung selbst subjektiv unzureichend - je nach Situation und Verfassung kann mich ein und dasselbe Stück durchaus z.B. entweder unterhalten oder emotional berühren.
Von daher ist es schlussendlich vielleicht noch einmal wichtig festzuhalten, dass es eine objektive Kategorisierung von Musik in gut-schlecht, Kunst-Kitsch, populär-avantgardisch oder was auch immer schlicht unmöglich ist. Ob man ein Lied gut findet oder nicht hängt letzten Endes davon ab, ob es einem zusagt - und das ist ein subjektives Empfinden, das in den meisten Fällen nicht reflektiert ist. Wichtig ist es meiner Meinung nach, dass man sich ein grundsätzlich offenes Verhältnis auch ungewohnter, neuer Musik gegenüber bewahrt und nicht Tonnen an Musik generall als schlecht abstempelt, weil „<Musikrichtung X> eh scheiße ist“, dass „alles kommerzieller Mainstream ist“ oder „primitive, triviale Musik“.