Roche & Böhmermann (ZDFkultur)

Die Show ist halt keine investigativ recherchierte Interview-Kiste, wo sich der Moderator erstmal 2 Monate auf seinen Gast vorbereitet. Es ist schlichtweg eine Unterhaltungsshow. Und das ist auch gut so. Das Prinzip Böhmermann, das er bei Lateline perfektioniert hat, ist, den Leuten etwas vor den Latz zu knallen und schauen, ob was Witziges bei raus kommt. Ich hätte es merkwürdig gefunden, wenn er in der Situation jetzt mit irgendwelchen vorbereiteten detailierteren Hintergrundinfos gekommen wäre. Dann hätte man das Thema ja notfalls wirklich ernsthaft durchdiskutieren müssen, was ganz offensichtlich nicht Sache der Show ist. Das Problem war, dass das Manöver schnell in einem langweiligen und vorhersehbaren Konter seitens Britt versandete. Es wäre wahrscheinlich lustiger und effektvoller gewesen, einfach ab und zu ein paar fiese Anspielungen in die Runde zu werfen, statt so eine direkte Kritik auszupacken.

Oder wie es Jan selbst im Vorspann sagt „Bis zum Sommer steht das Konzept und ab Herbst steigen dann die Quoten.“

Der Satz ist eine Anspielung auf Markus Peichls Interview, was er als Feuerwehrmann zur Rettung von Gottschalk live plant. Und ebenso unterhaltsam wie der havarierte ARD-Vorabend war auch diese Talkshow.

Mr. Bohemien, Ms. Haggis, you can’t fight in here! This is the war room!

Hi.

Zwei Sendungen gab es nun (schon) auf zdf.kultur unter dem Titel “Roche & Böhmermann”.
Sie gluckst sich durch’s Leben, er pflegt sein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, während sie beide ihre bisherigen neun Gäste (größtenteils aus dem B-Boulevard-Bereich neben einer Vollbltujungpolitikerin, einem Kolumnist der Zeit und dem Aktivisten von Foodwatch) ziel-, inhalts- und planlos durch eine knappe Stunde hindurchleiten.

Die äußere Form der Sendung ist zwar reizvoll (endlich mal Tabu-Brüche (Zigaretten- und Whisky-Genuss), enge, dunkle, düstere Studio-Atmosphäre, die äußerungsfreiheitliche Selbstkasteiung mit dem Pieper, RedaktionsassistentInnen mit Zettelchen, Teaser-Filmchen für die Studiogäste, Werbeeinblendungen, kein Wortverbot); aber das allein kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass inhaltlich nichts gewonnen wird.

Wird der Fernsehkritiker hierzu etwas machen - also einen positiven oder negativen (oder beides) Beitrag zu dieser GEZ-finanzierten Sendung?

Tripple-A

Ich kann nicht für ihn sprechen, aber in seiner aktuellen Folge erwähnt er bei KK die Sendung sehr lobend, zumindest die erste Folge, die 2. lief ja erst gestern.

Mir persönlich gefällt die R&B sehr gut, die Einspieler sind wunderbar gemacht und die Moderatoren sind nicht so bieder wie die ARD-Talker. Auch wird relativ frei gesprochen und die Gäste gehören vielleicht nicht zur A-Prominenz aber sie sind interessant und vor allem grundverschieden weswegen auch einheitliche Themen keinen Sinn machen würden.

Aber eines sollte man an der Sendung ändern: Entweder man nimmt nur noch 4 Gäste anstatt 6 oder man verlängert es auf 90 o. 120 Minuten. In beiden Folgen kamen mir einige Gäste doch arg zu kurz und das Ende war immer sehr abrupt…da hätte es noch richtig weitergehen können.

Find die Sendung ausgesprochen erfrischend. Man hält sich nicht an die gängigen Talkverbindlichkeiten der ÖR und redet nur über bierernste Themen ohne dem anderen wirklich auf den Schlips zu treten.

Es ist eine gemütliche Runde bei der man eben schaut was so passiert. Ohne Rücksicht auf Verluste :wink:
Die Moderatoren brauchen sicherlich noch ein paar Sendungen um voll ins Konzept zu kommen, aber machen es doch schon recht gut.

Insgesamt gute und abwechslungsreiche Unterhaltung, die vollkommen zurecht GEZ finanziert ist.

Wie in den 70ern! Jetzt brauchen wir nur noch Talk-Gäste wie Klaus Kinski. :twisted:

Ich kann nicht für ihn sprechen, aber in seiner aktuellen Folge erwähnt er bei KK die Sendung sehr lobend, zumindest die erste Folge, die 2. lief ja erst gestern.

Ja, das ist richtig. Er hob hervor, dass es ein neues und sehenswertes Format auf einem Spartenkanal gibt.
Dem Urteil pflichte ich bei. Genauso entspricht das meiner ersten Reaktion:

Find die Sendung ausgesprochen erfrischend.

Allerdings besteht dieser erste Eindruck sowie die äußere Form einer weiteren (pos/neg-) kritischen Betrachtung nur bedingt:

… und die Gäste gehören vielleicht nicht zur A-Prominenz aber sie sind interessant und vor allem grundverschieden weswegen auch einheitliche Themen keinen Sinn machen würden.

Interessante Gäste?
Britt Hagedorn, Sido , Lucy Diakovska, Dr. Afschin Fatemi, Sven Marquardt, Jorge Gonzalez.

Was einheitliche Themen betrifft: Ich spreche mich nicht dafür aus, dass man R & B pro Sendetermin einem festen Thema unterwirft; das wär’ schrecklich und würde sich zu stark an dem Daily-Talk-Wahnsinn der öffrechtlichen Sender orientieren. Allerdings stelle ich in Frage, inwieweit eine bisher auf Smalltalk basierende Sendung lange genug reizvoll genug sein kann?
In der ersten Folge hat Böhmermann ja regelrecht verkackt, als er Britt an die Wand stellen wollte; er war zu schlecht vorbereitet und ist dann den Fragen von Britt zum Opfer gefallen; wer fragt, der führt … Außerdem hätten Britts Beiträge gerade im Zusammenspiel mit Gonzalez die gesamte Sendung als Fernsehkritik tragen können, wenn sie nicht zum Schluss sondern weit früher in der Sendung in den Mittelpunkt gerückt worden wär’ … Ist der am Ende gewählte Verlauf nur ein redaktionelles Versehen oder möglicherweise planvoll gewesen?
Und in der zweiten Folge hat sich das Thema Ernährung ja nach einiger Zeit recht solide gehalten, wobei hier gerade das interessante Potential von Böhmermann regelrecht unterdrückt wurde, als er Roche und Bode vorwarf, in ein persönliches Zwiegespräch verfallen zu sein …

Aber eines sollte man an der Sendung ändern: Entweder man nimmt nur noch 4 Gäste anstatt 6 oder man verlängert es auf 90 o. 120 Minuten. In beiden Folgen kamen mir einige Gäste doch arg zu kurz und das Ende war immer sehr abrupt…da hätte es noch richtig weitergehen können.

Sehe ich genauso. Ebenso das hier:

Die Moderatoren brauchen sicherlich noch ein paar Sendungen um voll ins Konzept zu kommen, aber machen es doch schon recht gut.

Ich sehe also gerne ein, dass nach gerade mal zwei Sendeterminen ein wirkliches Urteil über diese junge Sendung kaum möglich ist. Aber eine Tendenz ist eben schon absehbar: Viel Kulisse und Effekte, Boulevard meets Smalltalk. Ich sehe darin eben die Gefahr, dass das erfrischende, von mir aus „wilde“ und andere Konzept im breiten Umfeld anderer Talk Shows das nicht dauerhaft tragen können wird.

Immerhin muss sich die Redaktion hinter der Sendung auch an dem eigenen Anspruch messen lassen. Denn die will ja die ursprüngliche Talk-Show von vor 30-40 Jahren wiederbeleben. Das geht aber nicht allein mit Rauch, Alk, B-Promis, Piep und Smalltalk …

Tripple-A

Ich persönlich setze „interessant“ nicht mit „mag ich“ gleich. Ich will keine Talkshow in der nur Personen sitzen die ich persönlich bewundere sondern auch gerne Personen die ich eher kritisieren würde in der Hoffnung, dass jemand der anderen es dann auch tut wie beim leidigen Versuch vom Böhmermann bei Britt.

Was man sagen muss ist, dass leider die meisten wohl inzwischen zu “angepasst” sind und sich anscheinend schon gar nicht mehr trauen zum Glas/zur Zigarette zu greifen. (Ich glaube nämlich nicht, dass alle so konsequent auch in einer privaten Runde zuhause auf ein Gläschen verzichten würden)

Würde der Show sicherlich auch sehr gut tun, wenn etwas mehr gesoffen und geraucht würde.

Das mit dem Saufen und Rauchen sehe ich auch so. Auch wenn der Tabubruch natürlich nix Neues ist. Gesehen bei Krömer, Stucki, Thadeusz… An der ersten Sendung hat mich genervt, dass man alles irgendwie erklärt hat. Die Zettelwirtschaft, den Aschenbecher… Nach dem Motto “Kuck mal wie retro wir sind”.

Interessant möchte ich auch nicht als „mag ich“ verstanden wissen.
Interessant würde ich aber schon gerne auf seine Wortbedeutung beziehen wollen. Und bei den von mir zitierten Persönlichkeiten entzieht sich mir jede Vorstellung darüber, was an ihnen, ihren Taten oder ihren Wertvorstellungen interessant sein könnte - zumal in einer auf Smalltalk basierenden Sendung … Allerdings räume ich ein, dass jede/r wohl eigene voyeuristische Vorstellungen darüber hat, was ihr/ihm als interessant erscheinen mag …

Tripple-A

Gnihihi, der ernorm gewichtige Verein „Pro Rauchfrei“ sieht mal wieder dringenden Handlungsbedarf… sich mittels Anzeige in die Medien zu bringen

Siegfried Ermer, Vorsitzender von Pro Rauchfrei wirft daher dem ZDF vor, die Nichtraucherschutzgesetze bewusst durch Tricks zu unterlaufen. „Wir fordern das ZDF als Auftraggeber der Sendungen unmissverständlich auf, das Rauchen sofort in allen Studios zu verbieten, sobald Zuschauer hierzu Zutritt haben. Den Zuschauern die Einwilligung zum Rauchen per Ticketbestellung abzuverlangen kommt einer Nötigung gleich. Wir werden mit allen Mitteln dagegen kämpfen, dass die bisher rauchfreien Talksendungen und ähnlichen Formate nicht wieder zu Promotionsveranstaltungen fürs Rauchen werden.“

Ich frag mich was mit „allen Mitteln dagegen kämpfen“ gemeint ist. Gibt’s da sowas wie den militanten Arm von „Pro Rauchfrei“, der für sowas zuständig ist?

Militante Nichtraucher empfinde ich als Nichtraucher als weitaus schlimmer und nervender als Raucher :roll:

Fordern wir gleich auch noch, dass der Alkohol in der Show verboten wird, und sich alle nur noch Bio Knabberein reinziehen dürfen!

Da wäre es doch mal echt interessant, wenn Roche & Böhmermann diesen Herrn Eimer mal in die Sendung einladen …

Was man sagen muss ist, dass leider die meisten wohl inzwischen zu „angepasst“ sind und sich anscheinend schon gar nicht mehr trauen zum Glas/zur Zigarette zu greifen.

Außer man lädt sich Ulli Wickert oder Udo Lattek ein. Dann wird schon vorher mit Beaujolais und Doornkaat gegurgelt, dass während der Sendung beim besten Willen nichts mehr in den Kopp passt.

Das konsequent durchgezogene Siebzigerzitat entbehrt zwar nicht eines postmodernen Charmes, fällt aber bei näherer Betrachtung in sich zusammen wie ein angepiekster Ofencamembert.
Von Charlotte Roche mal ganz abgesehen, gegen die ich eine tiefsitzende persönliche Abneigung hege, ist Böhmermann eine Fehlbesetzung als Talkshowgastgeber. Er ist zweifellos ein angenehmer Typ, der über ein gutes Maß an Schlagfertigkeit verfügt. Das qualifiziert ihn zum idealen Gesprächspartner für einen unverbindlichen Kneipenschnack (wie bei Schmidt), aber nicht zum Interviewer.

Die Gäste waren bislang vollkommen belanglos. Der einzig interessante Gast war Jorge, und von dem wusste ich alles Relevante bereits aus seinem Besuch bei Raab.

… und dafür, dass sich Frau Weisband, vom Öffentlichkeitsdruck überfordert, auf ihr Studium konzentrieren will, sitzt sie ganz schön oft in Talkshows. Zuletzt am Donnerstag bei Beckmann.

Wir fordern das ZDF als Auftraggeber der Sendungen unmissverständlich auf, das Rauchen sofort in allen Studios zu verbieten, sobald Zuschauer hierzu Zutritt haben. Den Zuschauern die Einwilligung zum Rauchen per Ticketbestellung abzuverlangen kommt einer Nötigung gleich.

Öhm, wird Roche&Böhmermann denn vor Publikum gezeigt?
Wenn nicht, kann dem ZDF doch egal sein, was Emil Eimer und seine Anti-Raucher-Brigade verlangen.
Mal davon abgesehen, was könnte bessere Werbung fürs Nichtrauchen machen, als Helmut Schmidt dabei zuzuschauen, wie er im Gespräch mit Lanz Teerklumpen und Lungenbröckchen abhustet?

Im Übrigen gebe ich strohaLm Recht:

Militante Nichtraucher empfinde ich als Nichtraucher als weitaus schlimmer und nervender als Raucher :roll:

Öhm, wird Roche&Böhmermann denn vor Publikum gezeigt?

Ja wird es. Das Publikum ist nur komplett im Schatten und man hört es nur dann und wann mal klatschen.

Die Sendung findet vor Publikum statt. Zum einen kann man sich Tickets (10 Teuronen das Stück) für den Besuch der Show bestellen, zum anderen hat nicht jeder Applaus innerhalb der Sendung wie ein Einspieler gewirkt - Rezitat letzte Sendung: Szenenapplaus für Herrn Bode.

Warum ist das mit Quarzen und Alken ein totes Pferd? In der ersten Sendung wurde beim Whisky gut zugelangt; und in der zweiten Sendung hatte zumindest einer der Gäste die Fluppe im Maul.

Militante Nichtraucher gehören zu den schlimmsten Diskriminierern. Dank derer Denkweise und Lobby-Arbeit wird nicht mehr überall geraucht, sondern ganz häufig nur noch im Eingangsbereich vieler großer öffentlicher/ Kauf-Häuser. Das ist schlimmer, durch diese SMOG Zone zu laufen, als mal dem vereinzelten Qualm zum Opfer zu fallen. Militante Nichtraucher nötigen eher als der einzelne Raucher.

Überhaupt ist die Forderung dieses Typen, das ZDF solle alles mögliche unternehmen, um das Quarzen bei R & B zu untersagen, völlig irre. Wenn ich mich als Gast/ Besucher dazu entscheide, mir ein Ticket für diese Sendung zu organisieren, dann weiß ich doch, was mich erwartet. Wenn ich keinen Qualm will, glotz ich halt TV, anstatt ins Studio zu fahren …

Greggy: Deine Auffassung über B-Man teile ich in weiten Teilen; allerdings finde ich ihn auch für Smalltalk ungeeignet - viel zu profilneurotisch veranlagter Typ, und seine Schlagfertigkeit bewegt sich auf Pocher-Niveau und ist dementsprechend inhaltlich völlig leer.

@Admin/ Moderator: Kann das Thema umbenannt werden? Weg von dem Britt-Schwerpunkt hin zu einer generelleren Titel-Bezeichnung?

Tripple-A

Ja, diese Entscheidungsgeschichte kann man immer wieder anführen, am Ende wird dann wieder überall geraucht, juchheissa. :roll: Dass Süchtige immer den Zwang haben andere mit ihren Zwängen penetrieren zu müssen. Jemand mit Tourette kann wenigstens nichts für seine Ausfälle.