Ich möchte auch noch kurz was zum Thema sagen: Ich mag Precht. Nicht unbedingt sein Auftreten in der Öffentlichkeit, denn dazu habe ich von ihm zu wenig mitbekommen, als dass ich mir da eine Meinung hätte bilden können.
Ich habe aber bisher zwei Bücher von ihm gelesen, das dritte angefangen. Und bisher gefällt mir, was und wie er schreibt.
Meiner Meinung nach, und er sieht das vermutlich ähnlich, ist “wer bin ich und wenn ja, wieviele” ein Einstiegsbuch in die Philosophie. Mehr will und sollte es auch nicht sein. Gleiches gilt für das Buch “Liebe, ein unordentliches Gefühl”, das, genau wie sein Nachfolgebuch “Die Kunst, kein Egoist zu sein”, ausdrücklich (!) nicht den Anspruch erhebt, ein Ratgeber zu sein.
Für Leute, die bereits Philosophie studieren, hat das erstere Buch daher sicherlich keine Bedeutung, da Faszination und Interesse bei ihnen schon vorhanden sind. Ich sehe es aber als guten Anstoß an, gerade, da es leicht verständlich und gut vermarktbar geschrieben ist. Außerdem bezieht er, wie schon hier im Thread erwähnt, die Wissenschaft mit ein und schafft somit eine Bezugsfläche, die den Leser, auch wenn er sehr uninformiert sein sollte, nicht orientierungslos lässt.
Man kann nun sagen, dass Buch sei deshalb nur ein Einheitsbrei und oberfächlich, der Autor geldgeil usw. Ich aber glaube, dass Inhalt, Form und Methoden des Buches ihren Zweck erfüllen.
Ich würde das Buch als Spielzeug betrachten, das man einem Kind (~der Bevölkerung) vorlegt. Spielt es damit (~liest sie), wächst vielleicht Interesse und es befasst sich eingehender damit. Tut es das nicht, war es immerhin die Wahl des Kindes. Nichtsdestotrotz war das Anliegen gut.
Allein, dass die Philosophie wieder etwas in das Bewusstsein der Bevölkerung gerückt ist, bezeichne ich dabei schon als Erfolg. Schließlich hat nicht jeder Zeit und die Möglichkeit “Vollphilosoph” zu werden; einer, der alle alten Werke der Vorgänger gelesen und beurteilt hat. Aber das Niveau der Philosophie, wie Brecht sie vorstellt, reicht immerhin aus, um in vielerlei Hinsicht klarzumachen, dass es seltenst nur “schwarz und weiß” gibt, sondern fast jedes Thema differenziert betrachtet werden kann und in der Regel sollte.
Und gerade das ist eine Aussage, von der ich mir wünsche, dass sie in einer aufgeklärten Gesellschaft Bestand hat. Der Erfolg von polemisierenden Erzeugnissen wie der BILD zeigt doch, dass dies nach wie vor bitter nötig ist.
Angesichts dieses Erfolgs, den das Buch und der Autor zweifelsfrei vorzuweisen haben, würde ich an dieser Stelle großen Abstand davon nehmen, insgesamt eine negative Beurteilung abzugeben. Wenn mir jemand erklärt, in welcher Hinsicht das Buch oder Autor “Schaden” angerichtet haben, bin ich gerne dazu bereit, meinen Horizont in dieser Hinsicht zu erweitern. :mrgreen: