@Horst,
auch wenn deine Überlegung logisch zu sein scheint, kann man natürlich die Distanz zur Realität nicht abschätzen.
Auch wenn unterm Strich ein eher madiges Produkt rauskommt, heißt das nicht zwangsläufig, dass da gescheiterte Existenzen die Fäden ziehen.
Ich würde eher sagen, dass es zumindest ein Teil davon auch auf Praktikanten zutrifft, die die bunte schillernde Fernsehlandschaft erkunden wollen, und dann als “Redakteur” eingesetzt werden. So wars zumindest seinerzeit schon Usus, als ich bei Viva arbeitete, da machten gegen Ende der Viva Hochzeit die Praktikanten auf Redakteure, womit der sinkende musik-journalistische Anspruch natürlich prima erklärt werden konnte.
Praktikanten sind günstig, du wirst sie schnell los…
Aber es ist auch so, dass in den Produktionsfirmen sehr intelligente Leute sitzen, schau dir einfach nur die Juraabteilungen an. Stichwort Fernsehkritik.tv und die REchtsstreitigkeiten… mit welchen teils fragwürdigen Argumentationen da vorgegangen wird um Kritik im Keim zu ersticken, das schafft kein Ex Alki oder Koksopfer so hinzubiegen.
Gut, es erweckt den rein subjektiven Eindruck, dass man als Jurist einer Gehirnschädigung unterliegen muss, um eine Rechtfertigung zu finden, die das Tun das so offensichtlich getäuscht ist, als real zu verkaufen.
Ist fürs Jura Studium also eine Behinderung eine Aufnahmevoraussetzung?
Aber gut, ich schweife ab.
Die klugen Leute in den Sendern und Produktionsfirmen sind in jedem Falle da, da aber Qualität eher ein subjektives Feld ist und sich für jeden Zuschauer anders darstellt, kann man sich als Sender natürlich prima hinter dem “die Leute wollen doch genau das” verstecken.
Wobei ich dann die Gegenfrage stellen muss, was der Zuschauer für eine Alternativwahl hat?
Man könnte sagen, der Zuschauer bekomt was er verdient, aber das stimmt nicht, denn aktiv zu sagen “euer Programm ist Müll” bringt ja nix da alles nur auf die sehr seltsamen Quoten aufbaut.
Hast du nen Quotenkasten, aber lässt den TV provokativ aus um ein Zeichen zu setzen, dass das ganze reality, dokunovela usw. Programm fürn Arsch ist, wird dir der Kasten abgenommen… einzige Lösung, Dauerzappen…
So gesehen ist also allein um die Daseinsberechtigung für diese Programme zu untermauern, diese ganze Quotenzählerei sehr inzestuid aufgebaut, wenn ich das mal so sagen darf.
Eine Wahl hat man nicht - schon gar nicht als Zuschauer der keinen Quotenkasten hat, denn beim hochrechnen kommt ja sowieso raus, dass man DSDS geschaut hat, obwohl man die Glotze gar nich an hatte. Alleine das zeigt die Absurdität des ganzen.
Und um jetzt wieder auf die Leute zu kommen, die das Fernsehen gestalten, die wissen genau was Kosten-Nutzen Rechnung ist. Und da man mit Werbung heute nicht mehr so viel verdient, wohl weil nicht mehr so viel durch Implskäufe zurückfließt, muss halt auch am Programm gespart werden.
Ich frage mich trotzdem jedes Mal, wer wirklich die Idee hatte, Laienschauspieler zu nehmen, die dann auch noch eine klischeehafte Rolle die sie selbst reflektieren soll, spielen sollen. Gegen Reality TV wäre ja in sofern nichts zu sagen, wenn das was man dort sieht, wirklich real wäre… also so wie einer sich gibt, wirds gezeigt…
Eben, damit man einen realistischen Einblick hat.
Wobei ich die Motivation dieser Sendungen bei “Normalos” auch nich ganz verstehe.
DAs ist schon eine grässliche Perversion.
Gezielt gefragt, was interessiert mich bitte, wenn 2 Familien ihre Frauen tauschen?
Was interessiert mich ob die eine darüber rummeckert, dass bei der Gastfamilie das Klo bepisst is, die Katze auf den Teppich kotzt und der Sohn 3 Schachteln Roth Händle ohne Filter raucht…
Was soll mir das als Zuschauer geben?
Ich habs bis heute nicht verstanden.
Das Fernsehen ist doch eigentlich dazu da, um mich zu unterhalten, um mir die langeweile zu vertreiben…
Ich schalte ein und was sehe ich? ganz viel langeweile…
ist das nicht paradox?
Was treibt die Leute dazu an, sich so einen semiinformativen Mumpitz wie Frauentausch, stellvertretend für die anderen Derivate gleicher Machart, anzusehen?
Gut, es befriedigt menschlichste Grundbedürfnisse, Voyeurismus, das imaginäre drauf rumtreten auf Persönlichkeiten usw.
Ich halte die Leute die sowas schauen für noch blöder als jene, die in gutem Glauben an eine Sache, nämlich, dass sich ein Fernsehteam für eine Durchschnittsperson interessiert, einen Vertrag unterschreiben, damit sie ins Fernsehen kommen.
Klar, das Motiv Nr. 1 ist natürlich das Geld, aber eine Frage beschäftigt mich immer wieder. Sind die Leute so verzweifelt auf das Geld aus, dass sie den Inhalt der ihnen vorgesetzten Verträge nicht begreifen? Hat zb. Fam. Holländer den Vertrag überhaupt gelesen? haben sie ihn inhaltlich wissend bewusst unterschrieben?
Hat man überhaupt Zeit, so einen Vertrag selbst juristisch mit seinem Anwalt durchzugehen?
oder sagen die, Monatag is Drehbeginn und bringen Montag den Vertrag vor Anfang des Drehs mit?
Das würde ich gerne ma wissen, also damit man keine Chance hat, Ungereimtheiten zu finden.
Fakt scheint aber in jedem FAlle zu sein, dass der Sender nebst Produktionsklitsche im Übermaße übervorteilt wird und hier gehört spätestens seitens der Gerichte, Politik eingeschritten.
Vielleicht bin ich ja zu rational und wohl auch zu kritisch, als das ich alles unterschreiben würde, aber das würde mich schon interessieren. Das die Verträge knüppelhart sind, ist ja kein Geheimnis.
Wie gesagt, ohne politische Einmischung wird man diese Fakes nicht los aus m Fernsehen.