Diskussion über den Blog-Artikel: Psychoterror reloaded
Es ist jetzt Donnerstagnacht, etwa 2:30 Uhr. Die meisten werden bereits tief und fest in Träume versunken sein, auch ich dann irgendwann demnächst. Für einen hingegen ist dies alles andere als eine angenehme Nacht: Mario Holländer. Vielleicht erinnern Sie sich an Folge 35, in der ein Bericht über die Teilnahme seiner Familie an der RTL2-Dokusoap “Frauentausch” zu sehen war. Was der vierköpfige Clan erleben musste, ist unvorstellbar: Die Holländers wurden vom Kamerateam der Sendung genötigt, ihre Wohnung wurde verschmutzt (um sie asozial darzustellen), der Familienvater musste schließlich wegen Herzproblemen ins Krankenhaus. Seine Versuche, den skandalösen Dreh abzubrechen und die Fernsehleute vorzeitig hinauszuschmeißen, scheiterten an einem bereits unterschriebenen Knebelvertrag und der Drohung seitens der Produktionsfirma an die Familie, eine massive Vertragsstrafe zahlen zu müssen. Die ausgestrahlte Sendung dann schließlich zeigte eine computerversessene, schmuddelige und faule Familie Holländer - alles inszenierte Klischees, die mit der Wahrheit nichts zu tun haben. Für die Holländers ging damit der Ärger erst richtig los: Immer wieder kam es zu anonymen Anrufen und Terroraktionen vor dem Haus. Der Vermieter begann mit Mobbing, zudem verlor der Sohn seinen Ausbildungsplatz, was Herr Holländer ebenfalls im Zusammenhang mit der skandalös verfälschten und ehrverletztenden Darstellung seiner Familie im Fernsehen sieht.
Dieser Fall zeigt exemplarisch, wie es einer Familie ergehen kann, die vor einem Millionenpublikum schlichtweg lächerlich gemacht wird und die sich dagegen nicht mal wehren kann. Nicht nur Fernsehkritik-TV berichtete darüber, auch das NDR-Medienmagazin “Zapp” zeigte einen Bericht. Man sollte meinen, angesichts eines solchen Medienechos würde RTL 2 zumindest diese “Frauentausch”-Folge im Giftschrank verschwinden lassen - doch weit gefehlt: An diesem Donnerstag wurde genau die betreffende Ausgabe erneut im Abendprogramm des Senders ausgestrahlt!
Und für die Familie Holländer ging gleich kurz nach der Ausstrahlung der Terror wieder los. So berichtet der Familienvater: “Gegen 23:45 hörte man draußen immer wieder Autos vorbeifahren, dann war Kichern und Gerede zu hören. Als es an der Eingangstür laut wurde und an der Tür gerappelt wurde, lief ich raus. Mindestens acht Jugendliche bzw. junge Erwachsene liefen zunächst weg, ich hinterher. Als ich sie bis an ihr Auto getrieben hatte, wendeten sie sich mir zu und kamen zum Teil mit erhobenen Fäusten auf mich zu. Ich sagte, dass sie verschwinden sollen, sonst würde ich die Polizei rufen. Sie lachten nur und kamen weiter auf mich zu. Als der erste mich anfasste stieß ich ihn zurück, er kam wieder und wollte zuschlagen, ich fasste seinen Arm und hielt ihn fest. Die anderen standen direkt bei ihm und fühlten sich in der Gruppe stark. Ich wurde lauter und warnte sie.” Mario Holländer macht sich angesichts der erneuten Auffrischung dieses televisionären (und dann auch realen) Terrors schon deshalb Sorgen, weil auch seine Tochter auf Lehrstellen-Suche ist. Und: Die Holländers möchten gern umziehen, diese skandalöse Sendung ist da nicht gerade eine Empfehlung an mögliche Vermieter. Holländer ist frustriert und mit den Nerven am Ende: “Jetzt sitze ich hier im Stillen und warte, manchmal schreit jemand aus einem vorbeifahrenden Auto (“WOW Assis”), und manchmal höre ich auch Schritte und Gemurmel, dann renne ich raus. Das wird eine ätzende Nacht und so langsam werde ich immer wütender. Fast schon wünsche ich mir, dass mich wirklich jemand tätlich angreift, mein Leben ist eh verpfuscht. Mein Kreislauf flattert, ich zittere.” Seinem Sohn will er beibringen, dass Faustrecht keine Lösung ist - er muss Vorbild sein, und deswegen hofft er, die Nacht glimpflich zu überstehen. Ein Anruf bei der Polizei bewirkte nichts. Holländers Fazit klingt ernüchternd: “Bei uns im Nachbarort war ein Skandal, weil ein entlassener Kinderschänder dort hin gezogen ist, ständig wurde das Haus belagert. Aber nur eine gewisse Zeit, dann war da Ruhe. Wir haben lebenslänglich.”