Was aber glaube ich eher dadurch zu erklären ist, dass viele die Vorstellung haben das psychische Erkrankungen gleichzusetzen ist mit Unberechenbarkeit.
Qausi folgendermaßen:
Person 1: „Hallo, ich bin depressiv und nehme daher Medikamente.“
Person 2: Ach du scheiße, gleich bringt er sich um und dann bin ich am Ende Schuld weil ich ihn hätte aufhalten müssen.
Das Problem ist daher eher das die Leute die Symptome nicht richtig kennen und andererseits es in der menschlichen Natur liegt immer mit dem schlimmsten zu rechnen.
Ich hatte als Kind und Jugendlicher Asthma (ab und an habe ich auch jetzt noch Probleme, aber eigentlich ist es weg) wenn ich das jemandem gesagt habe hat es auch sofort übertriebene Reaktionen ausgelöst und jedes schwere Atmen oder Husten wurde anfangs zu nem Erstickungsanfall hochstylisiert.
Genauso wieviele Leute glauben das ich aufgrund meiner Allergien sofort mit nem Anaphylaktischen ins Krankenhaus komme wenn ich nur an ein Hamster oder Kaninchen denke.
Ungefähr so verhält es sich halt auch mit Geisteskrankheiten, es wird immer davon ausgegangen das sie die schlimmst mögliche Auswirkung hat. Das man bei den meisten Kranken zu 90% der Zeit gar nicht mitbekommt das sie krank sind oder es zumindest als halb so wild ansehen würde, ist einfach kaum bekannt.
Es würde halt schonmal helfen wenn man sich klar macht das auch bei psychischen Erkrankungen man nicht dauerhaft an allen Symptomen leiden. Wie bei fast keiner chronischen Krankheit. Klar ist dauerhaft etwas nicht richtig, aber über relativ lange Phasen kommen die meisten Menschen recht gut klar. Ansonsten könnten die wenigsten Depressiven ihre Krankheit über Monate oder Jahre mit sich rum tragen ohne das es jemandem auffällt.
Nur um das am Ende dieses viel zu langen Post nochmal klar zu stellen.
Ich glaube nicht das Eisenfaust sagen wollte, das die Gesellschaft keinen Belang für psychisch Erkrankte hätte, sondern viel eher das die Quelle der Krankheit nun einmal häufig nicht die Gesellschaft ist. Es handelt sich halt meistens um eine Fehlfunktion des Körpers. (Unzureichende oder übertrieben hohe Produktion bestimmter Hormone, o.ä.)
Daher denke ich auch ist diese Einteilung in „psychische“ und „körperliche“ Krankheiten relativer Unsinn. Wenn mein Körper ein bestimmtes Hormon nicht richtig herstellt, dann ist das in erster Linie ein körperlicher Defekt und kein psychischer.
Weshalb auch eine Aussage wie,
Da sollte man nicht denken man kann seine Psyche mit Drogen korrigieren, denn die Psyche kann man nur mit Psyche korrigieren
absolut nicht hilfreich ist.
Das ist nämlich einer der Gründe aus dem viele Kranke glauben nicht über ihre Krankheit reden zu dürfen, weil in der Gesellschaft die Vorstellung herrscht man müsse sich bei solchen Krankheiten halt nur mal zusammen reißen.
Wenn mir aber nun einmal bestimmte Hormone fehlen, dann kann ich mich zusammen reißen wie ich will. Ich werde immer noch unglücklich sein. Weil mein Körper gar nicht in der Lage ist glücklich zu werden.
Bei den Leuten die tatsächlich ohne Psychopharmaka klar kommen, kann man auch kaum von einer Krankheit reden. Die hatten halt eine depressive Phase oder von mir aus auch eine manische oder was auch immer. Das passiert eigentlich jedem mal. Da kommt man aber auch ohne fremde Hilfe eigentlich wieder raus, solange man kein vollkommen kaputtes soziales Umfeld hat.