Psychopharmaka

Ich hatte im Thema “Freundin finden” ein Gespräch mit Minderheitenmitglied über Psychopharmaka und Soziale Phobie.

Wie steht ihr dazu? Was denkt ihr über Psychopharmakas?

Wie jedes Medikament haben auch Psychopharmakas Nebenwirkungen.

Beispiele:
Ein an Schizophrenie erkrankter Mensch, der durch Wahnvorstellungen und akustischen Halluzinationen leidet, kriegt normalerweise ein atypisches Neuroleptikum, um sich wieder zu beruhigen. Ich sehe in Verwendung von Psychopharmakas in diesem Beispiel sehr wohl einen Vorteil in der Behandlung. 1. Er verletzt sich dadurch weniger. 2. Er verletzt andere weniger. 3. Ein ruhiger Mensch lässt sich besser behandeln.

Gilt wohl bei allen Psychosearten.

anderes Beispiel:
Ein Mensch, der an F65 Störung der Sexualpräferenz (e.g. Fetischismus, Nekrophilie, Zoophilie, Pädophilie, Transvestischer Fetischismus, etc.) leidet, kriegt bei der Behandlung Leuprorelin oder ähnliches Präperat, um erstmal seine Sexualität gegen Null tendieren zu lassen. Das verschafft Zeit für eine Verhaltenstherapie und die Wiederholungsgefahr ist geringer (zwar nicht bei jedem, aber bei vielen).

Ich sehe Psychopharmaka als Mittel, was Therapien behilflich sein kann und/oder verbessern kann. Eine Verteuflung von Psychopharmaka halte ich deswegen nicht angebracht, auch wenn es Missbrauch von Psychopharmaka gibt.

Meine Pharmazeutische Meinung: Pillen gegen Geisteszustände nur dann, wenn es wirklich etwas bringt. Das Problem an Psychopharmaka sind ihre Nebenwirkungen. Sie unterbinden chemische Prozesse, die für ängste, Libido usw. sorgen. Sie beeinflussen nicht nur den Geist, sondern auch den Körper und können sogar ins gegenteilige überschlagen.
Da gibts ne schöne “Sex and the City” Folge, wo einer Psychopillen nimmt, die zwar seine Angstzustände heilen, aber für ne dauerschlappe nudel sorgen. Sehr beliebt sind Nebenwirkungen wie Appetitlosligkeit, Verlust der Libido, Emotionale Verkümmerung (die berüchtigte Gleichgültigkeit oder Gefühlskälte) oder Bluthochdruck. Viele Mittel eignen sich nicht zur Dauerbehandlung und haben hohes Missbrauchs und Abhängigkeitspotential.
Außerdem kann man viele Mittel dann nicht einfach so absetzen. Es treten Entzugserscheinungen auf. Man muss sich immer im klaren sein, dass man mit mehr als nur der Psyche spielt.

F65 Störung der Sexualpräferenz (e.g. Fetischismus, Nekrophilie, Zoophilie, Pädophilie, Transvestischer Fetischismus, etc.) leidet.

Ok, welches kranke…ihr wisst, welches Wort ich meine…setzt sich selbst so hoch, dass es festsetzt, was normal ist und was nicht?

  1. Die Suffix -philie beschreibt eine Vorliebe. Das vorab, damit mir nicht vorgeworfen wird, ich hieße Kinderschänder gut. Wer Pädophile mit Kinderschändern gleichsetzt, der setzt Heterosexuelle Männer z.B. mMn mit Frauenvergewaltigern gleich.
  2. Nekrophilie, Zoophilie und Pädophilie widern mich persöhnlich an. Solange derjenige, dem diese Präferenz jedoch eigen ist, sich aber dabei nicht an den anvisierten Objekten vergeht, ist es mMn nicht sehr schön, aber seine Sache.
  3. Wenn dieser Mensch dann eigenständig sagt „Ich halte es nicht aus, auf Kinder fixiert zu sein, ich möchte mich auf anderes fixieren lassen“, ist so eine Methode in Ordnung, anders nicht. Auch nicht, wenn dieser Mensch sich an den Objekten vergeht. Er gehört in Verwahrung, aus der er erst entlassen werden sollte, wenn ein Psychologe ihm attestiert, dass er sich nicht mehr an diesen Objekten vergehen wird. Zwangsbehandlung (die selbstverständlich niemand vorgeschlagen hat, ich wollte es nur ansprechen) lehne ich unbedingt ab.
  4. Was ist an Fetischismus / Transvestischer Fetischismus falsch? Soll doch jeder seine Sexualität - solange sie niemandes Freiheit einschränkt - ausleben, wie er mag.

Deswegen Leute zu behandeln ist ekelhaft, ausgenommen Fall 3.

Demnach möchte ich dir erstmal nahe legen, lieger OP, diese Formulierung umzuwandeln.

@blackmaniac: Sex and the City? Und dadurch will man sich eine fundierte meinung über Psychopharmaka bilden? Du meine Güte…
Ja, es ist durchaus möglich. Und ich gebe dir Recht, dass man vorsichtig mit den Dingern umgehen muss. Aber Sex and the City? Ich bitte dich … :wink:

Zum Thema:

Ich sehe es so, dass mit diesen Medikamenten bedächtig umgegangen werden muss. Eben wegen Nebenwirkungen und auch der Hauptwirkung muss der Arzt genau wissen, was er damit macht, und wie er den Patienten behandelt. Generell lehne ich diese Methodik nicht ab, aber man muss genau wissen, wie und wofür man es einsetzt.

Nicht jedes Medikament hat Einfluss auf den Libido.

Citalopram hat folgende Nebenwirkungen:

  • Orgasmusstörungen (geht nach 4 Wochen weg)
    Selten:
  • Verringerung des Libidos
    Sehr selten
  • Steigerung des Libidos

P.S. Ich nehme Citalopram wegen des “Verringerung des Libidos” ein.

Seroquel (Quetapin) hat folgende Wirkung:

Sehr selten:
-Dauererrektion

Nicht jeder findet den Libido toll.

@Mr. Morizon
Ich habe nur den WHO ICD Standard, der auch in DE gilt, zitiert. dort ist Fetischismus als Krankheit gekennzeichnet.

Solange die Libido euer Hauptproblem bei irgendwelchen Medikamenten ist, ist ja alles gut :roll:
Dann sollte aber der Threadtitel umbenannt werden.

Meine Meinung dazu ist, das Psychopharmaka sinnvoll und wichtig sind, um einen bestehenden Mangel oder ein Ungleichgewicht zu Therapieren. Vor der Anwendung von Psychopharmaka sollte aber besser abgewägt und aufgeklärt werden. Viel zu oft werden leichtsinnig Medikamente verteilt.

Eine Freundin von mir, hatte eine schwere Phase in ihrem Leben in Folge dessen sie sich versucht hat, das Leben zu nehmen. Tatsächlich glaube ich eher an einen Hilfeschrei. Wie dem auch sei, wurde sie zum Schutz vor sich selbst in eine psychiatrische geschlossene Klinik gesteckt. Erstmal hat sie einen Arzt nur 5 Minuten gesehen, bei der Visite und hat dann 3 mal am Tag 1,0mg Lorazepam bekommen. Was Sie nicht wusste, ist das Lorazepam stark abhängig macht und schon hatte sie das nähste Problem am Hals.

Ich denke das große Problem ist, das Psychopharmaka immer mehr als Ersatz für eine anständige Psychoanalyse missbraucht werden. Tatsächlich sollte die Psychologische Betreuung und die Anwendung von Psychopharmaka, immer Hand in Hand gehen. Dazu sollte der Patient als auch die Familie des Patienten nicht ausehr acht gelassen werden.

So wie ich das mitbekommen habe, bekommen privatversicherte Patienten 20 min länger beim Psychiater als AOK versicherte. Offensichtlich ist eine Umfassende Betreuung eine Frage des Geldes und des Personals. Hinzu kommt das durch die neue Fallpauschale die Menschen die es wirklich nötig hätten trotzdem so schnell wie möglich entlassen werden müssen weil sie mit denen einfach kein Geld mehr verdienen.

Aber um nochmal auf den Punkt zu kommen, Scientology hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Psychiatrische Einrichtungen sind Lebenswichtig und unbedingt notwendig. Ich glaub nicht das Scientology wirklich einen Menschen mit schizophrenen Schub um sich haben will. Obwohl, vielleicht würde es denen ganz recht geschehen wenn ein Schizophrener mit na Uzi in der ihr Hauptquartier stürmen würde und alle abballert weil er in L. Ron Hubbard den Teufel sieht … was zugegebener maßen, nicht besonders schwer ist.

@Sepultura: Gut dann nehme ich das grummelnd für mich hin und bitte, keinen darauf einzugehen, damit das Ampelmännchen nicht aktiv werden muss :slight_smile: Weitere Diskussionen bitte wirklich über Psychopharmaka als Hauptaspekt und nicht als Nebenaspekt wie bei mir :stuck_out_tongue:

Ich selbst warte jetzt seit einigen Wochen darauf, endlich einen Termin bei einem Psychater zu bekommen, da Therapeuten Medikamente nicht verschreiben können, er mir aber zu einer Behandlung mit AntiDepressiva rät.
Sicher, hab ich einige Zweifel, was die Nebenwirkungen und Persönlichkeitsveränderungen angeht, allerdings ist die Hoffnung stärker, endlich meine Gedanken in den Griff zu kriegen.

bei Citalopram ist der Libido die geringste Nebenwirkung. Der Serotonin-Syndrom ist schlimmer.

Merit-Seto
Welche Stadt?

EDIT:
L.Ron Hubbert litt an Paranoider Schizophrenie.

Jeremy Perkins, geboren in eine Scientology Familie, hat wegen fehlender Behandlung in einer Schizophrenie Phase seine Mutter getötet.

Ich hab auch mal ne zeit lang Antidepressiva SSRI genommen. Nach etwa einer Woche fühlt man eine Verbesserung. Das einzige Problem was ich hatte, war eine extrem starke Gewichtszunahme und einen leichten Tremor. Was mir dann am meisten geholfen hat, war meine Familie so das ich keine Antidepressiva mehr nehmen müsste und langsam reduzieren konnte.

Ich denke das ist heute auch das Problem. Der fehlende Familienzusammenhalt, Erfolgsdruck und dass das ganze ein absolutes Tabu Thema ist. Erzähl mal auf der Arbeit davon und erwarte dann ein wenig Rücksicht oder Mitgefühl… das wäre eine Katastrophe

Dresden, Sepultura.

@??? :
Auf Familie kann ich kaum zählen, weil die Probleme auch daher rühren.

Ich komme auch aus Dresden. Weiter reden wir mal per P.N.

Ich hatte auch einen Onkel der eine Psychose hat. Er ist nie zum Arzt gegangen oder ähnliches. Er hat das alles total ausgelebt und ist dann irgendwann nach Paraguay ausgewandert. Irgendwie hat der dort dann Kirchen gebaut und ist dann an Krebs gestorben… was ich damit auf eine, zugegebenermaßen, bescheuerten art und weiße sagen will:

Tapetenwechsel ? ich meine, die Medikamente bekämpfen nur die Symptome aber nicht die Ursache und wenn man gegen die Ursache nichts machen kann, muss man einfach Abstand gewinnen. Aber ich denke mir fehlt die Qualifikation um dazu meinen Senf abzugeben… ehrlich :?

Psychopharmaka dann, wenn sie sinnvoll sind. Temporär um starke Depressionen/Halluzinationen/Ängste/Psychomotorische Symptome zu mildern um den Patienten (psycho)therapiefähig zu machen.
Es gibt Krankheitsbilder (v.A. Schizophrenie) bei denen lebenslang Psychopharmaka nötig sein können aber meiner Meinung nach sollte in erster Linie (v.A. bei Depressionen) versucht werden durch Psychotherapie und einer Änderung der Lebensumstände bestehende Probleme zu lösen. Leichtfertig Pillen einzuwerfen kann niemals ein Weg sein.
Denn, wie schon beschrieben, das Zeug hat Nebenwirkungen und kann abhängig machen.
Ich hab ne Weile in der Psychiatrie gearbeitet und gesehen was Medikamente aus Menschen machen können. Ich bin da eigentlich sehr kritisch, weiss aber auch von befreundeten Psychotherapeuten wie wichtig eine medikamentöse Therapie sein kann um eine Basis für Therapie zu schaffen.
Oberste Priorität sollte aber die Änderung der Lebensumstände haben bzw. der Umstände von denen die Probleme herrühren bzw. wenn daran nichts geändert werden kann der Umgang des Patienten mit Problemen.
(ist natürlich bei ernsten psychischen Symptomen wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen und prinzipiell Störungen im Gehirn nicht der Fall, da helfen meist nur Medikamente)

Les doch mal meinen Post NOCHMAL in ALLER RUHE und GANZ GENAU durch, dann wird dir auffallen, dass ich 1. Pharmazeutisches Personal bin, also schonmal mehr über Medikamente weiß, als die meisten Menschen und 2. Diese Folge nur als Beispiel genannt habe, was bei der Anwendung von Psychopharmaka passieren kann. Ich erhoffte mir dadurch, dass vielleicht einige besser verstehen, was die Problematik bei diesen Mitteln ist. Ich habe NICHT behauptet, mein ganzen Wissen über Psychopharmaka basiert auf dieser Folge.
Desweiteren habe ich auch nicht behauptet, dass JEDES Psychopharmakon die Libido beeinträchtig. Es ist nur bei den Mitteln die es tun die wohl auffälligste Nebewirkung. Sorry, falls das falsch rüber kam.

Und Psychopharmaka als alleinige Therapie sind nicht sinnvoll. Sie wirken nur Symptomatisch und nicht Kausal. Seht das wie mit den Schmerzmitteln. Wenn man sich die Beine bricht, dann kann Morphin einem sicher die Schmerzen nehmen. Nur die Beine heilen dadurch kein bisschen schneller. Genauso wie Antidepressiva. Man ist zwar nicht mehr depressiv drauf, aber der Grund, warum man depressiv wurde ist immernoch da.

Ich nehme Citalopram wegen des „Verringerung des Libidos“ ein.

Wenn Dir Dein Arzt das so verschrieben hat, fände ich das etwas merkwürdig bis unverantwortlich. Das mit der Libido ist eine der NEBENwirkungen des Antidepressivums Citalopram, der therapeutische Zweck liegt eigentlich wo ganz anders…

Meine Ärztin hat es wegen einer Depressiven Phase verschrieben. Aber ich finde das “verringern des Libidos” als sehr positiv an.

… Meine Ärztin hat es wegen einer Depressiven Phase verschrieben …
OK, das klingt schon anders, dann ist es plausibel.

ich hab ein paar monate lang leichte psychopharmaka genommen, besser gesagt ein antidepressivum namens fluoxetin, als begleitung einer therapie, und es hat enorm geholfen. einmal hab ich den fehler gemacht, eine flasche bier dazu zu trinken, das war keine so schoene erfahrung, aber ansonsten ging es. als ich mich dann abgestumpft gefuehlt hab, hab ich mit meinem arzt geredet, un es langsam abgesetzt, aber am anfang hat es wirklich gut gegen stimmungsschwaankungen geholfen.
mfg mo

Alkohol und Psychopharmaka JEDER Art (auch Ritalin) sind grundsätzlich Kontraindiziert (nie zusammen einnehmen).
Schön, dass es dir geholfen hat. Meine Mutter hat sich mal genau dasselbe Zeug reingepfiffen (sie ist Apothekeinleiterin, kommt also leicht da dran) weil sie wegen ihrer Knie OP immernoch schmerzen hatte und somit eine chronifizierung verhindern wollte. Die hats nach einer Nacht abgesetzt, weil sie völlig am Rad drehte :wink: