Presseartikel und Literatur

Nochmal etwas detaillierter zum Fall Firma Volkmann & Rossbach GmbH & Co. KG beim Verfassungsgerichtshof Koblenz

Interessant sind die juristischen Erklärbär-Stimmen laut dem RHEINPFALZ-Artikel
Koblenzer Verfassungsrichter prüfen neuen Rundfunkbeitrag vom 6.Mai

… Der Mainzer Universitätsprofessor Dieter Dörr, der das Land in dem Verfahren vertritt, sagte, nach wie vor werde für die Möglichkeit gezahlt, öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu empfangen. Nicht der Zahlungsgrund, nur der „Anknüpfungspunkt“ habe sich geändert. Dies sei nicht mehr das Gerät, sondern es seien Haushalte und Betriebsstätten. SWR-Justiziar Hermann Eicher verwies darauf, dass die Gesetzgeber das Verhältnis von privaten zu nicht-privaten Beitragszahlern nach der Reform stabil halten wollten. Dies sei gelungen. Unternehmen, Behörden und andere Institutionen tragen demnach 9,47 Prozent zum Aufkommen bei, vorher waren es 9,58 Prozent.

Der Leiter des Wissenschaftlichen Dienstes des Landtags, Paul Glauben, verteidigte den Staatsvertag ebenfalls: Der Tatsache, dass die Rundfunknutzung im gewerblichen Bereich nicht im Vordergrund stehe, sei Rechnung getragen worden. Ein Fahrzeug pro Betriebsstätte sei frei, und für die weiteren werde nur ein Drittel des Beitrags erhoben. …

Meines Erachtens ist das alles BULLSHIT. :mad:

Konnte man noch vor der Umstellung von vereinzelten Fällen ausgehen, in denen Leute im Betrieb Radio gehört haben, die zuhause ihr Radio nicht angemeldet hatten, ist nun durch die Haushaltsabgabe gesichert, dass so gut wie jeder, der in einem Betrieb arbeitet, schon Rundfunkzahler ist. Die Rundfunknutzung steht in einem Betrieb nicht im Vordergrund und aus dem Inhalt wird dort keinerlei geldwerter Vorteil erzielt. Und wie zum Hohn müssen die Betriebe zusätzlich zur eigentlichen Rundfunkgebühr auch noch Kosten für deren Berechnung aufbringen, weil die Schlüssel dazu recht kompliziert sind.

Der Anteil nicht-privater Beitragszahler hätte unbedingt auf NULL zurückgefahren werden müssen, ja , man hätte das sogar als „sauberen Schnitt“, „Steuererleichterung“ und „Entbürokratisierung“ verkaufen können. Aber Beck und Stadelmaier mussten ja tricksen…

Auch der Bundestagspräsident hat sich neulich (16. April 2014 unwirsch über den SWR geäussert, hier ein Beleglink

Mir ist aus jüngster Zeit keine ähnlich unsensible Fehlentscheidung bekannt und schon gar kein so verheerendes kulturpolitisches Signal eines öffentlich-rechtlichen Senders in Erinnerung.

Es geht um die geplante Verschmelzung der Rundfunk-Orchester Baden-Baden und Freiburg von 2016 an. Kulturkenner wissen, dass diese zwei Orchester unterschiedliche Zielrichtungen und unterschiedliche Repertoires haben, somit geht die vereinfachte Argumentation "Wieso muss ich zwei Orchester bezahlen, die mir beide Brahms spielen können? " ins Leere! Würde man nämlich konsequent so argumentieren, wäre ein Orchester für ganz Deutschland ausreichend - und dann sollten wir unsere Musikhochschulen auch gleich schliessen, weil die ja am Bedarf vorbei ausbilden …

Zum Experiment „Don’t stop the Action“ des Pro7-Magazins Galileo, bei dem die Teilnehmer ununterbrochen Achterbahn im „Holiday Park Haßloch“ fuhren, bis der letzte aufgibt, gab es in der Lokalbeilage der RHEINPFALZ am 12. Mai im Artikel „Alles nur Show“ ein Interview mit einem der betreuenden Ärzte, Dr. Dirk Schlamp, Sportmediziner aus Ebertsheim:

… ich werde mich nie wieder für so einen pseudowissenschaftlichen Blödsinn zur Verfügung stellen … ich habe viel weniger geschlafen als die Teilnehmer … Einige im Internet und im Fernsehen gezeigte Szenen waren lediglich gespielt. Sogar für den Abbruch der Aktion mussten wir mit unserem „ärztlichen Rat“ herhalten, obwohl das „Experiment“ … von vornherein … begrenzt war …

Das klingt sehr interessant, kannst Du das vielleicht einscannen?

Was ich hier nicht machen will: das Urheberrecht verletzen, indem ich Presse-Artikel in ihrer Gänze hier hinein kopiere.

Das Interview war ansonsten nicht sehr ergiebig. Der Arzt bedauerte, dass den Teilnehmern keine Helme zur Verfügung standen und dass keine Zeit für “echte” medizinische Tests zur Verfügung stand (Blutmessungen auf Cortisol etc… ) . Sowie die Sendung ausgestrahlt wird, kann unser Fernsehkritiker bei Interesse ja mal den Kontakt zu Dr. Dirk Schlamp oder seinen Sohn Kai in Ebertsheim suchen, um weitere Hintergründe zu recherchieren…

Der Gerechtigkeit halber sei erwähnt, dass in einem Sonderkasten die Gewinnerin zitiert wurde, dass sie das Event jederzeit wiederholen würde.

Wetten, dass dieses Thema in der nächsten Folge von Fernsehkritik besprochen wird?

Zuerst läuft das ARD-Experiment mit dem „Second-Screen“ bei Quiz-Duell schief, hier das „Desaster im Minutenprotokoll“

18.08 Uhr: Pilawa: „Ich glaube, dass das Team Deutschland nicht mehr kommt.“

18.18 Uhr: Pilawa scheint sich damit abgefunden zu haben, dass er diesen Abend analog bestreiten muss. Er zwängt sich zwischen ein paar junge Männer im Publikum. … Pilawa ist nicht zu beneiden, jetzt werden auch noch die Zuschauer im Studio renitent.

Der Moderator verabschiedete sich mit den Worten: „Das war der Versuch, die App ins Fernsehen zu holen. Das ging komplett in die Hose.“

War das technische Versagen zunächst einem ominösen „Hacker“ geschuldet, gab der NDR später zu, dass die Technik überfordert war. Zu alledem hatte die Infrastruktur, wie sich jetzt herausstellt, auch noch ein selbstproduziertes Datenleck:

Mit einem einfachen Trick konnte man unter anderem auf die Klarnamen, Wohnorte, Geburtsdaten und sogar Mail-Adressen der Quizduell-Spieler zugreifen. Insgesamt sind die Daten von über 50.000 Nutzern betroffen. Darüber hinaus war es offenbar möglich, während der Live-Sendung Antworten für andere Spieler abzuschicken.

Das erinnert mich frappierend an das Problem der Medienanstalten beim Portal Programmbeschwerde Im Jahre 2008
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/medienanstalten-outen-beschwerdefuehrer/

Wer die dramatischen Ereignisse von damals nochmal nachlesen will, kann sie hier finden:
CITV.nl Thema anzeigen - Persönliche Daten bei der ALM zu sehen (Niggemeiers Link ist inzwischen veraltet)

Kommen wir zum Lob:

Lob 1) Ich kann also immerhin feststellen, dass im Vergleich zu vor ein paar Jahren die „Leugnungsphase“ erheblich reduziert wurde! :stuck_out_tongue:

Lob 2) Und Pilawa scheint an Sympathien gewonnen zu haben, nicht nur in unserem Forum zum Quizduell
http://forum.fernsehkritik.tv/showthread.php?14359-Quizduell-(Das-Erste)
sondern auch auf anderen Online-Kanälen

ist man von seiner Spontanität angetan…


Nachtrag: Und kommen wir noch zu einem Tadel! Mit einer gewissen Fassungslosigkeit muss ich heute in der RHEINPFALZ im „Ratgeber Multimedia“ in einem Kommentar von Jo Wöllner (der noch auf dem Stand „Hacker waren es“ war) folgende Worte lesen:

Unsere ARD ist nicht zu doof für Technik. Wenn Profihacker normale Server hacken wollen, dann schaffen sie es. Sicherheitstechnik wie beim Pentagon hieße Verschleuderung unserer Rundfunkgebühren

Ich kann nur hoffen, dass er nochmal zur Besinnung kommt, wenn er den aktuellen Wissensstand berücksichtigt. Sonst müsste er konsequenterweise argumentieren, dass die ARD Benutzer-Daten, die sie über den „Second Screen“ erhalten hat, auch noch an interessierte Firmen verkaufen darf, um weitere Einkünfte zu generieren… :evil:

Irgendwie wundert es mich, dass aus den konservativen Kreisen, die so vehement gegen die Homo-Ehe eintraten, so wenig Protest gegen die gerade bei ProSiebenSat.1 produzierte Kuppel-Show „Married at first sight“ zu hören ist:

Stattdessen ist allenfalls von einem „umstrittenen Sozialexperiment“ die Rede - aber von einer großartigen gesellschaftlichen Diskussion bemerke ich nichts. Dabei wird hier die Ernsthaftigkeit der Institution „Ehe“ bei diesen offensichtlichen Arrangements mit Füßen getreten.

Beim Stadtmagazin heisst es gar respektvoll über das Original aus Dänemark

Die Überraschung: In Dänemark ist dabei keineswegs eine Trash-Show mit mental-verwirrten oder oberflächlichen Teilnehmern entstanden, auf deren Kosten die Zuschauer etwas zu lachen haben. Nein, viel mehr war es eine interessante und besonders gewagte TV-Dokumentation, die uns einiges lehren kann über Kompromisse in der Liebe und das einem der perfekte Partner eben nicht auf dem Elite-Partner-Silbertablett präsentiert wird.

Ich denke, dass es wohl fast unausweichlich ist, dass der Fernsehkritiker nach seinem wohlverdienten Urlaub auf den unerträglichen Kaffeeklatsch-Journalismus zur Fußball-WM eingeht. Auch der Presse fiel es auf.

ARD und ZDF verstehen sich als versteckte PR-Kompanie des DFB
http://meedia.de/2014/06/24/ard-und-zdf-verstehen-sich-als-versteckte-pr-kompanie-des-dfb/

11 Freunde-Chefredakteur Köster:

Ständig ist von “wir” die Rede, wenn es um die Nationalelf geht.

Fußball ist ja eine merkwürdige Mischform zwischen Sport, Entertainment und Staatsakt.

Kommentar zum deutschen Ranschmeiß-Journalismus
http://www.11freunde.de/artikel/kommentar-zum-deutschen-ranschmeiss-journalismus
von Dirk Gieselmann

Katrin Müller-Hohenstein feiert Jogi Löw wie ein Teenager, Gerd Gottlob sieht sich als Teil der Nationalmannschaft – wie viel öffentlich-rechtlichen Ranschmeiß-Journalismus erträgt das Publikum eigentlich noch?

An einem anderen Beckenrand saß wiederum Katrin Müller- Hohenstein mit ihrem Lieblingsstümer Lukas Podolski, sie malten mit den Zehen Kringel ins kühle Nass. Wesentlich interessanter als das so genannte Interview war die Frage: Wann schubst er sie endlich rein?

Peinlichkeiten bei der WM Banal, belanglos, Müller-Hohenstein
http://www.berliner-zeitung.de/medien/peinlichkeiten-bei-der-wm--banal--belanglos--mueller-hohenstein,10809188,27593386.html
Von Anne Burgmer

Müller-Hohenstein berichtet, wo es nichts zu berichten gibt. Sie erklärt während der Live-Schalte in den Fernsehgarten, wann die Mannschaft gelandet ist, dass sie dann im Bus weiterfuhr und schließlich auf die Fähre wechselte. Und dann wieder in den Bus. Und dann Koffer auspackte. … Und wenn mal gerade wirklich gar nichts passiert, was ziemlich oft der Fall ist, weil der DFB versucht, sich abzuschotten, dann füttert sie eben Äffchen oder trägt lustige Brasilien-Sonnenbrillen.

Man weiß manchmal gar nicht, was schlimmer ist. Müller-Hohensteins kindliche Begeisterungsfähigkeit, wenn sie investigativ in Erfahrung gebracht hat, dass Mats Hummels, Manuel Neuer, Philipp Lahm und Thomas Müller eine Schafkopf-Runde bilden oder ihre Versuche, sportjournalistische Fragen zu stellen

In der Welt am Sonntag wird der ZDF-Sportchef zitiert und man erkennt: Das soll so!

Weder Popcorn noch Gummibärchen -
Wie die Öffentlich-Rechtlichen bei der WM mit Kaffeeklatsch-TV auf Quotenjagd gehen

WamS 29.Juni 2014, S.26
von Stefan Frommann und Lars Gartenschläger

„Kathrin Müller-Hohenstein soll mit ihren Interviews gleichermaßen Informationen und Atmosphäre transportieren. Und das gelingt ihr“ (ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz)

und jetzt weiß ich auch, was ein „Türöffner“ ist

… Methode, dass die Öffentlich-Rechtlichen in Brasilien sich sogenannter Türöffner bedienen, um noch mehr Nähe zu transportieren. Giovanne Elber (ARD) und Hasan Salihamidzic (ZDF) treffen in schöner Regelmäßigkeit alte Bekannte und plaudern in privater Atmosphäre. Inhalt: Fast immer Null.

Die FAZ beklagt in „Zum Bierholen“ (28.Juni, S.17) die Verkürzung des „Heute-Journals“ auch an Tagen, an denen die ARD für die WM zuständig ist.

„Die Verkürzung ist insofern nicht nur eine Kapitulation der Nachrichten vor der Dominanz des Fußballs, sondern auch vor der Logik der Quotenoptimierung.“

Und dann war da noch die Story um Mertesacker, der mit einem extrem unhöflchen Boris Büchler konfrontiert wurde.
Die FAZ sah es seltsamerweise positiv

Mertesacker-Interview Herzlichen Glückwunsch, Boris Büchler!

Es war ein Glücksmoment im Journalistenleben des ZDF-Manns Boris Büchler: Nach dem Ende des Achtelfinales gegen Algerien wurde er vom Innenverteidiger Per Mertesacker abgekanzelt. Warum? Er hatte den wunden Punkt getroffen.

Manchmal haben Journalisten Glücksmomente. Etwa wenn ein Gesprächspartner nicht jene PR-Floskeln von sich gibt, die schon niemand mehr hören kann und die trotzdem jeder erwartet.

Offenkundig muss jeder Journalist für ein kritisches Wort befürchten, am Hofe des DFB in Ungnade zu fallen.

Andere (z.B. die Zeit) sahen es dagegen so:

Haut ab mit eurem Wow-Effekt!

Ein Kommentar von David Hugendick


Zu einem der mittlerweile ausreichend beschriebenen Ärgernisse dieser Weltmeisterschaft gehören die Berichterstatter, die als bloße Gratulanten im Kabinengang warten.

Darin liegt das ganze Dilemma: Die DFB-Mannschaft soll nicht bloß gewinnen, sondern schön spielen und hinterher auch bester Stimmung sein. Und so erklärt sich zumindest die Begeisterung für Thomas Müller und Lukas Podolski, die verlässlich Gaudiburschenlaune verbreiten. Im Fernsehen, wo notorisch „magische Momente“ eingefordert werden, hat Negativität keinen Platz mehr. …

In einigen Artikeln wurde Mertesackers Reaktion als „Wutausbruch“ oder „Ausraster“ bezeichnet - was bezeichnend für die miese Presse ist. Ich persönlich fand Mertesacker als allenfalls „unwirsch“ - was angesichts der unverschämten Fragestellung Büchlers

Wenn man jetzt ins Viertelfinale einzieht, dass man sich noch steigern muss, denke ich, dürfte auch Ihnen klar sein, oder?
eigentlich noch milde ist.

Aber zurück zum Kaffeeklatsch-TV: Ich persönlich glaube ja, dass diese verzweifelte Anbiederung ans Team nicht nur mit Quotenoptimierung zu tun hat. Es ist den Öffis klar geworden, dass sich immer weniger Deutsche mit Ihnen identifizieren. Und über dieses Manko soll die Identifikation der Deutschen mit ihrer Fußballnationalmannschaft hinweghelfen. Wenn die Deutschen (so wohl die Hoffnung der Programmverantwortlichen) das Fernsehen als „Teil der Mannschaft“ akzeptieren, so überträgt sich das positive Image der Mannschaft auch auf das Fernsehen! Und so wird der Kuschelkurs (und die harschen Kritiken, wenn das Team droht zu scheitern) immer verständlicher …

Auch Sendungen, in denen es um so gut wie nichts geht, wie die großen Shows um „Deutschlands Beste“ letzte Woche im ZDF können für Aufregungen sorgen. (Wer sich die Zeit in der Mediathek sparen will, kann sich das Ergebnis z.B. für die Frauen auch hier http://www.zdf.de/deutschlands-beste/das-sind-deutschlands-beste-frauen-33877030.html anschauen)

Da war zunächst Stefan Niggemeiers Spott

Amnesie vom Besten
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/18323/amnesie-vom-besten/

Ich habe beide gesehen und kann mich an nichts erinnern. … Das ZDF hat es geschafft, zwei komplett rückstandslose Shows produzieren. Das muss ihm erstmal einer nachmachen. Zum Glück habe ich mir während des Anschauens Notizen gemacht, so dass ich Teile des Nicht-Geschehens rekonstruieren konnte. … Die Kurzvorstellungen der 50 besten Besten waren so geschnitten, dass man all den Unsinn, der darin gesagt wurde, kaum registrieren konnte. , Es war Wohlfühlfernsehen mit den Pointen der fünfziger Jahre, zeitgemäß verpackt als modernes Nichts.

Doch die Sendung erwies sich für das ZDF dann doch nicht ganz so rückstandslos, weil sich die Hörzu angepisst fühlte, als sie mitbekam, dass die Ergebnisse ihrer Leserumfrage nicht wie gewünscht in das Gesamtergebnis der Wahl einfloss.

Die Schein-Abstimmungen des ZDF für „Deutschlands Beste“
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/18300/die-schein-abstimmungen-des-zdf-fuer-deutschlands-beste/

Was für eine sympathische Aktion: Ein öffentlich-rechtlicher Sender generiert Aufmerksamkeit für seine Prominenten-Sortier-Show, indem er seinen Zuschauern und den Lesern einer großen Programmzeitschrift fälschlicherweise vorgaukelt, sie könnten die Reihenfolge mitbestimmen.

„Deutschlands Beste“: Umfrage-Chaos ist perfekt

… ZDF-Show-Chef Oliver Fuchs erklärt am Dienstagnachmittag: „Dieses Vorgehen war methodisch unsauber und somit falsch. Dafür entschuldige ich mich bei unseren Zuschauern, den Teilnehmern der Sendung und bei allen, die abgestimmt haben. Künftig wird das ZDF bei ‚Deutschlands Beste!‘ auf Internet-Votings verzichten und ausschließlich auf repräsentative Umfragen setzen.“ Ernst nehmen dürfte man die Sendung künftig aber ohnehin noch weniger als ohnehin schon.

Die Hörzu denkt über rechtliche Schritte nach …

Die Printpresse hat zuweilen Vorzüge: dieser ausgeschnittene Artikel liegt immer noch auf meinem Schreibtisch und erinnert mich daran, dass ich ihn schon vor ein paar Wochen hier erwähnen wollte. Es geht um die Doku mit dem Titel „Stalin in Farbe“ , die am 19. Mai 2014 in der ARD lief.

Hier schlugen sogar zwei Herzen in der Brust einer Zeitung. Während sich Michael Hanfeld in der FAZ zunächst ganz angetan zeigte

Der Tod löst alle Probleme

Mitunter bekommen historische Dokumente eine Aktualität, auf welche die Autoren nicht einmal am Schneidetisch hinwirken konnten. Bei „Stalin in Farbe“ ist das der Fall.

war die Kritik von Jörg Baberowski ein paar Tage später in der FAZ vernichtend

Geschichte für Trottel (in der Printversion war der Titel „Das Fernsehen macht Geschichte“)

die Art, in der öffentlich-rechtlich Historie verbreitet wird, ist ein Skandal. … Die Infantilisierung des Zuschauers kennt keine Grenzen. Er wird nicht nur für dumm verkauft, er wird auch für dumm gehalten.

Man hört, dass Stalin Trotzki, Sinowjew und Tomski aus dem Weg räumen ließ. Man sieht ihre farbigen Gesichter, aber hört nichts darüber, wer diese Männer waren und warum Stalin sie beseitigte.

Bisher hatte ich geglaubt, mit Guido Knopps historischen Dokumentationen sei der Tiefpunkt im deutschen Fernsehen schon erreicht worden. Dieser Film bewies das Gegenteil.

Fast alles, was über Ereignisse und Personen in dieser Dokumentation gesagt wird, ist falsch.

Aber wer interessiert sich noch für Fakten, wenn es doch nur darum geht, den Zuschauer mit bunten Bildern zu unterhalten! Nun könnte man einwenden, solche Informationen seien Nebensache, weil sie zur Erklärung nichts beitragen. Mag sein. Aber dieser lieblos zusammengeschnittene Film erklärt nichts, er erhellt nichts. Er ist stümperhafte Desinformation.

Ich weiß nicht ob sich dieses Bild schon auf Facebook bzw. bei euch in der Runde herumgesprochen hat:

[SPOILER]
[/SPOILER]
Hier sehen wir laut einigen FB-Berichten und Webseiten einen Israelischen Soldaten, der angeblich gerade ein Kind mit einer Waffe bedroht.

Nur: Die Israelische Armee benutzt keine AK-47, die hier unschwer an der Form zu erkennen ist. Der klassische Fall von diesen Bildern, in denen der Kontext verdreht wird, der Bildausschnitt verkleinert und für Propagandazwecke missbraucht wird.

Bin mal gespannt, welche Medien darauf vielleicht noch hineinfallen und ob es vielleicht seinen Weg in irgendein großes Medium schafft.

Edit:

Hier noch einmal aufgeschlüsselt, was dieses Bild wirklich zeigt
http://elderofziyon.blogspot.de/2012/02/fake-photo-of-soldier-stepping-on-girl.html#.U75gsvl_uM0

Die Natur von Facebook macht es leider etwas schwer es zu zeigen, aber laut einigen Berichten scheint das Bild gerade die Runde zu machen:
http://www.mimikama.at/allgemein/geflschtes-foto-soldat-tritt-auf-mdchen/

[I]Bei mir taucht es bisher nur zweimal auf, und zwar von Privatpersonen, sodass die Verlinkung hier nicht funktioniert (Ist so eingestellt das man es nicht sehen kann)[/I]

Um den Thread wieder etwas in die ursprünglich gedachte Richtung zu schieben, liefer ich noch ein Update zu der
„Deutschlands Beste“ - Nummer des ZDF nach, und siehe da, es fällt sogar das „B-Wort“ in der Printpresse!

ZDF räumt B e t r u g bei „Deutschlands Beste!“ ein

Das Fernsehen will ein Spiegel der Realität sein, doch wenn die Realität nicht ins Fernsehen passt, dann schafft es sich eben seine eigene. Was das ZDF an diesem Freitag ziemlich kleinlaut zu vermelden hatte, ist mehr als eine peinliche Panne. Es ist schlichtweg möglicherweise Betrug.

Tatsächlich hat der Sender, wie es jetzt in der Mitteilung heißt, die Umfrageergebnisse bewusst manipuliert. Online-Voting und Hörzu spielten tatsächlich keine Rolle, trotzdem sind die Endergebnisse nicht identisch mit denen der Forsa-Umfrage. An den vom Meinungsforschungsinstitut erhobenen Ergebnissen wurden Veränderungen vorgenommen, „die den Zweck hatten, angefragten Gästen der Show einen attraktiveren Rangplatz zu geben.“

Ranking-Schmu: Himmler kündigt Konsequenzen an

Programmdirektor Norbert Himmler dazu wörtlich: "Die Veränderungen am Ergebnis der Forsa-Umfragen sind ein grober Verstoß gegen die Programmrichtlinien des ZDF. Das ist nicht zu rechtfertigen und schadet der Glaubwürdigkeit des ZDF. Daher werden auch arbeitsrechtliche Konsequenzen geprüft. … "

Immerhin wurde etwas schneller reagiert als beim ADAC. Man wollte wohl nicht riskieren, dass irgendein vorwitziger Politiker die Zerschlagung des ZDF fordert … Oder dass die Frage aufkommt, wenn man schon bei solchem Pipifax mit Manipulationen rechnen muss, was dann wohl erst mit der Fernsehquote paiiert, an der die richtig fette Kohle hängt.

      • Aktualisiert - - -

Nachtrag: Niggi legt nach
Warum der Manipulations-Skandal beim ZDF nur halb überraschend ist
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/18387/warum-der-manipulations-skandal-beim-zdf-nur-halb-ueberraschend-ist/

Auch dieses Kommunikationswirrwarr erinnert an den ADAC-Skandal. Den Gedanken, dass das alles nur an irgendeinem kleinen Redakteur lag, der nun womöglich „arbeitsrechtliche Konsequenzen“ fürchten muss, halte ich für abwegig.

Ich hab mich kurz erschrocken :shock:

:shock:

Vor allem wie dieser Satz auch klingt, so aus dem Zusammenhang gerissen :ugly

Und noch ein Nachtrag zu „Deutschlands Beste“

Auch der NDR hat manipuliert

NDR räumt Manipulation in Rankingshows ein

Am Ende mag die Manipulation von mehreren Voting-Ergebnissen zwar angesichts des ZDF-Skandals auch beim NDR hohe Wellen schlagen. Doch die interne Untersuchung der Ranking-Shows offenbart viel mehr, nämlich die Gehaltlosigkeit dieser Art öffentlich-rechtlicher Fernsehunterhaltung - angesichts minimaler Zuschauerbeteiligung und der Faulheit von Redaktionen, die lieber manipulieren als passendes Material zu besorgen

Und Peer Schrader meint dazu
Das Fernsehen nimmt uns nicht ernst, nur unser Geld

Die Fehler sind aber nicht deshalb klein, weil sie in verzichtbaren Sendungen passiert sind. Das macht sie eher schlimmer. Die bittere Wahrheit ist: NDR und ZDF haben die eigene Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt für ein paar halbwegs sichere Quotenhits. Und die Zuschauer werden sich fragen: Wenn ihr uns schon bei solchen Banalitäten hinters Licht führt – was passiert dann erst, wenn’s mal um was Wichtiges geht?

Und Niggemeier erinnert in der FAZ
Umfragemanipulation beim NDR Sie wissen schon, wer der Beste ist

daran, dass auch unser liebes Magazin FERNSEHKRITIK hier schon aufklärerisch Meriten verdient hat:

Der Hessische Rundfunk hatte zusammen mit dem WDR vor zwei Jahren die Show „Die beliebtesten Komikerduos der Deutschen“ produziert und musste damals schon auf Nachfrage des Online-Magazins fernsehkritik.tv einräumen, die Ergebnisse der ihr angeblich zugrunde liegenden Online-Abstimmungen nachträglich „rechnerisch gewichtet“ und durch die Stimmen einer Jury „ergänzt“ zu haben. Das Ranking der „peinlichsten Umfragemanipulationen im deutschen Fernsehen“ ist sicher noch nicht komplett.

Doch unerwarteterweise will der SWR bei Niggemeiers Ranking der „peinlichsten Umfragemanipulationen im deutschen Fernsehen“ nicht mitmachen:
Offenbar keine Manipulationen bei SWR-Rankings

Bei den Rankings, die der Südwestrundfunk (SWR) in seinem Programm hatte, ist offenbar alles nach rechten Dingen zugegangen.

Die Mädels und Jungs sind halt alle integer - oder sind sie gar beim Beschissversuch an ihrer Kompetenz gescheitert? 8)

Update Noch umfangreicher werden die Leistungen von fernsehkritik.tv bei Niggemeier in seinem hauseigenen Blog gewürdigt:
WDR sieht in Auffälligkeiten bei Ranking-Show im Ersten keine Auffälligkeiten
WDR sieht in Auffälligkeiten bei Ranking-Show im Ersten keine Auffälligkeiten – Stefan Niggemeier

Thomas Knüwer zerlegt hier eindrucksvoll eine Frontal21-Folge über die Samwer-Brüder:
http://www.indiskretionehrensache.de/2014/08/frontal21-samwer-zalando/

Wäre mal ein guter Gast bei FK-TV.

Die ganze Ausgabe von F21 wäre, mal wieder, ein Thema für FKTV.

Der Artikel war schon interessant.

schönes Fundstück, Twipsy!

Eigentlich würde ich ja gern mal was zum Thema Drittsendeplätze schreiben, da tat sich wieder was.
Aber bis man das alles auf die Reihe gebracht hat - seufz

Zum Glück mal ein einfacher Hammer für Zwischendurch,
das, was ganz Deutschland geahnt hat,
erkannte der ARD-Programmbeirat jetzt immerhin schon im Juni 2014

Ukraine-Konflikt: ARD-Programmbeirat bestätigt Publikumskritik

Die ausgestrahlten Inhalte hätten teilweise den „Eindruck der Voreingenommenheit erweckt“ und seien „tendenziell gegen Russland und die russischen Positionen“ gerichtet, heißt es im Resümee aus dem Protokoll (PDF) des neunköpfigen Gremiums, das Telepolis vorliegt. Wichtige und wesentliche Aspekte des Konflikts seien von den ARD-Redaktionen „nicht oder nur unzureichend beleuchtet“ worden, insgesamt zeigte sich die Berichterstattung „nicht ausreichend differenziert“, urteilen die Medienkontrolleure.

Da das Paper dem Programmbeirat zu heiß für die Veröffentlichung war, wie das Fehlen auf http://www.daserste.de/service/kontakt-und-service/ard-programmbeirat/index.html zeigt, leakt Heise jetzt aus dem Originaldokument!
>> http://www.heise.de/tp/artikel/42/42784/42784_1.pdf <<

Folgende grundlegenden Punkte, die für die Einschätzung und das Verständnis der Ursachen und der Eskalation der Krise wichtig gewesen wären, fehlten in der Ukraine-Bericht-erstattung im Ersten jedoch oder wurden nur unzureichend behandelt:

  • Differenzierende Berichte über die Verhandlungen der EU über das
    Assoziierungs-abkommen, die genauen Inhalte des Abkommens, seine
    Tragweite und seine Vereinbarkeit mit russischen Interessen.

– Die politischen und strategischen Absichten der NATO bei der
Osterweiterung und in der Ukraine-Krise.

– Rolle und Legitimation des sogenannten Maidanrats bei politischen
Entscheidungen, sein Zustandekommen und seine Zusammensetzung und die
Rolle der radikal nationalistischen Kräfte, insbesondere Swoboda, in diesem
Rat.

  • Eine kritische Analyse der Rollen von Julia Timoschenko und Vitali Klitschko.
  • ,
    usw. Bitte selbst lesen!

von einem Heise-Leser wurde die Authentizität bezweifelt und er stellte eine kleine Anfrage an den ARD-Programmbeirat, worauf diese Antwort kam:

http://pastebin.ca/2841746

die Beratungen des ARD-Programmbeirats sind ebenso wie die Protokolle dieser Beratungen streng vertraulich. Über die Authentizität des im Internet verbreiteten Protokolls kann ich Ihnen daher keine Auskunft geben.

Ja, dann kann man wohl nix machen…

Eine chronisch beleidigte Zonentrulla (*), nach der seit 15 Jahren kein Broiler mehr kräht, kotzt einem Provinzblatt ein pampiges Interview in die Seiten, woraufhin andere Qualitätsmedien diesen vernachlässigenswerten Senf zur [Systemkritik flatulieren.

:ugly

(*) ausnahmsweise nicht die dauerstrulle Katrin Sass