Presseartikel und Literatur

Was mich schon seit längerem zwickt: es würde dieser Seite gut zu Gesicht stehen, einen verlässlichen Thread zu Literatur und Presseartikel über das Medium Fernsehen, in denen vorzugsweise “in unserem Sinne” berichtet wird, zur Verfügung zu stellen, sonst gehen viele Informationen, die wir als argumentatives Rückgrat nutzen können, wieder verloren. ( Noch wenige Wochen und dann weiß ich z.B. den Stern-Artikel nicht mehr, in dem mit Volker Herres zusammen ferngesehen wurde… ) . Der Übersichtlichkeit halber würde ich vorschlagen, diesen Thread nur zum Sammeln zu benutzen und bei Diskussionsbedarf über einen Artikel jeweils einen eigenen Thread zu eröffnen. Sollte sich mit der Zeit eine beachtliche Menge an Inhalt ansammeln, könnte man auch darüber nachdenken, das zu einem “sticky thread” zu machen…

“Mich dürfte es gar nicht geben”
(Lammert über Politik-Talkshows als Unterhaltung)

Im aktuellen SPIEGEL ist ein Interview mit Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) über die Politik-Talkshowschwemme, hier der Verweis auf den Fazitartikel: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,752005,00.html . Das vollständige Interview ist im SPIEGEL, Heft 12/2011 auf S. 160 mit dem Titel
"Mich dürfte es gar nicht geben"

dank Bildblog hierauf aufmerksam geworden:

Neue LfM-Studie zu Skandalisierung im Fernsehen
„Grenzverletzungen werden gezielt als Strategie eingesetzt, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erzeugen“
(Pressemitteilung vom 23.03.2011)

http://www.lfm-nrw.de/aktuell/pressemitteilungen/pressemitteilungen-detail/article/neue-lfm-studie-zu-skandalisierung-im-fernsehen.html

[spoiler]In der DWDL-Zusammenfassung dazu heißt es

Doch nicht alles immer schlimmer?
Provokationen im Fernsehen nehmen nicht zu

Die immer wieder gern bemühte These, im Fernsehen werde alles immer schlimmer, lässt sich nicht so einfach untermauern. Eine Studie kam jedenfalls zum Ergebnis, dass moralische Grenzverletzungen nicht generell zunehmen

(einige Kommentare bei DWDL weisen zurecht darauf hin, dass der Zeitraum der Studie zu knapp gefasst sein könnte… )

„Meßtechnisch“ mag das zwar sein, dass moralische Grenzverletzungen nicht generell zunehmen, in der Studie selbst http://www.lfm-nrw.de/fileadmin/lfm-nrw/Forschung/Kurzfassung-Band-65-Skandalisierung-im-Fernsehen.pdf

fallen aber auch diese Sätze im Kapitel 5

…Einmütig gehen alle Befragten von einer Zunahme skandalträchtiger Inhalte im Reality TV seit Beginn
des Jahrzehnts aus. Ohne detailliert zu beschreiben, in welcher Weise eine Verstärkung
stattgefunden hat, wird eine „gefühlte Zunahme“ konstatiert. Der schlichte Gewöhnungseffekt
erzwinge fortlaufende Steigerungen, um Aufmerksamkeit zu generieren …

(falls jemand die Studie weiter diskutieren möchte, bitte eigenen Thread aufmachen, damit es hier übersichtlich bleibt)[/spoiler]

SPIEGEL Nr. 13/ 28.3.2011

„Warnschuss aus Sachsen“ v. Markus Brauck

in diesem Artikel wird über die „Beermann-Papiere“ berichtet, ein Zielpapier für die zukünftige TV-Medienpolitik, dort heißt es

… Der öff.rechtl. Rundfunk in Deutschland befindet sich nach Meinung des sächsischen Politikers (Johannes Beermann) in einem "schleichenden Prozess der Selbstkommerzialisierung, der am Ende das Gebührenprivileg in Frage stellt. Das Programm unterscheide sich nur graduell von dem des privaten Rundfunks und werde es immer schwerer haben, in der Politik und bei der Bevölkerung swinw Existenz qua öffentlicher Abgabenleistungen zu rechtfertigen. …

hier ein Link zu einer Kurzversion des Artikels:

persönliche Anmerkung: ich fände es toll, wenn Holger in einer der nächsten Folgen ein Interview mit J. Beermann machen könnte…

eine interessante Theorie vertritt die stellvertretende Generalsekretärin der CSU, Dorothee Bär in

Prime Time im Wandel

… Erhebungen ergaben, dass – unabhängig vom Sender – die später ausgestrahlte Sendung mehr jüngere Zuschauer anzieht. Ist 21.15 Uhr womöglich das neue 20.15 Uhr? …

persönliche Anmerkung: dies scheint mir eher ein Vertauschen von Ursache und Wirkung zu sein…

Quelle: http://www.csu.de/partei/unsere_koepfe/baer/163011144.htm

da div. Artikel auf der CSU-Seite nach einiger Zeit verschwinden (es gab da in letzter Zeit auffällige Beispiele… ) , hier noch der Link zum alternativen Fundort Bayernkurier:

http://www.bayernkurier.de/index.php?id=224&showUid=1466

Ich weiß nicht, ob es hier schon mal irgendwo erwähnt wurde, aber mir ist da kürzlich dieses Buch in die Hände gefallen - eine Sammlung von Interviews, die Studenten des Instituts für Medienwissenschaft der Uni Tübingen mit 26 Experten, Mitwirkenden und Prominenten geführt haben.

“Die Casting-Gesellschaft: Die Sucht nach Aufmerksamkeit und das Tribunal der Medien”

Dieser Schmöker (…Schmöker, weil er sich so fließend weg liest) bietet aufschlussreiche, fragwürdige und auch amüsante Ansichten aus recht unterschiedlichen Perspektiven. „Beim Wort genommen“ werden hier unter anderen:

…der Philosoph Norbert Bolz
über würdeloses Menschenmaterial, inszenierte Authentizität und seine Rolle als Medien verachtender Medienexperte.

…Sascha Lobo
über das Recht auf Lüge, einsame Mädchen und den Unterschied zwischen Aufmerksamkeit und Respekt.

…Oliver Kalkofe
über aufgewärmte TV-Kost, die Kunst der Sprachverhunzung und das Dasein als Hofnarr.

…Helmut Thoma, Inka Bause, Christian Rach, Miriam Pielhau u.a.

(Quelle: lookingintomedia)

Danke, Unke, dass ich hier nicht den Alleinunterhalter spielen muss.

Interview mit Cem Özdemir: Warum wir einen öffentlich-rechtlichen Jugendsender brauchen.

es ist ein kleiner Seitenhieb auf Beermann drin:

…Gerade die Infragestellung der dritten Programme durch den Chef der sächsischen Staatskanzlei halte ich für geradezu fahrlässig…

dank Bildblog auf einen Artikel der taz vom 15.4.2011 aufmerksam geworden:

Outsourcing bei den Talkshows - Das Märchen vom Marktwert

Mir stösst da vor allem dieses Zitat sauer auf

Cichowicz erklärt, man vergebe die Aufträge nach außen, "damit das unternehmerische Risiko nicht beim Sender hängen bleibt. … "

Für was zahlen wir Gebühren? … :roll:

von enio zum Thema Rundfunkgebühren vor Bildblog gefunden:

Die fetten Jahre sind nicht vorbei
auf faz.net vom 18.4.2011

… Von 2013 an aber, wenn der neue Rundfunkbeitrag kommt, der pro Haushalt und Betriebsstätte erhoben wird, und mit dem eigentlich alles gerechter und effizienter werden sollte, braucht die GEZ nach Einschätzung ihres Geschäftsführers Hans Buchholz nicht weniger, sondern mehr Mitarbeiter. Von vierhundert zusätzlichen Angestellten, befristet eingestellt auf zwei Jahre, sprach er vor dem Medienausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags. Somit wird der Gebühreneinzug nicht – wie von Medienpolitkern, ARD und ZDF insinuiert – billiger, sondern erst einmal deutlich teurer. …

Wichtig um zu verstehen, wieso überhaupt der Rundfunkstaatsvertrag geändert wird, hier der Brief der EU-Kommission zur Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland von 2007.
http://ec.europa.eu/eu_law/state_aids/c … 003-05.pdf

Und Twipsy liefert gleich Lesematerial für 2 Tage, sehr schön… :wink:

Hin und wieder erscheinen in Zeitungen Kommentare, die die Zeichen der Zeit so ganz und gar nicht begriffen haben; hier als Beispiel der Kommentar

Aus Alt macht Neu vom 19.4.2011 von Manuela Müller-Roth

http://www.rheinpfalz.de/cgi-bin/cms2/cms.pl?cmd=showMsg&tpl=rhpMsg_thickbox.html&path=/rhp/ratg/medien&id=7359078

der auf der wöchentlichen Seite Ratgeber „Medien“ in der täglichen Zeitung RHEINPFALZ gestern erschienen ist. Ich habe selten einen Kommentar gelesen, der so schamlos für die Kommerzialisierung des öffentlich-rechtlichen Programms eintritt. :frowning:

Viel Lesestoff:

Im Spannungsfeld - Qualitätsdiskussion öffentlich-rechtlicher Fernsehprogramme

eine Studie im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung

http://library.fes.de/pdf-files/stabsabteilung/04418inf.html

Wie man sich bei den ÖR schönredet, dass man die Migranten jahrzehntelang vernachlässigt hat:

Migranten bevorzugen deutsche Medien

http://www1.wdr.de/themen/medienseite/migranten102.html

(nicht nur das Gespräch lesen, da gibt es auch ein PDF!)

grobes Milchmädchen-Schönrede-Fazit der 50 Seiten:
junge Migranten gucken deutsches TV (gut!) aber hauptsächlich private (schlecht!) . Weil sich das aber kaum vom Nutzungsverhalten der deutschstämmigen Zielgruppe unterscheidet, ist das nicht schlimm… (* hüstel *) Hauptsache, das Info-Image von ARD und ZDF ist ok.

mein Lügenpreis fürs schönste Schönreden geht an diesen Satz des interviews:

… Das, was man daraus lernen kann ist, dass die Strategie des WDR und der ARD, Migranten in den Programmen anzusprechen und auch mitwirken zu lassen, funktioniert…

Top-Gremium kritisert ARD wegen fehlender Jugend-Strategie
(09.10.2011)

Diesmal ein Zweisätzer von Volker Herres, der alles beinhaltet, von der nackten, beinahe schon unverschämten Wahrheit im ersten Satz bis zur offensichtlichen Lügenbaronei im zweiten:

Ein informationsgeprägtes nationales Vollprogramm kann bei unserer Bevölkerungsstruktur und der hohen Fernsehnutzung gerade der Älteren niemals ein sehr junges Programm sein. Aber gerade im Ersten tun wir viel, um jüngere Publika verstärkt anzusprechen.

Wer Bock hat, kann sich ja mal durch die Leitlinien der ARD wühlen, da lassen sich bestimmt jede Menge solcher Selbstbelügungsperlen finden:

man braucht nur wenige Minuten Zeit, um in diesen 128 Seiten die Hämmer zu finden, ein Beispiel:
im Kapitel „Kinder, Jugend und Familie“ steht dieser Satz:

Die Abbildung der Lebenswirklichkeit von älteren Kindern und Jugendlichen in fiktionalen
Formaten ist und bleibt als Element der Fernseherziehung wichtig und erfolgte über beliebte Realserien wie
„Rennschwein Rudi Rüssel“, „Die Pfefferkörner“, „Endlich Samstag!“, „Wie erziehe ichmeine Eltern“ oder „Tiere bis
unters Dach“. Diese Angebote greifen zumeinen auf unterhaltendeWeise aktuelle gesellschaftliche Themen auf…

Also ich seh da nur Angebote für ältere Kinder! Für Jugendliche oder gar Studenten: NIX, NIENTE, NADA :smt021

Noch ne Fundstelle:

Der Dreiteiler „Deutschland unter Druck“ wird imFrühjahr 2011 den Konsequenzen der Globalisierung,
Digitalisierung und Entsolidarisierung auf die drei Generationen Jugendliche, Erwachsene und Alte auf den
Grund gehen.

Ja, liebe ARD, du Leitmedium, was glaubst Du denn, woher diese Entsolidarisierung kommt? Lies nochmal den ersten Satz Deines Chefs… :roll:

Der Standard in Gestalt ihrer Wirtschaftsjournalistin Renate Gruber ist immer gut für einen Artikel über das Geschäftsgebahren der Mass Response:

Einer dieser interessanten Zahlungsflüsse landete im April 2008 bei den MRS-Chefs Dvoracek und Krenn persönlich: 1,25 Mio. Euro. Sie waren damals zu je 50 Prozent an der Multimedia Consult beteiligt - verdeckt allerdings über eine Treuhandschaft. Der Weg des Geldes: Die MRS legte insgesamt vier Mio. Euro auf ein Treuhandkonto bei einem Notar. Abrufen und an die Multimedia anweisen lassen konnte das Geld die Wiener BF Seven, mit der die MRS Geschäfte machte. Das geschah im April 2008: Damals stellte die Multimedia (Treuhänder und Geschäftsführer: Herbert Schuster, Dvoraceks Steuerberater und Besitzer einer Unternehmensberatungskonzession) die 1,25 Mio. Euro für Leistungen für einen Subauftrag für die BF Seven in Rechnung…Bald nach der Zahlung der 1,25 Mio. war die Multimedia Consult Geschichte. Sie heißt nun TM Products GmbH und gehört zu 49 Prozent indirekt Christian Bodizs. Er wiederum ist ein guter Bekannter von Dvoracek, Adolf Wala und Chef der Marx Media Vienna.

Dvoracek wiederum ist aktuell Geschäftsführer der HD-Consulting.

Zu den Stärken unserer Beratungstätigkeit gehören professionelles Know-how, mehrfach erwiesener Geschäftsinstinkt und nicht zuletzt die Vita von HD Consulting-Gründer Herbert Dvoracek.

Wählnse Wählnse Wählnse! :smt023

Danke an Twipsy!

Noch ein wichtiger Befund von vor 10 Tagen:

Rundfunkräte auf dem Prüfstand
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/marktundmedien/1568596/

Wir verlangen auch eine stärkere Unabhängigkeit der zivilgesellschaftlichen Gruppen. Wir bräuchten andere Repräsentanten, zum Beispiel aus dem Bereich Netzpolitik, auch der ganze Bereich der Migration ist nicht gut abgebildet.

Hier dürfen sich durchaus auch mal die Vertreter der zivilgesellschaftlichen Gruppen, die bisher in den Rundfunkräten waren, an die Nase fassen: Was haben denn die Gewerkschafts- und Kirchenvertreter und die Medienpolitiker (auch Grüne sind dabei) denn dort die ganze Zeit gemacht? Sind denen dekadenlang die blinden Flecken der ARD nie aufgefallen?

In der gestrigen Ausgabe der Rheinpfalz darf Volker Herres auf samtweich-kritische Fragen wieder den Honig-ums-Maul-Schmierer abgeben:

http://www.rheinpfalz.de/cgi-bin/cms2/cms.pl?cmd=showMsg&tpl=rhpMsg_thickbox.html&path=/rhp/ratg/medien&id=8282947

leider bleiben die Artikel nicht lange zugänglich, deswegen ein paar Zitate:

…Wenn wir nur nach Quotenerwartungen programmierten, würde unser Programm ganz anders aussehen…

klar, schlimmer geht immer…

…Quote und Qualität sind kein Gegensatzpaar. Wir wollen Qualitätsfernsehen für ein großes Publikum abliefern. …

klar, immer für die selben, die noch nicht zum Selektivfernsehen gefunden haben…

Ein Artikel über die Quotenindustrie, der sehr lesenswert ist, so wie auch die Links im Text!

Fiktive Parallelwelten (telepolis)http://www.heise.de/tp/artikel/35/35853/1.html

Im aktuellen SPIEGEL 50/2011 ist auf Seite 160 ein Artikel über Scripted Reality Formate

Verlogenes Fernsehen

Gut: Problem wird als “breitbandig” erkannt
Gut: Wirkung auf Zielgruppen wird teilweise erkannt

Schlecht: Frau Saalfranck wird als Austeiger-Rebellin dargestellt
Schlecht: Wirkung auf Zielgruppen wird nicht in vollem Ausmaß erkannt (Häme-TV)

Ergänzend zu Nobbses SPIEGEL-Zitierung hier die Online-Version des genannten Artikels (inhaltlich leicht abgewandelt):

http://www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,803846,00.html

Mal was Locker-Flockiges für die Feiertage, grade drauf gestoßen:
Mitteilung der [EU-]Kommission über die Anwendung der Vorschriften über staatliche Beihilfen auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Frohe Weihnachten! :smt023