Politischer Smalltalk 2.0

Du hättest nicht mehr zeigen können, wie sehr alles nur auf einige wenige Jahre reduziert wird.

Aber lassen wir diese unsinnige Diskussion, das führt eh zu nichts. Das beruhigende ist halt, dass dieser Hass und diese tiefe Verachtung gegenüber diesen Konzepten, die hier gerade MEHR als deutlich zum Vorschein kommt, absolut keine Rolle in der realen Welt und in diesem Land spielt

Und das ist auch verdammt nochmal gut so. In diesem Sinne:

Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand:
Blüh im Glanze dieses Glückes,
blühe, deutsches Vaterland!

Ist doch eher andersrum. Patriotismus, der wirklich auf Deutschland als ganzes bezogen ist, spielt kaum eine Rolle.

Strategisch unklug. Jetzt kann er mit der ersten Strophe kontern um den „Patriotismus=Nationalismus“ narrativ zu befeuern.

Ich bekomme jedesmal eine Gänsehaut, wenn ich unsere Nationalhymne höre.
Warum? Weil ich die Geschichte dahinter kenne, den Drang der Menschen nach Zusammenhalt in der alten Zeit verstehen kann. Wir leben allerdings nicht mehr in diesen Zeiten, die Menschheit hat sich in knapp 150 Jahren so weiterentwickelt, dass es ein „Nationalgefühl“ meiner Meinung nach nicht nötig ist. (Genau wie Religion - die gibt es allerdings auch noch immer)

Ich komme aus Bocholt, im Münsterland nahe der holländischen Grenze.
Viele, mich eingeschlossen, die ich kenne, sind „Lokalpatrioten“.
Diese Stadt ist meiner Meinung nach speziell - verspießt, aber auch irgendwie charmant. Wir haben hier keine S-Bahn oder U-Bahn, wir fahren alle mit dem Rad. Jedesmal wenn ich in einer größeren Stadt mit S- oder U-Bahn bin, bin ich gleichzeitig froh darüber, diese nicht in Bocholt zu haben, aber gleichzeitig ärgert es mich.

Ich fühl mich hier wohl, würde nur schweren Herzens irgendwo anders wohnen.

Das kann ich bei jedem, egal aus welcher Stadt diese Person kommt, nachvollziehen. Kindheitserinnerungen, Jugendzeit, vielleicht sogar Familiengründung - all das kann dazu beitragen, sich einen Ort verbunden zu fühlen.

Daher verstehe ich schon was Patriotismus bedeutet - das lässt sich für mich allerdings nicht auf ein Land ummünzen. Denn schon knapp 50 Km nach Osten, fängt der Ruhrpott an - und damit ändert sich auch die Mentalität der Menschen.

Das heißt, es sind so viele Unterschiedliche Menschen in diesem Land, das ich mich gar nicht mit allen identifizieren kann. Und auch zum Teil gar nicht möchte.

Zu mal politische Entscheidungen, die mir persönlich nicht gefallen, noch dazu beitragen, mich mehr über Deutschland aufzuregen als es „zu lieben“.

Das ist genau das, was ich meine und irgendwo auch schon statistisch gesehen habe: Die Menschen in DE sind ihrer regionalen Heimat primär verbunden, nicht aber Deutschland. Das ist heutzutage mehr eine Zweckgemeinschaft, weil alleine echt doof ist.

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Wenn er wirklich so geistlos ist… soll er machen. Hat ja auch einen Grund, warum die Strophen nicht gesungen werden. Theoretisch ist auch die DDR-Hymne als Konter legitim, die ist nämlich eigentlich auch sehr schön. Verglichen mit anderen nationalhymnen ist die deutsche so harmlos, vergleich mal die erste Strophe mit der Marseillaise.

Auferstanden aus Ruinen
und der Zukunft zugewandt,
laß uns dir zum Guten dienen,
Deutschland, einig Vaterland.
Alte Not gilt es zu zwingen,
und wir zwingen sie vereint,
denn es muß uns doch gelingen,
daß die Sonne schön wie nie
über Deutschland scheint.

Glück und Friede sei beschieden
Deutschland, unserm Vaterland.
Alle Welt sehnt sich nach Frieden,
reicht den Völkern eure Hand.
Wenn wir brüderlich uns einen,
schlagen wir des Volkes Feind.
Laßt das Licht des Friedens scheinen,
daß nie eine Mutter mehr
ihren Sohn beweint.

Da ich aus Niedersachsen komme, ist mir die niedersächsische vom Klang leider überwiegend lieber. Aber natürlich wird die Hymne auch gut dem gerecht, was 1990 dann doch endlich wahr wurde - deshalb war es auch eine gute Entscheidung von Adenauer, die Hymne beizubehalten.

Und das denke ich eben nicht. Menschen haben sich nicht über das Konzept der kulturellen Identität hinweg entwickelt. Das ist halt auch nicht vergleichbar mit Religion.

Bin gerade nochmal dabei, alles durchzulesen. Und das stößt mir auf.
Denn ich verstehe einfach nicht, wie man so reden kann.

Als allererstes: Welche Werte?
Ich finde die Definition von solchen „Werten“ so seltsam

Respekt und Verständnis für z.B. die Demokratie, hat nichts mit „deutsch“ sein zu tun - Demokratie haben die Franzosen, die Holländer, die Italiener auch - es ist also kein „deutsches Merkmal“

Überhaupt - ist ein Franzose „deutsch“, wenn er „deine deutschen Werte“ vertritt?

Meine Definition eines „deutschen“ entspricht nicht deiner - daher gibt es keine „allgemeinen Deutschen Werte“ - für mich ist jemand ein deutscher Staatsbürger, wenn er einen deutschen Pass hat - für mich ist jemand mit italienischem Pass ein Italiener, für mich ist jemand mit russischem Pass ein Russe

das hat mit „Werten“ gar nix tun…

Zum Glück bin ich weiterhin „deutscher“, auch wenn ich bei Werten wie z.B. „deutsche Pünktlichkeit“ nicht gut abschneide

Die NSDAP hat nie einen Hehl aus ihren wahren Zielen gemacht. Die Leute dachten, das sei nur heiße Luft.

Der AfD hingegen wird unterstellt, dieselben Ziele wie die NSDAP zu haben, obwohl sie sich programmatisch (noch) an der alten CDU orientiert.

Die NSDAP hatte eigene Schlägertrupps, die konkurrierende Parteien mit Gewalt daran hindern wollten, Wahlkampf zu machen und Parteitage abzuhalten.

Die einzige größere Partei, deren Arbeit man zur Zeit gewaltsam zu behindern versucht, ist die AfD, und die Gewalt geht von Linken aus.

Die NSDAP hatte die Angewohnheit, Redner anderer Parteien im Reichstag niederzubrüllen und zu beschimpfen.

Diese Funktion erfüllt zur Zeit u.a. Anton Hofreiter von den Grünen, wann immer jemand von der AfD spricht.

Alles in allem dient die Gleichsetzung von AfD und NSDAP dazu, im Umgang mit der AfD alle Hemmungen fallenzulassen. Dass sich die AfD tatsächlich immer weiter nach rechts bewegt, steht auch damit in Zusammenhang. Wer lässt sich und seine Familie denn freiwillig beschimpfen, bespucken und bedrohen, der sich nicht sowieso auf Kriegsfuß mit der Gesellschaft befindet?

Bereits Bernd Lucke wurde als Nazi hingestellt, und zu seiner Zeit war die AfD sogar für Liberale noch wählbar. Mittlerweile ist sie an der Basis doch sichtlich angebräunt. Wer profitiert davon? Merkel, denn es gibt keine vernünftige bürgerliche Opposition mehr.

Es ist wirklich nichts trauriges daran, wenn man den Nationalstolz überwindet.
Unnützes Relikt.

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CDU überlegt wohl, ob wieder eine allgemeine Dienstpflicht (nun für Männer und Frauen) eingeführt werden soll, die wahlweise beim Bund, THW, Pflege oder Gesundheitsversorgung abgeleistet werden kann.

Ich persönlich finde es eine gute Idee. Nur die anvisierte Dienstzeit von 12 Monaten halte ich für zu lang und ich würde die etwas kürzer anvisieren, damit der Übergang zu Ausbildung/Studium nicht ganz so Kante auf Kante genäht wird. Es müssen natürlich auch Regeln geschaffen werden, die es erlauben, in der Dienstzeit ohne Probleme an Bewerbungen, Auswahlverfahren usw. teilzunehmen.

Gleichzeitig ist aber auch klar, dass dafür wohl keine Mehrheit erstmal zustande kommen wird und vor allem alles links deswegen toben wird.

Oh, und ein Standardspruch noch, mit zittriger Stimme: “Ich habe früher auch (als Zivilidienstleistener) gedient und es hat mir nicht geschadet!!!”

Ich möchte meine Zivildienstzeit nicht missen und ich halte sowas für generell durchaus positiv, aber da steht wohl das Grundgesetz etwas im Weg oder?
Dort steht:
“Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden, außer im Rahmen einer herkömmlichen allgemeinen, für alle gleichen öffentlichen Dienstleistungspflicht.”
und:
"Männer können vom vollendeten achtzehnten Lebensjahr an zum Dienst in den Streitkräften, im Bundesgrenzschutz oder in einem Zivilschutzverband verpflichtet werden. "

Ich würde es verabschieden und dann schauen, was das Bundesverfassungsgericht dazu sagt. Das “herkömmlich” steht ja nicht alleine, sondern da steht “herkömmlichen allgemeinen”. Ich würde es erstmal als Ergänzung zu “allgemein” auffassen, so dass der Dienst selbst nicht “herkömmlich” sein muss, sondern nur “allgemein” nach bekannten Mustern. (Sprich Dienstpflicht ab Jahrgang xx bis Jahrgang xy.)

Oder halt ändern. Das wäre imo durchaus etwas wofür eine 2/3 Mehrheit verfügbar sein könnte.
Wobei das dann allerdings noch auf EU Ebene kassiert werden könnte…

Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages sieht das anders und sieht eine Notwendigkeit einer Verfassungsänderung:

Für mich zeigt das auf jeden Fall eine Rückständigkeit des Grundgesetzes.

Eine Chance für eine Änderung des Grundgesetzes sehe ich nicht. Die SPD wird sich dem verweigern, die Grünen ebenso und die FDP sicherlich auch.

Ich denke eher, dass die Hürden bewusst so hoch gelegt wurden, um einem Missbrauch vorzubeugen. War wohl -mal wieder- eine Lehre aus der Nazizeit.

Männer können doch jederzeit eingezogen werden, Hürde ist also nicht wirklich hoch. Wehrpflicht ist ja nur ausgesetzt und ich vermute, dass man für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht man nicht mal ein Gesetz ändern müsste. Das ist in der Form einfach nur noch unzeitgemäß.

Wieso ist es unzeitgemäß? Man hat in der Geschichte eben die Erfahrung gemacht, dass sowas missbraucht werden kann. Es ist ja nicht unmöglich, sondern einfach nur nicht mal eben so zu machen und das halte ich für angebracht, denn es ähnelt ja durchaus einem Zwangsdienst.

Wahrscheinlich ist der einfachste Weg tatsächlich der über die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Davon wäre ich allerdings nicht so begeistert.

Völlig unzeitgemäß ist die absolute Ungleichbehandlung von Männer und Frauen. Unzeitgemäß ist ebenso, dass laut Grundgesetz ausgerechnet ein militärischer Dienst die Leistung ist, die man als Mann erbringen muss und man nur gnadenweise vielleicht einen nicht-militärischen Ersatzdienst machen darf.

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Ach so meintest du das. Ja, da gebe ich dir recht.

Aber du schreibst doch selbst, das es geht. Die Idee - und ich geh jetzt mal davon aus, dass es genau dieselbe Idee ist, die aus meiner JU stammt - ist ja, dass unabhängig vom Geschlecht ein Dienst an Deutschland erbracht werden soll. Egal ob das jetzt im zivilen oder militärischen Bereich stattfindet. Es soll ja eben nicht die Wehrpflicht wieder eingeführt werden, weil das letztendlich nicht der Weg ist, den die Bundeswehr als Freiwilligen und Parlamentsarmee eingeschlagen hat.

Man müsste im Detail noch diskutieren, in wie weit auch anderweitiges ehrenamtliches Engagement angerechnet werden kann. Ich könnte mir hier die Ausweitung des FSJ vorstellen, sodass man z.b. auch meinetwegen in seinem NGO bzw. Verein mit einer entsprechenden Zeitvorgabe und kleinem Zubrot in der Geschäftsführung oder bei der Organisation etc. aushelfen kann. Müsste man natürlich die Verhältnismäßigkeit prüfen, keine Frage.

Die Grundidee stammt nämlich eben aus einer Beobachtung, dass durch die Ersatzlose Streichung der Wehrpflicht und in Kombination die sexistische ungleichbehandlung, die darin verankert ist, auch einfach gewisse Tugenden nicht mehr zwangsläufig vermittelt werden.

An sich also eigentlich eine Idee, bei der mir bisher noch keine maßgeblichen Gegenargumente untergekommen sind.