Philosophischer Smalltalk

In dem Fall? Uhm, klar. Das ist doch nicht mal was ungewoehnliches.
Siehe bspw die Passagiere, die eins der 9/11 Flugzeuge selbst zum Absturz gebracht haben.

Alle Vergewaltiger entmannen und öffentlich aufhängen? Bestimmt, wenn es eure Tochter war.

Es hat schon einen Grund, warum in solche Entscheidungen niemals Angehörige involviert werden. Der Staat muss stets nüchtern agieren, niemals darf der Verdacht der Befangenheit aufkommen. Diese Fragen sind also für die Suche nach einer allgemeingültigen Handlungsmaxime vollkommen unzulässig.

Das gesagt habend, ich bin in dieser Frage unschlüssig, tendiere aber auch zu Contra Abschuss.

Pfff… was weisst du als Libertaerer schon von Staaten.

Den „Feind“ sollte man am besten kennen. Besonders wenn er ethische Entscheidungen treffen und somit in der Frage unumstößliche Moralurteile definieren will.

In dem Fall ist es eher: Würdest du dich selbst entmannen wenn deine Tochter vergewaltigt wurde. Was überhaupt keinen Sinn ergibt.

Der Staat hat darauf eine Nüchterne Antwort: Man darf kein Leben gegeneinander abwägen.
Das ist relativ kompliziert aber die Ganze sache ist folgendermaßen aufgebaut. Artikel 2 GG „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“ Besagt, das der Staat das Leben eines jeden einzelnen zu schützen hat. Dementsprechend stehen hier die Rechte der Flugzeuginsassen gegen die Rechte der Menschen im Stadion. Jeder hat das gleiche Recht, und der Staat müsste nun abwägen.

Abwägen macht der Staat in vielen Fällen. Darf man Tiere Schächten ist eine Frage der Religionsfreiheit gegen den Tierschutz. In diesem Fall ist allerdings die Abwägung Menschenleben gegen Menschenleben. Eine solche Frage, wer darf leben und wer darf sterben degradiert die potenziellen Opfer zu einer Nummer. 200 gegen 60.000. Es interessiert nicht mehr das Individuum oder der Schutz des einzelnen sondern nur die reine Zahl. In einer Frage in der es um das Leben dieser Menschen geht nimmt man ihnen damit die Würde. Und die Würde des Menschen ist des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Das heißt wenn der Staat schießen würde, dann würde er sich gegen den Grundsatz wenden, der alle anderen Grundrechte überhaupt begründet und seine eigene Legitimation in frage stellen. Der Artikel 1 ist nicht nur ein Grundrecht wie die anderen 18 Artikel. Er ist die Grundlage allen staatlichen Handelns und gleichzeitig die einzige Legitimation des staatlichen Handelns.

Bin immer noch fuer Abschuss.

Nein, denn es ging nicht um Bestrafung, sondern darum, dass Gesetze und staatliche Entscheidungen immer hundertprozentig leidenschaftslos sein müssen und sich nicht persönlichen Befindlichkeiten hingeben dürfen.

Dazu noch:
Möchtest du das der Staat, für den du Steuern Zahlst und an dessen Gesetze du dich hältst mit deinen Steuermitteln nicht dafür sorgt, das du am Leben bleibst, weil er das Flugzeug in dein Hochhaus fliegen lässt? Funktioniert auch so rum.

Womit wir uns grundsätzlich einig sind.

IceTwo, ich bin mir manchmal nicht sicher, ob du ueberhaupt was diskutieren willst, oder nur zeigen willst, wie gut du manche Gesetze verstanden hast.

Ich kann ethische Diskussionen doch nicht mit ner Aufzaehlung von Gesetzen fuehren, die ueberhaupt erst u.a. aus ethischen Ueberlegungen enstanden sind (das Konzept der Menschenwuerde ganz stark vertreten natuerlich bei Kant).

An der Menschenwürde gibt es für mich nichts zu diskutieren.

Ein Abschuss ist eine Verletzung davon. Auch die Todesstrafe wäre eine Verletzung davon und da werden immerhin Leute bestraft, die tatsächlich etwas gemacht haben (im Idealfall jedenfalls). In diesem fall bringt der Staat aber unschuldige um.

Und es ist ja nicht so, als könnte der Staat das Fußballstadion nicht evakuieren und so die ganze Situation durch ein milderes Mittel auflösen.

Mal davon abgesehen das es in Deutschland ein Problem gibt, das in vielen anderen Ländern nicht so stark vorhanden ist. Wir sind ein dicht besiedeltes Land und deshalb wird es auch am Boden bei einem Abschuss mit Sicherheit tote geben. Wenn wir schon leben abwägen, dann könnte das am Ende der größere Schaden sein.

Warum tust du es dann? :thinking:

Meine Loesung zum trolley problem ist uebrigens auch, den Leuten auf den Gleisen zuzurufen, dass sie da mal runtersollen. Das sind doch nur Gedankenexperimente.

Wann war eigentlich dein letzter Beitrag, der nicht nur einen anderen Beitrag zynisch/humoristisch kommentiert hat? :thinking:

Das tue ich nicht. Ich bringe meine Argumentation bis zur Menschenwürde und gehe dann davon aus, das dies allgemein akzeptiert wird. Das ist wie in der Mathematik wo noch niemand bewiesen hat das 1+1=2 ist, da dies aber allgemein akzeptiert ist und nie widerlegt wurde baut die gesamte Mathematik darauf auf.

Du meinst also jetzt, dass du mit den Beitraegen dem Utilitarismus seine Daseinsberechtigung entzogen hast?

Das ist ein Axiom. Du kannst auch ein System definieren, in dem 1+1 = 4 ist. Ein Beweis ist nicht nötig.

Die grundsätzlich denkbar schlechteste Diskussionsgrundlage.

Genau darauf wollte ich hinaus. Die Menschenwürde ist für mich ein Axiom wo kein genauerer Beweis notwendig ist. Oder willst du tatsächlich das ich jetzt Beweise warum es besser ist keine Menschen umzubringen, zu foltern, oder zu verfolgen. Ganz ehrlich, das kann ich nicht. Es gibt keine zahlen Fakten oder Daten die ich dagegen halten kann weil das Prinzip der Menschenwürde eben so ein fundamentales Prinzip des Zusammenlebens ist.

Nehmen wir doch mal die Waffendiskussion. Da hast du gesagt, das du dich gerne verteidigen würdest und andere haben damit argumentiert das die Zahl der Schusswaffenopfer hochgehen könnte. Aber keiner hat angezweifelt, das Todesfälle grundsätzlich schlecht sind und das du dich verteidigen willst um deinen eigenen Tod zu entgehen und das andere Angst haben sie könnten selber opfer einer Waffe werden, bzw… zahlreiche unschuldige könnten getötet werden. Würden wir jetzt auch noch die Menschenwürde in Frage stellen könnte eine solche Diskussion unendlich weit fortgeführt werden. die Schusswaffenopfer sind doch nur unwichtige Biomasse die nicht geschützt werden muss, Aber du bist letztendlich auch nur Biomasse, wieso solltest du dich schützen? Sind Menschen es überhaupt wert geschützt zu werden? Sind sie es überhaupt wert zu existieren? Sind manche Menschen vielleicht weniger Wert als andere?

Letztendlich endet die Diskussion erst an dem Punkt an den man sich die Frage stellt: Was ist der Sinn des Lebens? Und selbst da wäre nicht Schluss. Denn was ist wenn dieser Sinn ein relativ blöder ist? gibt es vielleicht einen Sinn für den Sinn des Lebens? Und einen Sinn für den Sinn des Sinns des Lebens? Das kann ich in die Unendlichkeit weiterführen.

Für mich ist aber spätestens bei der Menschenwürde Schluss. Das ist eine Grundlage für das Menschliche zusammenleben genutzt werden muss, bis es etwas besseres gibt. Falls du also etwas besseres hast als die Menschenwürde dann nenne das bitte, damit wir die Diskussion darauf aufbauen können

Nein, aber ich will, dass du deine Axiome nicht anderen einfach mal zuordnest, als wäre es selbstverständlich. Haste ja selbst angegeben.

Ebenso. In moralischen Diskussionen mit Anhängern unterschiedlicher Schulen, können keine eigenen Axiome verwendet werden.

Nein, es ging um das Prinzip.

Dann Nenne doch bitte eine Schule in der Menschenwürde oder eine ähnliche Formulierung des selben Gegenstandes kein Axiom ist?

Liest du meine Beitraege eigtl? Utilitarismus, s.o.

Nihilismus, Materialismus

Willst du mir jetzt ernsthaft erzählen, du könntest gewisse moralische Definitionen (die grundsätzlich ideologisch sind) als universell festlegen?

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