Philosophischer Smalltalk

Dann entnehme ich dem einen Menschen halt seine Organe und verteile die → mehr Glueck insgesamt

Wobei sowas in der Gesellschaft fuer Angst sorgt, also weniger Glueck

Das Töten eines Menschen als aktiver Akt verursacht aber Leid. Eine aktive Entscheidung, die einer bestimmten Person gezielt Leid zufügt ist für ihn nicht denkbar. Auch die Angehörigen des zu Tötenden sollen beachtet werden müssen.

Er ist aus dem Grund auch gegen Fleischverzehr, weil es eben unmoralisch sei, ein bewusstes Leben zu beenden, nur um dem Menschen hier “Glück” zuteilwerden zu lassen.

Klingt fuer mich dann eher nach rule utilitarianism

In der Regel fuehrt toeten zu mehr Unglueck → toeten ist schlecht

Richtig, habe nichts anderes behauptet. Besonders, wenn es sich um Personen handelt. Das Töten von Föten und Säuglingen betrifft nach Singer ja keine Personen und erfolgt ja auch nicht aus einer Laune heraus, sondern primär um Leid zu vermeiden. (Was bei ungeborenem Leben in gewissen Fällen ja sogar legal ist)

Aber Praeferenzutilitarismus ist doch eine Weiterentwicklung aus dem klassischen Utilitarismus nach Bentham, nur halt mit individuellen Praeferenzen statt nur Glueck als hoechster Maxime.

korrekt.
Und de Präferenz, leben zu wollen ist die stärkste und elementarste und steht somit über allem. Das Interesse einer Person zu leben ist nicht verhandelbar. Wenn du eine Person tötest, zerstörst du alle seine Bemühungen, Entscheidungen und Einflüsse der Vergangenheit und der Zukunft und führst Leid bei allen seinen Angehörigen herbei.

Gerade im klassischen Utilitarismus, könntest du das töten einer Person, um anderen leid zu ersparen, begründen. Im Präferenzutilitarismus nicht.
Denn die Interessen des Opfers und seiner Angehörigen sprechen dagegen, die geretteten würden mit der Information sicherlich nicht glücklich leben, und die Tatsache, dass jemand entscheiden kann, andere zu töten, um ihre Organe zu entnehmen, führt zu Angst und somit zu mehr Leid in der Bevölkerung.

Das töten von Personen (nicht Menschen) stellt für Singer einen entscheidenden Sonderfall dar. Bei unheilbaren Koma-Patienten ohne Angehörige, könnte die Sache schon anders aussehen. Kann ich jetzt aber gar nicht spontan sagen, wie er da konkret zu steht. Müsste ich mal wieder praktische Ethik lesen.

Abgesehen davon, wie willst du entscheiden, welche Person du für wen umbringst? Ich glaube nicht, dass du hier eine Lösung findest, mit der du nicht aktiv Leid verursacht und Präferenzen verletzt.

@Samt Wuerdest du die 100 Menschen nur sterben lassen oder ggf auch aktiv toeten?

Ja, ich würde die Weiche umstellen und den Zug in die Menge rasen lassen. Es zählt einzig und allein die emotionale Bindung und das Konkrete (der Gefährte) ist mir wichtiger als das Abstrakte (die Spezies).

Du würdest in diesem Fall aber wegen Mordes angeklagt

Und? Scheiß auf die Gesetze, wenn es um Leben und Tod geht.

(Das ist eine hypothetische Frage. Praktisch kein Mensch ist jemals in so einer Situation, also können etwaige Rechtsfolgen so oder so unter den Tisch fallen.)

Wo es hier gerade um bewusstes töten geht. Vor 2-3 Jahren kam doch dieser Film raus wo die Zuschauer entscheiden sollten ob ein Pilot verurteilt wird oder nicht, weil er ein Flugzeug abgeschossen hat, das auf die Allianz Arena stürzen sollte.

Ich habe mich zu dem Zeitpunkt über diesen Film aufgeregt und bin da heute noch nicht drüber hinweg.

  1. Diese angebliche rechtliche Grauzone gibt es nicht in Deutschland. Das Bundesverfassungsgericht hat das ganz klar gestellt, das der Staat kein leben gegeneinander abwägen darf. Man könnte zwar sagen: Die im Flugzeug sind sowieso dem Untergang geweiht aber ein solcher Fall könnte einen Präzedenzfall auslösen und man könnte später einen schritt weiter gehen und Leute die sterbenskrank oder behindert sind umbringen denn “Die sind ja sowieso dem Untergang geweiht”. Jetzt müsste man nur noch einen nutzen in den Tod dieser Menschen bringen. Beim Flugzeug sind es ja die geretteten Menschen im Fußballstadion, hier wiederum könnten es Versorgungskapazitäten in der Medizin sein, die eine Rolle spielen. Ja das ist nicht das selbe, ABER es geht nicht darum hier eine Analogie zu finden, sondern darum das man wenn man die Büchse der Pandora aufmacht ein Problem haben könnte, dass es die Leute nicht interessiert wenn diese Regelung immer weiter aufgeweicht wird. Das sehen wir ja in vielen Anderen Bereichen. Auch die Aussage das Terroranschläge einen nicht mehr emotional mitnehmen ist eine verständliche Reaktion, die aber meine Einschätzung bestätigt. Wir neigen dazu Dinge die eigentlich unverschämt sind als normal abzutun, sobald diese Dinge häufiger passieren.

  2. Beim Militär gibt es eine klare Hierarchie und Befehlskette und die darf man nicht einfach unterbrechen. In diesem Fall ist es so,dass ein Pilot ja gar nicht die Entscheidung treffen kann, denn der hat weder alle Informationen die er dafür braucht, noch hat er einen klaren Kopf um diese Entscheidung zu treffen. Deshalb ist das Militär auch kein loser Verbund von Einzelkämpfern sondern hierarchisch gegliedert. Eine Entscheidung ist anzuwenden. Dazu gehört auch die Entscheidung nichts zu tun und abzuwarten. Man stelle sich einmal den Schützengraben im ersten Weltkrieg vor, wenn ein Soldat sich eigenmächtig entschlossen hätte loszustürmen. Eine Aufgabe die schon als koordinierte Aktion viele Todesopfer gefordert hat, aber immerhin manchmal doch Erfolg hatte einfach weil von einer großen Menschenmenge eben doch einige überleben. Ein Einzelner dagegen hat überhaupt keine Chance.
    Man kann das Militär an sich kritisieren, aber das es beim Militär um Befehl und gehorsam geht sollte nicht zur Debatte stehen.

Wieso regst du dich darueber auf?
Der basierte halt auf ner Buchvorlage (“Terror” von Ferdinand von Schirach, das ich auch gelesen habe).

Ansonsten bin ich, rein moralisch gesehen, pro Abschuss. Fuer eine Selbstverstaendlichkeit halte ich das aber nicht. Man kann das auch als absolut tragisch empfinden und trotzdem so handeln.

Aber nur wenn Familienmitglieder im Flugzeug sitzen? scnr :rynam_chocobo:

Was ist wenn du selbst im Flugzeug sitzt. Möchtest du das der Staat, für den du Steuern Zahlst und an dessen Gesetze du dich hältst mit deinen Steuermitteln dafür sorgt, das du selbst getötet wirst.

In dem Fall? Uhm, klar. Das ist doch nicht mal was ungewoehnliches.
Siehe bspw die Passagiere, die eins der 9/11 Flugzeuge selbst zum Absturz gebracht haben.

Alle Vergewaltiger entmannen und öffentlich aufhängen? Bestimmt, wenn es eure Tochter war.

Es hat schon einen Grund, warum in solche Entscheidungen niemals Angehörige involviert werden. Der Staat muss stets nüchtern agieren, niemals darf der Verdacht der Befangenheit aufkommen. Diese Fragen sind also für die Suche nach einer allgemeingültigen Handlungsmaxime vollkommen unzulässig.

Das gesagt habend, ich bin in dieser Frage unschlüssig, tendiere aber auch zu Contra Abschuss.

Pfff… was weisst du als Libertaerer schon von Staaten.

Den „Feind“ sollte man am besten kennen. Besonders wenn er ethische Entscheidungen treffen und somit in der Frage unumstößliche Moralurteile definieren will.

In dem Fall ist es eher: Würdest du dich selbst entmannen wenn deine Tochter vergewaltigt wurde. Was überhaupt keinen Sinn ergibt.

Der Staat hat darauf eine Nüchterne Antwort: Man darf kein Leben gegeneinander abwägen.
Das ist relativ kompliziert aber die Ganze sache ist folgendermaßen aufgebaut. Artikel 2 GG „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“ Besagt, das der Staat das Leben eines jeden einzelnen zu schützen hat. Dementsprechend stehen hier die Rechte der Flugzeuginsassen gegen die Rechte der Menschen im Stadion. Jeder hat das gleiche Recht, und der Staat müsste nun abwägen.

Abwägen macht der Staat in vielen Fällen. Darf man Tiere Schächten ist eine Frage der Religionsfreiheit gegen den Tierschutz. In diesem Fall ist allerdings die Abwägung Menschenleben gegen Menschenleben. Eine solche Frage, wer darf leben und wer darf sterben degradiert die potenziellen Opfer zu einer Nummer. 200 gegen 60.000. Es interessiert nicht mehr das Individuum oder der Schutz des einzelnen sondern nur die reine Zahl. In einer Frage in der es um das Leben dieser Menschen geht nimmt man ihnen damit die Würde. Und die Würde des Menschen ist des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Das heißt wenn der Staat schießen würde, dann würde er sich gegen den Grundsatz wenden, der alle anderen Grundrechte überhaupt begründet und seine eigene Legitimation in frage stellen. Der Artikel 1 ist nicht nur ein Grundrecht wie die anderen 18 Artikel. Er ist die Grundlage allen staatlichen Handelns und gleichzeitig die einzige Legitimation des staatlichen Handelns.