Mal eine Frage an die CDU-Freunde hier in der Runde...

Da musst du nicht mich, sondern die Shareholder und Manager fragen.
Die finden bestimmt eine Lösung :wink:

[QUOTE=Danzig;499769]
Die Frage ist doch nicht, ob er weiter arbeiten würde, sondern warum ein DAX-Vorstand überhaupt einen Anspruch auf ein BGE haben sollte.[/QUOTE]

Also es gibt für das BGE mehrere Modelle. Das klassische Modell aber ist die so genannte negative Steuer. Man zieht eine Gerade, die dem Einkommen entspricht und eine Weitere gerade, die dem Steuersatz entspricht und jetzt setzt man einen Punkt, beispielsweise 1500€ und den Steuersatz dreht man nun um diesen Punkt. Der Zwischenraum zwischen diesen beiden geraden ist dann das was man als Steuer zu zahlen hätte. Wenn das Negativ ist, bekommt man entsprechend Geld vom Staat, und wenn es Positiv ist dann muss man zahlen.

Aber einen DAX Vorstand würde auch ein Pauschales BGE nicht sonderlich interessieren.

Das bedeutet de facto doch aber, dass diejenigen, die unter 1500 Euro verdienen so gut wie gar nicht zur Finanzierung eines BGE beitragen und diejenigen über 1500 Euro umso mehr im Vergleich zum jetzigen System. Angenommen ein Unter-1500-er bekäme 300 Euro ausgezahl, dann müssten diese 300 Euro von den Über 1500-ern zusätzlich erarbeitet werden, plus die Steuern, die ein Unter-1500-er nach dem jetzigen System gezahlt hätte.

Genau, deshalb hängt die Frage, ob das funktioniert, davon ab, wie viele Leute letztendlich auf das Arbeiten verzichten und wie viele nicht.

Selbst wenn sich an der Erwerbsquote nichts ändern sollte, was zu bezweifeln ist, werden die Über-1500-er stärker belastet. Das BGE ist eine gigantische Umverteilungsmaßnahme. Mich interessiert, als eine Frage der Gerechtigkeit, halt nicht nur [B]auf wen[/B] umverteilt wird, sondern auch [B]von wem[/B]. Wenn 50-60% in Umfragen einem BGE offen gegenüberstehen, dann sicher aus der trügischen Vorstellung, sie alle hätten dann bei gleicher Arbeitsbelastung mehr Geld in der Tasche. Das darf bezweifelt werden.

[QUOTE=Danzig;499775]Das bedeutet de facto doch aber, dass diejenigen, die unter 1500 Euro verdienen so gut wie gar nicht zur Finanzierung eines BGE beitragen und diejenigen über 1500 Euro umso mehr im Vergleich zum jetzigen System. Angenommen ein Unter-1500-er bekäme 300 Euro ausgezahl, dann müssten diese 300 Euro von den Über 1500-ern zusätzlich erarbeitet werden, plus die Steuern, die ein Unter-1500-er nach dem jetzigen System gezahlt hätte.[/QUOTE]

Ich frage mich echt, wie du eine Meinung zum Thema haben konntest, inklusive “sozial ungerecht” und “Rohrkrepierer”, wenn sowas von dir nicht vorher durchdacht wurde.

Dass schon ab einem Total-Einkommen von 1500 € ein Minus rauskommt, wäre natürlich wenig sinnvoll. Andere Grenzen sind ja auch flexibel wählbar. Ich vermute, dass das von Icetwo nur ein zufälliger Wert war.

Das ist die (wahrscheinlich nicht nur) gefühlt 20. Diskussion zu dem Thema in diesem Forum. Wieso sollte ich keine Meinung dazu haben, wenn seit Jahren die Argumente dafür und dagegen die gleichen sind?

Stellst du dann absichtlich Fragen, die jemand nur bei der ersten Diskussion stellen sollte?

Ich weiß ganz ehrlich nicht, was du jetzt von mir willst, Baru.

[QUOTE=Danzig;499769]Wenn jemand jetzt 600 oder 700 oder 800 Euro Sozialleistungen bezieht, muss die Differenz zu den 1000 bis 1500 Euro BGE irgendwo erarbeitet werden[/QUOTE]

Ach, Geld ist jetzt schon genug da.
(Das Bruttoinlandsprodukt hat sich seit 1991 bis heute verdoppelt, die Reallöhne sind mehr oder weniger gleich geblieben.)
Die Frage ist also, wie weit man gehen will bei der Umverteilung, die durch die Einführung eines BGE ausgelöst werden würde.
Von daher hast du Recht.
Ein BGE dürfte zu einer “gigantischen Umverteilungsmaßnahme” - von oben nach unten - werden.

Es gibt aber auch BGE-Befürworter, die behaupten, dass der zu verteilende Kuchen sogar wachsen würde, wenn die zusätzliche Sicherheit eines grundsichernden Einkommens beflügelnd auf die Bevölkerung wirkt.
Z.B. es trauen sich mehr Menschen, sich selbstständig zu machen. Mehr Start-Ups, Künstler, Tüftler, Kreative, usw.
Alles hypothetisch natürlich.

Ich hab mal ne Frage: Gibt es einen Beruf, den Ihr selbst für sehr sehr viel Geld nicht machen würdet? Also mir würde Spontan Kanalarbeiter einfallen.

Warum? In vielen Städten haben gerade die Kanalarbeiter einen der interessantesten Jobs überhaupt, da sie unterirdische Systeme in Gang halten, die für viele Menschen so weit entfernt sind wie der Mond. Oft stellt man sich wohl vor, dass man permanent in einer Schicht aus Scheiße watet, aber dem ist absolut nicht so. Alles da unten wird millionenfach verdünnt und zu einer relativ homogenen Suppe vermischt. Es kommen ja nicht ausschließlich Fäkalien hinein, sondern überwiegend Wasser aus diversen Quellen, was das Ganze zwar muffig riechen lässt, aber eben nicht direkt nach Fäkalien. Vor allem architektonisch bin ich an diesen Dingen sehr interessiert, da die meisten der Kanäle noch aus der Kaiserzeit und noch älteren Dekaden stammen! Hab mal eine Doku darüber gesehen, wie die Reiniger arbeiten, und fand das schon faszinierend, wie sie dort streckenweise mit dem Schlauchbbot durch unterirdische Kavernen gefahren sind. Insgesamt also durchaus ein Job, der mich fasziniert.

Viel schlimmer finde ich da den normalen Klempner, der wirklich mit dem Gesicht im Klo hängt und die Wurst von Oma Inge rauspulen muss. DAS würd ich nicht machen! :ugly

[QUOTE=Danzig;499775]Das bedeutet de facto doch aber, dass diejenigen, die unter 1500 Euro verdienen so gut wie gar nicht zur Finanzierung eines BGE beitragen und diejenigen über 1500 Euro umso mehr im Vergleich zum jetzigen System. Angenommen ein Unter-1500-er bekäme 300 Euro ausgezahl, dann müssten diese 300 Euro von den Über 1500-ern zusätzlich erarbeitet werden, plus die Steuern, die ein Unter-1500-er nach dem jetzigen System gezahlt hätte.[/QUOTE]

Was denkst du denn, wieviel diese Menschen im Niedriglohnsektor heute zur Finanzierung unserer Sozialsysteme beitragen?

Mein Einkommen ist signifikant größer als 1500 Euro brutto im Monat und von meinen steuerlichen Abgaben könnte nicht mal eine Einzelperson in Form von Hartz IV leben.

[QUOTE=Danzig;499778]Selbst wenn sich an der Erwerbsquote nichts ändern sollte, was zu bezweifeln ist, werden die Über-1500-er stärker belastet. Das BGE ist eine gigantische Umverteilungsmaßnahme. Mich interessiert, als eine Frage der Gerechtigkeit, halt nicht nur [B]auf wen[/B] umverteilt wird, sondern auch [B]von wem[/B]. Wenn 50-60% in Umfragen einem BGE offen gegenüberstehen, dann sicher aus der trügischen Vorstellung, sie alle hätten dann bei gleicher Arbeitsbelastung mehr Geld in der Tasche. Das darf bezweifelt werden.[/QUOTE]

Das stimmt auch nur zum Teil; Der Focus (jaja ich weiß, eigentlich ein Schundblatt), hat das mal von jemanden mit etwas Ahnung von der Materie gegenrechnen lassen:

Dabei kommt heraus, dass ein BGE von ca. 1000 Euro im Monat nicht völlig unrealistisch ist.

Was die Motivation zu Arbeiten betrifft, kann ich nur folgendes dazu dagen:

Der Mensch als solcher wird sich stets ein Betätigungsfeld suchen, indem er oder sie sich verwirklich kann. Daher werden die meisten Leute ihren Arbeitgebern auch in Zukunft nicht weglaufen.

Anders als bisher jedoch, werden unangenehme Arbeitgeber/Arbeitsplätze nur noch dann Mitarbeiter finden, wenn diese ihre Arbeitsbedingungen verbessern. Das mag in einzelnen Branchen dazu führen, dass die Endkundenpreise steigen, aber nicht in allen.

Es wäre ein Gewinn für alle, wenn man als Mensch einen Job ablehnen dürfte, weil der Arbeitgeber beispielsweise einen unangemessenen niedriges Gehalt zahlen will - wie zum Beispiel in der Pflege.

Gruß Ronny

      • Aktualisiert - - -

Und noch eine Ergänzung:

Was spricht eigentlich dagegen, den Spitzensteuersatz von 44% (Stand: heute) wieder auf 53% (Stand 1997) anzuheben und endlich eine Finanztransaktionssteuer einzuführen?

Das wären Mehreinahmen in zwei- bis dreistelliger Milliardenhöhe für den Staat, die in so ein System fließen könnte.

Und bevor mir hier jemand mit sozial ungerecht ankommt: Sag mir doch mal einer, was ein beliebiger Stadtwerke-Vorstand mit einem Einkommen von durchschnittlich 300k im Jahr für Einbußen in seinem Lebensalltag hätte, wenn er statt 132k eben 159k Steuern zu zahlen hätte?

Das habe ich nämlich immer noch nicht verstanden…

Gruß Ronny

[QUOTE=rldml;499803]Was denkst du denn, wieviel diese Menschen im Niedriglohnsektor heute zur Finanzierung unserer Sozialsysteme beitragen?[/QUOTE]

Nahe Null. Z.B. ca 95% der staatlichen Einnahmen durch die Einkommenssteuer stammen von den oberen 50% der Einkommen.

[QUOTE=Icetwo;499792]Ich hab mal ne Frage: Gibt es einen Beruf, den Ihr selbst für sehr sehr viel Geld nicht machen würdet? Also mir würde Spontan Kanalarbeiter einfallen.[/QUOTE]

Alle Jobs bei denen man nicht klar Freizeit von Arbeitszeit abgrenzen kann, also z.B. Top-Manager, Pop-Star, Bundespolitiker…

Massengeschmackforenmoderator, Bergmann, Soldat - zum Beispiel :wink:

[QUOTE=rldml;499803]Was spricht eigentlich dagegen, den Spitzensteuersatz von 44% (Stand: heute) wieder auf 53% (Stand 1997) anzuheben und endlich eine Finanztransaktionssteuer einzuführen?
[/QUOTE]

Weil du damit nicht die bösen Klischee-Reichen wegkegelst, sondern den deutschen Mittelstand. Und der hat meist nicht dieselben Möglichkeiten der Steuervermeidungsstrategie wie die oberen 1%. Und vor allem, weil die Forderungen dieser Erhöhung eigentlich nie ohne angestaubte Klassenkampf-Rhetorik auskamen.

[QUOTE=ExtraKlaus;499812]Weil du damit nicht die bösen Klischee-Reichen wegkegelst, sondern den deutschen Mittelstand. Und der hat meist nicht dieselben Möglichkeiten der Steuervermeidungsstrategie wie die oberen 1%[/QUOTE]

Hier, Hand heb! :ugly

ExtraKlaus, du weißt genau, dass keiner hier vorhat, einfache Laden- oder Firmenbesitzer härter zu besteuern, wenn dadurch denen die Pleite droht. Das Absurde ist ja eher, wenn dieser kleine Mittelstand gleich besteuert wird wie Unternehmen, die Millionen machen. Der Steuersatz sollte deutlich stärker ausdifferenzieren und dann kann man auch den Spitzensteuersatz deutlich höher machen. Aber letztlich greift der Spitzensteuersatz ja nur deswegen so früh. Unter dem Deckmantel des Schutzes des einfachen Mittelstandes hält man die Steuern für die wahren Spitzenverdiener niedrig.

In unserer Gesellschaft kennen die Steuern für Reiche wohl nur noch einen Weg: Nach unten …

Oder kurz: es wäre unfair dem Mittelstand gegenüber, wenn der höhere Steuern zahlen müsste, nur weil die „Klischee-Reichen“ ihren Steuerverpflichtungen nicht nachkommen. Den Steuerausfall möge doch dann bitte die gesamte Bevölkerung gleichermaßen tragen müssen, die keine Steuervermeidungsstrategien anwenden können.

Der Linke in mir muss jetzt konsequenterweise sagen, dass du also lieber den ärmeren Teil der Bevölkerung unangemessen stärker belasten möchtest als den sagenumwobenen „Mittelstand“.

Darüber hinaus zahlst du Spitzensteuersatz nicht, wenn du weniger verdienst, da wird also niemand „weg-gekegelt“, wir reden hier nicht von Unternehmen, sondern von Einkommenssteuer

Merkste selber, dass das nur so ne mittelgeile Antwort von dir ist, oder?

Aber wenigstens ist es schön, dass wir jetzt mal endlich eine brauchbare Definition des Begriffs „Mittelstand“ haben: Das sind nach deiner Argumentation alle, die ein Jahreseinkommen von 53.666 Euro im Jahr oder mehr haben (bzw. 107.332 bei verheirateten Paaren, die gemeinsam veranlagen)

@randomPersonOutThere: Falls du weniger brutto im Jahr hast als im Satz zuvor angegeben, dann bist du nicht gemeint, wenn die Politik von „Mittelstand“ redet :slight_smile:

edit: Quelle: Spitzensteuersatz: Für wen gilt er?

edit2: Nur ca. 5% aller Bundesbürger zahlen gegenwärtig überhaupt Spitzensteuersatz: Einkommensteuer: Jeder elfte zahlt den Spitzensteuersatz - DER SPIEGEL

Gruß Ronny

      • Aktualisiert - - -

Ich habe mir jetzt mal den Spaß erlaubt, die 53.666€ in einen Gehaltsrechner reinzuwerfen (nicht verheiratet, keine Kinder, Kirchensteuer)

Da kommt raus, dass eine besagte Person ca. 4400 Euro brutto im Monat hat und davon netto etwa 2500 Euro übrig bleiben.

Das wäre dann „der Mittelstand“ bezogen auf einen Einzelverdiener…

Bei verheirateten Paaren sind das dann (gemeinsam verdiente) 8900 Euro brutto, von dem dann etwa 5500 netto übrig bleiben (bzw. ca. 800 Euro weniger, wenn beide arbeiten, Stichwort Sozialbeiträge).

Erst dann greift für jeden zusätzlich(!) verdienten Euro der Spitzensteuersatz.

Extraklaus, da hast du natürlich völlig recht, mit sowenig Geld im Monat muss man jeden Euro schon dreimal umdrehen, falls man nicht zur Monatsmitte nur noch von rohen Kartoffeln bei Kerzenlicht leben will.

Gruß Ronny

Jaja, und wieder der alte, angestaubte, überhaupt nicht mehr relevante Klassenbegriff :wink: