Linker Patriotismus... geht da was?

In der EU so einiges. Die Blockadehaltung der Engländer z.B. resultiert aus patriotischen Gedanken. Die der Deutschen auch. (Getarnt unter dem Mantel der „Souveränität“, die dabei hier nur verlagert nicht aber abgeschafft werden würde.)

Du verwechselst da was. Anchantia ging es um eine linke Bürgerbewegung, die sich klar zu ihren Wurzeln bekennt. (EDIT: bekämpft ist irgendwie das falsche Wort gewesen.)
Das, wovon du sprichst, ist Politik die fern von jedem Bürger ist.

@Linker Patriotismus

Was das Thema für einen Gegenwind sät. Ist ja irre.

Glaubt ihr wirklich, die SPD im 19. Jahrhundert hat sich unter Bismarck in Lebensgefahr begeben, weil sie so Antideutsch war? Oder Antinational? Das waren Patrioten die für ihr Land und für ihre Menschen gekämpft haben!
Wer sein Land nicht liebt, sich nicht mit ihm verbunden fühlt, der wird auch niemals dafür kämpfen.

Linker Patriotismus ist für mich die einzige Alternative. Gerade weil ich dieses Land so liebe, gerade weil ich die Menschen hier schätze und die Brauchtümer für schützenswert halte, wehre ich mich massiv gegen jede Form des losgelösten Liberalismus’.

Die Soziale Marktwirtschaft ist linker als so manche glauben mögen. Und diese ist eines der Besten Systeme der Erde. Wenn ich als Linker kein Heimatgefühl habe, gegen was sollte ich dann kämpfen?
Unser Land wird finanziell von Eliten übernommen, die Presse eingespannt, die Bürger übergangen und alles hier geht den Bach runter, wenn man nicht zu einem auserwählten Kreis gehört.
Wer den sozialen Gedanken nicht verloren hat, sich um die Menschlichkeit in einem System kümmert, der muss zwangsläufig Patriot sein.

@Europa

Schaut es euch doch mal an. Die Grenzen offen, das Geld ist gleich und die Ökonomie fusionierte.
Ich weiß ja nicht wie alt ihr seid, aber ich kann mich noch daran erinnern wie es war, an Italiens Grenze zu stehen.
Das fremde Geld und damit ein Stück fremde Kultur in der Hand zu halten, vor dem ich neugierig und ehrfürchtig stand. Mein Respekt vor der Fremdheit, das Gefühl an etwas Wertvollem teilhaben zu dürfen für ein paar Wochen.
Das italienische Stadtbild, die fremde Sprache. Den Sprachkurs den man sich kaufte.
Frieden in Europa. Gastfreundschaft.

Jetzt sind alle Grenzen offen. Das Geld ist gleich. Man fährt ohne Kontrolle von A nach B.
Und wo hat es uns hingeführt?

Die Länder hassen sich. Griechenland wird von Deutschland ausgeblutet und Griechen beleidigen Deutschland als Nazi-Nation. In Italien sieht die Stadt, welche ich seit meiner Kindheit kenne, so verdammt verdeutscht aus, dass ich darin nur noch Reste einer fremden Kultur erkenne, die aufgrund fehlender Präsenz keinen Respekt mehr hervorruft.
Banken und Politiker führen innerhalb Europas Wirtschaftskriege, genauso wie Konzerne. Man hasst die Franzosen, man hasst die Griechen, man hasst die Engländer weil sie weder den Euro haben, noch ihre Monarchie beseitigten aber ständig von Demokratisierung schwadronieren. Diese Form der Gleichmacherei hat nichts als Hass hervorgebracht. Anti-National.

@National

Ich bereiste als Kind vorwiegend islamische Länder. Genau wie in Italien war die Kultur scharf von unserer Abgegrenzt. Die Gastfreundschaft rührte fast zu Tränen. Man respektierte sich gegenseitig, suchte Unterschiede für die man offen wahr, suchte Gemeinsamkeiten welche verbanden. Nimmt man ihnen die Kultur und ihre nationale Identität, was bleibt dann? Richtig. Ein Mensch. Ein Mensch ohne Nation, ohne Geschichte. Wie der Typ in Frankfurt, an dem man vorüber läuft. Was respektiert man noch? Welche Achtung?

@Respekt

Wenn ich mich und meine Wurzeln respektiere und pflege, dann werde ich respektiert.
Gehe ich in ein fremdes Land und treffe Menschen, so werde ich schon alleine weil ich den Wert von nationaler Identität kenne, niemals abfällig und respektlos sein. Die gegenseitige Achtung wird es indes sogar leichter machen, friedliche Gespräche zu führen. Denn Respekt vor der fremden Kultur ist ein freundlicher Schritt aufeinander zu. Beraubt man uns dieser, so respektieren wir nichts.

@Nationalismus

Wovon sprach denn Anchantia? Er verwies ausdrücklich auf willkommene Ausländer, die sich hier niederlassen dürfen.
Linker Patriotismus sorgt gerade dafür, dass man kein Rassendenken bekommt, weil man 1. das soziale Handeln in den Fokus rückt und 2. Faschismus als etwas untragbares sieht.
Wer glaubt, Stalin wäre Kommunist oder ein Linker gewesen, der irrt. Er war ein brutaler Diktator der mit süßen Versprechungen das Volk betrog. Genau wie Hitler. Keiner von denen war links. Es waren Bestien. Sonst nichts.

@NPD und Erziehung

In meiner Schulzeit war der Tenor klar. Du bist Deutsch, du bist verantwortlich. Schäme dich für Hitler und wenn du Heimatliebe aufbaust, bist du als Deutscher sowieso gefährdet, Nazi zu werden.
In der Adoleszenz hasste ich mein Land. Ich hasste es für die Konzerne, für die Politik, für die Geschichte, für die Nazis, für die Benachteiligungen der Migranten und Asylanten, für die Fahne, für alles.
Alles was ich hatte, war Hass. Hass führt zur Zerstörung oder, wenn man ohnmächtig ist, zur Lethargie.
Ich wäre am liebsten ausgewandert, schämte mich für mein Deutschsein.

Mitte meiner 20iger, in denen ich mich noch befinde, lernte ich auf einmal, dass dieser Hass eigentlich nichts bewirkte und ich nicht einmal wusste, gegen was ich kämpfte. Ich kämpfte ohne genaues Ziel und traf damit vermutlich nur Zivilisten (bildlich).

Hätte ich mich damals zu meiner Heimat bekannt und gesagt, dass Deutschland MEINE Heimat ist, dann hätte ich vermutlich weniger auf die Bullen geschimpft, sondern eine Partei gegründet, hätte mich in irgendeiner Form konstruktiv eingebracht. So war ich nur destruktiv ohne Ziel.

Heute liebe ich Deutschland. Die Sprache, die Kunst, die Kultur.
Es wird mir immer wichtiger, dass ich dieses Land ohne Scham repräsentieren möchte.
Es wird mir ein Anliegen, dass ich in den Urlaub fahren und sagen kann: „Jap, ich bin Deutscher. Mein Land hat sich nicht am Irakkrieg beteiligt, hat andere Nationen nicht finanziell ruiniert und kümmert sich mehr um die Bevölkerung als um die Banken“. Kann ich aber nicht. Und erst wenn meine Liebe zu meinen Wurzeln stark genug ist, dass ich diese Situation nicht mehr ertragen kann, erst dann werde ich versuchen etwas zu ändern.

Sei es über Kommunikation (Internet), sei es über Politik (Partei, Stiftung, Organisationen) oder einfach auf der Straße (Ausländern ein- und nicht ausladen). Ich empfinde vieles in Deutschland als unerträglich und weil ich auf mein Land stolz sein möchte, habe ich mich in vielem geändert und seitdem paradoxerweise einen bunteren Freundeskreis mit mehr Nationen darin bekommen. Ich möchte einfach keine türkische Familie besuchen und Weißwurst angeboten bekommen. Ich hätte gerne meinen Börek.

@Fazit

Ich sehe es gar nicht ein, dass Neonazis für jungen Menschen, die sich eine Dazugehörigkeit wünschen (Menschen sind Rudeltiere), die einzige Option ist.
Was ist denn das für ein Bild?
extr. Linker: Du bist Deutsch! Deutsch ist böse! Hasse dein Land damit du nicht böse bist!
extr. Rechter: Nix da, du bist gut so wie du bist. Sei stolz auf dich und deine Heimat. Lass dir nix erzählen, du bist ein ganz wertvoller Mensch.

Wohin geht der Typ wohl?

Bei den Faschos bekommt er dann langsam den Hass und die Paranoia gegen Fremde eingeimpft, ohne dass er großartig weiß, wie ihm geschieht.

Würden Linke sich nicht selbst für ihre Nation verachten, dann könnten sie dem Jugendlichen ganz andere Welten zeigen.

Patr. Linker: Nix da, du bist gut so wie du bist. Sei stolz auf dich und deine Heimat. Lass dir nix erzählen, du bist ein ganz wertvoller Mensch. Lass uns mal zu dem Nikola gehen und mal schauen was der so macht. Schon mal Cevapcici gegessen? Deutschland ist ein schönes, weltoffenes Land. Lass dir niemals erzählen, Nichtdeutsche wären schlechter als du! Und achte drauf, dass das auch so bleibt. Wir wollen uns nie wieder für uns schämen müssen.

So wäre das doch 'ne coole Sache.

@Scheol:
Top!! :smt023

Links und Patriotisch? Wieso sollte das nicht gehen? Ich selbst jedenfalls bin links und Patriot.

Zum Thema Europa:
Hier merkt man doch nationalistische Tendenzen wirklich am besten. Es geht halt nicht darum eine Union zu formen, in der man eine gute, freiheitliche Demokratie hat, sondern immer nur seine Souveränität so weit wie möglich zu behalten, obwohl sie komplett über Bord geworfen gehört. Natürlich ist die derzeitige Bürokratie schlecht aber man braucht sich auch wenig zu wundern, denn solange wie die Souveränität der Länder erhalten bleibt, solange gibt es zwei Staaten, von denen einer (die EU) ständig von den Nachrichten vernachlässigt wird. Die Schweiz halte ich dabei auch nicht für das beste Beispiel, wie denn eine Demokratie aussehen sollte, wenn ich mir ansehe wann die das Frauenwahlrecht eingeführt haben. Die Furcht vor der EU überall ist in Nationalismus begründet, weil man Angst hat dass man von einem Italiener, Franzosen oder Kroaten vertreten wird oder gar dass Gesetze folgen die einem nicht gefallen, obwohl das bereits der Fall ist und immer in der Politik der Fall sein wird.

@SethSteiner

Umso größer der Einflussbereich von Politikern wird, um so schwerer ist dieser vom Volk zu überwachen und umso größer die Missbrauchsgefahr von Macht. ESM.

Ach so; gib mir bitte deinen Haustürschlüssel. Wenn keine Grenzen, dann richtig.
Deine Bankkarte mit Pin würde ich auch nehmen.

Ich hätte doch immer noch gerne eine brauchbare Definition von “Patriot”.

Ich bezweifel ernsthaft, dass man schon ein Patriot ist, nur weil man die Landschaft und seine Mitmenschen oder das politische System mag und/oder weil man sich sozial etwas einbringt. Dann wäre ja fast jeder Patriot.

@Baru

Jap. Jeder der sein Land liebt und es ohne Scham repräsentieren möchte, ist ein Patriot.
Die Frage ist nur, ob man das negativ assoziiert und sich selbst versagt.

@Scheol
Schlechter Vergleich und schlechte Polemik. Wo hat denn ein einzelner Politiker den ESM gemacht? Welchen Unterschied macht es, ob jemand nun Deutschland oder die USA “beherrscht”? Es betrifft nur mehr Menschen und tut es offensichtlich auch jetzt schon, ohne ein Präsidenten in Europa und kann halt auch gute Auswirkungen haben, bspw. wenn man nicht mehr Land für Land Homosexuelle langsam endlich vom Untermenschenstatus befreit sondern es ganz klar endlich für alle europäischen Länder klipp und klar diktieren kann.

Ich bezweifel ernsthaft, dass man schon ein Patriot ist, nur weil man die Landschaft und seine Mitmenschen oder das politische System mag und/oder weil man sich sozial etwas einbringt. Dann wäre ja fast jeder Patriot.

Genauso sieht es aus. Jeder der sich einbringt, dafür eintritt, dass es besser wird. An die Mitmenschen, statt ausschießlich an sich selbst, denkt. Jeder der Ideen einbringt und sich nicht einigelt und nur desktruktiv rummeckert, jeder davon ist ein Patriot. Denn es geht nicht um Nationalismus. Das ist doch das, was ich schon im EP versucht habe zu sagen: Wenn ich in Deutschland von Patriotismus rede, sagen sehr viele „Wie kannst Du denn Nationalismus verteidigen“, das ist das Problem. Patriotismus ungleich Nationalismus! Patriotismus heißt einfach nur sich auf seine Wurzeln zu besinnen.

Was für eine definition wie die von mir oder von Scheol brauchst Du denn noch?

@SethSteiner

Du hast ein himmliches Vertrauen in die Politik.
Und ich bitte dich Plattitüden zu vermeiden.

Wo hat denn ein einzelner Politiker den ESM gemacht?

Der Machtmissbrauch findet doch statt. Ob nun zwanzig, zweihundert oder eine das macht, spielt keine Rolle.
Dann fange mal an zu rufen, mal gucken ob man dich in Brüssel hört.

@Homosexualität

Ach, ich habe kein Problem mit Homosexuellen, du etwa?
Und ich habe bis jetzt noch niemanden sagen hören, sie seien Untermenschen.
Die Toleranz für Homosexualität ist vielleicht nicht perfekt, aber man wird auch nicht mit Steinen beworfen.
Wenn du die restlichen Makel beseitigen willst, dann musst du Aufklärungsarbeit leisten und das hat immer etwas mit der Bevölkerung und der Straße, nie mit der Politik zu tun.

Was unterscheidet dann den Patriotismus von einer Begeisterung und Einbringen für ein anderes Land?

@Baru

Identifikation.
Die persische Kultur ist nicht meine.

Wenn du die restlichen Makel beseitigen willst, dann musst du Aufklärungsarbeit leisten und das hat immer etwas mit der Bevölkerung und der Straße, nie mit der Politik zu tun.

Richtig! es ist einfach unglaublich passiv und konsumstisch zu sagen: „Die sollen das für mich machen“ - Nein, wir, die bevölkerung müssen selbst aktiv werden. Beispielsweise die ganzen Menschen in der DDR, die an den Montagsdemos teilgenommen hatten - sie wollten die Mauer weg haben. Aber sie haben nicht gesagt: „Bitte, liebe Politik, macht mal“ - sondern sind selbst aktiv geworden. Dieser Widerstand damals ging ja viele Jahre. Wieso ist das heute nicht mehr möglich?

Was unterscheidet dann den Patriotismus von einer Begeisterung und Einbringen für ein anderes Land?

Ich toleriere andere Kulturen. Ich finde den kulturellen Austausch als sehr befruchtend. Aber: ich nehme mir nicht diese Kultur an. Deswegen finde ich es unpatriotisch, wenn Deutsche meinen das Ausländer ihre Kultur aufgeben und sich eine andere Kultur einverleiben sollen. Das ist der große Unterschied. Ich weiß, was meine Wurzeln sind. Der andere hat andere Wurzeln und indem man gemeinsam etwas macht, dann entsteht etwas starkes daraus. Es geht mir in meiner Definition „Linker Patriotismus“ nicht darum zu sagen „Ihr kommt nach Deutschland, also geht gefälligst in die Kirche“ - sondern um einen Weg zu finden friedlich zusammenzuleben, sich zu integrieren - aber DENNOCH die kulturellen Unterschiede zu bewahren. Wie es Scheol sagte: Du bist wie Du bist und das ist gut so! Ich bin wie ich bin und das ist auch gut so. Lass uns gemeinsam voneinander lernen, statt zu sagen „Meine Kultur ist besser als Deine“.
Für mich sind da viel mehr linke Ideale drin, als wenn ich sage „Wir brauchen unsere Wurzeln garnicht. Alle Menschen sind ausnahmslos gleich“, denn wenn ich so denke, dann entsteht stillstand.

Ich bezweifel ernsthaft, dass man schon ein Patriot ist, nur weil man die Landschaft und seine Mitmenschen oder das politische System mag und/oder weil man sich sozial etwas einbringt. Dann wäre ja fast jeder Patriot.

Eben. Gerade deswegen wäre es ja auch wichtig, dass die linken Parteien diese Botschaft aufgreifen. Weil eben fast jeder so denkt, aber in der Regel hauptsächlich die Rechtspopulisten damit punkten können.

Von den Jungen Grünen in Östererich gab es beispielsweise eine Aktion: „Nimm dein Flaggerl für dein Gaggerl“.
http://www.raketa.at/raketawplive/wp-co … 500daf.JPG
„Wer Österreich liebt muss scheiße sein!“

Da muss man sich doch echt nicht wundern, wenn man nicht gewählt wird.

Überall dort wo es kulturelle Unterschiede gibt, besteht die Gefahr von Konflikten. Wenn du das leugnest dann bist Du wirklich blind und ignorierst die kulturellen Konflikte die es in Deutschland gibt.

Demokratisch. Regionale Unter-Parlamente. Minderheitenschutz. Auf diese Weise kann die kulturelle Identität der einzelnen Menschen erhalten bleiben, wenn es von den einzelnen Menschen erwünscht ist. Aber sollte eine Kultur verschwinden, weil einfach kein Mensch diese mehr ausüben möchte und sich die allgemeinen Lebensweisen geändert haben, sehe ich da auch keine Probleme.

Da machst du es Dir ein bisschen einfach. Es ist ja nicht so, als ob es nicht schon öfters versucht wurde, die Welt zu erobern oder zu vereinen. Ein globaler Staat bedeutet, sehr viel Macht in wenig Händen. Und wie heißt es doch so schön? Macht korrumpiert. Absolute Macht korrumpiert absolut. Und wer soll denn den Präsidenten stellen? Ein westlicher Demokrat, den islamische Kulturen als Ungläubigen beschimpfen? Oder vielleicht ein Islamist, der bei uns die Scharia einführt, Oder vielleicht ein Chinese, der auf totalitäre Staaten und Sozialismus steht? Und die Chinesen haben gute Chancen, wenn 1,5 Milliarden von ihnen plus ihre Freunde für sie stimmen. Willst Du das wirklich? Und glaubst Du das wird der Rest der Welt akzeptieren? Es ist ja nicht so, dass wir in Star Trek leben würden, wo auf der Welt der Menschen Friede, Freude, Eierkuchen herrscht. Bis zur galaktischen Förderation wird es noch ein paar Jahrhunderte dauern.

Deutschland ist nichts anderes als ein Zusammenschluss von früheren einzelnen Völkern, deren Gemeinsamkeit eigentlich nur die Sprache war und die unter der Herrschaft von Preußen gestellt wurden.

Das ist doch ein bisschen unvollständig. Deutschland besteht kulturell nicht nur aus der Sprache. Die Gemeinsamkeiten bestehen z.B. auch in der religiösen Identität. Und aus den Werten die sich über jahrhundertelang zum gesellschaftlichen Konsens entwickelt haben. Sowas ist nicht von heute auf morgen enstanden. Die gemeinsame Sprache ist ein wesentlicher Bestandteil. Aber auch die Riten und Bräuche und die Architektur, bis hin zur Rechten, Gesetzgebung und Herrschaftssystem gehören auch dazu. Es gab Zeiten in denen Deutschland in viele kleine Fürstentümer unterteilt war, es gab auch Zeiten der Bürgerkriege, ich nehme mal als Beispiel die Zeiten der Reformation und des 30 jährigen Krieges, um zu verdeutlichen, was unterschiedliche Weltanschauungen bewirken können. Aber letztendlich können wir Deutschen als Gesellschaft größtenteils uns miteinander identifizieren. Das ist das Ergebnis jahrtausendelanger Entwicklung. Es fällt uns dagegen schwer, uns z.B. mit den gesellschaftlich kulturellen und politischen Systemen des Iran zu identifizieren, oder mit China, oder Kuba.

Nach dem Fall der Sowjetunion, sah man ganz deutlich wie sich Russland gespalten hat in verschiedene Nationen, weil einfach der gesellschaftliche Wille dieser Nationen bestand eigenständig zu werden.

Du magst vielleicht einen globalen Staat als erstrebenswert erachten. aber Du verkennst die Unterschiedlichkeit der Menschen und Gesellschaften. Und es wird noch so manche Generationen dauern, bis diese überwunden sind.

Das britische Empire hatte in den letzten Jahrunderten versucht die Welt quasi zu dominieren, und nach ihren Vorstellungen umzuformen. Sie hatten keinen Erfolg damit. Der Drang nach Unabhängigkeit war stets größer.

Und sorry, der Grund, warum die EU aktuell nicht gut nicht funktioniert, sind Patrioten und Nationalisten, die panische Angst haben, die Souveränität ihres Landes etwas zu reduzieren, ein starkes EU-Parlament zu schaffen und damit die EU demokratisch auszubauen. Die EU zeigt genau an, warum Nationaldenken falsch ist und welchen Schaden er anrichten kann.

Hahaha, das glaubst Du doch nicht wirklich. Die Nationalisten sollen also Schuld sein, dass die EU nicht demokratisch ist? Tja wer ist denn in der EU an der Macht? Sind es die Nationalisten? Wer hat denn die undemokratische Struktur der europäischen Union geschaffen? Waren es Nationalisten? Falsch! Es waren Globalisten. Wie groß ist der Einfluss von Nationalisten wirklich? Wer hat denn solch schöne Sachen wie den Lissabonvertrag erfunden, wozu dient EU wirklich? Du hast überhaupt keine Ahnung, wovon Du da redest. Für die Leute die von der EU profitieren, funktioniert sie auch.

Ich bin fest davon überzeugt, dass die europäische Union eine Gefahr für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte darstellt. Und es gibt genügend Beweise, die meine Überzeugung stützen. Den europäischen Staaten würde die Besinnung auf den Nationalismus, in Form der souveränen Staatlichkeit gut tun. Ich lehne die in EU in ihrer jetzigen Form und all ihre Herrschaftsansprüche ab.

Patriotismus als Form einer „unreflektierten“ Liebe zum Vaterland ist nicht erstrebenswert.
Wie ich schon geschrieben habe ist nichts dagegen einzuwenden bestimmte Teilaspekte zu mögen und ja auch ich bin ziemlich froh in der BRD zu leben, weil man hier einfach enorm viele Möglichkeiten hat die man woanders nicht hat.

Ich stimme mit Dir in gewissem Maß zu. Denn Stolz kann man in gewissem Maße nur auf das, sein, was man selbst erreicht. Patriotismus ist eher der Ausdruck der Verbundenheit zu seiner Heimat, in der man geboren wurde. In der man sein Leben verbracht hat, in der man seine Familie, seine Freunde und seine Arbeit hat. Natürlich kann man im kollektiven Sinne auch Stolz auf die Errungenschaften seiner Gesellschaft sein. Allerdings sollte man es nicht verherrlichen.

Ich habe mir Dein geschichtliches blablabla von Dorf zur Welt, über die Zeit der Barbarei, Dörfer die andere Dörfer überfallen, Nationen die andere Nationen überfallen und irgendwann irgendwann kamen die Menschenrechte… durchgelesen.

Du ziehst irgendwann den Schluss dass die EU ein konsequenter Schritt zur Entwicklung ist und Nationen sowie Nationalismus einer vereinten Welt, sowie dem Frieden im Wege steht.

Dies ist nicht zwingend der Fall. Kriege entstehen vordergründig aus Interesse von Staaten und nicht dem Interesse von Gesellschaften herraus. In den letzten Jahrunderten waren es vordergründig immer totalitäre Systeme die andere Staaten überfallen haben, oder Systeme bei der die Gesellschaft wenig Mitbestimmung fand. Ich ziehe also die Behauptung auf, das der Normalbürger und der normale Soldat kein Interesse an einem Krieg hat. Staatsoberhäupter jedoch schon. Warum ist beispielsweise die Schweiz das letzte Mal vor rund 165 Jahren in den Krieg gezogen obwohl sie ein nationalistischer Staat ist? Wäre es denn nicht viel besser, die Macht von Staaten zu reduzieren und die Macht von Gesellschaften zu erhöhen? Wozu brauchen wir eigentlich einen Staat? Eigentlich braucht die Gesellschaft einen Staat nur um Recht und Gesetz aufrechtzuerhalten und die Souveränität der Gesellschaft zu wahren. Wenn der Staat natürlich mehr Macht bekommt, kann er natürlich Ambitionen entwickeln, die anderen Staaten nicht zum Vorteil gereicht. Ich behaupte, dass Aufgrund der starken gesellschaftlichen Macht in der Schweiz dieses Problem nicht auftritt. Die Schweiz hat ihre Souveränitätspolitik mit Erfolg bis heute durchgezogen. Und ich bin davon überzeugt, dass wir Deutschen und ganz Europa davon lernen kann.

In unserem heutigen deutschen Staatssystem, hat die Gesellschaft kaum Mitbestimmungsrecht. Besonders auf Bundesebene. Es ist eigentlich gar keine Demokratie, es ist eine repräsentatives Parteiensystem mit begrenztem Wahlrecht. Einflussmöglichkeiten sind kaum gegeben. Wenn wir ein System hätten, dass die Kommunen stärkt, weil die Kommunen die wirklichen Gemeinschaften sind, mit der sich die Menschen identifizieren, ein System welches den Menschen Macht einräumt mitzubestimmen und sich auch selbst zu schützen. Dann könnten wir eine Menge Probleme heute abschreiben. Wir brauchen nicht größere Staaten. Wir brauchen mächtigere Gesellschaften und stärkere Kommunen.

Zum Thema Europa:
Hier merkt man doch nationalistische Tendenzen wirklich am besten. Es geht halt nicht darum eine Union zu formen, in der man eine gute, freiheitliche Demokratie hat, sondern immer nur seine Souveränität so weit wie möglich zu behalten, obwohl sie komplett über Bord geworfen gehört. Natürlich ist die derzeitige Bürokratie schlecht aber man braucht sich auch wenig zu wundern, denn solange wie die Souveränität der Länder erhalten bleibt, solange gibt es zwei Staaten, von denen einer (die EU) ständig von den Nachrichten vernachlässigt wird.

Ok, die Engländer sind sehr speziell und ihre nationalistische Extrawurst war schon immer unerfreulich.

Das Problem an der EU ist aber doch eher die fehlende demokratische Legitimation. Das was Du zu „formen“ forderst (und was ich unterstützen würde!) existiert derzeit halt nicht, und die EU-Kommission wird auch ganz sicher zu verhindern suchen ihre Macht an ein Parlament abzugeben.
Verkrustete Bürokratien bauen sich niemals von selbst ab, und „von oben“ haben sie in aller Regel auch nix zu befürchten. Barroso hat sich beim jüngsten EU-Gipfel rigoros gegen eine Kürzung der Verwaltungsausgaben ausgesprochen, und van Rompoy hat vorgeschlagen doch lieber im Bereich Forschung und Wissenschaft zu sparen.
Quelle
(So was kann man eigentlich nur vorschlagen, wenn man quasi absolutistisch regiert, sich also nicht zur Wahl stellen muss.)

[spoiler]In der aktuellen EU gibt es streng genommen kein „Parlament“, das diesen Namen verdient (nur begrenzte Kompetenzen, dazu eine Kammer, die nicht nach dem Prinzip „one man, one vote“ gewählt wurde. Verschiedene Wählerstimmen zählen also unterschiedlich viel, je nach Land.)

Der FDP-Europaabgeordnete Kramer meinte dazu: „Eigentlich sind wir nur ein Protokoll-Parlament. Die Entscheidungen fallen ganz woanders.“
Wichtige Entscheidungen werden von niemals demokratisch ernannten Beamten in Hinterzimmern getroffen, nachdem sie sich von Lobbies haben „beraten“ lassen.
Selbst Martin Schulz (SPD und Mehrheitsführer der Sozialisten im EP) gibt ja offen zu, dass die EU ihre eigenen Aufnahmekriterien „mangels demokratischer Substanz“ nicht erfüllen würde.[/spoiler]

Man hütet sich in Brüssel bekanntlich sehr davor die Bevölkerung zu fragen (daher gibt es ja keine „EU-Verfassung“), aus reiner Angst vor der Bevölkerung.
Wenn man aber solch eine geringes Demokratieverständnis hat, dann muss man halt auch mit einer wachsenden Ablehnung leben.

Ich sehe die Entwicklung jedenfalls mit Sorge, denn die an sich schöne und notwendige europäische Idee ist mMn von Wirtschafts- und Bankenlobbies gekapert worden.
Ob die jetzt den Reichstag mit EU-Flaggen pflastern oder nicht, ist mir wurscht. Aber wenn uns Großbanken und Konsortien regieren, ist es mir das nicht.

[spoiler]Die (linke) Band „die Bandbreite“ hat die Defizite des Lissabon-Vertrages in einem Song damals sehr schön thematisiert.
[video]http://www.youtube.com/watch?v=no_Pv7McXVg[/video][/spoiler]

@Scheol
Sag ich doch, es ist völlig egal welche Regierung wir nun haben, die europäische oder die deutsche, am Ende läuft es auf dasselbe hinaus. Dementsprechend sollte die Kritik auch nicht an die Union an sich gehen, wenn man bspw. mit der Bürokratie unzufrieden ist, sondern am System und zu dessen Fundament gehört eben auch die Souveränität. Daher, tecede, du hast komplett Recht, dass die verkrustete Struktur schlecht ist und es eine neue bräuchte, völlig unabhängig davon ob jetzt jemand seine Macht nicht mehr abgeben will. Btw, Scheol, habe ich dir bezüglich Homosexuellen gar nichts vorgeworfen und habe überhaupt kein himmlisches Vertrauen in die Politik, im Gegenteil. Ich sehe die Vor- und Nachteile der Union genau, die Vorteile empfinde ich allerdings als größer und wichtiger und sehe da auch keine Gefahr für die Menschenrechte. Die USA gibt es jetzt 300 Jahre und wie Europa auch, sieht man dort einen stetigen Wandel zu einem Staat der die Menschenrechte stärker verinnerlicht als dies in der Vergangenheit der Fall war. Ich wüsste nicht warum das in Europa nicht funktionieren sollte. Die Bedingung der Einheit müsste nur eben eine neue Struktur sein aber wenn man gar nicht erst die Einheit will, sondern Kleinstaaterei, kann man auch die Demokratie abschreiben.

Leider befinde ich mich momentan auf der Arbeit und kann so nicht antworten.

Nur zu den USA:
Ich persönlich halte die USA für einen Staat, der die Menschenrechte jetzt nicht sonderlich gut repräsentiert.

Die meisten der bis jetzt genannten Argumente pro “linkem Patriotismus” sind verkappte Neonazipropaganda.
besonders deutlich bei @scheol, @tecede, @Ferrarist, @Tibetterrier

Ich hab’ jetzt keine Lust einzelnd auf die verschiedenen Argumentations-Schemata einzugehen, aber man kann alle im Prinzip auf die Formel runterbrechen:

1. Kulturen und ihre Angehörigen als was feststehendes, beständiges einbürgern

2. Statt einer Politik der Verständigung, kulturelle Unähnlichkeiten in entzweiender, aufwiegelnder Absicht politisieren

3. Die Vermischung von Kulturen und ihre substantielle Umgestaltung als ihre bedrohliche Auflösung verkaufen, mit vermeintlich katastrophalen Folgen

Der Vierte Schritt, der hier noch durch die Blume mitschwingt, wäre dann wieder ein “Sie oder Wir”-Denken schaffen, bzw. ein “entweder überlebt ihre Kultur oder unsere”-Dilemma!

So wird mit scheinbar egalitären, vernünftigen Argumenten wieder ein Rassismus betrieben, der den verpönten Biologismus durch Kulturalismus ersetzt hat.

Sagt der Typ dessen Avatar mit Schnauzbärtchen seine Hand zum Hitlergruß erhebt. Welch geschmackloses Avatarbild. Vielleicht solltest Du erstmal lesen und verstehen bevor Du etwas schreibst. Und wenn Du unfähig bist es zu verstehen, solltest Du es nochmal lesen und wenn Du dann immer noch unfähig bist zu verstehen, solltest Du vielleicht nachfragen. Bevor Du wahllos irgendwelche Leute als Neonazis beschimpfst. Denn diese Keule kann ich bei nächster Gelegenheit auch auf Dich zurückwerfen, falls wir uns auf dieses Niveau begeben wollen.

  1. Kulturen und ihre Angehörigen als was feststehendes, beständiges einbürgern

Ich habe weder gesagt, noch gemeint, dass Kulturen etwas feststehendes sind.

  1. Statt einer Politik der Verständigung, kulturelle Unähnlichkeiten in entzweiender, aufwiegelnder Absicht politisieren

Auch habe ich hier weder etwas gesagt noch gemeint.

  1. Die Vermischung von Kulturen und ihre substantielle Umgestaltung als ihre bedrohliche Auflösung verkaufen, mit vermeintlich katastrophalen Folgen

Auch das stimmt nicht.

Deine Unterstellungen weise ich zurück.

Edit: Ich habe mir mal Deine Beiträge im Frei.Wild Thread angeschaut. Es ist offensichtlich dass Du unfähig bist, zu differenzieren.