Linker Patriotismus... geht da was?

Im aktuellen Frei.Wild-Thread kam die Frage auf: funktioniert etwas wie “linker Patriotismus”?

Hintergrund: in der Diskussion ging es sehr viel um Patriotismus und Heimatliebe. Und die ganze Zeit über wurde davon ausgegangen, dass das was Rechtes sei. Doch dann kam ich eigentlich auf den Gedanken, dass es doch unsinnig wäre diese Felder Identität, Patriotismus und Heimatliebe dem Rechten Rand und den Extremisten so weiträumig zu überlassen, wie es in der Vergangenheit und wie es im Heute geschieht.

Denn seien wir mal ehrlich: ich liebe zum Beispiel die komplette deutsche Kultur: von Bach über Brentano bis hin zu Fritz Lang Filmen. Ich liebe die ganze Natur, die wir hier in Deutschland haben. Der Harz besipielsweise ist wunderschön. Ich liebe alte Gebäude wie Kirchen, ich finde die erzgebirgische Tradition sehr schön. Das alles finde ich seit eh und je schön. Und ich selber habe mich auch immer als Patriot gesehen. Ich engagiere mich politisch und gesellschatlich - es ist mir also nicht egal was in diesem Land passiert. Ich versuche mit meinen kleinen Mitteln etwas kleines zu ändern. Das ist doch eigentlich zutiefst patriotisch, oder nicht?

Also warum sollte es nicht etwas wie linken Patriotismus geben? Warum überlassen wir den Neonazis dieses Feld? Man kann doch auch zu seiner Heimat stehen, trotz das man die Linke wählt, für längeres gemeinsames Lernen oder ein BGE eintritt. Oder besser: bedingt solch ein Engagement nicht auch eine Portion Patriotismus? Andernfalls wäre einem ja alles egal was im Land passiert und man denkt nur an sich selbst, oder?

Und die Frage ist wirklich berechtigt nach längerem Nachdenken: wieso überlassen wir überhaupt den Neonazis dahingehend das Feld? Eine Band wie Frei.Wild würde hier lange nicht soviel Wind erzeugen, hätten wir einen gesunden Patriotismus wie die Engländer, Franzosen und Japaner. Man kann doch auch patriotisch sein UND offen für andere Kuluren. UND offen für Ausländer. Ich denke mir sogar: würden wir diese beiden Dinge zusammenbringen, hätten es auch viele nicht so schwer sich in die Deutsche Gesellschaft zu integrieren, oder?

Ich denke: die Amis und die Russen haben uns nach dem 2. Weltkrieg eingebläut, dass wir nicht “stolz” auf unsere Identität was Kultur und Geschichte der letzten Jahrhunderte betrifft, sein dürfen. Und wenn man mal überlegt ist das doch Schwachsinn. Denn diese Zeit, auch der Nationalsozialismus, hat das Volk doch zu dem gemacht, was es heute ist. Ich denke durch die Tabuisierung der letzten 50 Jahre ist uns in der Gesellschaft sehr viel verloren gegangen. Hätten wir einen Patriotismus, dann wären heute die Menschen doch viel solidarischer zueinander, oder? Dann hätten wir aufgrund der Solidarität, wie man sie eben in anderen Ländern mit einem starken Patriotismus wie Frankreich Gang und Gäbe sieht, heute weniger Probleme. Würde es dann überhaupt noch das Ost/West-Denken geben???

Muss man sich eigentlich immer diese Links/Rechts-Keule um die Ohren werfen und versuchen den anderen so mundtot zu machen? Würde das mit einem Patriotismus besser sein, dass man sich mehr mit Respekt begegnet?

Das sind so Fragen, die mir durch den Kopf gehen.

Ich bin zur Meinung gekommen: lasst uns den Neonazispinnern nicht das Feld überlassen. Gerade die Linken sollten endlich zu einem gesunden Patriotismus finden und so den Rechtsradikalen das Feld nicht mehr überlassen. Patriotismus heißt nicht sich selbst über andere zu stellen. Sondern auch beim Patriotismus kann man die Hand auf den Menschen gegenüber - egal welche Hautfarbe und religion - öffnen. Das wäre doch auch eine schöne Alternative für die Mitte der Gesellschaft.
Dies würde uns doch als Gesellschaft viel weiterbringen. Und ganz ehrlich: ich habe auch keine Lust mehr mir ständig aufs Brot schmieren zu lassen, dass vor bald 80 Jahren irgendein größenwahnsinnger Despot an die Macht kam!

Ich würde mich eher als Linker identifizeren, aber ich hasse dieses Land. Ich hasse die Kleinbürger, den Wirtschafttotalitarismus, die Autobahnen die alle gleich aussehen, ich hasse die Musikkultur, die seit den 70ern effektiv irrelevant ist.

Ich hasse Johann Sebastian Bach. Noch mehr hasse ich Leute, die meinen ich muss ihn repektieren weil er Kulturgut ist. Drauf geschissen.

Ich hasse auch Leute die mir sagen ich soll das Land verlassen wenn’s mir hier nicht gefällt. Anderswo gefällts mir noch viel weniger als hier.

Das einzige was ich nicht hasse ist Pingu und der ist Schweizer.

Ich hasse auch Leute die mir sagen ich soll das Land verlassen wenn’s mir hier nicht gefällt. Anderswo gefällts mir noch viel weniger als hier.

Genau DAS ist das Problem. Das viele denken, Patriotismus würde implizieren, dass man keine Kritik zulässt. Aber das Gegenteil ist doch eigentlich der Fall.
Viele haben, wenn sie Patriotismus hören, leider die ganzen Parolen des rechten Randes im Gehör. Und das finde ich ausgesprochen schade.

Noch mehr hasse ich Leute, die meinen ich muss ihn repektieren weil er Kulturgut ist.

Hat niemand verlangt. Den ollen Schiller mag ich bspw. auch nicht (dafür Hesse oder Benn umso mehr).

Ich denke: die Amis und die Russen haben uns nach dem 2. Weltkrieg eingebläut, dass wir nicht „stolz“ auf unsere Identität was Kultur und Geschichte der letzten Jahrhunderte betrifft, sein dürfen.

Ich kann mich nicht erinnern, dass mir je Amis oder Russen irgendetwas in dieser Hinsicht „eingebläut“ hätten. Es waren eigentlich immer Deutsche, die sowas versucht haben.

Linker Patriotismus… geht da was?

Kurze Antwort: Nein.

Lange Erklärung:

Patriotismus steht im krassen Gegensatz zu einer Internationalen Idee. Die aber in der Entstehung Grundbestandteil „linker“ Ideen war und es eigentlich bis heute auch sein sollte. Die Internationale erkämpft das Menschenrecht und nicht ein Haufen Staaten die sich alle für das geilste seit geschnitten Brot halten.

Nun erst einmal zum Wort selber:
Herkunft: Latein: patriota = Landsmann
Wurde in Frankreich im Verlauf des 18. Jahrhunderts (Stichwort: franzözische Revolution) im heutigen Sinnverständnis verwendet. Meint vor allem eine „Liebe“ zum eigenen „Vaterland“ bzw. zur eigenen Nation.

Die Nation an sich ist ein Unterscheidungsmerkmal das bei einem Linken an sich schon für kaltes Kotzen sorgen müsste. Was bedeutet es bitte „Deutscher“ zu sein?

Aber ich erkläre mich anhand deines Posts.

ich liebe zum Beispiel die komplette deutsche Kultur

Naja die „komplette“?? ich hoffe doch mal nicht… die ist so weitläufig das ich keinem Menschen traue der mir so etwas erklärt. Sogar dem hartnäckigsten Fascho wird irgendetwas auffallen was er an der Deutschen Kultur nicht mag.

Aber um dir mal ein netter Beispiel an „deutscher Kultur“ zu geben.
http://www.welt.de/img/history/crop101799751/2660714258-ci3x2l-w580-aoriginal-h386-l0/bs-14-38-DW-Kultur-Nukualofa.jpg Ja das waren noch die guten alten Zeiten nicht wahr? Deutsche Kultur wie wir sie kennen und lieben.

Abgesehen davon hast du natürlich Recht es gibt viele, wirklich sehr viele Dinge die ich an diesem unserem Land auch Liebe. Aber das sind Dinge die auch alle anderen Kulturen aufzuweisen haben.
Gute Komponisten und Dichter? Vollkommen richtig die gibt es nur in unserem schönen Vaterland. Wer ist den schon Lord Byron? Oscar Wilde? Charles Dickens? Jules Verne? Édouard Batiste?
Um es mit den Worten eines großen Dichters deutscher Sprache zu sagen und diesmal in Bezug auf die Alleinstellung deutscher Kultur: Er aber, sag’s ihm, er kann mich im Arsche lecken!

Wenn du schon eine bestimmte Kultur „lieben“ willst, dann versuchen wir es doch mit dem was es wirklich ist. Nämlich der europäischen Kultur, da kann man dann von mir aus auch den Teilaspekt der deutschen Kultur besonders schätzen.
Was meiner Meinung nach vor allem durch eine Sprache entsteht die einfach sehr gut geeignet ist um mit ihr zu spielen.

Verstehe mich nicht falsch ich mag das was du aufgezählt hast auch an Deutschland. Aber es ist einfach kein Alleinstellungsmerkmal. Schöne Landschaften? Südfrankreich, Spanien, Italien… ach verdammt noch eins diese gesamte Welt ist wunderschön. Wieso sollte ich den Harz (der auch sehr schön ist) mehr mögen als andere Landschaften?
Komponisten, Dichter, Literatur und in neuerer Zeit auch Filme. Jede Kultur der Welt hat wunderschöne Lieder, Gedichte und Schriften geschaffen. (Gut bei Filmen rangiert Indien recht weit hinten wenn ich mir die Bollywoodfilme so ansehen :D)

Was genau ist also das Alleinstellungsmerkmal für Deutschland, außer die zufällige Tatsache das du hier geboren bist? (Gut den Harz gibt es in Frankreich nicht. Dafür aber auch nicht den Hartz. ;P)

Ich versuche mit meinen kleinen Mitteln etwas kleines zu ändern. Das ist doch eigentlich zutiefst patriotisch, oder nicht?

Ist es das? Was ist den deine Motivation zu helfen? Wenn du hilfst, weil es eben in Deutschland ist und du Deutschland an sich einen Dienst erweisen willst. Dann ja, dann ist es patriotisch.
Wenn du aber hilfst einfach weil es Menschen sind und du glaubst das du Menschen helfen solltest, dann ist es nicht patriotisch sondern einfach nur menschliches Verhalten.

Hier ist also die Motivation entscheidend. Patriotisch bist du nur wenn deine Motivation in erster Linie dem Land gilt und nicht dem Menschen dem du dadurch hilfst.
Bei mir sähe es halt so aus: Ich helfe den Menschen, zufällig stärke ich dadurch auch das Konstrukt „BRD“. Da das aber nich meine vornehmliche Intention war ist es ziemlich egal das dies als „patriotisch“ bewertet werden könnte. Da ich die selbe Aktion auch gemacht hätte wenn mein Hilfsverhalten das Konstrukt „BRD“ geschwächt hätte.

Hier eine kurze reducito deiner Logik.
Ich glaube fest daran das es falsch ist einen Menschen zu töten.
In der Bibel steht: „Du sollst nicht töten.“
Ergo: Ich muss ein Christ sein.

Andernfalls wäre einem ja alles egal was im Land passiert und man denkt nur an sich selbst, oder?

Wieder falsch. Mich interessieren Menschen, keine Nationen oder Grenzen. Folgerichtig ist aber, dass man in einem System mit Nationalstaaten sich dafür einsetzt das innerhalb des eigenen Grenzbereich die Lebensbedingungen verbessert werden. Dies liegt aber eher an dem eigenen Wirkungskreis als daran das man eine bestimmte Verbindung zu den restlichen Menschen in diesem Grenzbereich hat.

wieso überlassen wir überhaupt den Neonazis dahingehend das Feld?

Aus dem selben Grund, aus dem „wir“ (wer sind das eigentlich? Nichts für ungut… aber ich sehe mich als „links“ an und bin trotzdem relativ selten mit dir auf einer Linie. Wobei das nicht stimmt, die reine Marschrichtung ist schon ähnlich. Es ist eher so das ich dir so gut wie nie wirklich zustimmen kann. Aber dir eigentlich auch selten wirklich widerspreche. Außer wenn man auf die Idee kommt Patriotismus zu etwas „linkem“ machen zu wollen.) den Christen den Glauben an einen Gott überlassen. Obwohl auch ein Gottesglauben eindeutig gesellschaftliche Vorteile bringen kann.

Weil es ein unnötiges Konstrukt ist. Patriotismus ist eine Ersatzreligion. Und Religion wurde durchaus zutreffend von Marx als „Opium des Volks“ entlarvt.
[Etwas als Konstrukt zu bezeichnen ist im übrigen ein ziemlich billiger rethorischer Trick, da jede Form von Gesellschaft ein „Konstrukt“ ist. Aber ich mag die Formulierung ^^]

einen gesunden Patriotismus wie die Engländer, Franzosen und Japaner.

Gesunder Patriotismus?

http://www.focus.de/politik/ausland/england-rassismus-schon-alltaeglich_aid_140405.html

hmm wenn ich genauer darüber nachdenke… doch wir haben hier so einen „gesunden Patriotismus“.

Patriotismus ist der Anfang von Rassismus. Wenn man erst einmal anfängt den Zufall der Geburt für irgendetwas „besonderes“ oder vielleicht sogar „liebenswertes“ zu halten. Dann ist der Schritt dahin andere Personen die nicht das „Glück“ hatten die eigenen Geburt zu teilen für etwas „minderwertiges“ zu halten.

Natürlich kann es Patrioten geben die nicht gleichzeitig Rassisten sind und es wird auch viele Patrioten geben die eben keine Rassisten sind.
Aber der Grad dazwischen ist verdammt schmal. Also würde ich sagen, sollte man sich besser von ihm fern halten.

Hätten wir einen Patriotismus, dann wären heute die Menschen doch viel solidarischer zueinander, oder?

Hätten wir eine wirkliche Internationale, wären die Menschen auf der ganzen Welt viel solidarischer zueinander, oder?
Und hät’ der Fuchs nicht geschissen hät’ er die Gans gekriegt, oder?

Würde es dann überhaupt noch das Ost/West-Denken geben???

Ich lebe hier in einer schönen ländlichen Gegend. Hier in der Nähe gibt es eine kleine Aussichtsplattform von der ich zwei Kirchtürme sehen kann. Zu dem einen komme ich innerhalb von 5 min Fußweg. Zu dem anderen innerhalb von 20 min.
Kirchturm 1 gehört zu dem Dorf in dem ich wohne. Kirchturm 2 zu dem Nachbardorf dessen erste Häuser nicht mehr als zwei Kilometer von den letzten meines Dorfes entfernt sind.

Diese beiden Dörfer sind sich so spinnefeind, dass ich als zugezogener und dadurch als jahrelanges Mobbingopfer urplötzlich zur „Dorfgemeinschaft“ zählte, wenn es um die Frage ging ob man das Nachbardorf an sich scheiße finden muss. (Ich habe damals den großen Fehler gemacht und mich gegen die Pauschalkritik am Nachbardorf entschieden. Ich habe sogar offen zugegeben einen Freund in diesem Nachbardorf zu haben. Tja… gut mein Status als Mobbingopfer blieb also bestehen.)

Was ich sagen will: Der Drang dazu zu unterscheiden und Gruppen zu bilden liegt im Menschen drin. Diese Gruppenbildung hat beinahe zwangsweise eine Herabsetzung der „Anderen“ zur Folge. Sehr interessant hierbei ist das sogenannte „Robbers Cave Experiment“. Muzafer Sherif – Wikipedia

Fazit: Wir brauchen keinen Patriotismus. Wir brauchen die Einsicht das jede Form von Nationalität eine eigene Beschneidung des menschlichen Potenzials ist. Da für den Anfang eine „weltweite Internationale“ nicht umsetzbar ist, sollte jeder einzelne auf ein wirklich vereintes Europa hinarbeiten. Das kann ich aber nicht schaffen indem ich anfange einen Deutschen Patriotismus zu predigen.

Es spricht nichts dagegen „deutsche“ Kultur als schön und schütztenswert zu empfinden. Und auch bei einem Vereinten Europa sollte man darauf achten, dass die verschiedenen Kulturen nicht künstlich zerstört werden.
Gegen Patriotismus spricht hingegen, dass dort die Wurzel für eine Überhöhung der „eigenen“ Kultur liegt. Und was viel schlimmer ist zu einer Herabsetzung anderer Kulturen.

Man kann das übrigens auch in deinem Post wunderbar sehen. Nur im negativ. Frankreich, England und Japan greifst du vollkommen willkürlich als angeblich „überlegene“ Nationen heraus. Warum sind sie uns überlegen? Weil sie von solchen Sachen hier überzeugt sind und das auch heutzutage noch aus voller Brust jedes Jahr offiziell in die Welt heraus schmettern?
[video]https://www.youtube.com/watch?v=1XPHL4Q86t4[/video]

Klingt aber auch gut, dass muss man schon sagen.

Obwohl… das ist dann vielleicht englische Kultur die mir persönlich besser gefällt.

[video]https://www.youtube.com/watch?v=6ojT27F6Ix4[/video]

Aber um dir mal ein netter Beispiel an „deutscher Kultur“ zu geben.
http://www.welt.de/img/history/crop101799751/2660714258-ci3x2l-w580-aoriginal-h386-l0/bs-14-38-DW-Kultur-Nukualofa.jpg Ja das waren noch die guten alten Zeiten nicht wahr? Deutsche Kultur wie wir sie kennen und lieben.

Was genau hat die Reichsgründung mit Kultur zu tun?

Hier ist also die Motivation entscheidend. Patriotisch bist du nur wenn deine Motivation in erster Linie dem Land gilt und nicht dem Menschen dem du dadurch hilfst.

Erinnert mich an ein Interview mit dem Songwriter Tim Buckley, das ich kürzlich sah: http://www.youtube.com/watch?v=p4CCuJblouo (Verdammt, der war ja ein Ami… :lol: )

Anchantia

Definiere doch bitte erstmal Patriotismus.

Aktuell erweckt das den Eindruck, als wolltest du mal eben beim Patriotismus mitmachen ohne dass du dir Gedanken darüber gemacht hast, was Patriotismus ist.

Tipp: Den Harz zu mögen und Sauerkraut gerne zu essen ist kein Patriotismus.

Linker Nationalismus, dieser Thread verspricht lustig zu werden. Ich gebe Dir aber eine gut gemeinte Warnung Anchantia, Nationalist und Sozialist kann man leicht falsch verstehen. ;D

Nicht dass Du Dich am Ende in einer Position wiederfindest, in der Du nicht hineingehören möchtest.

@Anchi

Ich stimme dir in allen Punkten zu! Nun werden dir aber deine linken Mitforenmenschen erklären, warum du total falsch liegst. In solchen Momenten bin ich wieder einmal froh, ein Rechter zu sein.

@Nakkinak

Du bist im Allgemeinen ein sehr hasserfüllter Mensch. Zu diesem Entschluss muss man kommen, wenn man bedenkt wie häufig ein Satz bei dir mit „Ich hasse…“ anfängt. Das gilt nicht nur für diesen Thread.

Ist natürlich nicht ernstgemeint. :wink: Aber du hasst wirklich ziemlich viele Dinge.

Nun erst einmal zum Wort selber:
Herkunft: Latein: patriota = Landsmann
Wurde in Frankreich im Verlauf des 18. Jahrhunderts (Stichwort: franzözische Revolution) im heutigen Sinnverständnis verwendet. Meint vor allem eine „Liebe“ zum eigenen „Vaterland“ bzw. zur eigenen Nation.

Gerade unsere französischen Revolutionäre sind enorm prägend für das, was man in Europa daraufhin als „links“ und „Linke“ bezeichnet. Und diese Revolutionäre sind Nationalisten und Patrioten! Soviel zum Thema „als Linker kann man kein Patriot sein“.

http://www.welt.de/img/history/crop101799751/2660714258-ci3x2l-w580-aoriginal-h386-l0/bs-14-38-DW-Kultur-Nukualofa.jpg […]

Die Nation an sich ist ein Unterscheidungsmerkmal das bei einem Linken an sich schon für kaltes Kotzen sorgen müsste.

Der Reichsgründung 1871 ging übrigens, gewisser Weise, in „Deutschland“ die Revolution von 1848/49 voran. Aber nun möchtest du mir wahrscheinlich erzählen, dass diese nationalistische Bewegung vor allem rechtskonservativ getrieben war und mit Linken nichts zu tun hatte.

Gute Komponisten und Dichter? Vollkommen richtig die gibt es nur in unserem schönen Vaterland. Wer ist den schon Lord Byron? Oscar Wilde? Charles Dickens? Jules Verne? Édouard Batiste?

An welcher Stelle hat Anchi denn behauptet, es gäbe nur in Deutschland gute Komponisten und Dichter? Er ist auf die bzw. einige Komponisten und Dichter, die es in Deutschland gibt/gab stolz. Er spricht anderen Völkern und Nationen ihre Großen mit keiner einzigen Silbe ab!

Verstehe mich nicht falsch ich mag das was du aufgezählt hast auch an Deutschland. Aber es ist einfach kein Alleinstellungsmerkmal.

Muss es doch auch nicht um darauf stolz zu sein. Meine Eltern haben unter schwierigen Verhältnissen fünf Kinder großgezogen. Darauf bin ich stolz, obwohl es eine Leistung ist, die außer ihnen sicherlich viele Millionen Eltern davor erbrachten, daneben erbringen und danach erbringen werden.

Was genau ist also das Alleinstellungsmerkmal für Deutschland, außer die zufällige Tatsache das du hier geboren bist?

Ich konnte mir nicht aussuchen, in welche Familie ich hineingeboren wurde. Trotzdem bin ich auf meine Eltern und meine Geschwister stolz. Ich fühle mich ihnen verbunden. Ihre Erfolge sind auch meine Erfolge. Ihre Niederlagen sind auch meine Niederlagen. Ähnliches gilt für die Sippe. Und auch für meine Heimatstadt. Die ist mir nicht gleichgültig. Das ist nur eine kleine pommersche Hafenstadt. Aber ich liebe sie. Ich fühle mich ihr verbunden. Sie entwickelt sich, unterm Strich, in eine positive Richtung. Darauf bin ich stolz. Ich bin stolz auf meine Vaterstadt. Wir diskutieren nur über Stolz. Gleiches gilt für Scham. Es gibt einen gewaltigen Punkt, in dem ich mich für meine Stadt schäme und ich engagiere mich um diesen Schamfleck zu beseitigen.

Familie, Sippe, Vaterstadt, Heimatland, Bundesland, deutsches Vaterland, Europa oder die Welt: All dem kann sich jemand verbunden fühlen. Mit all dem kann sich jemand identifizieren. Und durch die Identifikation ergibt sich dann ein Lieben und Hassen, ein Stolzsein und Schämen.

Patriotismus ist der Anfang von Rassismus. Wenn man erst einmal anfängt den Zufall der Geburt für irgendetwas „besonderes“ oder vielleicht sogar „liebenswertes“ zu halten. Dann ist der Schritt dahin andere Personen die nicht das „Glück“ hatten die eigenen Geburt zu teilen für etwas „minderwertiges“ zu halten.

Natürlich kann es Patrioten geben die nicht gleichzeitig Rassisten sind und es wird auch viele Patrioten geben die eben keine Rassisten sind.
Aber der Grad dazwischen ist verdammt schmal. Also würde ich sagen, sollte man sich besser von ihm fern halten.

Nein, er ist nicht „verdammt schmal“! Das ist so als würde ich behaupten, der Grat zwischen allgemein links sein und Stalinismus sei schmal. Wer sich einmal der Ideen des Sozialismus und Kommunismus hingibt, setzt sich, auf dem Weg zur Erfüllung, bald für Gulags, Diktatur und Mord ein.

Du schreibst immerhin, dass es auch nichtrassistische Patrioten geben kann. Da hatten Anchi und ich nochmal Glück. Wir bilden wohl die Ausnahme.

Fazit: Wir brauchen keinen Patriotismus.

Wieso „wir“? Und was heißt „brauchen“? Ich z. Bsp. bin einfach heimatverbunden oder heimatliebend oder patriotisch. Nenne es wie du möchtest. Das bin ich doch nicht um andere zu ärgern. Ich halte mich, bei aller protestantischen Bescheidenheit, auch nicht für bescheuert. Es ist ein Gefühl, ein Gefühl der Verbundenheit. Im Grunde ist es mir egal, ob andere das nachvollziehen können. Davon habe ich nichts.

Naja, viel Glück Anchi! Ich klinke mich lieber aus. Das müsst ihr Linken unter euch ausmachen.

Ist Patriotismus nicht in Wirklichkeit ein Euphemismus für Nationalsimus?

Edit:
Wenn wir mal vernünftigerweise davon ausgehen, dass sich hinter dem Patrioten der Nationalist versteckt, dann wäre linker Patriotismus…ja genau, Nationalsozialismus.

Edit2:
Aus dem „Publikative“-Artikel zum Kuban/Frei.Wild-Zwist:

„…Nazis sind in der Welt von Frei.Wild die Leute, die Heil Hitler brüllen und in Bomberjacken Schwarze verdreschen. Nationalismus (“Kurz gesagt, ich dulde keine Kritik an diesem heiligen Land, das unsre Heimat ist“ – Südtirol von Frei.Wild) wird dagegen als vermeintlich erstrebenswerter und harmloser Patriotismus verkauft. Übrigens argumentieren überzeugte Nazis genauso, sie sehen sich nicht als aggressive Nationalisten, sondern als ehrbare Patrioten – und alle Gegner als Vaterlandsverräter…“

Ganz genau so ist es. Hitler selbst verstand seine Partei als eine linke Partei. Und es gibt auch heute eine Kontroverse darüber, in welche Richtung die NSDAP politisch einzurodnen ist. So bezeichnete jüngst erst die CDU-Politikerin Erika Steinbach die NSDAP als linke Partei, weil es sehr viele Schnittmengen zwischen Sozialisten und Nationalsozialisten gäbe.

Zu bemerken ist auch, dass die sozialistische Politik in Nordkorea in Form der Juche Ideologie sehr stark auf Autonomie und Autarkie getrimmt ist, so dass man hier ebenfalls von Nationalsozialismus sprechen kann.

Edit: Aus meiner persönlichen Sicht, sind Sozialismus und Nationalsozialismus 2 Seiten der selben Medaille.

In Deutschland steht der Begriff Nationalsozialismus für ein politisches System, in welchem Rassendenken und Herrenmenschentum vorherrschen, gepaart mit einer fast schon vollkommenen Ablehnung jedweden anderen Seins und Fühlens. Und es steht für die systematische und durchorganisierte Tötung von Menschen am Fließband.
Derlei Denken als links einzuordnen halte ich für gewagt. “Sozialismus” ist als eigener Begriff gar nicht fest definiert und kann vom friedlichen “alle-für-alle Miteinander” über eine totalitäre Gewaltdikatur bis hin zu einer nicht profitorientierten, staatlich gesteuerten Wirtschaftsform für alles stehen.

Darum finde ich es fies zu sagen, linke Patrioten seien Nazis.

Ich finds gut das Anchantia anmerkt, dass man als Linker auch patriotisch eingestellt sein darf. Warum auch nicht?
Nur weil einem das derzeitige System und der Umgang miteinander nicht gefällt, muss man ja nicht das Land und seine Kultur hassen/verachten/ablehnen.

Deswegen wird es von dem diesen Text verfassenden linken Mitforenmenschen keine Erklärung geben, wieso das falsch ist.
Ich habe gelernt zu akzeptieren, dass es Menschen gibt die andere Menschen nicht so toll finden, weil sie aus anderen Ländern kommen oder gar eine andere Hautfarbe haben.
Ich habe gelernt zu akzeptieren, dass es Menschen gibt die so politisch korrekt sind, dass sie behaupten, Rassismus beginne schon bei der Behauptung, die Spezies Mensch habe verschiedene Rassen.
Und mittlerweile nehme ich auch hin, dass manche Menschen so antifaschistisch sind, dass sie durch freundliche und farblich gestaltete Hinweise an Hauswänden dazu aufrufen, alles was anderer Meinung/Gesinnung ist als sie zu töten, körperlich zu züchtigen oder “raus” zu werfen. (Wo auch immer dieses “raus” ist).
Also darf von mir aus auch ein Linker sein Heimatland gut finden.

Seine Heimat zu lieben bedeutet ja nicht automatisch alles andere abzulehnen / Menschen anderer Herkunft durch Schaufensterscheiben prügeln zu müssen.

Ich halte einen Großteil der in Deutschland vorhandenen Ideologien ohnehin für reine Trotzreaktionen auf persönliche Misslichkeiten. Irgendwer muss ja schuld sein, wenns nicht läuft wie es soll.

An meinem Dasein als Schwarzkutte ist im Übrigen die Textilindustrie schuld, die in den 90ern meine Netzhäute durch Neonfarben verbrannte. Ich sehe andere Kleidung schlichtweg nicht im Schrank.
(Kleiner Scherz zum Ende…)

@Se7en_Th1rt3en:

Nationalsozialismus und Rassismus im 3. Reich muss man erstmal begrifflich trennen. Nationalsozialismus war das politische System, während Rassismus und Herrenmenschentum die Ideologie war.

Wenn man also kein Patriot ist, dann hasst man seine Kultur?

@ TT
Ist richtig, hätte ich trennen müssen.

Ich sehe diese Nazi=Fascho=Rassist=ultrarechts Prägung in meinem Kopf funktioniert trotz Bemühungen zum freien Denken immer noch phasenweise grml.
Aaaber damit bin ich ja nicht alleine im Land.

Differenzierung ist was für Profis.

@Baru
Nö. Ich verfüge heute nur über einen so exzellenten Formulierstil, dass es wahrscheinlich besser wär ein Buch zu lesen statt zu schreiben.
Neben den Patrioten und den Antinationalen und was weiß ich noch gibt es natürlich auch Leute denen es egal ist. Oder denen es teilweise egal ist, teilweise wichtig. Oder die Teile des Ganzen hassen, einiges lieben, denen einiges egal ist und die anderes wiederum ideologisch erheben und für das Beste und einzig Wahre der Welt halten.

Ich hoff ich hab alles^^

Wie wäre es mit der klassischen linken Haltung: "Ich mag Teile meiner Heimat, Teile meiner Heimat mag ich nicht. (Wie bei jedem anderen Land der Welt auch.) Dass das Land so ist, wie es ist, ist nicht wirklich mein Verdienst und dass ich hier geboren bin oder auch nicht bin, ist auch kein Verdienst von mir. Also habe ich auch keinen Grund, größer Stolz zu empfinden und ich konzentriere mich beim Thema „Stolz“ eher auf Sachen, die ich selbst zu verantworten habe und wo ich selber was geleistet habe.

Schon interessant, wie sehr sich Linke doch unterschieden. Was Anchis Eingangsintention angeht, so stehe ich da mit ihm absolut auf der selben Wellenlänge. Und wahrscheinlich haben er und ich hier mehr gemeinsam, als es Anchi und andere Linke hier haben, für die allein die pure Möglichkeit dieses Gedankenganges ein Ding der Unmöglichkeit darstellt.

Ich hatte neulich schon mal nach Zitaten zum Thema Patriotismus gesucht. Zunächst zur Unterscheidung Patriotismus und Nationalismus:

Was ist dann ein Patriot? Da hat mir der alte Goethe eine gute Definition geliefert:

Was heißt denn „Sein Vaterland lieben“ und was heißt denn „Patriotisch wirken“? Wenn ein Dichter lebenslänglich bemüht war, schädliche Vorurteile zu bekämpfen, engherzige Ansichten zu beseitigen, den Geist seines Volkes aufzuklären, dessen Geschmack zu reinigen und dessen Gesinnungs- und Denkweise zu veredeln - was soll er denn da Besseres tun? Und wie soll er denn da patriotischer wirken?

Jemand, der etwas an seinem Land verändern will, weil es ihm nicht gefällt, ist ein Patriot. Und das kann auch ein Linker sein. Dieses stumpfe „Ich liebe mein Land und wer es nicht tut soll sich verpissen“ halte ich nicht für Patriotismus, das ist nur dumpf und außerdem sehr bequem.

@ Baru
Das liest sich sehr vernünftig.

Ich hatte neulich schon mal nach Zitaten zum Thema Patriotismus gesucht. Zunächst zur Unterscheidung Patriotismus und Nationalismus:

Patriotismus ist inklusiver Nationalismus. Chauvinismus ist exklusiver Nationalismus. Beides sind Arten des Nationalismus. Nationalismus ist die Ideologie eines souveränen Nationalstaates. Als solches, bedeutet es noch nicht, dass man andere Staaten hasst.

Richard von Weizäcker lag nicht richtig, mit seiner Äußerung.