Gehen die USA pleite

Inside Job ist auch ein interessanter Film, nur sollte man die ganzen Regulationen nicht außer acht lassen. Da ist die Kunst die Schlupflöcher auszumachen, cross-boarder-leasing und solche Dinge sind schon lustig…

Es ist natürlich schon lustig, die USA retten Banken vor dem Zusammenbruch, weil ansonsten die Auswirkungen noch schlimmer wären, jetzt haben sich die meisten Banken erholt und scheffeln wieder Kohle mit fragwürdigen Methoden bis sich das ganze wieder erhitzt. Scheint jetzt wohl eher die Staatsschuldenblase zu sein. Die nötigen Regulationen haben nicht stattgefunden, der Dodd-Frank Wall Street Reform & Consumer Protection Act hat sich durch politischen Widerstand in Luft aufgelöst, kaum neue Regulationen sind hinzu gekommen.

Es ist teilweise lustig, wie abnormal alle reagieren, wobei nur eine Ratingagentur die USA abgestuft hat.Das verlorene AAA scheint wohl einen starken Symbolcharakter zu haben.

Und klar können wir Staatsschulden abbauen, das nennt man vernünftig wirtschaften, das schaffen in D sogar teilweise Kommunen. Nur scheint sich die Verantwortung nur das auszugeben was man wirklich hat, nicht wirklich oben anzukommen, der Bund macht Schulden und genauso machen die Kommunen Schulden.

Interresant ist es aber auch darauf zu achten was mit neuen Staatsschulden gemacht wird, sind sie gewinnbringend investiert ist das nochwas anderes als wenn sie mit in eine Spekulationsblase hineingepumpt werden.

Genau dort krankt es ja u.a. auch. Der Bund darf wenn er lustig ist reichlich Schulden machen, aber die Höhe der Investitionen (und da gibt es auch genug die nur heiße Luft sind) darf nicht überschritten werden. Nur selbst diese selbstauferlegte Beschränkung ist in Zeiten der >>>beliebige Krise bitte hier einsetzen<<< offenbar nicht einzuhalten. :smt011

@contra: Bist bist nicht zufällig ein Anhänger von diesen Zeitgeistleute? Die eine Mischung von Technokratie, Komunimus und unrealistische Tagträume haben wollen.

Nö und keine Ahnung, wie du darauf kommst (hab ich schließlich mit keinem Wort erwähnt).

Ich glaube er ist weniger auf der Zeitgeistseite, eher auf der Prof Bernd Senf-Seite. Was ja durchaus eine legitime Sichtweise der Dinge ist, die ich allerdings nicht teile.

Egenfalls nicht, wobei der Mann sympathisch ist. Die Thematik wirklich verstanden hat, denke ich, nur der Ökonom und Nobelpreisträger Hayek sowie Ludwig von Mises, beides Vertreter der “Östereichischen Schule der Nationalökonomie”. Unter den heutigen Ökonomen ist leider immer noch Keynes das Maß aller Dinge.

Unter den heutigen Ökonomen ist leider immer noch Keynes das Maß aller Dinge.

:smiley: :smiley: :smiley: schön wärs. Das Gegenteil ist richtig. Über 95% der Ökonomen in Deutschland vertreten die herrschende Meinung der Volkswirtschaftslehre - die Neoklassik. Prof Flassbeck hat bspw. schon vor 10 Jahren die Eurokrise genau vorhergesagt. Aber er wurde ignoriert, genauso wie alle anderen, die Ideen von Keynes und Schumpeter in die Diskussion gebracht haben. Das Stabilitätsgesetz wurde sozusagen außer Kraft gesetzt, die Finanzwelt dereguliert. Das ist genau das Gegenteil von dem, was Keynesianer, Anhänger Schumpeters oder andere „alternative“ Ökonomen forderten. Und nun haben wir den Salat.

Ich selbst studiere Ökonomie und muss als jemand, der die Nachfragetheorie überzeugender findet als die Angebotstheorie, jeden Tag einen harten Kampf führen. Die Texte in Ökonomie stammen nicht von Keynes, sondern von Hayek, von Friedman und von Sinn. Insofern verstehe ich dein Problem nicht.

Ein Student, das erklärt einiges. Mein herzliches Beileid.

Was 95 % der dt. Ökonomen vertreten ist das eine, was wirlich in der Praxis passiert das andere. Und Keynes ist nunmal für eine kleine aber entscheidende Maßnahme bekannt, dem Stimulieren der Wirtschaft in Krisenzeiten mittels staatlichem Finanzkapital.

Und was waren die Rettungsschirme anderes als der Versuch des Staates, den entscheidenden Faktor im Wirtschaftskreislauf, den Bankensektor, mittels staatlicher Kredite zu stimulieren und vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Klassischer Keynsianismus! Man verfuhr nach dem Gießkannenprinzip und bot somit allen Banken, egal ob good oder bad die Möglichkeit sich zu sanieren. Auf Kosten des Steuerzahlers versteht sich.

Ich selbst studiere Ökonomie und muss als jemand, der die Nachfragetheorie überzeugender findet als die Angebotstheorie, jeden Tag einen harten Kampf führen. Die Texte in Ökonomie stammen nicht von Keynes, sondern von Hayek, von Friedman und von Sinn. Insofern verstehe ich dein Problem nicht.

Das hört sich gut an. :wink:

Ich bin ja für eine Mischung aus Keynsianismus und Kinesiologie: Wirtschaft anregen durch Stimulation der Energiemeridiane. :ugly

Und was waren die Rettungsschirme anderes als der Versuch des Staates, den entscheidenden Faktor im Wirtschaftskreislauf, den Bankensektor, mittels staatlicher Kredite zu stimulieren und vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Klassischer Keynsianismus!

Ja. Selbst die Neoliberalen hatten keine andere Wahl als Keynesianer zu werden. Zumindest für kurze Zeit. Was wäre deine Alternative? Deflation?

@Fubel Keine andere Wahl? Man hat IMMER eine andere Wahl und sei es das Nichtstun.

Es geht hier nicht um Inflation oder Deflation sondern um die “Gesundung” eines kranken Systems und da verschreibt man für gewöhnlich eine Kur. Dadurch hat man zwar kurzfristig Fieber, auf lange Sicht ist man die Krankheit aber los. Unmetaphorisch gesprochen hieße das, die überschuldeten Kreditinstitute eben nicht zu verstaatlichen sondern pleite gehen zu lassen. Pure Marktwirtschaft. Das Verbot von Leerverkäufen war ja auch ein richtiger Schritt. Mitlerweile ist die Dimension der Staatsverschuldung aber derartig astronomisch, dass man, wie ich fürchte, einen wie auch immer gearteten Systemwechsel aber zumindest eine Währungsreform erzwingen möchte.

Es geht hier nicht um Inflation oder Deflation sondern um die „Gesundung“ eines kranken Systems und da verschreibt man für gewöhnlich eine Kur. Dadurch hat man zwar kurzfristig Fieber, auf lange Sicht ist man die Krankheit aber los.

Hat man ja 1929/30 gesehen. Und da du dich in Geschichte sicher auskennst weißt du, dass die Krankheit immer schlimmer wurde. Solange bis sie braun wurde.

Banken die systemrelevant sind kann man nicht pleite gehen lassen, ohne das das System abstürzt. Der Fehler war, die Banken systemrelevant werden zu lassen. Banken haben nur die Aufgabe, das Zentralbankgeld an Investoren zu verteilen und es von Sparern einzusammeln. Keine andere. Von daher muss man erstmal die hohe Zahl der Spekulation massiv einschränken. Und von mir aus kann man die Banken auch gleich verstaatlichen. Das hat übrigens nichts mit DDR zu tun. Das ist das skandinavische Modell.

Das einzige Problem dabei Banken zu verstaatlichen das man nicht wegreden kann ist das Politiker einfach keine Ahnung von der Materie haben, bzw 1000 verschiedene Meinungen, je nach Partei.

Sie würden die Karre nicht nur nicht aus dem Dreck ziehen, nein, sie würden ein rundes Dutzend Sprengstofffässer aufladen und den Karren entgültig in die Luft jagen.

Geschäftsbanken benötigen Zentralbankgeld zur Schöpfung von Fiatgeld und Giralgeld. Sie geben mitnichten das „gute Geld“ der ZB an den Kreditnehmer weiter. Dieses ist nur ihre eigene Reserve, welche sie dann vervielfältigen können.

Die Spekulationen einschränken ist sicher notwendig, nur wie das erreicht werden kann, ist das große Fragezeichen. Banken zu verstaatlichen ist absolut keine Lösung, da der Staat eben nicht der tolle Saubermann und die Privatwirtschaft das böse kapitalistische Ungeheuer ist. Die ersten Bad Banks hierzulande waren teil-staatlich und wurden im Zuge der Krise komplett verstaatlicht. In Wahrheit sind verstaatlichte Banken sogar noch risikobereiter, da sie ja in jedem Fall systemrelevant sind und gerettet werden müssen, egal wie viele Schrottpapiere sie anhäufen.

Vorbild Skandinavisches Modell? Schweden ist ebenfalls astronomisch hoch verschuldet („Die gesamten Verpflichtungen Schwedens dürften inklusive aller Lasten netto jedoch eher 431 Prozent des BIP betragen“).

http://www.wiwo.de/finanzen/galerien/staatsverschuldung-in-europa-908/4/schweden.html

Es geht nicht um die Höhe der Verschuldung, sondern darum, wer sich verschuldet. Und da haben staatliche Banken den Vorteil: Eine Rettung dieser Banken ist die kostengünstigste Variante. Das hat nichts mit besserer oder schlechterer Banker zu tun.

Ach, nicht? Es ist also völlig egal, wie Banken wirtschaften? Mittlerweile dürfte wohl jedem der Irrsinn des Systems und das ständige Aushebeln finanzpolitischer Regeln aufgefallen sein.

Mit dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems begannen die nationalen Schulden der USA unaufhaltsam zu steigen, genau wie die Schulden der anderen ca. 40 Staaten, die nach dem 2. Weltkrieg sich in dieses Ordnungsprinzip der festen Wechselkurse eingegliedert haben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bretton-Woods-System

Dieses System war für die Kriegsgewinner USA vorteilhaft, solange sie ihre wirtschaftliche Dominanz Aufrecht erhalten konnten. Nachdem sich die europäischen Länder und Japan wieder zu konkurrenzfähigen Volkswirtschaften gemausert hatten, passte den Amerikanern dieses Abkommen nicht mehr. Glücklicherweise :mrgreen: waren die anderen Länder auch dieser Meinung.
Natürlich wollte man nicht wieder den Fehler machen und das Vorkriegssystem ohne irgendwelche Regulierungen einführen, was wieder eine Währungsentwertungsstrategie zur Folge hätte. So wurde der IWF zur regulierenden Instanz gemacht. Dass der IWF praktisch den USA gehört, ist natürlich sehr vorteilhaft für “gods own country”.

Kann man unterschreiben, nur ist Bretton Woods leider längst passe. Der IWF ist Teil des Problems, nicht der Lösung. Das System IWF hat den Staaten der zweiten und dritten Welt zunächst Kredite verschafft und als deren Rückzahlung fällig wurde, wurden die staatlichen Infrastrukturen privatisiert aka den Aasgeiern zum Fraß vorgeworfen. Für sowas gab es die allseits beliebten “Economic Hitmen”.

[…] „Economic Hitmen“.

Fiese Sache, aber leider traurige Realität.

Wobei wir hier in Europa noch ganz gut davon leben können, andere (viele viele viele andere) sind wie immer die Leidtragenden.

Das Konzept kurz und knapp erklärt: http://www.youtube.com/watch?v=n7Fzm1hEiDQ

Ich finde es nur schlimm, dass die selben Rating-Agenturen, die faule Investitionen hochgelobt haben auch diejenigen sind, die Länder in Ihrer Zahlungsfähigkeit bewerten.
Die Politik muss auch die Eier haben und sagen “Fu*$% you”.

Die Rating-Agenturen gehören ja zu den Banken so kann weiterhin schön beschissen werden. Denselbigen hilft man dann mit Steuergelder sich weiter am Leben zu halten, obwohl sie seit Jahren misswirtschaften.

Man muss die einfach pleite gehen lassen und nicht helfen. Die Banken betrügen den Staat doch wo sie können und der Staat lässt sich das gefallen, aber dort hocken ja auch nur Stümper und nicht die Pros, die Ahnung haben.

Ich meine wir hatten Finanzminister die Germanistik und Philosophie studiert hatten! Da muss man sich nicht wundern, wenn dann kommt “Upsi verrechnet” :ugly

Kann man unterschreiben, nur ist Bretton Woods leider längst passe.

Ich bin da jetzt doch etwas verwirrt. Bretton Woods war doch nun wirklich ein System, dass sich an den Ideen von Keynes ausrichtet, den du doch so ablehnst.