Zur „Causa Wolfgang M. Schmitt“: Da ich sowohl Massengeschmack als auch Wolfgang M Schmitt sehr genau verfolge, habe ich da schon etwas zu zu schreiben.
Zuerst zum Formalen: Ein Telefongespräch zur Verdeutlichung der Positionen wäre in jedem Fall hilfreicher gewesen, als eine schnöde Mail, ohne dass darüber noch gesprochen werden kann - da bin ich schon auf Holgers Seite, dass das in dieser Situation kein guter Stil ist. Ich verstehe auch, dass man dann noch ein Videostatement macht, um dazu Stellung zu beziehen - der Vorschlag, alles ganz still zu Ende zu bringen, war da etwas seltsam.
Im Video selbst finden sich dann aber doch einige Statements, denen ich widersprechen möchte. Damit meine ich vor allem die Schlussfolgerung, Wolfgang M. Schmitt sei immer linksradikaler geworden und wolle daher nicht mehr mit politisch anders denkenden reden. Zunächst einmal wird in diesem Zusammenhang eine Verbindung zwischen Rechts- und Linksradikalismus gezogen, die ich für nicht statthaft halte, zumal Wolfgang M. Schmitt durchaus auch rechte Theoretiker und wirschaftsliberale Denker rezipiert und nicht einfach so abtut. Seine Inhalte sind natürlich irgendwo linksradikal in dem Sinne, dass sie dem aktuellen System inhaltlich radikal gegenüberstehen, aber man kann nicht behaupten, dass er alles andere ausklammern würde!
Und dann muss man doch auch ein Verständnis dafür haben, dass andere eine andere Auffassung darüber haben, mit welchen Leuten man sprechen sollte und mit welchen nicht. Ich kann das schon nachvollziehen, dass man die Auffassung vertritt, nicht immer allen Leuten eine Plattform zu geben. Man muss auch in solchen Situationen aus meiner Sicht abwägen, ob ein potentielles Erkenntnisinteresse die Gefahr aufwiegt, dass sich ein Verschwörungstheoretiker oder rechter Spinner hier einfach nur schön präsentieren kann. Ich habe mit einigen der Massengeschmack-Interviews gelinde gesagt auch ein Problem, weil ich hinterher meistens nicht schlauer rausgehe, als ich reingegangen bin und nur konsternieren kann, dass der- oder diejenige wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Gleichzeitig weiß ich aber nicht, ob nicht andere in solchen Clips ihr Idol erkennen und sich über das Establishment aufregen. Andererseits, das möchte ich auch erwähnen, gibt es in jedem Fall auch Situationen, in der eine solche Offenheit von Vorteil ist, insbesondere wenn andere Medien ihre Offenheit vllt. an den falschen Stellen einschränken und wenn man diese Interviews aufklärerisch gestaltet.
Nur wenn ich als Publizist in einem Format auftreten würde, dass eine Auffassung zur Behandlung solcher Leute hat, die ich in keiner Weise teile, würde ich auch darüber nachdenken, das Format zu verlassen. Ich finde, das muss man akzeptieren, auch wenn nicht ganz verstehe, wieso ausgerechnet Tom Radke dafür herhalten musste - da gibt es ja noch andere Beispiele.
Insofern hätte ich mir ein wesentlich sachlicheres Statement gewünscht.