Im Sinne des öffentlichen Diskurs – gerade ja im Internet – möchte ich etwas kritisch über den ARD-Beitrag sprechen, der in diesem Thread hier “einfach nur schlimm”, “Müll”, “albern”, “Schwachsinn”, “maßlose Frechheit”, “Faktenverdrehung”, “Internetgebashe” und “fürchterlich krass” genannt, und vom Fernsehkritiker als “unfassbar” und “Propaganda” bezeichnet wird.
Erstmal stimme ich zu, dass sich die nachgeschobenen Ausführungen zur Kommunikationskultur im Internet etwas nach Rechtfertigung anhören. Aber man muss schon sagen, dass die Gegenstimmen auch ihre Zeit bekommen haben – das Nachtmagazin hätte ja z.B. erst gar keinen Beitrag über die Medienzweifler bringen müssen! Aber so oder so: ich finde die Worte, die hier im Forum und in der Folge dafür gefunden werden, nicht nur unangebracht sondern sie bestätigen sogar die Tendenzen, die von Herrn Rota in dem Beitrag beschrieben werden. Denn anstatt sich auf eine Debatte einzulassen und z.B. Gegenargumente zu bringen, wird hier die Empörungsmaschine eingeschaltet, als sei bereits sonnenklar dass Herr Rota falsch liegt. Und warum geht das überhaupt nur? Weil sich in einem Forum wie diesem Leute zusammenfinden, die ohnehin schon die gleiche Meinung haben!
Allgemein klingt das nach was tollem, dass man im Internet zu jedem Thema Gleichgesinnte findet. Aber das heißt eben auch, dass man widersprüchlichen Meinungen einfach aus dem Weg gehen kann. Selbstverständlich gehören auch die traditionellen Medien mehr oder weniger einem Lager an (für eine tolle Diskussion zu dem Thema am Beispiel US-amerikanischer Nachrichtensender kann man sich z.B. das ausführliche Interview mit Juan Williams aus der gestrigen Daily Show anschauen). Idealerweise jedoch, kennen und beachten Journalisten die Regeln fairer und ausgewogener Berichterstattung. Ich sage “idealerweise”, denn sicher entlockt das vielen hier ein Lachen. Im Internet trifft man erstmal auf sehr viele Meinungen und Meinungen sind nicht unbedingt richtig. Klar stimmt: idealerweise kann man auch im Internet gut recherchierte und fundierte Berichterstattung zu allen möglichen Themen finden und man kommt auch schneller und leichter an mehr Informationen als früher. Aber ich sage auch hier “idealerweise”, denn wer macht sich denn wirklich die Mühe, den Pluralismus im Internet auch zu nutzen? Und ich finde man muss auch nicht an Übermorgen denken um selbstgewählte Isolation in der Internetnutzung zu erkennen.
Wir alle haben unsere Plattformen, die für uns die Infos aus dem Netz destillieren. Fernsehkritik.tv ist auch eine solche Plattform und diese hat es in diesem Fall nicht geschafft, das Thema weniger einseitig zu beleuchten als das ARD Nachtmagazin. (Und vielleicht habe ich damit auch ein Beispiel gefunden für die Kritik von Fabian aus der letzten Postecke, welches er dem Fernsehkritiker ja schuldig geblieben ist.)
Zwei kleine Anmerkungen noch:
In dem Kurz Kommentiert zu dem Interview mit Tyler, The Creator scheint der Fernsehkritiker es der ZDFkultur-Redaktion nicht durchgehen zu lassen, dass es sich bei dem gefälschten Interview um Satire gehandelt habe. Leider ist es genau diese Argumentation, die ich bei kritischen Anmerkungen hier im Forum schon oft von Seiten des Fernsehkritikers lesen musste.
Und den Bill Gates-Beitrag finde ich so nichtig, der hat es nichtmal verdient in Kurz Kommentiert aufgenommen zu werden. Der Übersetzer kennt also die Produktbezeichnung eines MP3-Players nicht, der so wenig erfolgreich war dass er es hierzulande nicht mal zu einer Markteinführung geschafft hat. So what? Und da das offensichtlich synchron gedolmetscht war, kann man ihm auch keine mangelnde Recherche vorwerfen. Darüber hinaus war die iPod-Frage doch sogar ziemlich gut, steht dieses Gerät (alternativ hätte man auch nach iPhone oder iPad frage können) doch Pate dafür, dass Microsoft derzeit nicht mehr zu den tonangebenden Tech-Unternehmen gehört. (Siehe dazu auch diesen Comic.) Mit einer so unverfänglichen Frage zu versuchen, Bill Gates vielleicht ein, zwei Worte zu dem Stand seiner Firma in der aktuellen Technologie-Welt zu entlocken, ist journalistisches Geschick vor dem ich den Hut ziehe.