Folge 72: Gendering und Anglizismen

Eigentlich Jahre lang nur von Universitäten und auch nur deshalb, weil irgendwelche AStA’s und Studentengruppierungen das so lange auf Sitzungen angesprochen haben, bis die Uni-Leitungen nachgegeben haben.

Jetzt lässt sich der Rest der Öffentlichkeit durch Twitter-Bubble-Shitstorms weichklopfen.

Ich wette mit dir: Die meisten Unternehmen und der ÖRR gendern nur, um sich an die Genderbubble anzubiedern und nicht, weil sie es von Herzen richtig finden.

Womit wir beim Punkt Erreichen der Gleichberechtigung wären: Alles nur Fassade, das Ziel wird dadurch nicht erreicht.

Wieso würdest du in einem Wörterbuch erwarten, dass dort etwas nicht steht, das umgangssprachlich ist? Das Kürzel „ugs.“ darin noch nie gesehen?

Hast du privat schonmal jemanden getroffen, der „Studierende“ sagt? Ich hatte schon mit so richtig linksgruenen AStA Lisas zu tun und selbst die haben „Studenten“ in einer privaten Unterhaltung gesagt. In der Umgangssprache findet das Gendern doch ueberhaupt gar nicht statt. Wo laesst sich denn hier jemand weichklopfen?

Ich habe bei Sprache nur immer ein Problem wenn man von „richtig“ und „falsch“ redet, weil das suggeriert, dass Sprache eine Konstante ist, was nachweislich falsch ist. Wenn 90% aller Menschen „wegen dem Hund“ statt „wegen des Hundes“ sagen, dann ist das nicht „falsch“.

Und, dass an Unis in offiziellen Dokumenten und Schreiben es nun mal mittlerweile ganz objektiv gesehen absoluter Standard ist von „Studierenden“ zu sprechen kann man ja nicht abstreiten. Voellig egal was man davon haelt und aus welchen Gruenden das vermeintlich so ist. Und ein Woerterbuch sollte meiner Meinung nach die Sprache beschreiben und nicht definieren. Wenn dieses Wort in einem Woerterbuch gar nicht vorkommt, dann ist das eine verfaelschte Darstellung der Sprache.

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Das ist auch meine Meinung zum gesamten Themenkomplex. Auch wenn ich hier über x Beiträge argumentiert habe, warum Studierende nicht falsch ist, verwende ich den Begriff selbst auch nicht.
Für mich gibt es auch kein „Richtig und Falsch“ bei Sprache und es gibt zurecht einen Unterschied zwischen offiziellen Dokumenten und der Umgangssprache.
Jeder sollte so sprechen (dürfen), wie er es richtig findet, ohne dafür kritisiert zu werden.

Unterschiedliche Ausdrucksmöglichkeiten (ob durchs Gendern oder durch Fremdwörter) bereichern die Sprache um neue Möglichkeiten und ermöglichen zusätzliche Kreativität.
Letztlich setzt sich das durch, was die Mehrheit verwendet.

Verbissenheit auf der einen Seite (das war schon immer so, das muss so bleiben) und Zwang auf der anderen Seite finde ich falsch.

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Sowas funktioniert eh nicht. In er Tuerkei wird heute auch noch kurdisch gesprochen, obwohl das lange Zeit sogar unter Strafe stand. Menschen lassen sich ihre Sprache nicht verbieten oder vorschreiben. Hat noch nie funktioniert und wird auch nie funktionieren. Deshalb sollte man da mal etwas entspannter sein.

Ich meine mich zu erinnern, dass ein weiterer Grund für den Doppelpunkt die bessere Barrierefreiheit ist. Text-to-Speech Programme kommen mit dem Doppelpunkt besser als mit dem Stern zurecht, der vermutlich sogar als „Stern“ ausgesprochen wird.

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Ja, das stimmt. Da gibt es aber wohl auch unterschiedliche Ansichten zu. Der offizielle Verband der Blinden und Sehbehinderten empfiehlt ganz aufs Gendern durch Sonderzeichen zu verzichten. Die Pause, die viele Screenreader beim Doppelpunkt machen sei halt so lange wie bei einem Satzende, also länger als beim gesprochenen Gendern.

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Ein wirklich schwieriges Thema und ich glaube es tut sich auch gerade so viel, dass man die ganze Entwicklung schwer absehen kann.

Letztlich denke ich, dass Sprache sich natürlich verändert und unter jüngeren Mensch ist das ganze Gendern zumindest in bestimmten Kreisen (Wissenschaft etc.) auch wirklich schon Usus. Jetzt kommt es langsam in Behörden und im Mainstream an. Ich denke aufhalten, kann man diese Entwicklung auch nicht und dass es sie gibt zeigt ja irgendwie auch, dass es dafür einen gesellschaftlichen Bedarf gibt. Ich glaube nicht, dass da irgendeine politische Agenda ursächlich für ist. Mag sein, dass es unter politisch eher linken Personen verbreiteter ist, aber Sprache lässt sich denke gar nicht durch Kampagnen irgendwie grundsätzlich verändern; da muss auch ein innerer Antrieb da sein.

Davon abgesehen denke ich auch, dass sich da große grammatikalische Probleme auftun und letztlich entweder bestimmte Änderungen ausgebremst werden (wenn irgendwann irgendjemand tatsächlich Minister_innenpräsident_innenkonferenz sagt (!), fress ich nen Hut!) oder eben die Grammatik etwas verschwischt. Ich blicke da auch mit einem weinenden Augen drauf, aber letztlich haben viele Sprachen so etwas durchgemacht!

Mal ganz davon abgesehen denke ich, dass diese Änderungen der Sprache nicht mit etwas verwechselt werden darf, dass tatsächlich einen großen positiven Effekt auf Gleichstellungsfragen hätte - da sind andere Schritte viel, viel wirksamer und eigentlich sollte man sich darauf konzentrieren. Z.B. was die Entlohnung von Sorgearbeit, egal ob privat oder in einem Arbeitsverhältnis …

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Naja, ich hatte ja klargestellt, dass ich die bisherige Sprachregelung „Damen und Herren“, „Zuschauerinnen und Zuschauer“ etc. für ausreichend und angebracht halte.

Die Benutzung von nur weiblichen Formen finde ich alles andere als ideal, aber Sprachpanscherei wie die Genderpause ist für mich eben noch schlimmer.

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Da wissenschaftliche (Haus-)Arbeiten mit Notenabzügen sanktioniert werden, wenn nicht gegendert wird (ist mir selber passiert), kann man nicht einfach behaupten, dass es „usus sei“. Es wird mit Macht durchgesetzt, nämlich der der Notenvergabe. Konsens ist was anderes als Konformität aus Angst vor Strafe.

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Naja, das ist ja jetzt aber glaube ich eher eine individuelle Erfahrung. In meinem Studium z.B. flossen solche Formalia glaube ich nicht in Bewertungen ein - genauso wie ich niemandem ne Note abgezogen wurde, weil der Text ne Seite zu lang ist oder solche Sachen. Aber letztlich - das kann natürlich sein - gibt es immer institutsspezifische Regelungen oder Sachen, die die Prüferin / der Prüfer vorschreibt, wo so etwas auch mal verlangt oder stark erwartet werden könnte. Ich habe das bei mir jetzt nicht erlebt, möchte aber auch nicht in Abrede stellen.

Trotzdem ist doch die wissenschaftl. Sprache auch ein Feld, wo sich das besonders gut eignet. Wenn ich präzise und korrekt schreiben will, dann behalte ich mir eben die Möglichkeit offen sowohl alle Personen einer Gruppe zu bezeichnen, also z.B. Patient_innen als auch nur die männlichen Patienten. Da ist es einfach präzise und das ist die Hauptsache. Außerdem ist die Uni ein Feld, wo es gut ankommt, weil eben viele jüngere dabei sind - und da ist Gendern ja doch beliebter (Umfrage: Jüngere sind eher fürs Gendern | Sächsische.de)

In anderen Kontexten liegt es viel ferner. Wenn ich einen Verletzten auf der Straße sehe, rufe ich natürlich nicht „Ist eine Ärztin oder ein Arzt anwesend?“ :smiley: Insofern ist es halt sehr kontextabhängig. Es ist auf jeden Fall würde ich sagen nicht nur durch Regelungen erzwungen, wenn man sich anschaut, dass unter den Jüngeren eine Mehrheit Gendern befürwortet… Trotzdem natürlich weitehrin ein kontroverses Thema!

Ich habe auf Seite 1 als Fußnote angemerkt, dass im Sinne der leichten Lesbarkeit die männliche Form genutzt wird, stets aber alle Geschlechter gemeint sind. Sollte es spezifisch geschlechtliche Zusammenhänge geben, werden diese kenntlich gemacht.

Ich wüsste nicht, wo da eine Unklarheit verbleiben soll. Trotzdem gab es aus Prinzip eine Abwertung.

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Na gut, das ist dann wirklich seltsam und ich finde es nicht richtig! Bei meinem Bruder z.B. (der etwas im Bereich Ingenieurswissenschaften studiert) ist genau das die Standardlösung für solche Dinge. Vielleicht kommt’s auch auf das Studienfach an, wann solche Lösungen akzeptiert werden und wann nicht.

z.B. Lars in Folge 72 von Sonntagsfrühstück („Zuhörende“). Er hat es nicht mal gemerkt, Holger und Olli haben ihn darauf hinweisen müssen.

Und wenn deiner Meinung nach in der Umgangssprache sowieso nicht gegendert wird: Wozu dann überhaupt dieses Theater mit dem Gendern?!

Erst weist du darauf hin, dass sich Sprache entwickelt. Das tut sie aber primär aus der gesprochenen und nicht geschriebenen Sprache. Jetzt gibtst du zu, dass von privat von den Leute, die das pushen, garnicht gendern?

Sorry, ich komm mir da nur noch verarscht vor.

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die Jungspunde hüpfen auch freitag nachmittag und schreien nach klima.

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Wobei mich die Fragestellung in der Studie mal interessieren würde. Es werden ja bereits in allen Stellenanzeigen, die mir bekannt sind, alle Geschlechter über den Zusatz „(m/w/d)“ erwähnt.

Hier gibt es die Pressemitteilung des Auftraggebers: Stellenanzeigen mit Sternchen - gendergerechte Sprache - Newsroom
Darin wird nur einmal ein Gendersternchen erwähnt. Leider scheint das Whitepaper nicht öffentlich zu sein. Lustig finde ich, dass die Pressemitteilung ziemlich inkonsequent ist: „Für unsere repräsentative Studie „Stellenanzeigen“ haben wir im April 2021 über das Marktforschungsunternehmen respondi bundesweit 1.059 Arbeitnehmer*innen in allen Altersstufen befragt. Dabei wurden je zur Hälfte Akademiker und Nichtakademiker befragt. Alle Studienteilnehmer befanden sich zum Zeitpunkt der Studie in den letzten 12 Monaten in einem Bewerbungsprozess.“

Stimmt, würde mich auch mal interessieren. Was aber glaube ich feststeht ist, dass nach der Befürwortung des Genderns in einem sehr spezifischen Kontext (Stellenanzeigen) gefragt wurde. Die Beschreibung ist der STichprobe ist wirklich etwas seltsam, weil nicht klar wird, was hier jetzt „Repräsentativ“ heißt. Es ist schon mal nicht repräsentativ für die Deutsche Gesamtbevölkerung (ab x Jahren), weil hierfür nur Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer befragt wurden, die kürzlich im Bewerbungsprozess waren. Außerdem wurden zur Hälfte Nicht-Akademiker und Akademiker befragt…

Man kann also nicht sagen, dass rund die Hälfte aller Jungen (18- bis 29-Jährigen waren das ja glaube ich) das Gendern in STellenanzeigen befürwortet.

Naja, ich wollte damit auch nur illustrieren, dass unter Jüngeren tendenziell die Befürwortung des Genderns höher ist und das zeigt die Umfrage sicher schon.

Naja, generell denke ich, die Befürwortung beschränkt sich schon noch insgesamt auf sehr spezifische Situationen und man kann sicher auch nicht unter jüngeren von einer Akzeptanz in allen Kontexten ausgehen.

Halt nur in speziellen Kontexten: Bei Stellenanzeigen, im Journalismus, in der Wissenschaft etc. gibt es da glaube ich eine steigende Akzeptanz. Aber das ist halt auch ein langsamer Prozess und man weiß nicht wirklich wo er endet…

Was aber sinnlos ist, sofern man nicht gezielt bspw. ein weibliches Modell sucht, dürfen Bewerber doch eh nicht auf Grund ihres Geschlechtests abgelehnt werden. Wozu dann also extra erwähnen, dass das Stellenangebot für Männer, Frauen und den ganzen Rest gilt?

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Ich finde Genering und Anglizismen auch nicht schön. Mich macht das auf youtube immer irre wenn da irgendnen youtuber (ein Deutscher) statt schön „nice“ sagt. Das ist doch total bescheuert. Oder statt künstlichem Lächeln „Fake Smile.“ Himmel wie furchtbar!
Stimme Olli da komplett zu: Man sagt Zuschauerinnen und Zuschauer. Alles andere ist einfach völlig bekloppt meiner Meinung nach. Und ich bin bloß vier Jahre älter als Lars.

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Ich verwende aus Faulheit weiterhin das generische Maskulinum.

Mein Vorschlag ist schon seit Jahren dass wenn der Politik das Thema so wichtig ist sollen sie doch, analog zur Rechtschreibreform 1996, eine Expertenkommission zusammenstellen die für jedes Wort einen neutralen Begriff „erfindet“. Studenten = Studierende ist ja schon ein Anfang. Warum nicht Schüler = Schulende, was weiss Ich Elektriker = Elekrikende oder was weiss Ich. Bin ja kein Experte, da gibts andere die da bestimmt bessere Ideen haben als Ich.

Mietende und Vermietende habt Ihr ja schon angesprochen. Das sich das Studierende auf das gerade jetzt studieren bezieht und aber nicht auf den Student der was weiss Ich gerade Kaffee trinkt finde Ich auch Käse, da bin Ich bei Lars.

Ich glaube wenn man das professionell angänge käme am Schluss ein Kompromiss heraus bei dem mehr damit zufrieden sind als mit irgend welchen komischen Sonderzeichen, Pausen und dem ganzen Kram.

Metzgernde, Backende, Schulende, Informatikende, Brauende, Tischlernde, usw. Klingt doch Super. Das wäre doch eine Alternative.

Dann brauchen wir nur noch einen neutralen Artikel, Siehe z. B. hen in Schweden: Schweden führt geschlechtsneutrales Personalpronomen "hen" ein - DER SPIEGEL

Ich hab das damals ja nicht mitbekommen und in der Schule gleich die neue Rechtschreibung gelernt, aber wenn man bedenkt, was damals schon los war, als es nur darum ging ein paar Wörter anders zu schreiben, will ich mir nicht vorstellen, was erst passiert, wenn neue Wörter erfunden und eingeführt werde.

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