Folge 42: Modehändlerin Arlette Kaballo

Dass das „Mit-der-Pandemie-Leben-Lernen“ für so viele Menschen viel zu lange dauert und furstrierend ist, kann ich durchaus nachvollziehen und ich kann höchstens ahnen, was eine sukzessive Zerstörung einer über 4 Jahrzehnte aufgebauten Existenz mit einem psychisch veranstaltet. Ich habe jedoch zusätzlich auch den Gedanken während dieses Interviews nicht beiseite schieben können, wie pervers doch diese Konsumkultur vor Corona war und heute noch ist, wenn Frau Kaballo zum Thema Kleidung und Mode von verderblicher Ware spricht und den Vergleich zu Lebensmitteln zieht. Was von all den Modehäusern und Boutiquen jetzt eingelagert werden muss („Milliarden €“) muss verschrottet werden, kann nicht mehr verkauft werden? Ist dieses Verhalten global hochgerechnet nicht auch total gefährlich geworden?

4 „Gefällt mir“

Ich hatte leichte Schwierigkeiten, der Dame zu folgen, aber nicht wegen das was so erzählte, sondern wegen der „blubbernden“ Tonqualität. Da wäre besser im kleinen Raum oder mit einem Headset.

Abgesehen von dem Probleme mit dem Ton, fand ich sonst das Gespräch sehr interessant. Fand es gut, wie siie erzählt, wie ihre Branche unter dem Lockdown & Co. leidet.

Dachte schon, ich hätte mich verhört. Allerdings muss man dazu auch sagen, dass kleine Designer, die Hersteller und letztendlich eben auch die Boutiquen nicht davon leben können, wenn sie 3 Jahre in Folge die gleiche Ware verkaufen. Vor allem kleine Läden müssen regelmäßig neue Ware anbieten, ansonsten bleiben die Kunden fern.

Ich als Mann kann das aber eh nicht nachvollziehen. Ich kaufe auch 2-3mal das gleiche Kleidungsstück, wo sich im Höchstfall die Farbe unterscheidet.

Allerdings muss ich sagen, dass ich heute erstmals im hiesigem Globus war und musste dort an unzähligen Regalen an Nonfood-Ware vorbei, um zu den Lebensmitteln zu kommen. Die hatten praktisch alles da, was es ansonsten auch in den Läden gibt, die aktuell geschlossen haben.

Erst einmal finde ich es wirklich sehr schön, daß diesmal endlich jemand zu Wort kommt, welche die Maßnahmen zwar kritisiert, deswegen aber trotzdem nicht automatisch zum rechts-esoterischen Schwubbelkopf degradiert wird (und das sogar trotz Buddha-Statur im Hintergrund! :grin:). Immer ratloser werde ich aber bei der Frage, welche Position Holger dabei ein nimmt.
@Holger: Einerseits hast Du ja mehrfach angemerkt, daß Du die Ausgewogenheit der Corona-Berichterstattung zwar nicht unbedingt als gut, aber als ausreichend betrachtest. Andererseits habe ich dich aber auch mehrfach so verstanden, daß Du all jene Menschen welche sich nicht nur mit Servus-TV, Lanz und einer einzigen Demonstration der Kulturschaffenden zufrieden geben können/wollen, tendenziell als Coronaleugner betrachtest die den Ernst der Lage nicht verstehen. Was willst Du also? Ich hab dir schon vor Monaten angeboten den Kontakt zur Heimaufsicht, Heimleiter einer Altenpflegeeinrichtung oder Sozialarbeiter der Familienhilfe (beim Jugendamt) herzustellen. Müssen wir unsere Schützlinge auch erst vor einen Landtag kippen? (Wird schwierig, den oftmals sind diese entweder weg gesperrt oder nur noch per Telefon erreichbar…)

Ach du Schreck, Mode hängt von Trends ab! Ach du Schreck, auch der Computer und das Handy, das du gerade benutzt, hängt von Trends ab! Ach du Schreck, sogar die DVDs und BDs, die wir FilmFans so lieben, werden schnell zu Schrott, wenn sie nicht rechtzeitig verkauft werden können!

Ich sag mal so: Echter Luxus ist derzeit wohl, wenn man gemütlich über angebliche Probleme mit unserer Konsumkultur schwurbulieren kann anstatt darüber nachdenken zu müssen, ob man bald mehrere Mitarbeiter entlassen oder gleich den ganzen Laden dicht machen muss. Noch größerer Luxus ist, wenn man nicht zu den zig Millionen von Menschen gehört, die in den nächsten Jahren wegen der von Frau Kaballo angesprochenen politischen Fehltritte ihre Jobs (weltweit) verlieren werden.

1 „Gefällt mir“

Das sollst du ja auch - ich bin als Moderator der Advocatus Diaboli. :wink:

2 „Gefällt mir“

Der Haltungsjournalismus scheint die Medienkompetenz ganzer Generationen verdorben zu haben. :smirk:

3 „Gefällt mir“

Die Auflistung Deiner volatilen Trends ist auf einer begrenzten Erdoberfläche dauerhaft ein Problem auch wenn subjektiv gesehen nicht alle miteineander vergleichbar sind. Es kann nicht sein, dass wir fast nur noch Müll produzieren, das ist in Anbetracht der weiteren globalen Katastrophe Klimawandel ein fahrlässiges verhalten.
Um zu betonen: Die Frau persönlich und als Beispiel für viele andere Gewerbetreibende, die ums „Überleben“ bangen, wie sie es formuliert, tut mir sehr Leid und ich kann den Unmut über die Politik und fehlendes Eingreifen des Staates verstehen. Gleichzeitig gibt es auch nicht wenige big winner bspw im Onlineshoppingbereich, die gerade richtig profitieren und da soll der Staat die Finger raushalten. Laienhaft würde ich sagen, alle die jetzt mehr Geld verdienen oder besitzen, sollten etwas mehr abgeben und die anderen damit unter die Arme greifen, aber das ist bestimmt zu romantisch gedacht. Als gemütlicher und luxuriöser Schwurbler denke ich, dass viele von uns generationsübergreifend mit unvorstellbaren Langzeitfolgen der Pandemie zu kämpfen haben werden, die erste richtige Insolvenzwelle soll wohl zeitnah eintreffen. Alle negativen Auswirkungen auf uns jedoch als Staatsversagen hinzustellen ist angesichts der Einzigartigkeit und Wucht dieser Naturkatasrophe auch zu leicht, wobei Kritik natürlich stets erlaubt sein sollte.

Das ist die Schlussfolgerung, die du aus dem Gespräch mit Frau Kaballo ziehst? Dann höre es dir am besten nochmal komplett an. Diesmal bitte wirklich aufmerksam zuhören.

Laienhaft würde ich sagen, alle die jetzt mehr Geld verdienen oder besitzen, sollten etwas mehr abgeben und die anderen damit unter die Arme greifen, aber das ist bestimmt zu romantisch gedacht.

Auch hier wieder: Bitte weniger Meinung und etwas mehr Aufmerksamkeit. :slight_smile: Vielleicht wären dir dann in den Nachrichten schon entsprechende Meldungen aufgefallen. Denn deine romantische Vorstellung wird in der Realität bereits umgesetzt, vor allem in Bezug auf Corona:

Aber in deiner romantischen Vorstellung muss sowas wahrscheinlich per staatlichen Zwang erfolgen, obwohl es bereits freiwillig funktioniert. :innocent: So nach dem Motto: „Mein Gatte ist ja so romantisch… Wenn er etwas von mir will, zwingt er mich einfach so lange dazu bis er genau das bekommt.“ :smiling_face_with_three_hearts:

Mal ganz abgesehen von den entstehenden Kosten für die Lagerung und die Angestellten etc. …

Als jemand dem Modetrends nicht wichtig sind, erschließt sich mir ebenfalls nicht warum sich Winter/Sommer-Kleidung aus dem Jahr 2020 nicht 2021 verkaufen lässt. Die veraltet doch nicht in dem Sinn, dass es technisch (wie PC) etwas neues gibt oder verdirbt (Apfel).
Da ändert sich ggf. noch das Muster „Eichhörnchen“ in „Fliegenpilz“ oder „Ananas“ oder „Palmen und Flamingo“.

Bei einer Verschiebung mit Mode aus den 90er würde ich das ja noch verstehen, aber ist eine Mode die 1 Jahr alt ist echt sooo „out“, dass die eher weggeworfen/verbrannt wird?

3 „Gefällt mir“

Nein, nicht grundsätzlich. Ich bin vehementer Verfechter von 3€ Zwangsgebühren bei Retouren ohne Mängel, die nicht vom Händler übernommen werden dürfen. Da muss die Politik eingreifen.

Beim Thema Mode verlieren viele Frauen völlig den Verstand. Es wird ihnen ja aber auch im TV vorgelebt, wo man es für einen tollen Tipp hält, dass man IMMER alle Kleidungsstücke in 3 Größen bestellt, weil man die 2 nicht passenden zurückschicken kann.

Ich hab auf Arbeit einen Paketshop, dort gibt es Leute, die jede Woche mehrere Pakete mit Kleidung zurückschicken. Da geht auch mal ein Paket mit 20 (!) Paar Schuhen zurück, weil man einfach mal durchprobieren wollte.

In Sachen Umwelt kannste da 5 Kollektionen verbrennen und schädigst das Klima nicht so sehr wie mit diesem Paketwahnsinn.

Und ja, es gibt auch Leute, die sich 5 Staubsauger oder 3 Monitore bestellen, um die durchzutesten, aber hier ging es ja um Kleidung :wink:

1 „Gefällt mir“

Schwieriges Thema:
Arbeite selbst in einem Warenhaus. Unsere Parfümerie, einige Haushaltswaren, der Coiffeursalon und der gesamte Lebensmittelbereich darf öffnen. Schuhe, Kleider, Sportartikel, Schuck etc. dürfen wir nicht mehr verkaufen. Einige Stockwerke sind geschlossen, im Lebensmittelbereich tummelt sich zeitweise eine riesen Horde von Menschen weil sonst nichts um uns herum offen hat. Wir haben eine explosionsartige Zunahme von Diebstählen.

Einerseits waren viele „hochwertige Modeläden“ in den Innenstädten schon vor Corona der Schliessung nahe, wie man es auch immer wieder vernahm. Da war es der Online-Handel und der Billighandel.

Andererseits bin ich einverstanden, dass es nicht sein kann, dass der Discounter die Waren verkaufen darf, die der kleine Laden auch hat aber zu bleiben muss. Dann beschweren sich die Leute wenn Waren einfach abgesperrt werden, weil sie ja eh schon dort wären und es kein grösseres Risiko wäre auch die Waren einzukaufen.

Die Post hat mit den vielen Paketen auch ein grosses Problem, Inlandsendungen sind oft eine Woche unterwegs, wären die Geschäfte geöffnet, wären die Postboten auch wieder etwas entlastet.

Unter dem Strich: Ja die Massnahmen scheinen unüberlegt und nicht wirksam (sonst wären wir ja nicht fast ein Jahr in den Problemen) andererseits zweifle ich schon daran, ob das Retailgeschäft wirklich so tragfähig gewesen wäre. Was hätte sie gesagt, wenn sie offen haben dürfte aber totzdem niemand kommt? Wenn sie sonst max 3 Kunden gleichzeitig hat (und ich denke hochwertige Mode wird nicht im Vorbeigehen gekauft) dann ist sie nicht so weit von 0 weg.

Meine Gedanken…

Bei Mode hört für mich das Verständnis auch irgendwann auf. Das verdirbt nicht, das sieht nicht schlechter aus, es ist höchstens eine Lagerplatzfrage (Sommer/Winter) und lfd Kosten-Frage. Wenn es jetzt also warm wird, gibts doch bergeweise Sommermode noch im Lager. Wird halt nicht soviel nachbestellt.

Da gabs nen Film, in dem dieser Irrsinn gut thematisiert wurde. Der Teufel trägt Prada glaube ich, oder?
Kleines Mauerblümchen bekommt von der Modezarin gesagt „Sie tragen nur lila dieses Jahr (vom Discounter), weil es letztes Jahr in war!“ so in dem Sinne.

Auch ein Beispiel von hier:
Unser lokales Kinderklamottengeschäft verkauft weiter über Bestellungen per WhatsApp. Bedarf ist da, weil sowas online zu kaufen echt blöd ist. Über satte Rabatte, die aber vor Corona oft schon waren, wird sie die restl. Sachen gut los, um Platz für neues zu machen. Das neue sieht dabei gar nicht so anders aus als das alte… und Winterjacken gibt es als Rest nach wie vor, vmtl sogar noch vom letzten Winter.

Sehe ich das vielleicht zu pragmatisch?

Die Klamotten aus dem letzten Jahr zu kaufen, wäre vernünftig. Die meisten Käufer sind aber unvernünftig. Die gesamte Modeindustrie ist ohnehin völlig absurd, bedient aber letztlich nur den Kundenwunsch.

1 „Gefällt mir“

Bringt es ganz schön auf den Punkt.

Bin ich eigentlich die Einzige (abgesehen von ihr selber) die es einen absoluten Irrsinn empfindet, dass Frau Kaballo Hunderte Kilometer durchs Land fährt um einer Kundin die Schuhe zu bringen? Dafür gibt es dann doch schon noch die Post. Sind die Kunden etwa vorher auch extra Hunderte Kilometer gefahren um in Ihrem Geschäft ein paar Schuhe zu kaufen?
Da ist man froh , dass die Umwelt durch weniger Flugverkehr und sonstige Reisen auch dank Videokonferenz entlastet wird und dann sowas. Muss ich nicht verstehen.

1 „Gefällt mir“

Du verstehst es ja auch nicht. Denn du kennst weder die genauen Hintergründe (warum, wie oft, wie lang etc.) noch weißt du, ob diese Fahrten mit anderen Erledigungen verbunden waren. Sich wegen eines Halbsatzes derart aufzuregen, ist einfach sowas von 2021: Hysterie vor Verstand. :roll_eyes:

1 „Gefällt mir“

Jo, und es hilft den Menschen, die in diesen Industrien ihren Lebensunterhalt verdienen, sicherlich ganz super, wenn wir jetzt erstmal alle pseudo-moralische Grundsatzdiskussionen darüber führen. :woozy_face: Grundsatzdiskussionen, die man wahrscheinlich genauso auch über viele der Hobbys und Lebensstile führen könnte, die jeder einzelne von uns hat. Ich glaube, den meisten hier ist gar nicht bewusst, welchen Dominoeffekt der Einbruch eines solchen Industriezweiges weltweit haben kann.

Außerdem sollten wir einfach alle mal ehrlich sein und unsere komplette Ahnungslosigkeit bezüglich dieser Branche eingestehen. Jeder sollte aus seinem eigenen Job wissen, dass es branchenspezifische Prozesse gibt, die für Außenstehende absolut keinen Sinn ergeben, aber mit entsprechendem Hintergrundwissen völlig logisch sind. Warum der Modekreislauf so funktioniert wie er funktioniert und ob Klamotten in großen Mengen über lange Zeit tatsächlich so easy gelagert werden können wie sich unsere Foren-„Experten“ das hier vorstellen, wissen wir schlichtweg nicht.

Zudem geht die Diskussion damit völlig am derzeitigen Kernproblem vorbei und macht es unseren Politdarstellern wieder mal sehr einfach. Denn anstatt ganz konkret über deren verkorkste Pandemie-Konzepte zu sprechen, schwurbeln wir irgendwas über die Absurdität einer Industrie, von der wir nicht den blassesten Schimmer haben. Kaballo hat in dem Interview sehr präzise beschrieben, wo sie derzeit die Fehler im politischen Handeln sieht. Sie hat beschrieben, warum es völlig hirnrissig ist, dass man Einzelhandelsgeschäfte wie ihres trotz überzeugendem Hygienekonzept (oft besser umsetzbar als in Supermärkten) während des Lockdowns pauschal zur Schließung zwingt.

Mit genau diesen Problemen haben momentan jede Menge Branchen zu kämpfen. Branchen, die von der Politik im Stich gelassen werden und die allein hierzulande Millionen von Menschen in Lohn und Brot bringen. Selbst wer derzeit das Privileg hat, im Home Office gemütlich sesselzupupsen, wird von diesen wirtschaftlichen Schäden früher oder später auch mit getroffen werden.

2 „Gefällt mir“

Ich bin kein Experte was Kleidung angeht, dennoch kann ich aus Erfahrung sagen, dass sich meine Hosen, Shirts, Pullis usw. nach teilweise mehreren Jahren liegend/hängend im Schrank oder am Bügel unauffällig verhalten.
Auch einige Schuhe sehen noch nach >10 Jahren aus wie aus dem Laden, daher sollte doch ein Kleidungsstück eine „professionelle“ Lagerung von 1-2 Jahren ohne Zerfall überstehen.

Das sind die Gedanken gewesen, die wegen der (sinngemäß wiedergegebenen) Aussage „Kleidung ist wie Obst und wird schlecht“, kamen.

1 „Gefällt mir“

Die Diskussionen, die WIR führen, helfen ohnehin niemandem. Aber abgesehen davon, ist die Pandemie natürlich perfekt für Grundsatzdiskussionen geeignet, denn jetzt wird die ganze Fragilität des Konsumwesens und der Weltwirtschaft offenbar. Meine Kritik bezieht sich auch gar nicht auf die Modebranche, die, wie gesagt: nur den Kundenwunsch bedient, sondern auf die Konsumenten, die gar keine alte Mode haben wollen würden, selbst wenn man sie fürs nächste Jahr einlagern könnte.

Ich würde sagen, das hängt vom Preis der Schuhe ab. Wenn man nicht ohnehin gerade was in der Nähe zu tun hat.