Folge 364: Wunschfilme Mai - u.a. Ballermann 6, Das Testament des Dr. Mabuse

Da würde ich aber dagegenhalten wollen. Natürlich fällt das leichter, wenn man die entsprechende „Epoche“ selbst erlebt hat, aber es ist doch mit den Mitteln der heutigen Zeit einfacher denn je möglich, sich in das entsprechende gesellschaftliche Klime und den Zeitgeist einzuarbeiten.

Außerdem bin ich der festen Überzeugung, dass ein Kunstwerk erstmal immer absolut für sich steht und der Betrachter selbst die Kriterien für die Bewertung wählen kann bzw. darf; dabei kann man natürlich auch das Entstehungsumfeld ins Auge fassen.
Aaber zu sagen, man könne etwas nur verstehen, wenn man zur Entstehungszeit gelebt hat, finde ich doch etwas befremdlich. Da hieße ja schließlich, dass sich heute eigntlich niemand mehr zur Musik von Mozart oder den Bildern von Rembrandt äußern dürfte.

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Nein. Es heißt lediglich, dass man sie auf der Basis einer gänzlich anderen Sozialisation, anderen Welt- und Menschenbildern, kulturellen Normen usw. interpretiert.

Und es ist doch -gelinde gesagt- eine naive Vorstellung, mir auf dem Sofa in Ruhe und Frieden vorzustellen, wie das für Systemgegner in der DDR wohl gewesen sein müsste, wenn ich ein Medium zum Thema konsumiere. Um mal ein etwas plakativeres Beispiel zu nehmen. Natürlich habe ich dann „irgendeine Vorstellung“ von der Zeit, die nicht gänzlich falsch sein wird. Aber eben auf der Basis meiner Biografie, die mit der Zeit Null zu tun hat.

Ein Buch, ein Film usw. kann natürlich 100 Mal interpretiert werden. Aber dann eben in 100 unterschiedlichen Kontexten, die mit der Entstehungszeit immer weniger zu tun haben.

Ich finde das übrigens nicht schlimm. So fragt man ja z. B. auch seit sehr langer Zeit, „was uns die Bibel für die heutige Zeit noch lehren kann“. Es wird etwas anderes sein, als zur Entstehungszeit - klappt aber trotzdem. Ebenso kann man zu jeder Zeit fragen, was man aus MacBeth, Goethes Faust usw. für Lehren ziehen kann.

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Klar kannst Du Musik hören und sie für Dich interpretieren. Du wirst aber nie die Gedanken haben, die Mozart z.B. hatte als er seine Stücke in seiner Zeit erstellt hat. Jedwede Interpretation seiner Musik (wenn er seine Gedanken dazu nicht selber aufgeschrieben hat) ist eben EINE Interpretation, DEINE Interpretation, keine 1:1 Realität.

Bücher und Filme zu zensieren, weil sie z.B. das N-Wort drinnen haben, kann man zwar machen, aber ohne Erklärung warum wieso weshalb wird kein Mensch verstehen, warum man das vor Jahren noch genutzt hat das Wort. Deswegen möchte ich auch keine solche Zensierung, eben weil ich es für mich interpretiere und mich zur Not damit auseinandersetze, warum man das Wort in welchem Zusammenhang verwendet hat. Das gehört zum Zeitgeist, zur Geschichte und würde schlicht die geschichtlichen Zusammenhänge verfälschen.

Filme, die in bestimmten Zeiten wie zur Wende erstellt worden sind, stellen auch etwas dar. Genau das Gefühl zu jener Zeit, mit Trabi meinetwegen und der Sehnsucht endlich ins „westeuropäische Ausland“ zu fahren. Ein Mensch aus der BRD, der jedes Jahr nach Italien gefahren ist, wird kaum das Gefühl des Eingeengtseins vor der Wende und der Freiheit kurz nach der Wende verstehen und somit ist auch ein Film für die Person wie Go Trabi Go eine maximal nebensächliche Unterhaltung.

Ich kann z.B. mit den Dudufilmen nix anfangen, weil ich zwar in den 70ern aufgewachsen bin, aber ich keinerlei Bezug zu dem Auto (der Marke) selber hatte…

Ich kann mit dem Millionenspiel vielleicht wieder etwas mehr anfangen als jüngere Leute, da ich Big Brother verfolgt habe und heutige junge Menschen solche Shows als was völlig normales im Normalfall ansehen, während BB 1 bereits im Vorfeld hohe Wellen geschlagen hat und der Film Millionenspiel verblüffend die Zukunft vorhergesehen hat…

Natürlich kann man sich für ältere Filme, Musik / Kunst interessieren und das wird auch niemanden abgesprochen, aber am Ende ist das Ganze immer anders wenn man selber zu der Zeit gelebt hat als etwas stattgefunden hat…

a pro po Bibel. Ich finde Kinskis „Jesus Christus Erlöser“ hervorragend auf die heutige Zeit übersetzt.

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Das Testament des Dr. Mabuse finde ich sehr gut wie auch andere Werke von Fritz Lang bis 1933. Mit seinem späteren Werk habe ich mich aber bislang kaum auseinandergesetzt, was sicher auch daran liegt, dass ich ihn doch sehr mit dem deutschen Expressionismus verbinde. Die Mabuse-Filme der 60er konnten mich leider gar nicht begeistern, inklusive des noch von Lang selber gedrehten „Die tausend Augen des Dr. Mabuse“.

Finde es schön, dass Carnival of Souls zur Sprache kam, leider kam er dann ja doch nicht so gut weg, wie er es meiner persönlichen Meinung nach verdient hätte. Ich habe ihn zumindest an keiner Stelle als zu lang empfunden, sondern finde ihn sehr dicht und intensiv. Ich würde ihn gegenüber Hitchcocks Psycho sogar bevorzugen, da letzterer doch ziemlich abbaut, sobald man die entscheidenden Wendungen kennt. So ging es mir zumindest. Carnival of Souls wirkt hingegen immer noch sehr stark. Die Sparsamkeit aufgrund des geringen Budgets kommt dem Film in seiner Konzentriertheit auf die psychische Verfassung der Hauptfigur eher zugute, als dass sie ihm irgendwas nehmen würde.

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Genau das sage ich auch. Aber du machst ja schon eine Hierarchie auf, in dem du abschätzig feststellt, dass es ja klar war, dass Lars und Rike „Go Trabi Go“ und „Superstau“ nicht gut fanden.

Da stellst du deine Meinung aber schon sehr auf den Sockel. Es wird doch genau so Ostdeutsche gegeben haben, die eben nicht sehnsuchstvoll nach Italien fahren wollten und den Film blöd fanden wie auch Westdeutsche, die den Film sehr mochten und eben genau als Produkt der Nachwende-Euphorie verstanden haben.

Tanz der toten Seelen erinnerte mich sehr stark an die damalige sehr erfolgreiche Serie „Twilight Zone“ von der Aufmachung, zu den Charakter bis hin zur „Auflösung“. Außerdem ist der Film sehr dialogarm.

Insgesamt ein aber sehr schöner Film und mag das er halt auch nur 80min lang ist, heutige Filme mit 2 Stunden und länger sind für mich teilweise einfach unerträglich und haben extrem viele längen, z.b. bei den Hobbit-Filmen die ewigen Laufszenen, wo man nur die Zwerge durch die Gegend laufen sieht, ja sorry, sowas ist für mich kein Film-Content, wäre eher was für Directors-Cut-Versionen.

Er ist im Jahre 2000 gestorben… ja ok… Aber als Filmkritikerin darf das doch nun wirklich nicht das Argument sein. oder?

Sagt der Mann, der schrieb, dass Evil Dead Rise doof ist, weil er nicht lustig ist und Du den Originalfilm nicht kennst😅.

Was genau hat Diether Krebs außerhalb vom TV denn groß gerissen außer Bang Boom Bang?

Eben, gar nix. Und Soko, Ekel Alfred und Sketch Up sind nun wirklich keine Grundvorraussetzung um Filmkritiken zu machen.

„Ich bin der Martin, ne?!“

Immerhin Platz 3 in den Charts.

:stuck_out_tongue_winking_eye:

Ähhhm. Krebs war mit Sicherheit jemand, der die TV Landschaft massiv mitgeprägt hat in den 70ern 80ern und 90ern.
Deine 3 genannten Sachen sind bis heute aktuell. SOKO 5113 ist eine Krimiserie, die bis heute gefilmt wurde und eine riesen Anhängerschaft seit den 70ern hat.
Ein Herz und eine Seele ist bis heute aktuell, da sie jährlich wiederholt wird bzw. bestimmte Folgen und Wolfgang Menge ein Muss ist in Bezug auf dt. TV und Filmgeschichte.
Sketchup hat auch wieder eine Schnittmenge und zwar Iris Berben. Man muss schon ganz schön blind durch die TV und Filmlandschaft gelaufen sein um nicht mindestens einen Berührungspunkt gestreift zu haben. Zumal man sich da hinsetzt und viele Filme von oben herabkanzelt betrachtet.

Sicherlich kann man nicht alles kennen, aber wer so Filme reszensiert, von dem erwarte ich eine gewisse Grundkenntnis… ich merke z.B. bei Holger, Mario, Christian und Volker, dass dieses der Fall ist.

Ich habe aktuell den Vorteil, dass ich mir geballt Pantoffelkino reinziehe, da ich die letzten Folgen von über 5 Jahren gesehen habe… da kann man sich ganz gut ein Urteil bilden, wer wie Filme betrachtet und da muss ich nicht weiter ausholen um gewisse Dinge festzustellen…

Ich habe in dem Atemzug der Erstellung des Postings nur die anderen Rezis mir noch angeschaut und wusste aber bereits vorher das Urteil. Inwieweit DU das als abschätzig wertest ist nicht mein Problem. Ich stelle nur fest, wie abschätzig man in den Rezis über diese Filme redet und offenbar nichtmal irgendwas verstanden hat…den Rest siehe meine anderen Postings zum Thema…

Nein, nicht ich tue es, sondern die, die die Filme rezensiert haben. Denn die sprechen den Filmen jeden Wert ab!
Es ist nunmal Fakt, dass solche Filme auf einen Ostdeutschen völlig anders wirken als auf einen Westdeutschen. Wenn ich mir die Rezi zu Good bye Lenin anschaue, dann verstärkt das meine Meinung, zumal der Film nun wirklich ein absolut toller Film ist und zudem meiner Meinung hochwertig ist in jeglicher Hinsicht.
Du kannst Dir gerne selber die Mühe machen und Dir die Rezis gerne nochmal anschauen.

Um wieder auf das Kernthema zu kommen. Filme wie Manta, Ballermann 6 hatten / haben ihre Anhängerschaft welche sicherlich zu einem Grossteil aus denen besteht, die die Zeit damals miterlebt haben. Ich glaube, würde ich heute leben und heute 20 sein, würde ich mich auch fragen, was das für Filme waren… dennoch würde ich versuchen mich in die Zeit reinzuversetzen um überhaupt zu verstehen, warum man sowas gedreht hat.

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DAS ist allerdings, genau wie das Tragen eines Rentierpullis, Einstellungsvorraussetzung bei MG.

Genau das hab ich bei deinen Gesangskünsten in der SchleFaZ-Folge auch gedacht :grin:

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Und immer noch finde ich Evil Dead Rise total überbewertet und hat mich maßlos enttäuscht. Da kannst du noch so oft den Fanboy raushängen lassen :wink:

…zum „Testament des Dr. Mabuse“ (1932):

Wie von Volker dankenswerterweise über das DVD Bonusmaterial geschildert:
Es gibt im Netz zwei interessante Interviews mit Fritz Lang wo er u.a. über diesen Film, das Angebot von Propagandaminister Goebbels und seine Flucht berichtet:

(Deutsch)

&

(Englisch - aber mit „Schulkenntnissen“ verständlich)

Allerdings gibt es Zweifel ob dies etwas geschönt sein könnte:

Fun-Fact zum „Testament des Dr. Mabuse“ (1932):

Zwei der Ganoven spielten 35 bis 40 Jahre später in 7 gemeinsamen Filmen Lehrer in den „Lümmel von der ersten Bank“-Filmen (1967 - 1972):

Theo Lingen (als Rektor Dr. Gottlieb Taft) &

Rudolf Schündler (als Dr. Knörz)

& noch ein Ganove der zum Lehrer wurde:

Paul Henckels spielte 1944 in der „Feuerzangenbowle“ den Professor Bömmel
(„…wat is en Dampfmaschin ? Da stelle mir uns mal ganz dumm…)

Deshalb machst Du auch keine Filmkritiken :grin:

Zu Evil Dead Rise hätte ein „lustig“ auch nicht gepasst. Film braucht etwas bis er in Fahrt kommt und nicht jeder Effekt sitzt. Trotzdem ist es gute Horrorunterhaltung, macht es eine unbekannte Cast ziemlich gut und war das Hochhaus auch mal eine willkommene Abwechslung.

Den hochgejubelten Scream 6 fand ich zum Beispiel deutlich schwächer.

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Ich finde ( auch als Fan von Dieter Krebs ) kann man nicht sagen er war 30 Jahre SO an der Spitze und hat Spuren hinterlassen wie andere Schauspieler. Ich verlange nicht von Rike sich komplett mit seiner Vita befasst zu haben bevor er seine Szenen in Go Trabi Go hat.

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Und genau die Ansicht ist mir eben viel zu pauschal, aber da kommen wir nicht mehr zusammen. Ich denke, unsere Punkte sind klar geworden.

Diether Krebs hatte leider das Pech, genau dann zu sterben, als seine etwas dahindümpelnde Karriere wieder Fahrt hätte aufnehmen können. Hätte er 10 Jahre länger gelebt und nach „Bang Boom Bang“ noch einige Filme drehen können, wäre er heute mit Sicherheit noch präsenter.

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