Folge 234: Der neue MDR-Intendant - Homöopathie in den Medien

Du vermischst hier drei Themen. Sterbehilfe hat nun gar nichts damit zu tun. Impfgegnerei hingegen hat eine starke Überschneidung mit der Pseudomedizin-Bubble. Für beides braucht man eine Verschwörung („Big Pharma“, „Böse Regierung“, „Gekaufte Studien an Unis“, usw.) und medizinisches Fachwissen ist eher hinderlich.

Das führt dann auch zu sowas

Einen „Doubt“ gibt es hier nicht. Homöopathie wirkt nicht über Placebo und die Erklärungsversuche der nicht nachweisbaren Wirkung widersprechen gut überprüften Tatsachen.

Der „Doubt“ erschließt sich eher aus mangelndem Wissen darüber, was man bei Nichtärzten allerdings auch nicht voraussetzen darf. Wohl aber bei Journalisten, die darüber berichten oder bei Politikern, die über Zulassungsregeln entscheiden.
Der „Binnenkonsens“ wurde nicht umsonst als Ausnahme erfunden, gezielt so formuliert, dass jeder jeden Humbug als Medizin verkaufen und sogar erstatten lassen kann. Es kommt nun also nur darauf an, wie viele Leute einen speziellen Humbug glauben und da steht die Homöopathie-Industrie der Pharmaindustrie in nichts nach bzw. ist mit selbiger sogar in großen Teilen identisch / verbunden.

Figuren wir Lauterbach sehe ich auch sehr kritisch und er hat mit seinen Maximalforderungen der Wissenschaft, in deren Namen er immer wieder glaubte zu sprechen, einen Bärendienst erwiesen. Schwurbler sehen sich dadurch natürlich jetzt bestätigt.

Kein Wissenschaftler hätte jemals gesagt: „Die Impfung ist absolut nebenwirkungsfrei.“ Derart verkürzte Sätze verfangen zwar, weil sie simpel sind, aber kommen nachher als Boomerang zurück, eben wenn die klar prognostizierten Nebenwirkungen eben doch auftreten.

Machenschaften wie Maskendeals oder Vetternwirtschaft oder sich widersprechende Maßnahmen nehmen den Dingen zusätzlich die Glaubwürdigkeit.

Dass geimpfte Personen besser durch die Pandemie gekommen sind als ungeimpfte, ist evident. Dass Ungeimpfte häufiger schwere Verläufe hatten und häufiger starben ebenfalls. Dass Du im speziellen nicht krank geworden bist, war Glückssache und ist genauso anekdotisch irrelevant wie Lieschen Müller, die fest glaubt, bei ihr haben Globuli aber geholfen, sogar bei Pflanzen!
Die Mehrzahl von Anekdote ist eben nicht Daten!

1 „Gefällt mir“

Wenn man dann dagegen hält, dass z. B. Teebaumöl, welches nachweislich div. Wirkungsspektren hat, nur deswegen in der EU nicht als Arznei gilt, weil niemand das Zulassungsverfahren bezahlen will (s. dazu auch „Tausendsassa Tebaumöl“ von Jean Pütz) und homöopatische Mittel einfach so durchgehen… :confounded:

Tja - gerade bei Übergewicht gibt es zu viele „Der Dicke ist doch selbst Schuld“-Meinungen. Auch eine blödsinnige Schawarz/Weiß-Sicht.
Wenn man z. B. die häufig Übergewicht verursachende Diabetes (Typ II) schon als „Volkskrankheit“ bezeichnet kann man nicht einfach die Schuld beim Betroffenen suchen - aber auch nicht die Schuld der Industrie und Politik ignorieren. :man_shrugging:
(Warum man, wenn man etwas als Volkskrankheit ansieht, keine Vorsorgeuntersuchungen im großen Stil durchführt entzieht sich mir auch der Logik.)

Das ist recht einfach zu beantworten: Satire darf alles, solange es Satire ist.
Die Grenzen liegen in der Definition, was Satire ist. Vergessen nur viele, die etwas mit „Satire“ entschuldigen. :man_shrugging:

1 „Gefällt mir“

Bei BWs Gesundheitsminister Lucha ist ja wohl auch ein Faktor, dass mehrere Hersteller von Homöopathika dort angesiedelt sind und erfolgreich lobbyieren. So viel zum Thema böse Pharmaindustrie vs. gute Alternativmedizin, Homöopathie ist auch Pharma.

1 „Gefällt mir“

Keine große Kritik, aber mir ist aufgefallen, dass Holger durchgängig „Rundfungrat“ statt Rundfunkrat sagt.

Sehr schöner Beitrag zur Homöopathie-Debatte, ich habe nur eine kleine Kritik Holger: der Plazeboeffekt ist KEINE Einbildung. Da steckt viel mehr dahinter. Ich halte es für wichtig, das laut und deutlich zu betonen, da man den Zauberzuckerfreunden damit die Möglichkeit gibt, sich in die Opferecke zu stellen a la „Die bösen, bösen Homöopathiekritiker behaupten immer, wir würden uns alles nur einbilden.“ Damit wandert die Sympathie von denjenigen, die man evtl. noch überzeugen kann eher zu den Globulisten.

2 „Gefällt mir“

Das kam doch in dem Interview sehr gut zur Geltung. Und auch, warum das kein Freischein sein darf,Patienten damit in die Irre zu führen. Weder als Arzt noch als Apotheker noch als Heilpraktikant.

1 „Gefällt mir“

Auf Wiki habe ich diesbezüglich einen guten Absatz gefunden:

„Auch weitere aktuellere Studien, die den Placeboeffekt bei Asthmapatienten untersuchten, kommen zu dem Ergebnis, dass weder die Placebogabe noch die Erwartungshaltung die Lungenfunktion beeinflusst. Entsprechend dem deutlich höheren wissenschaftlichen Standard, verfügen diese Studien über eine zusätzliche Kontrollgruppe von unbehandelten Patienten. Bei allen Studien waren die Ergebnisse einheitlich: Die Placebogabe konnte lediglich die von den Patienten selbst geäußerten subjektiven Parameter positiv beeinflussen, jedoch nicht die objektiven Parameter. Eine Verbesserung der Lungenfunktion konnte ausschließlich durch die verwendeten Medikamente erreicht werden.“

Bedeutet: Die Patienten fühlen sich besser. Aber es ist lediglich eine Auswirkung auf die Symptome; an der Krankheit selbst ändert sich dadurch nichts.

3 „Gefällt mir“

Genau. Das gilt ja auch für die „Bildersprache“, von der Prof. Hübner sprach.
Typische Heilpraktikanten, die ja zumeist solchen Schwurbel als Medizin verkaufen, haben immer eine schöne Einrichtung.
Pflanzen, leuchtende Kristalle, Steine, gemütliche Decken, Astrozeugs… Dann das Gerede „uraltes Wissen“, „ganzheitlich“, „weit weg“, „sanft“ etc. erzeugt eine Stimmung.

In Krankenhausbilanzen wird Dekoration und Einrichtung unter Gedöns diskutiert und real darf es ja auch die Praxis nicht stören.

1 „Gefällt mir“

Nur gerade bei Homöopathie gilt ja nun nichts davon. Es ist kein „Altes Wissen“ (warum ist das überhaupt ein Maßstab?), es gibt keinen nachvollziehbaren Wirkmechanismus.
Woher weiß das Präparat, welchen der tausenden Stoffe aus der Ursprungssubstanz es zur Wirkungsentfaltung bringen soll? Warum soll etwas, das bei Gesunden das Beschwerdebild hervorruft, bei Kranken genau die Symptome bekämpfen?
Apropos „Symptome“… es wird der verjudeten Schulmedizin immer vorgeworfen, nur Symptombehandlung zu betreiben und nicht die Ursache. Man verdiene an Kranken ja so gut. Homöopathie „behandelt“ NUR Symptome. Und das mit der größten Handelsspanne für Haushaltszucker, die man sich vorstellen kann.

Und nur mal so nebenbei: Wenn Homöopathie wirken würde, bräuchten wir keine entsprechenden Präparate. Denn im Laufe der Jahrmilliarden wurde das Wasser schon mit allem Möglichen verrührt und verschüttelt.

3 „Gefällt mir“

Früher waren die Leute doch noch schlauer, wussten wie man gesund bleibt, deswegen wurden die damals auch alle 100 Jahre alt, während wir heute mit 40 sterben - ach nee, warte…

2 „Gefällt mir“

Eben…
Wenn die Homöopathie irgendwann mal vom Tisch geräumt wurde, wird es Zeit, sich um den anderen Plunder zu kümmern. Von der TCM angefangen bis zu Ayurveda. Daß das (zumindest teilweise) von den gesetzlichen KK und damit von der Allgemeinheit bezahlt wird, ist ein Skandal.

2 „Gefällt mir“

Es wird aber so verkauft und trägt zur Stimmung bei.

Und auch Dein restlicher Beitrag zeigt sehr schön: es werden viele Sachen behauptet, die einfach als wahr angenommen werden, obwohl sie extrem unwahrscheinlich sind oder sogar schon falsifiziert sind.

Ein leider ehemaliger Freund von mir ist auch sehr anfällig für Quatsch dieser Art. Er war schon immer anfällig für sowas. Nicht nur Homöopathie/Globuli, TCM, Heilsteine etc. Auch abstruse Konzepte wie „Hohle Erde“, Chemtrails fand er immer „interessant“ (bzw. erzählte sie in diversen Runden als Tatsachen).

Natürlich kam irgendwann Impfgegnerei dazu und in der Pandemie schickte er dann Querdenkermist rum. (Original Michael Ballweg). Später kamen dann die anderen Schwurbler dazu und er fing sogar an, AfD-Politiker zu reposten. Es ist bei uns so Brauch, immer „lächelnd zu schweigen“ oder es als „Meinung“ abzutun.

Ein paar Jahre vor der Pandemie hatte er in einer TV Show (!) einen Hypnotiseur gesehen und sich bei dessen „Seminaren“ eingeschrieben. Es blieb nicht bei dem Spleen und mittlerweile verkauft er allen möglichen esoterischen Kram an teilweise psychisch sehr Kranke (Missbrauchsopfer, psychotisch Gestörte, schwer Depressive). Als Heilpraktiker wird nie kontrolliert, was er da genau macht.

1 „Gefällt mir“

Leider ist mir aber auch schon 2mal unerwähnt von verschiedenen Apotheken homöopathischer Müll verkauft worden und ich dann erst beim Öffnen der Packung gelesen habe das es Schlangenöl ist.
Aber die haben dann auch von mir die entsprechende Ansage bekommen. Ich finde es hochgradig kriminell wenn man nach einer Arznei fragt und einem dann wirkstofffreies Placebo gegeben wird.

4 „Gefällt mir“

Das geht natürlich nicht, zumindest ein Hinweis hätte da von den Kollegen kommen müssen.

Wobei es auch Mischpräparate gibt, also zB Mittel, die eine pflanzliche Komponente und zusätzlich eine homöopathische Substanz beinhalten (zB Otovowen bei Nasennebenhöhlen-Infekten). Da wäre ein Nichterwähnen ggf. noch vertretbar gewesen.

Nie gehört

Naja, bisschen drüber.
Übrigens verdient die Apotheke im Zweifel mit klassischen Arzneimitteln mehr als mit Homöopathika, da die Marge da besser ist. Ein finanzieller Vorteil wird es daher wohl kaum gewesen sein.

Schlangenöl = Produkte die Quacksalber und Wunderheiler verkaufen, aber wirkungslos sind. Der Blogger Fefe hat den Begriff insbesondere für Antiviren-Software populär gemacht :smiley:

2 „Gefällt mir“

Wieder was gelernt.

Holger, ist dir der aktuelle Skandal um Ex-Fußballprofi Gary Lineker und der BBC bekannt? Wäre meiner Meinung nach ein gutes Thema für die Sendung, ansonsten Mal wieder Top-Folge, vielen Dank

1 „Gefällt mir“

Das Problem hier ist auch die politische / gesetzliche Adelung dieser Schwurbelei.

Medikamente bringen nur eine gesetzlich limitierte Marge. Schwurbelkram: weitestgehend freier Preis.

Beim Arzt dasselbe. Eine Stunde Beratung = eine Beratungsziffer = " Eingehende, das gewöhnliche Maß übersteigende Beratung – auch mittels Fernsprecher" => 8,55€
Eine Märchenstunde über Homöopathie => Preis beliebig. Meist zwischen 100€ und 200€.

Heilpraktikanten haben es da auch leichter. Sie können ihre „Praxis“ schön einrichten und ihre Zeit bezahlen lassen, können dementsprechend lange zuhören.

Ärzte haben feste Sätze und müssen viele Patienten versorgen, sind also darauf angewiesen sie möglichst schnell „durch haben“.
Das ist nicht gut, macht aber die Heilpraktikanten nicht akzeptabel.

Diese simple Einteilung ist so nicht richtig. Nur verschreibungspflichtige Arzneimittel haben Festpreise.
Frei kalkulierbare, nicht-verschreibungspflichtige Mittel gibt es sowohl auf allopathischer als auch homöopathischer Seite.

„Allopathisch“ ist ein euphemistisch klingender Ausdruck, den Schwurbler für ihre Pseudomedizin erfunden haben.
Natürlich meinte ich die verschreibungspflichtige Medizin. Die Preisbindung für alle anderen wurde auch 2004 erst aufgehoben. Immerhin haben diese Medikamente aber eine Wirkung.