Interessante Sendung, aber mit der Ausnahme Palio doch sehr US-lastig. Für sehr wichtig im Dokumentationsbereich halte ich z. B. die Filme von Gualtiero Jacopetti und Franco Prosperi, hier vor allem „Mondo Cane“ und „Africa addio“. Die Filme sind aus meiner Sicht von Grund auf humanistisch, aber zugleich pessimistisch, schon zu ihrer Zeit Kontroversen und Vorwürfen ausgesetzt (u. a. „Das wilde Auge“ von Paolo Cavara und „Cannibal Holocaust“ von Ruggero Deodato sind auch als kritische Reflexionen der Mondo-Dokumentationen zu verstehen) und passen heute erst recht nicht mehr zum Mainstream.
Man könnte zwar streiten, ob es sich um Dokumentationen im strengeren Sinne handelt, da insbesondere bei Mondo Cane oft auch scheinbar zufällig Impressionen aus verschiedensten Ecken des Globus aufeinander folgen, aber der Wahnsinn hat hier durchaus Methode, im Falle von Mondo Cane z. B. die Bräuche und Rituale „exotischer“ Völker mit denen der westlichen Welt zu kontrastieren und so zu zeigen, dass auch die Einwohner westlicher Industrieländer letztlich nicht weniger bizarr in ihrem Verhalten sind als die Angehörigen von Kulturen, die uns kaum vertraut sind. Die Filme von Jacopetti und Prosperi haben zahlreiche Nachfolger nach sich gezogen, die dann zum großen Teil weitaus sensationsgieriger sind und vor allem „schockierende“ oder auch sexlastige Eindrücke zu präsentieren suchen. Sicher Filme, über die sich verschärft streiten lässt, aber auch heute noch m. E. wichtig.