Folge 217: Dokumentationen - u.a. The Act of Killing, The Bridge, Palio

Ich denke, dass man die sehr wohl braucht. Und sie jetzt mit „krasse Bilder“ abzutun, als würden die Zuschauer unbedingt sterbende Menschen sehen wollen, halte ich auch für ziemlich daneben. Es geht doch darum, dass man dem Zuschauer einen möglichst echten und starken Eindruck beim dokumentieren eines Themas übermittelt. Sollte es Dokus über 9/11, Stierkämpfe, Bürgerkriege, Massentierhaltung, usw. jetzt ohne die dazugehörigen Bilder geben? Ich finde nicht.

„Tja, leider kann man es einigen nie Recht machen“ – Mir muss niemand etwas Recht machen, ich schreie ja nicht nach Verbot. Doch man darf äußern, wenn einem etwas nicht gefällt, oder? Du bist offenbar der Meinung, dass dieser Film dazu dient, ein Thema in den Fokus zu rücken, über das zu wenig gesprochen wird. Die Art und Weise, wie dieser Film gemacht ist, soll die Absicht verstärken. Nun, für mich ist es nichts weiter als ein Effekt, ein Kunstgriff, ohne dass es dem Anliegen, das Du unterstellst, dienlich ist. Es hat schon seinen Grund, warum man für den Spannungsbogen Dean ausgewählt hat. Die Art und Weise, wie er gesprungen ist, war ja geradezu ein Geschenk für den Filmemacher.

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„Menschen wie Volker“, oha.
Ich hab mir die Doku ja angeschaut. Und das kann auch weiterhin jeder andere tun, denn ich habe nicht vor dagegen eine Petition zu starten oder You Tube aufzufordern sie doch bitte zu entfernen um das Thema irgendwie zu tabuisieren.

Sich zu dem gewählten Ansatz kritisch zu äußern sollte aber dennoch möglich sein ohne dass es gleich zum Problem erklärt wird.

Du hast doch oben selbst eingeräumt, dass die Inszenierung mindestens in einem Fall spannungsheischend und verwerflich sei. Warum bist Du dann trotzdem so überzeugt, dass die Absichten der Filmemacher ansonsten selbstlos und edel waren? Das passt doch nicht wirklich zusammen.

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Man kann stattdessen auch bspw dafür sein, assistierten Suizid zu erlauben.

Warum bist Du davon überzeugt, dass die Absichten der Filmemacher effekthascherisch und verwerflich seien, wenn dieser eine Fall nur 1% der ganzen Doku ausmacht? Man kann diesen Aspekt kritisieren, ohne das man den Machern der Doku eine zynische Absicht unterstellt. Die hätten ja auch eine Doku machen können, die nur die Tode zeigt. So ist es aber nicht.

Und „Menschen wie Volker“ war nicht so gemeint, wie es rüber kam. Das habe ich falsch formuliert. Du und Anna hatten ja dieselbe Meinung und ich habe für meine Argumentation jetzt einfach dich herausgenommen und wollte damit eigentlich sowas sagen wie, „Menschen die wie Volker so denken…“. Das war auch nur auf diese Dokumentation bezogen und nicht generell auf dich als Menschen. Das ist mir jetzt erst aufgefallen, als du das zitiert hast. Das habe ich falsch ausgedrückt.

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Ich habe gar nichts zu explainen. Hätten mir für den Film gereicht und ich hätte ihn auch bis zum Schluss angesehen – und die Fragen und Gedanken in mir wären die gleichen gewesen.

Joshua Oppenheimer hat nach The Act of Killing den Dokumentarfilm The Look of Silence produziert, der den Massenmord in Indonesien aus Opferperspektive darstellt.

Ich wünsche mir weitere Pantoffelkino-Ausgaben mit Dokumentarfilmen, gern auch wieder in dieser Runde.

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Tolle Folge; allein schon, weil’s eben mal was komplett anderes ist. Und genau das hat Pantoffelkino anderen Kino- bzw. Film-Sendungen im Netz voraus. Macht bitte weiter so!

Noch drei Tipps für Doku-Interessierte:

Until The Light Takes Us: Eine Doku über die zweite Welle des Black Metal (Anfang der 90er), die vor allem durch Mord und Kirchenverbrennungen über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde. Ist letztlich vielleicht ein bisschen zuuu künstlerisch und bis zum Schluss klärt der Film nicht das große „Warum?“, aber als Fenster in eine Welt, die ich nicht kenne, aber äußerst faszinierend finde, sehr zu empfehlen.

13. November – Angriff auf Paris: Von den Naudet-Brüdern, die auch den unglaublichen 9/11 mit/über den/die Feuerwehr-Leute gemacht haben. Minutiöse Aufbereitung des Anschlags, weltklasse skizziert (spätestens im Bataclan-Abschnitt entwickelt sich eine ungeahnte, räumliche Tiefe) und bietet sogar Platz fürs Zugeben falscher Handlungen und surrealen Witz.

Apollo 11: Für dieses Projekt wurden alte 65mm- & 70mm-Aufnahmen benutzt, restauriert und für ein scheinbar komplett auserzähltes Ereignis erneut montiert. Dadurch erhält dieser Menschheitstraum nicht nur eine neue Strahlkraft, sondern vermag auch den bekannten Ausgang abermals spannend zu gestalten. Beispielsweise bei der letzten Besprechung vor dem Start:

Die Gesichter von Armstrong, Aldrin und Collins irgendwo zwischen hochkonzentriert und völlig neben sich; ich: „Was die sich wohl grad denken?”, Matt Mortons dröhnender Score setzt ein und man sieht die Etappen der drei Leben aufblitzen und zum Schluss wieder deren angespannten Gesten.

Hab den zum 50. Jahrestag der Apollo-11-Mission im Savoy gesehen… und war auch Ende des Jahres mein Film des Jahres.

Das ist mal wieder so eine typische schwarz/weiß-Sicht der Dinge.
Es geht hier nicht ums „ob“ sondern ums „wie“.

Man muss nicht alles zeigen.
Das so was wie „abschrekende Bilder/Filme“ kaum was taugen sieht man doch an der Zigarettenindustrie.
Die Anti-Raucher-Filme mit Ekel-Raucherbein-Ansicht damals in der Schule haben die Raucher erst mal dazu gebracht eine „Beruhigungszigarette“ zu rauchen.

Vorher aber sagst du:

Also was denn jetzt.
Nach den Ausschnitten aus dem Trailer erkenne ich nicht, dass Suizid grausam und brutal ist. Das sah ganz anders aus.

Bei Supersize Me stellt sich aber die Frage, was hier wirklich untersucht wurde. Wie ungesund Fast Food ist oder wie ungesund es ist, sich vollzustopfen.

Siehe hier dies Video (die entscheidende Stelle ist ab Minute 5:58):

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Super Size Me kann man aktuell auf Netflix schauen.
Super Size Me 2 auf Amazon Prime.

Cinemania habe ich vor vielen Jahren zufällig nachts im Fernsehen entdeckt. Total faszinierend. Leider ist der Film zurzeit schlecht zu bekommen. Es gibt ihn nur als überteuerte DVD. Für Filmfans ist diese Doku aber höchst empfehlenswert. Sein Nerdtum muss man auch erst mal auf diese Weise ausleben können, wie diese illustre Runde im Film es tut.

Aktuell gesehen habe ich die Netflix-Doku Athlete A über die unfassbare Geschichte des ehemaligen Arztes des amerikanischen Turnverbandes, Larry Nassar, der über 20 Jahre lang hunderte von Mädchen missbraucht hat. Trotz des Hintergrundes eine warmherzige Doku, die überzeugend verdeutlicht, warum das korrumpierte System dieses auf extremen Erfolg ausgerichteten Sports dieses Missbrauchsausmaß ermöglicht hat. Die Doku ist dankenswerter Weise auch nicht auf Sensation aus.

Wenn es noch etwas Musikalisches sein darf, empfehle ich die Doku Sing! Inge, sing!, über die beste Jazz-Sängerin, die Deutschland hatte: Inge Brandenburg. Die Plattenfirmen wollten aus ihr eine Schlagertante machen, was sie sich nicht gefallen lies und so zog sie den Unmut der Branche auf sich. Nach gerichtlichen Streiteren, persönlichen und gesundheitlichen Problemen, drehte sie der Musik in den 1970er Jahren den Rücken zu. 1999 verstarb sie verarmt und weitgehend unbekannt. Mittlerweile ist ihre Musik wieder erhältlich, wohl auch aufgrund dieser Dokumentation, die eine schöne Hommage an diese schwierige, aber höchst interessante Persönlichkeit darstellt.

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According to Steel, [Gene] Sprague „walked across the bridge from the south to the north side and then from north to south, which are typically tourists. I did not think he would jump, but it must have been something about him that caught my attention.“

Mich hätte interessiert, wie man die umstrittenen Aufnahmen von The Bridge technisch realisiert hat. Man muss ja vom Ufer aus filmen, wenn man unbemerkt bleiben will. Wie schaffen die es, frontal aufs Geländer zu filmen?

Den gibt’s ja wirklich - hab ich echt noch nie von gehört! Danke für den Tipp!

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Dokus zum Zugunglück von Eschede könnte man auch mal besprechen.

Ich möchte mich hier auch für die Folge bedanken.
Ich habe mir dieses schon desöfteren gewünscht und ihr habt echt eine tolle Sendung gemacht. Besonders interessant fand ich Annes Beitrag über die Geschichte des Dokumentarfilms. Ich werde mir aufjedenfall den einen oder anderen besprochenen Film ansehen

Zu The Act of Killing: Danke dass ihr diesen wirklich großartigen Film einem größeren Publikum vorgestellt habt. Es gibt da übrigens einen zweiten Teil namens The Look of Silence, indem mehr auf die Opferperspektive eingegangen wird.

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Sie filmen nicht frontal aufs Geländer. Da ist immer ein Winkel von links unten nach rechts oben.

Wirklich gelungen Folge. Ich hoffe, ihr macht mal ein Wunschfilm-Spezial, bei dem ihr euch Dokus anschaut, die per Zuschauer-Voting gewählt worden sind.

Meine drei Lieblingsdokus sind: Religulous, Ikarus (auf Netflix anschaubar) sowie Kubrick, Nixon und der Mann im Mond.

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Schön, dass beim Thema Moore Aufklärung betrieben wurde. War auch ein grosser Fan von MM, aber war sehr erschüttert als ich all diese Fakes mitbekommen habe. Es sind nicht nur kleine Sachen, wo Kosmetik betrieben wurde, er hat absolut gewollt Szenen gefälscht, die im Film wichtig waren. Für mich war er danach absolut unten durch und ich schau mir nie wieder was an von dem, denn das ist eine Schande für jeden Dokumentarfilmer. Und so ein Typ hat nen Oscar.

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