Folge 2: Das Bedingungslose Grundeinkommen

Es sind nur 80% die abgezogen werden, ab irgendwas um 1.000-1.200 Nettoeinkommen sind es dann 90%, aber da fällt man in der Regel, zumindest als Single, eh aus dem ALGII-Bezug raus.

Aber ob nun 90 oder 80%, das macht keinen großen Unterschied. Ich persönlich habe inkl. Aufstockung und abzüglich der Monatskarte, die ich brauche um auf Arbeit zu kommen, ~200€ mehr als wenn ich Zuhause bleiben würde (Überstunden, Zuschläge und Sonderzahlungen wurden von mir jetzt nicht berücktsichtigt). Da hat der Herr schon recht, nach dem jetzigen System ist der Ansporn arbeiten zu gehen definitiv viel kleiner als mit BGE. Selbst wenn ich 50% Steuern auf mein Einkommen zahlen würde, dann hätte ich Netto mit BGE fast doppelt so viel wie ein ALGII-Bezieher jetzt.

Richtig ist, dass es absolut keinen Sinn macht weiterhin an einer 40h-Woche festzuhalten. Maximal 30-35h bei gleichem Lohn sollten es flächendeckend schon sein. Immerhin diente die Einführung der 40h-Woche damals nur zur Überwindung einer Krise und war nix anderes als eine Lohnkürzung, die so, zumindest im Osten, nie rückgängig gemacht wurde. Da auch immer mehr Maschinen die Arbeit übernehmen und allgemein ein einzelner Arbeiter viel effektiver arbeitet als noch vor einigen Jahren, ist es nur logisch, dass die Menschen entweder deutlich mehr verdienen müssten oder eben fürs gleiche Geld weniger Stunden arbeiten sollten. Die Unternehmensgewinne steigen seit Jahren ja schon deutlich schneller als die Löhne.

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Lustig, mit genau den gleichen Befürchtungen gibt es Finnland anscheinend eher positive Testpraxis:

Darüber hinaus kann man vortrefflich darüber streiten, ob 10% “nicht mehr zur Verfügung”-Stehende in einer immer stärker automatisierten Gesellschaft tatsächlich ein diskutables Problem darstellen.

Anders herum wird ein Schuh draus: Wenn du dem BGE ankreidest, dass 10% aller Leute gar nicht mehr arbeiten gehen wollen, musst du eigentlich ohne BGE sicherstellen, dass diese 10% stets gut bezahlte Jobs bekommen können, und das, obwohl in den vergangenen 30 Jahren und in den kommenden 30 Jahren so viele Stellen der Automatisierung zum Opfer gefallen sind.

Würde der Staat/die Marktwirtschaft DAS leisten können, wäre BGE überhaupt kein Problem.

Die Realität sieht doch anders aus: Ohne einen extrem großen Niedriglohnsektor und ohne Lohndumping an allen Ecken und Enden wäre unsere Gesellschaft schon 2007/2008 zusammen gebrochen.

Am besten sollte man dieses in 4-Jahresplänen festhalten, oder? Ich habe leider noch nie so viel Mist gelesen. Klar sind MINT-Fächer wichtig, aber ebenso wichtig sind die Geisteswissenschaften. Das Eine bedingt das Andere. Und wer entscheidet, welches Fach sinnlos ist? Der oberste Sowjet? :joy:

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Geisteswissenschaften als unwichtig zu bezeichnen ist sicherlich übertrieben. Sie aber auf die gleiche Stufe zu heben wie MINT-Fächer ist lachhaft. Die Arbeitslosenquoten, die Berufseinsteigergehälter und Lebenseinkommen der jeweiligen Absolventen sprechen für sich. Und da Bekannterweise Angebot und Nachfrage den preis bestimmen, lässt sich daraus ablesen, MINT-Abschlüsse sind ein Vielfaches wert.

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Das BGE ist für den Einzelnen eine feine Sache, für die Allgemeinheit eine Katastrophe und unbezahlbares Harakiri. Natürlich würde ich auch gerne mal eine Zeitlang die Füße hochlegen und mal in den Tag hineinträumen, keine Frage. Besonders reizvoll ist das auch dann, wenn ich weiß, dass die anderen Idioten sich für mich krummbuckeln! Wenn ich mir das aussuchen dürfte, würde ich es auch machen und reichlich ausnutzen…

Gott sei Dank kann ich es mir nicht aussuchen.

Mich würde interessieren, ob die Befürworter auch das Risiko sehen?

Wenn man das BGE einführt und das ganze in die Hose geht, ist Deutschland völlig im Arsch und wird zu einem 3. Welt Land. Da stellt sich einfach mal die Frage, wieso man so ein Risiko eingehen sollte.

Wenn du mich fragst, gerät unsere Marktwirtschaft immer mehr aus den Fugen. Sie funktioniert im Wesentlichen nur noch durch den Export und den durch Rot-Grün erzeugten Niedriglohnsektor.

Das ist ein äußerst fragiles System.

Sollte der Export irgendwann mal einbrechen, werden die Arbeitslosenzahlen in D förmlich explodieren und das Land in eine tiefe Depression stürzen.

Die Fragilität unseres Wirtschaftssystems hat auch der Crash 2007/2008 gezeigt, oder warum sonst hat Fr. Merkel hunderte Milliarden Euro quasi über Nacht in die Banken gepumpt? Wenn unsere Wirtschaft so stabil wäre wie du anscheinennd annimmst, wäre das schlicht nicht nötig gewesen, Beträge in dieser Größenordnung zu verbrennen.

Von daher muss man sich die Frage zurück geben: Fühlst du dich auf dem Deckel des gigantischen Export-Pulverfasses wirklich so wohl, dass du Alternativen zum gegenwärtigen Gesellschaftssystem ohne weiteres Nachdenken pauschal ausschließen willst?

Warum arbeitest du nicht jetzt schon reduziert?

Daran arbeiten Linke Parteien ja unentwegt, egal ob nun die Dämonisierung der Industrie oder schwachsinnige Umweltpolitik, alles, was der deutschen Industrie Wettbewerbsvorteile wegnimmt, wird dort ja vorangetrieben. Ist das eine Drohung?

Was hat die Finanzkrise direkt mit der deutschen Industrie zu tun? Wo kommt diese Kausalkette her? Ehrliche Frage.

Also hat die SPD dort trotz massiver Invasiver Eingriffe in den Markt durch Mietpreisbremse, Mindestlohn und co. keine Verbesserungen vorgenommen? Oh Junge, das ist mal eine Erkenntnis. Ansonsten sollte man dieses „aus den Fugen geraten“ vielleicht mal erklären.

Dieser Fetisch auf den Binnenhandel inklusive Verteufelung von Export ist angesichts globalisierter Weltmärkte sowieso etwas befremdlich. Sollte der Export einstürzen (deswegen nie links wählen, dann passiert das nicht), ist Deutschland als Land ohne Bodenschätze (und ohne vernünftiges Militär) sowieso am Arsch.

Stimmt nicht.

Womit wir wieder beim Menschenbild der rechten wären, nach dem ohne straffe Führung und Sanktionen die Menschen nur Unfug treiben würden. An diesem Posting exemplarisch auch schön zu sehen, wie von sich selbst auf andere geschlossen wird.

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Mietpreisbremse erweist sich als recht wirkungslos und Mindestlohn ist so ein „masssiver Invasiver Eingriff“ in den Markt, dass selbst die USA den haben und 22 Länder mindestens in der EU.

Den Vergleich lasse ich nur durchgehen, wenn die USA auch ein ähnlich restriktives Arbeitsrecht hätten wie wir. Spoiler: Dem ist nicht so.

Dank den vielen befristeten Beschäftigungen sind die Unterschiede in den Bereichen, wo der Mindestlohn primär relevant ist, eher gering.

Mindestlohn ist ein ganz normales Instrument, was sehr viele Staaten einsetzen. Braucht man nicht auch noch verdammen und zu einem “massiven invasiven Eingriff” zu erklären.

De facto legt er in Deutschland nämlich auch nur fest, dass man bei Vollzeit etwas mehr Geld hat, als wenn man hartzen würde. Sollte jeder “Arbeit muss sich wieder lohnen”-Vertreter ja eigentlich gut heißen.

Das ist ernsthaft die erstbeste Antwort, die dir als Antwort einfällt? Eine bloße Ausrede? :smiley:

Ich habe auch nicht gesagt, dass Mindestlohn gut oder schlecht ist. Aber es ist de facto ein Eingriff, und auch ein invasiver (Stichwort Tarifhoheit).

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Das ist doch keine Ausrede, wenn ich sage, dass der Arbeitsmarkt im Mindestlohnbereich nicht sehr restriktiv geregelt ist.

Es wäre nicht wertend gewesen, wenn du bei “Eingriff” geblieben wärst. Es war aber ein “massiver Invasiver” Eingriff.

Ach ganz ehrlich, auf diese Korinthenscheißer-Semantik-Debatte hab ich keine Lust, vor allem nicht mit einem notorischen Besserwisser wie dir. Es ist faktisch ein invasiver Eingriff, und auch kein kleiner. Das versteht jeder mit einem Grundverständnis von Marktwirtschaft. Aber da ich echt besseres zu tun habe und das so eine derartig irrelevante Nebendiskussion ist: Du hast Recht, Baru. So wie immer und jederzeit. Du hast nie Unrecht und liegst nie falsch, selbst wenn du was falsches sagst.

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Ist ja schön, dass wir auch mal Gemeinsamkeiten haben!

Einfache Kausalkette:

  • Geld wird in unserem Wirtschaftssystem durch Banken „erzeugt“ (Geldschöpfung – Wikipedia)
  • Banken gehen der Reihe nach Pleite (Crash 2007/2008 ohne spontane Rettung durch Merkel mit den „Rettungs“-milliarden der Steuerzahler)
  • der Giralgeldkreislauf kommt zum Erliegen (schon alleine, weil der Geldkreislauf in Zeiten des bargeldlosen Geldverkehrs überhaupt nicht mehr vorstellbar ist - nur ein Bruchteil des Buchgeldes existiert auch in Form von Münzen und Scheinen)
  • Geld verliert rapide an Wert (keine noch existierende Bank nimmt es mehr an, warum sollten Unternehmen oder Privatleute noch auf die bedruckten Scheinchen vertrauen?)

Wie soll deiner Meinung nach eine giralgeldbasierte Wirtschaft ohne Giralgeld funktionieren? Brauchst du wirklich einen Rechenschieber, um zu erkennen, dass x (Geld im Umlauf) * 0 (Gegenwert Euro im Falle eines Crashs) = 0 ergibt, egal wie groß x ist?

Auf die Punkte bin ich schon zuvor eingegangen.

Davon ab nochmal ein paar Fragen an dich:

  1. Hältst du es für eine gute Idee, dass man in Städten wie Berlin und München mit einem normalen Einkommen praktisch keine Wohnung mehr bezahlen kann? Das ist nämlich das, was der freie Markt dort tut, die Wohnpreise sind so stark angestiegen, dass einkommensschwache Familien zunehmend aus die Stadt raus ziehen müssen. Ist das deine Vorstellung von Gerechtigkeit?

  2. Hältst du es für gerecht und sozial gerechtfertigt, dass Menschen 40 Stunden pro Woche arbeiten gehen und von ihrem Lohn nicht mal ihren Lebensunterhalt bestreiten können? Falls Nein, warum bist du dann gegen den Mindestlohn?

  3. Zum zweiten Mal die Frage: welche Eingriffe hat die SPD (in alleiniger Verantwortung) denn sonst vorgenommen? Da kam bisher genau null

Hab ich doch - nur du willst es nicht sehen. Ist aber nicht mein Problem.

Binnenhandel, Import und Export sollten ausgewogen sein, findest du nicht? Deutschland hat ein starkes Übergewicht auf Export, und durch den Euro kann sich in der EU niemand so richtig wehren (Stichwort Währungsabwertung).

Anders herum gefragt: Alles, was irgendwo exportiert wird, muss doch irgendwo importiert werden. Wenn wir in Deutschland milliardenhohe Üerschüsse durch exzessiven Export erzeugen, dann muss global betrachtet dieser Überschuss anderswo in dieser Welt sich in Form von Schulden aufhäufen. Oder macht es puff und der Überschuss fällt einfach so vom Himmel?

Deinen Glauben hätte ich auch gern.

Du vergisst die ganze Zeit, das die CDU maßgeblich den Werdegang Deutschlands bestimmt hat - der SPD als Juniorpartner hat man zwar den einen oder anderen Brocken hingeworfen (Mindestlohn), aber die Merkel und die CDU( gibt ganz klar den Kurs vor. Deine Partei ist mit verantwortlich dafür, das so langsam alles vor die Hunde geht!

Die CDU so darzustellen, als hätte die übermächtige (lol!) SPD hier die letzten 13 Jahre die Vorgaben gemacht und die arme CDU konnte in ihrer Not immer nur abnicken, das ist schon eine schön-starke Realitätsverzerrung, in der du dich da bewegst.

Doch.

Man nennt es auch „Lebenserfahrung“.