Folge 2: Das Bedingungslose Grundeinkommen

Du begehst den althergebrachten Fehler „Erwerbsarbeit“ mit „Nützlichkeit“ gleichzusetzen, und zwar als einzige und alleinige Möglichkeit, der Gesellschaft von Nutzen zu sein.
DAS ist völliger Quatsch.
(Davon ab, daß einige Berufe das genaue Gegenteil von gesellschaftlich „nützlich“ oder „gewinnbringend“ sind.)
Erwerbsarbeit wird überbewertet und das sage ich sicherlich nicht aus Faulheit.

Was du im Grunde sagst ist: JEDER muss für seinen Unterhalt irgendwie leiden, schliesslich musste ich das auch, so wie meine Eltern und Großeltern!
Das ist Neid im Endstadium.

So pauschal ist das nur noch Stalinismus.

Also doch, entweder man arbeitet, egal wie und wo oder man sollte kein ALGII beziehen. Ist klar.

Also doch, entweder man arbeitet, egal wie und wo oder man sollte kein ALGII beziehen. Ist klar.

Ja, natürlich. Alles Andere ist unfair gegenüber denen, die arbeiten. Durch die Abschaffung/Reduzierung von Sozialabgaben würde ja auch das Netto-Gehalt steigen.

Unfair ist es, wenn man Leute unter Druck setzt jedwede Arbeit anzunehmen, genauso unfair wie Leute, die jedwede Arbeit zu jedweder Bezahlung annehmen. Solche Praktiken drücken das Lohnniveau und das ist alles andere als fair der Gesellschaft ggü.

Ich persönlich verkaufe meine Arbeitskraft auch nicht pro Monat, sondern pro Stunde, deswegen lehne ich es auch ab Vollzeit für den Mindestlohn arbeiten zu gehen und verdiene lieber Tarif in einer Teilzeitstelle. Das ich hab damals beim Amt auch direkt so gesagt als die mir erklären wollten, dass die mir genau 0 Stellen anbieten können, wo ich den selben Stundenlohn habe wie jetzt, aber Mindestlohn doch super wäre.

Mittlerweile habe ich inkl. aller Zuschläge nahezu das gleiche Geld in der Tasche wie Vollzeit mit Mindestlohn, arbeite aber nur halb so viel.

Dann bist du auch nur noch halb so nützlich.
Schäm dich!

Nö ist er nicht. Solange er sich nicht von der Allgemeinheit unnötig alimentieren lässt ist alles gut! Gilt übrigens auch für den spätrömisch dekadenten Millionär, der es nicht nötig hat zu arbeiten. Ich freue mich grundsätzlich über jeden, der dem Staat nicht auf der Tasche liegt!

Jetzt muss ich noch einmal nachlegen und erklären, welche Arbeit ich glaube gemacht werden sollte.

Wenn ich mir die Verschmutzungen der Grünanlagen angucke, davon weiss das es alte Leute gibt, die Hilfe im Haushalt benötigen oder Leute im Altersheim fehlen, die den Alten mal vorlesen oder mit denen spazieren geht, finde ich schon, das dieses arbeitslose zu leisten haben!

Jedem fallen sicher noch viele Dinge ein, welche in unserer Gesellschaft geleistet werden sollten und wieso nicht die welche Geld vom Staat erhalten? Wenn ich arbeiten geh muss ich ja auch Steuern bezahlen und das ist ja auch nicht menschenunwürdig.

Wer also dagegen ist, das Arbeit gegen Arbeitslosengeld geleistet werden MUSS, muss ja auch dagegen sein, das man überhaupt Steuern zahlt.

Dabei geht es mir überhaupt nicht darum, das arbeitslose nun Vollzeit “Sozialarbeit” leisten sollen, sondern ein paar Stunden in der Woche schon leistbar sein sollte. Bitte jetzt nicht das Märchen davon, das dieses “normale” Arbeit verdrängen würde. Bestimmte Dinge werden einfach nicht gemacht und eine Kontrolle könnte man schon einführen.

Wer sich dagegen verweigert, sollte kein Geld mehr erhalten! Wenn ich meine Steuern nicht bezahle, werde ich schliesslich auch dazu gezwungen.

Und im Grunde zeigt das auch, wie faul wir Menschen sind und das ein BGE nicht dazu führen wird, das wir nun alle fleissig Tätigkeiten nach gehen werden. Wenn dem so wäre, würden ja heute schon eine überzahl von ALG 1 und 2 Bezieher nützlich machen. Mir ist auch nicht bekannt, das es eine Flut an “Bewerber” bei den 1 Euro Jobs gibt. Dort gibt es ja auch pro Stunde mehr als 1 Euro extra und man könnte ja auch dazu verdienen.

Da lege ich auch noch mal nach: Ich kann es nicht verstehen, dass hier in der Gegend ständig händeringend nach Zeitungs- und Prospektausträgern gesucht wird. Wiese reißen sich die „armen“ Hartz-IV-Empfänger nicht darum, sich hier ein paar Euro hinzuzuverdienen? Und wenn es nur 50 - 100 €/Monat sind - das ist doch angeblich für einen Hartz-IV-Empfänger viel Geld? Ich rede hier nicht von gesundheitlich angeschlagenen (Frische Luft ist allerdings durchaus gesund!), sondern von denen, die körperlich dazu in der Lage sind.

Und warum gibt es eigentlich alleinerziehende Arbeitslose? Es werden in Deutschland händeringend Tagesmütter gesucht. Warum kann eine alleinerziehende Mutter auf Hartz-IV nicht als Tagesmutter arbeiten?

Und warum habe ich, als ich noch Arbeitgeber war, ständig Arbeitslose im Jogginganzug kaugummikauend im Vorstellungsgespräch sitzen gehabt, die auch noch frech zugegeben haben, nur den Stempel zu benötigen? Jaja ich weiß: Anekdotische Evidenz!:roll_eyes:

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Rechnet sich das überhaupt irgendwie bei Spritkosten und Verschleiß?

Und wenn du Arbeitgeber warst, dann erzähl doch mal mehr. Um was für Stellen ging es, wie war der Stundenlohn, mit welcher Qualifikation wurden die vom Jobcenter geschickt, wie sicher war die Stelle, hättest du einen Langzeitarbeitslosen genommen usw.

Edit2:

Für Tagesmutter muss man eine Ausbildung von 160 Stunden immerhin absolvieren. Dazu muss man räumliche Anforderungen erfüllen, wie ausreichend Fläche zum Spielen in der Wohnung, Schlafmöglichkeiten und Möglichkeit in der Nähe zum Spielen in der Natur. Für den Start muss man erstmal finanziell in Vorleistung treten. Und es ist sicherlich als Tagesmutter auch nicht praktisch, wenn man immer wieder ausfallen kann, weil das eigene Kind krank ist und dann keiner kommen darf oder das eigene Kind dann weggegeben werden muss für die Zeit.

Deine Vorschläge scheinen beide etwas unausgegoren.

Bei unserem Reklameblättchen brauchst du kein Auto. Da werden dir die Zeitungen im Paket vor die Haustür geschmissen und du hast dann 2 Tage Zeit bei freier Zeiteinteilung die Pamphlete zu verteilen.

Busfahrer. Stundenlohn beschissen aber branchenüblich bei ca. 10,50 €/h (vor ca. 10 Jahren), Voraussetzungen: Führerschein und gute deutsche Sprachkenntnisse. Die vom Arbeitsamt geschickt wurden konnte man im Grunde fast alle vergessen. Wurden in irgendeine Weiterbildung gezwungen auf die sie keinen Bock hatten. Im Grunde kann ich die Leute auch verstehen: Für Alleinstehende bedeutet das deutlich höheres Einkommen als Hartz IV, als Familienvater wärst du im Grunde bekloppt für das Geld arbeiten zu gehen. Ich versichere aber, dass ich mir nicht auf Kosten der Leute eine goldene Nase verdient habe - sonst würde ich das immer noch machen!

Das ist natürlich eine Zumutung!

Für eine 2-Zimmer-Wohnung natürlich Ausschlusskriterium. Aber der Staat zeigt sich hier unter Umständen durchaus großzügig und gibt Zuschüsse für größeren Wohnraum. Das wird natürlich nicht bei allen funktionieren, aber warum das nicht häufiger genutzt wird ist mir halt ein Rätsel.

Das hiesse dann, man müsste sich darauf verlassen, daß immer eine gewisse Arbeitslosenquote gehalten würde, damit diese Dinge erledigt werden?

Warum irgendwelche Pflege- oder Reinigungskräfte einstellen, wenn die Harzer für 1€/Std. dazu gezwungen werden können?
Das ist Realität, kein Märchen. Gerade dem Pflegebereich schaden die billigen, staatlich subventionierten Billigjobs erheblich, weil sie die Verhandlungsposition der eh schon arg Unterbezahlten Kräfte schwächen.

Du lebst ja auch nicht am Existenzminimum und musst nicht hungern, wenn du deine Steuern zahlst.

Um diese Jobs bewirbt man sich ja auch nicht. Viele H4er freuen sich aber in der Tat, wenn ihnen sowas angeboten wird. Viele eben auch nicht.
Im Endeffekt beweist das aber das BGE betreffend überhaupt nichts, weil die Bereitschaft von Langzeitarbeitslosen zu einem 1€-Job wahrlich kein Maßstab ist, den man hier anlegen kann.
Völlig andere Baustelle.

Stelle dir einfach mal konkret die Situation vor:
Würdest du persönlich dann in deiner Nachbarschaft Zeitungen und Prospekte verteilen, so daß sofort jeder über deine Situation bescheid weiss?
Weit ausserhalb deiner Gegend wäre ja schwer möglich.

Auch wenn das alles hier ja längst nicht mehr zur Sendung und dessen Thema BGE gehört …

Hatten die Jogginhosenträger schon den Personenbeförderungsschein oder müsste der noch gemacht werden?

Dürften dann aber sehr kleine und unregelmäßige Sachen sein. Hier kommt die Prospekt-Werbung mit den Stadt-Werbezeitung und die wird mit dem Auto ausgefahren.

Man sollte sich zumindest auch Gedanken machen, warum solche Jobs nicht angenommen werden und warum gleichzeitig nicht der Stundenlohn solange steigt, bis sich jemand findet. Es sollte ja neben klassischen Arbeitslosen auch jüngere Menschen geben, die Geld zusätzlich gebrauchen könnten.

Muss erstmal genehmigt werden. Darf man sich ja nicht mehr selbst aussuchen, wenn man Hartz 4 bezieht. Und dazu besteht ja das Problem, dass man sein eigenes Kind in der Zeit auch betreuen lassen muss.

Eine Zwei-Zimmer-Wohnung fällt imo komplett weg dafür. Größere Wohnung muss dann genehmigt werden, inklusive den Umzugskosten und einer Neuaustattung. Dazu muss man auch altersgemäßes Spielzeug, Wäsche usw. kaufen. Man kann ja nicht einfach die Sachen seiner Kinder zweitverwerten. Ob das Jobcenter das wirklich so gerne mitmacht? Ich habe meine Zweifel.

Danke für die Antwort. Ist ja auch eine der Branchen, die für Arbeitnehmer in näherer Zukunft fast komplett wegfallen wird. Dass man ohne Kinder deutlich eher noch eine Arbeit annehmen kann und das diese eher zumutbar ist, kann ich auch nachvollziehen.

Ich würde auch vermuten, dass solche Jobs in Deutschland keine Perspektive bieten können. Für einen beschissenen Lohn zu arbeiten ist doof. Es kann akzeptabel sein, wenn sich dadurch Chancen für die Zukunft ergeben. Da hier aber sehr vieles restriktiv an passende Ausbildungen geknüpft ist und ein Hocharbeiten nicht erwünscht ist und dazu noch die Gesellschaft eher verächtlich auf die unteren Berufsgruppen schaut, ist es dann doch schon sehr schwierig, eine Motivation zu haben, einen (Wieder-)Einsteigerjob anzunehmen. Und nimmt man einmal den Job als Busfahrer an, ist man darin solange gefangen, bis man die Kündigung bekommt. Eine gute Weiterbildung oder gar volle Ausbildung wird man nicht bekommen. Und an der Stelle kann es dann sogar rational sein, solche Jobs nicht anzunehmen, weil man dann zumindest für die Zukunft sich die Chance auf was besseres erhält.

Ich finde wirklich nicht das man auf derartige Befindlichkeiten Rücksicht nehmen muss. Nicht, wenn es um Begriffe wie Armut und Existenzsicherung geht. Zumal der Großteil der betreffenden Nachbarschaft in solchen Fällen sozial vermutlich auch nicht viel besser gestellt ist.

Oh wie schlimm. Jeder kann sehen, das man Werbung austrägt. Oh wie schlimm und peinlich.

Solche Aussagen ärgern mich genauso wie die Aussage heute mittag im Radio, das man als ALG2 Bezieher seinen Kinder keine Markenkleidung kaufen könnte, obwohl diese das doch so gerne hätten und diese deshalb auch als ALG2 Bezieher erkennbar sind.

Wer diesen ganzen Quatsch selber hören will, sollte sich das Tagesgespräch von Bayern 2 von heute mittag raus suchen.

Das Anspruchdenken ist einfach unglaublich. Auch skandalös, das man als Bezieher dieser Leistung nicht mal in den Urlaub fahren kann. All so ein Blödsinn wurde dort von Anrufern und einen Studiogast vertreten.

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Es ging hier um einen Zuverdienst, nicht um eine vom Jobcenter vorgeschlagene Stelle.
Zuverdienst ist freiwillig und Dosenstolz fragte, warum ALG2-Empfänger sowas nicht machen würden (Das würde übrigens keinen Einfluss auf die „Kosten für die Gesellschaft“ haben, weil der Verdienst eines Prospekte-/Zeitungsausträgers im Allgemeinen unterhalb des Freibetrages liegt). Dafür habe ich eine von vielen möglichen Erklärungen geliefert.

Natürlich ist das wieder etwas anderes, wenn man einen Vermittlungsvorschlag für eine Vollzeitstelle bekommt.

Aber darum geht es ja eben beim BGE: Soziale Teilhabe.
Soll heissen: Jeder Mensch hat das Recht auf ein menschenwürdiges Leben (Art. 1 GG), die Teilnahme am sozialen Leben gehört dazu, denn sonst hat man die Situation wie heute:
Vereinsamte und depressive Menschen, die u.U. psychischen Schaden davontragen und deshalb noch viel schwieriger wieder in die Gesellschaft/den Arbeitsmarkt einzugliedern sind.
Niemand fordert, daß sich ein Arbeitsloser einen Porsche oder goldene Wasserhähne leisten können muss. Nur eben genug, um damit ein würdiges Leben zu führen und sich weiterhin als Teil dieser Gesellschaft und als Mensch zu fühlen.
Und das macht ein BGE möglich, das nämlich seiner Natur nach kein Almosen darstellt.

DAs habe ich schon verstanden. Ich finde die Grundidee ja auch ganz toll. Wer das nicht toll findet, hat eine an der Klatsche.

Ich, und auch viele andere, bezweifeln, das so ein System funktioniert. Also ich kann mir vom BGE tolle teure Kleidung kaufen und auch ein Urlaub is drin. Fast keiner wird dann noch den Arsch hoch bekommen um zu arbeiten. Wozu auch? Wenn ich ein einigermassen gutes Leben führen kann, ist mir Zeit wichtiger, als noch mehr Geld.

Nochmal. Keine Frage, sowas wäre toll, aber es wird nicht funktionieren.

Wenn du so willst, ist H4 bereits eine Art Grundeinkommen, das allerdings an Bedingungen geknüpft ist. Nun ist es ja aber durchaus möglich, dieses System zu behumsen, wenn man denn partout nicht arbeiten will. Warum machen das dann nicht viel mehr Leute?
Stell dir das BGE einfach wie ein etwas höheres, bedingungsloses H4 vor.
Glaubst du wirklich, daß die Leute sich mit dem ‚Mindestlohn‘ zufrieden geben und auf Luxus verzichten würden? Denn das BGE erlaubt ja keine großen Sprünge.
Jedes Jahr Urlaub in Wanne-Eikel anstatt auf Ibiza?
Einen alten Golf anstelle des Lexus?

Siehst du, und da behauptet meine Kristallkugel etwas anderes als deine.

Das sind alles arbeiten, die Leute gegen Bezahlung machen sollten, wofür aber kein Geld da ist. Macht man das jetzt gratis, dann wird sich da erst recht nix ändern.

Nur als Beispiel, ein Freund von mir hat im Altenheim als Betreuer angefangen, also war zum bespaßen der Leute dort. Am Ende hat er aber Aufgaben eines Pflegers gemacht und dort Ärsche abgewischt, wofür er freilich weder ausgebildet war, noch bezahlt wurde, weil die Betreuung der Leute Ehrenamtliche übernommen haben. Genauso wie ich jemanden kenne, der genau deswegen als Betreuer keinen Job gefunden hat und dem seine Umschulung wurde vom Amt finanziert.

Es ist also totaler Mumpitz zwanghaft zu fordern, dass Hartzer Jobs machen sollen, für die andere bezahlt werden müssten. Es ist natürlich löblich ehrenamtlich sich im Altersheim zu betätigen, aber das hat eben auch Schattenseiten.