Welche Gruppe erwachsener Männer macht bitte einen Ausflug in den Zoo?
Also die Kombination, Gruppe erwachsener Männer + 1 kleines Mädchen, kriegen wir auch häufiger hin.
Aber gut ich bin halt alleinerziehender Vater und ab und an wenn ich mit meiner Kleinen in den Zoo gebe schließen sich meine Brüder und vll auch mal der ein oder andere unseres Kumpels an.
Insofern ist der Zooausflug als solches nicht zu verurteilen. Und es stimmt das gerade dieser Pädophilenbeitrag so unglaublich schlecht gemacht ist, dass man gar nicht anders kann als erst einmal an ein Fake zu denken.
Diese Pädophilen verhalten sich zwar selbst wenigstens grenzwertig, aber es ist nun einmal alles legal. Nur den Vater von dem kleinen Mädchen sollte man vielleicht darauf hinweisen, dass es nicht unbedingt die beste Idee ist seine Tochter diesen Personen mitzugeben. (Ich gehe mal davon aus, dass er nichts von der Neigung von denen weiß und daher einfach nur dachte: Hey mein Bruder will mit ein paar Kumpels in den Zoo und hat sie gefragt ob sie mitkommen will, warum nicht. Hab ich mal wieder Zeit mich hier in Ruhe um alles zu kümmern.)
Der Vergleich mit der Wodkaflasche bei den anonymen Alkoholikern halte ich für durchaus sinnvoll. Wenn ich weiß, dass ich eine bestimmte Schwäche habe, die bei mir dazu führen kann, dass ich gesellschafts- oder selbstschädigendes Verhalten an den Tag lege, dann werde ich versuchen jeder Versuchung aus dem Weg zu gehen. Ein Alkoholiker sollte tunlichst kein Alkohol im Haus haben. Ein Pädophiler sollte soweit möglich den Umgang mit Kindern meiden, solange nicht die Eltern des Kindes dabei sind.
Es geht nicht darum, dass man befürchten muss der Pädophile würde sie im nächsten Moment vergewaltigen oder so. Aber unter Umständen kann er einfach bestimmte Grenzen der körperlichen Nähe nicht richtig einschätzen. Was man ja durchaus im Beitrag sieht mit diesem „rumhüpfen“. Wenn er das Kind kaum oder gar nicht kennt, dann ist das einfach eine Form der körperlichen Nähe die zu weit geht.
Wenn ich sowas zwischen meiner Tochter und einem meiner Freunde sehen würde, dann würde mir das zu weit gehen.
Was der Beitrag von RTL also durchaus zeigt, sind Grenzüberschreitungen und fahrlässiges Verhalten. Aber das ist beides nichts was irgendwie rechtlich relevant ist oder eines echten Skandals würdig. Maximal die angeblichen „Aussagen“ der Pädophilen wären wirklich schlimm, nur kann man da nicht beweisen, dass diese wirklich getätig wurden. In dem Fall gilt also: In dubio pro reo.
Alles in allem würde ich hier also sagen: Holgers Bewertung ist vollkommen richtig. Hier haben wir es mit einem übertrieben skandalisiertem Beitrag zu tun, der die schwere gesellschaftliche Stellung von Pädophilen noch weiter ausbaut und zementiert. Unglücklich ist höchstens der sehr unkritische Umgang mit dem Interviewpartner. Das kann man aber entschuldigen, wenn man sagt, man wollte ihm halt nur eine Plattform für eine Gegendarstellung bieten.
Wie auch immer, den ersten Teil dieses Beitrags halte ich durchaus für vertretbar. Er hat kleinere Schwächen, aber nichts wodurch man einen großen Vorwurf in Richtung Fernsehkritik produzieren kann.
Nun kommt man zu der Sache mit den „12 Stämmen“ und an der Stelle wurde ich doch ein wenig wütend, bis ziemlich wütend, bis so wütend, dass ich eine Nacht darüber geschlafen habe, bevor ich hier schreibe.
Zur Einleitung eine Feststellung: Dieser Beitrag ist der schlechteste Beitrag von 140 Folgen Fernsehkritik.
Zitat Holger: „Das muss man nicht gut finden.“
Nein. Das DARF man nicht gut finden. Schläge als „Erziehungskonzept“ sind durch NICHTS entschuldbar. Wer glaubt sein Kind als Erziehungsmaßnahme schlagen zu müssen, der darf dieses Kind nicht weiter erziehen. Diese Eltern sind allesamt als Eltern ungeeignet.
In dem Moment in dem ich als „erzieherische Maßnahme“ zuschlage, beweise ich nur eins: Ich habe versagt, als Erzieher, als Vater, als Mensch.
Dazu erst einmal eine erzieherische Grundfrage: Was bringe ich meinem Kind den bei wenn ich es schlage?
Folgendes: Ich zeige meiner Tochter, dass ich recht habe weil ich ihr körperlich überlegen bin. Das ist auch die Nachricht die Kinder mit in ihr Leben hinaustragen. Deshalb neigen Menschen die als Kind geschlagen worden sind eher zur Gewaltanwendung und schlagen mit hoher Wahrscheinlichkeit ihre eigenen Kinder. (Das trifft zum Glück nicht immer zu, aber die Statistik sagt, dass er sehr wahrscheinlich so ist.)
Was aber noch viel schlimmer ist, als das ich dem Kind beibringe, dass Gewalt eine Methode der Problemlösung ist. Ich bringe dem Kind bei, dass Regeln nicht begründet sein müssen. Das es Regeln gibt die einfach unumstößlich sind und nicht hinterfragt werden dürfen.
Als ich das letzte mal nachgesehen habe, lebten wir noch in einer Demokratie mit freier Meinungsäußerung.
Wenn ich will, dass mein Kind als mündiger Mensch in einer Demokratie aufwachsen kann, dann muss ich diesem Kind beibringen, dass JEDE Autorität hinterfragt werden muss. Das JEDER Befehl und jede Aufforderung erst einmal auf ihren sinnvollen Gehalt überprüft werden muss.
Das beginnt bei ganz einfachen Sachen wie der „roten Ampel“. Ich bleibe nicht an der roten Ampel stehen weil die Ampel rot ist, sondern weil es gefährlich ist sie zu missachten. Warum beachte ich die rote Ampel dann auch wenn ich alleine bin? Weil ich einsehe das ich für eine Zeitersparnis von 30 Sekunden nicht das Risiko eines Irrtums meinerseits eingehe.
Genau das kann ich meinem Kind erklären, ich kann es vielleicht auch festhalten wenn es trotzdem auf die Straße rennen will. Aber ich kann es NIEMALS schlagen.
Also noch einmal: Die Formulierung „man muss das nicht gut finden“ ist so dermaßen falsch, dass ich versucht bin Wörter und Formulierungen zu benutzen, die ich bei Usern aus dem Beitrag entfernen müsste.
Bleiben wir bei folgendem Zwischenfazit: Wenn du die Formulierung genauso gemeint haben solltest. Also als grundlegende Akzeptanz von Schlägen in der Erziehung. Den dieser Satz setzt sich logisch folgendermaßen fort: „, aber es geht mich ja nichts an wie andere Leute ihre Kinder erziehen.“
In dem Fall muss ich sagen, ist das absolut armselig. Ein Armutszeugnis für deine gesellschaftlichen Fähigkeiten.
Nun zu den „Verteidigungsversuchen“ der 12 Stämme.
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Die Frequenz der Schläge ist vollkommen unerheblich. Es wird offen zugegeben das die Schläge zum „Erziehungskonzept“ gehören. In dem Moment muss man nicht einmal mehr nachfragen ob das Kind über jemals geschlagen worden ist. Allein die Drohung es irgendwann einmal zu tun und im Zweifel zu wiederholen ist ausreichend.
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Auch die Härte der Schläge ist unerheblich. Der Schlag als Erziehungskonzept dient, wie oben schon beschrieben, dem Zweck einem Kind „Autorität aus körperlicher Überlegenheit“ als richtig zu verkaufen. Damit erzieht man sein Kind direkt zu gesellschaftsschädigendem Verhalten.
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Es ist unerheblich ob es den Eltern verboten ist aus Wut zuzuschlagen. Erstens weil die Kinder den Unterschied sowieso nicht verstehen. Zweitens weil dadurch das System ad absurdum geführt wird, sollten die Kinder den Unterschied verstehen. Die Kinder lernen dann nämlich, dass ein Regelverstoß nicht mehr bestraft wird wenn er schlimm genug ist. (Weil sobald ich Mama oder Papa wütend mache, hauen sie nicht mehr zu.) Drittens könnte man einen einzelnen Schlag im Affekt der Wut vielleicht sogar noch verzeihen. Zumindest kann man sich dann bei dem Kind entschuldigen und in Sack und Asche kriechen. Affekthandlungen kommen vor und können verziehen werden. Berechnung hingegen nicht.
Kurzum dieses gesamte „Erziehungskonzept“ dieser Sekte ist nichts anderes als Kindesmisshandlung.
Soweit wie möglich ist diese Bewertung nur unter Beachtung der vorgetragen Verteidigung geschrieben, ich habe zumindest versucht die Bilder dabei auszublenden.
Weitere Punkte:
Mögliche Bearbeitung der Aufnahmen? Würde ich nicht ausschließen wollen, der Beitrag ist tatsächlich übertrieben dramatisch aufgezogen. Aber der Hinweis der Bearbeitungsdaten ist zumindest dürftig.
Die „unter Druck gesetzte Behörde“… nein die Polizei hat hier vollkommen richtig gehandelt. Es gab einen gut begründeten Verdacht darauf, dass die Kinder misshandelt werden. Wäre die Polizei nicht ausgerückt, dann wäre das ein Skandal gewesen. Da muss kein Druck aufgebaut werden.
„Keine Misshandlungsspuren“: Das führt direkt zu meinem Punkt 2, es ist unerheblich ob man die Spuren der Schläge sehen kann oder nicht. Die Kinder tragen diese Spuren in sich und zwar ein leben lang. Das wird man nicht wieder los.
Abschließendes Fazit: Der Beitrag von RTL mag übertrieben dramatisch sein, er mag nachbearbeitet worden sein, usw. usf. RTL mag hier alle Fehler gemacht haben die du auflistest. Sehe ich alles gerne ein. Aber es ist mir auch vollkommen egal was RTL da nun genau getan hat oder nicht. Weil viel schlimmer das ist was du in deinem Beitrag dadrüber tust.
Du relativierst und verteidigst Kindesmisshandlung in diesem Beitrag.
Ob die 84 Schläge an 2 Tagen oder in einem Jahr verteilt worden sind, tut überhaupt nichts zur Sache.
Die Abwesenheit äußerlicher Spuren der Misshandlung sind egal.
Mit diesem Beitrag stellst du dich direkt hinter eine Gruppe die ein Verbrechen nicht nur begeht, sondern dieses Verbrechen auch noch offiziell zugibt und als etwas „positives“ verkauft. Das alleine ist schon widerlich. Aber anstatt zumindest das herauszustellen pflichtest du dieser Gruppe auch noch bei und relativierst ihre Verbrechen.