Zunächst, liebe Tina, lieben Dank für deinen freundlichen und ehrlichen Eingangs-Post. Viele Leute fangen eine solche Diskussion ja mit der Bemerkung an: „Ich verstehe zwar sehr gut Englisch“, und sagen dann: „aber ich möchte trotzdem alles auf Deutsch hören.“ Sehr sympathisch dagegen deine Erläuterung, dass du grundsätzlich schwer mit einer Fremdsprache klarkommst und dich mit Deutsch viel wohler fühlst, was selbstverständlich vollkommen ok ist.
Ich überlege wirklich, wie wir Zuschauern wie dir entgegenkommen könnten. Synchronisation zeigen geht nicht, die gibt ein falsches Bild der Wirklichkeit und wird in den meisten Fällen den Filmen nicht gerecht, die wir besprechen. (Wir sind allerdings keineswegs Feinde der Synchronisation; für deren Besprechung haben wir bei Massengeschmack sogar ein eigenes Format.) Untertitel einblenden geht auch nicht, die lenken diejenigen Leute ab, die das englische Original genießen wollen. Man guckt ja doch unwillkürlich hin! Dann wären noch Nachfolgeprobleme zu bedenken: Wenn schon auf die einen Rücksicht nehmen, dann sollten wir für die Gehörlosen wohl auch die ganze Sendung untertiteln, und die Blinden bräuchten in den englischen Parts noch ein Voice-Over.
Klar wäre das alles wünschenswert, am besten jeweils ein- und ausschaltbar, sodass jeder Zuschauer vorher wählen kann, in welcher Form er die Sendung sehen möchte (oh, und eine komplett englische Fassung wäre da natürlich noch toll!). Aber können wir diesen Service noch zusätzlich leisten? Und vor allem: Wäre er wirklich so gefragt? Das Wesentliche ist doch Folgendes:
Die paar Sekunden Ausschnitte, die wir zeigen, sind gar nicht dafür gedacht, dass man jedes Wort versteht. Um da alles verstehen zu können, würde ja selbst die deutsche Sprache nicht reichen. Wir müssten genau erläutern, in welchem Kontext der Ausschnitt steht, was vorher passiert ist, wie die Figuren zueinander stehen usw. Uns geht es aber vielmehr darum zu zeigen, wie die Schauspieler sprechen, und dass es Menschen gibt, die andere Sprachen sprechen. Beides geht in der Synchronisation verloren, und beides ist doch auch interessant für Menschen, die es normalerweise nicht so mit Fremdsprachen haben, oder? Nimm es einfach als Einblick in eine Welt, die du dir normalerweise nicht ansiehst.
Um das Verständnis der gezeigten Ausschnitte zu erhöhen, haben wir uns für folgende Methode entschieden: Wir erläutern alles, was wir für wichtig halten, vor oder nach dem Ausschnitt. Und wenn wir nichts erläutern, kommt es oft eher auf Sprachmelodie und Rhythmus an und weniger aufs wörtliche Verstehen. Wir geben da einen sanften Hinweis: Samurai sprechen selten Deutsch, und wer einen Film mit Patrick Stewart sieht, der sollte auch mal hören, wie Patrick Stewart spricht. Wir ihr die Filme dann zu Hause seht, wollen wir keinem vorschreiben. Aber im Serienkiller könnt ihr euch doch kurz mal anhören, wie sie in echt klingen, oder?
Da fällt mir die Geschichte ein, wie Lily Allen einmal in „Wetten, dass“ auftrat und diesen Song vortrug, in dem es darum geht, dass ihr Mann sie nicht befriedigt. Die Kamera zeigte im Publikum viele, nun ja, ältere Herrschaften, von denen man annehmen sollte, dass sie aufgrund eines solchen Inhalts schon mal die Stirn runzeln würden. Aber nichts da! Sie schunkelten munter mit bei dem anscheinend süßen Lied und hatten offenbar kein Wort verstanden. Auch Gottschalk machte keine Anstalten, den Inhalt des Liedes zu verraten und plauderte mit Allen auf dem Sofa über Belanglosigkeiten. Versteht ihr, dass ich darin ein Problem sehe? Dieses deutsche Publikum hatte kein Wort verstanden, und hat damit recht wenig davon verstanden, was in der Welt so vor sich geht.
Daher bin ich dafür, zwei Dinge zu fördern: Das Publikum, das immerhin Englisch in der Schule gelernt hat, muss auch lernen, den Inhalt einfacher englischer Sätze zu erkennen, wenn sie einem im Alltag begegnen. Es erweitert einfach den Horizont. Dabei kommt es weniger darauf an, alles perfekt zu verstehen, sondern mehr darauf, das Hinhören zu üben. Und wenn man als Journalist (oder auch Showmaster) nicht davon ausgehen kann, dass das Publikum wesentliche Teile eines englischen Texts versteht, dann sollte man diesen auf Deutsch erläutern. Ich glaube, das ist unser Vorgehen im Serienkiller.