also eigentlich kann man einem nicht gläubigen kaum erklären, was religion und glaube bedeutet, wie soll man einem blinden erklären, wie rot aussieht.
aber einen versuch ist es wert.
Ich sag es ja immer wieder-wenn ich in Gesprächen beleidigend werde, dann nicht ohne Grund. Naja, ich halte mich vorerst zurück.
ja, du hast das wesen der religion nicht verstanden, was du hier aufzeigst, sind die ergebnisse menschlichen fehlverhaltens und von machtgier und die ergebnisse der vermischung von religion mit menschlichen macht- und hierarchie-strukturen. und genau das ist es, woran die religion auch immer wieder scheitert, daran, dass der mensch sie missbraucht, was aber nicht bedeutet, dass sie in ihrem wesen eine schlechte sache ist. schwarzpulver an sich ist auch keine schlechte sache, sondern die tatsache, dass der mensch sie für kriegsführung und mord verwendet hat.
Der „Missbrauch“ von Religionen liegt, Angesichts der Tatsache, dass die meisten Religionen sich als „wahre“ Religion bezeichnen, direkt auf der Hand. Man hat eine Herde Schafe, die keines der Worte hinterfragt, die man spricht. Ist doch eine super Sache. Durch vollkommene Ignoranz in der Bevölkerung kann jeder Herrscher werden, Zweck der Religion Nr. 1
Der Vergleich mit Schwarzpulver hinkt zudem massiv, da er vielmehr zeigt, wie sehr man wissenschaftlichen Fortschritt missbrauchen kann. Der „Missbrauch“ von Religion hingegen zeigt nur, dass man Ignoranz noch ein bisschen ignoranter macht, bravo. Überlasse die Analogien denen, die sie beherrschen.
ich sage nicht, dass jeder gläubige gut daran tut, seinen verstand abzulegen, ganz im gegenteil, ich stehe dafür, glauben und wissenschaft nebeneinander existieren lassen zu können.
Eine friedliche Koexistenz der beiden auf langfristiger Ebene ist nicht möglich. Newton war beispielsweise einer der genialsten Forscher überhaupt und trotz allem ein religiöser Fundamentalist. Das bedeutet allerdings nichts, da Newton selbst nebst seiner Arbeit ein unglaublicher Spinner war, der Alchemie betrieben hat und sich auf die Suche nach dem Stein der Weisen gemacht hat. Gleiches gilt für Bernhard Riemann, der die Grundbausteine für die Mathematik der Relativitätstheorie gelegt hat. Dass man genial ist, ist kein Argument dafür, dass man nicht doch ein Wahnsinniger ist.
religion ist nicht dazu gedacht, physikalische grundsätze zu erklären oder dazu, wissenschaft in irgend einer art und weise zu ersetzen. sie ist dazu da, menschliche perspektive zu geben. sie gibt mögliche antworten auf die fragen, die die wissenschaft nicht lösen kann. woher kommen wir, wohin gehen wir. sie gibt hoffnung, und zwar nicht auf weltliche güter in zeiten der materiellen not, sondern darauf, dass nicht alles vorbei ist, wenn der körper versagt, dass es da noch mehr gibt in uns drin als nur neurale verbindungen, die uns steuern.
Doch. Genau deswegen ist doch die Existenz eines Gottes da, weil man vorher keine experimentellen Bedingungen hatte, wie oft noch.
Mögliche Antworten ist gut. Wie wäre es mit „möglichst sichere“ Antworten? Außerdem-wer sagt, dass die Wissenschaft diese Fragen nicht noch zu unseren lebzeiten löst? Wissenschaft ist ein Prozess und behauptet, im Gegensatz zu ignoranten Märchenonkeln, nicht transzendent über Zeit und Raum zu schweben und alle Antworten parat zu haben. Das ist kein Argument für Religionen, sondern eines für ihre Ignoranz.
sie sagt uns, dass wir so etwas wie einen freien willen haben und nicht nur opfer von vorhersehbaren neuralen prozessen sind. sie gibt regeln für das menschliche zusammenleben, sie gibt einen sinn. denn würden wir der wissenschaft glauben, so sind wir nur launen der natur, warum beenden wir unsere sinnlosen leben dann nicht? warum haben wir angst vor dem tod, wenn er doch nur das verlöschen, das ende der existenz bedeutet? warum lernen wir, warum arbeiten wir? wofür, wenn wir nur da sind um des daseins willen. die wissenschaft kann klären, warum der mensch als solches entstand und ich würde auch als tiefgläubiger mensch niemals darwins theorie anzweifeln. aber der glaube und die religion geben uns gründe dafür, uns nicht gegenseitig die schädel einzurennen, sie geben uns motivation dazu, weiterzuleben.
insofern glaubt wohl auch jeder sich selbst als atheist bezeichnende mensch an etwas, welchen grund hätte er sonst, weiterhin zu essen, zur arbeit zu gehen, zu überleben.
Genau das sind wir-zufällig entstandene Lebewesen. Ich bin glücklich damit