Da hier anscheinend nur Threads für Mangas und Bücher unter 200 Seiten bestehen, erlaube ich mir mal die Freiheit, einen Thread für Bücher aller Art aufzumachen, indem ihr eure Empfehlungen bzw. Verrisse posten könnt.
Meine letzte Lektüre war:
„Wehe, wenn sie wiederkehren“ von John Saul
Ein sehr schöner Horrorroman a la King - soll heißen, den Großteil des Buches passiert nichts und Spannung wird nicht nur durch Übersinnliches, sondern auch durch desolate Familienverhältnisse erzeugt. Der Roman handelt von einer früher recht angesehenen Familie, die sich aber inzwischen auf Spendenampel-Gelb-Niveau befindet. Ein Vorfall ein Jahr vor den Ereignissen des Haupthandlungsstrangs, an den sich niemand so recht erinnern kann, traumatisierte Tochter und Vater schwer, wobei erstere stumm und letzterer impotent geworden ist, was zu dementsprechenden Spannungen innerhalb der Familie führt. Die zweite Tochter kümmert sich zwar liebevoll um ihre apathische Schwester und ist Everybody’s Darling und der Familien-Saubermann, besitzt aber eine unheimliche Ähnlichkeit zu einem Mädchen auf einem über hundert Jahre alten Bild, dass vollkommen frei von Staub und Dreck im hintersten Winkel des Dachbodens gefunden wurde. Als im Laufe der Zeit immer mehr Kinder in der Gegend des Anwesens der Familie verschwinden, werden die stumme Tochter und ihr Vater den Statdbewohnern immer verdächtiger…
Ein tolles Buch, das ich alle paar Jahre wieder hervorkrame. Trotz den klischeehaften Tropes und den riesigen Plotlöchern spannend bis zum Schluss, inklusive einiger wirklich total abgefuckter Szenen, die sich nicht mal ein Eli Roth abzudrehen trauen würde. Vielleicht auch ein Grund, warum das Buch trotz Bestseller-Status in den 70ern nicht verfilmt wurde :ugly
„Ubik“ von Philip K. Dick
Dick ist sowieso mein absoluter Lieblingsautor. Seine Bücher sind zwar nicht gut geschrieben, jedoch so doppelbödig und tiefgründig wie kaum ein Werk eines anderen Autoren der „Trivialliteratur“. In seinen Romanen und Kurzgeschichten hat der von göttlichen Visionen geplagte Dick so ziemlich alle philosophischen und theologischen Fragen und Probleme abgehandelt, von Platons Politeia bis hin zum Determinismus und der Brain-In-A-Vat-Theorie. In „Ubik“ werden der Hauptcharakter und seine Kollegen, Agenten einer Firma, die übernatürlich veranlagte Menschen aufspüren sollen, nach einem Attentat in einer Art künstlichen Tiefschlaf gehalten und finden sich in einer perfekten Simulation unserer Wirklichkeit wieder - abgesehen davon, dass diese langsam verfällt, sich Flugzeuge langsam in Doppeldecker und Dollarmünzen in ältere Währungen zurückverwandeln usw. Das einzige was gegen den „Degenerationsprozess“ hilft - Ubik in Spraydosen.
Für Dick-Einsteiger wohl sehr verwirrender, aber auch superspannender Roman, den ich so ziemlich in einem durch gelesen habe. Stellt euch aber darauf ein, nochmal genauso viel Zeit in das Nachdenken über das grade Gelesene zu investieren.