Bundestagswahl 2009 - Das Ergebnis

Bin ich der Einzige der gestern nicht mit Anti-Depressiva ins Bett ist? Zwar regieren nicht meine Stimmen, aber es ist dennoch ein Ergebnis mit dem ich leben kann.

Nein, du bist nicht der Einzige. Ich habe nämlich auch nichts gegen Schwarz-Gelb. Ich find’s eigentlich ganz gut.

Bin ich der Einzige der gestern nicht mit Anti-Depressiva ins Bett ist? Zwar regieren nicht meine Stimmen, aber es ist dennoch ein Ergebnis mit dem ich leben kann.

Nein - das bist Du nicht. Habe zwr eigentlich gestern ein etwas anderes Ergebnis erwartet, aber das ist ja eh egal, denn „Nach der Wahl - ist nach der Wahl“. Freue wir uns jetzt schon auf das Jahr 2013.

Ich glaube das es durch Schwarz-Gelb endlich wieder klare Verhältnisse gibt. Die SPD profitiert auch davon. Sie kann sich in der Opposition wieder resozialdemokratisieren. Der Wähler hat die SPD zurecht abgestraft. Auf der einen Seite werben sie offensiv mit “sozialer Gerechtigkeit” und auf der anderen ALG II, Rente ab 67, Praxisgebühr…

Dann doch lieber eine glaubwürdige Union. Es wird schon nicht zu pauschalen radikalen Sozialkürzungen kommen, wie von den Linken propagiert. Die CDU bekennt sich zur sozialen Marktwirtschaft und stellt den Anspruch, eine Volkspartei zu sein und würde sich mit radikalen Kürzungen für die nächsten Wahlperioden unwählbar machen und auch die CDU, insb. Merkel und große Teile der CSU haben Interesse daran, das der Neoliberalismus nicht die Überhand gewinnt.

Sehr beruhigend zumindest daß die Piraten mehr Stimmen erhielten als alle Rechten zusammen, und das obwohl sie nicht überall wählbar waren. :?

Öhmm … nein?!
NPD (1,5%) + REP (0,4%) + DVU (0,1%) = 2,0%
Haben die Rechten also alle zusammen knapp mehr als die Piraten. :wink: Trotzdem sind die Piraten zumindestens die Führenden unter den „Sonstigen“. Mit 1,9% war zu rechnen, kann man aber denke ich froh drüber sein. Ich habe auf 2-3% getippt, war damit ja relativ nah dran.

Mit dem Wahlergebnis allgemein bin ich weder zufrieden, noch wirklich unzufrieden. Erstmal ist abwarten angesagt, bevor man Schwarz-Gelb verteufelt oder in den Himmel lobt. Eine CDU/FPD Koalition ist mir immer noch 1000 mal lieber als eine SPD/Linke Koalition. Und da realistisch gesehen auch von vornherein nur diese Koalitionen (+ weiterhin GK, was nichts gebracht hätte …) möglich gewesen wären, kann ich momentan eig. mit Schwarz-Gelb leben.

Eine Frau und ein Schwuler regieren Deutschland. Find ich toll. :smiley:
Das die SPD so stark verloren hat wundert mich nicht, lauter machtgeile Papnasen die eh keine geeigneten nachfolger haben und sich als 2te union überflüssig gemacht haben.

Ich frag mich manchmal, warum die Wähler ein solches Ultrakurzzeitgedächtnis haben.

Als ich gestern gegen 18:30 die ersten Hochtrechnungen “geniessen” durfte, da wurde mir rundherum schlecht. Einzige Gewinner der Wahl waren die kleineren Parteien, die großen hatten kräftig abgespeckt und doch reichte es zum desaströsesten Ergebnis seit langem.

Schwarz-gelb darf regieren. Und … Grinse-Guido, (ihr wisst schon, der Typ, dessen stetige Mimik (und Garderobe) unweigerlich an den eloquenten Gegenspieler aus dem ersten Batmanfilm erinnert) darf die Volksrepublik Deutschland sogar nach aussen vertreten. Super.

Schwarz-gelb hatten wir doch schon mal, gell?

Damals war Genschman der Fachmann für Äusseres, zog irgendwann beleidigt (mit dem übrigen FDP-Hofstaat) ab und stand flugs wieder nach dem Misstrauensantrag gegen Schmidt Schnauze und der Wahl der lauernden Bundesbirne als strahlender Verfechter schwarz-(rot)-[-]gelber[/-]goldener Aussenpolitik auf der Matte.

Schwarz-gelb rules … verbuchte massenhaft Steuererhöhungen (die vorher eifrig kopfschüttelnd negiert wurden) und wurde dann die Koalition der Wiedervereinigung, wobei schon frühzeitig Geburtshilfe für Hartz & Co gelegt wurde. Die Folgen sind hinreichend bekannt.

Schwarz-gelb,… jeder Lehrling in einer Werkshalle weiß was das heisst, “Kopf einziehen”, “Nicht anfassen” “Vorsicht!”. Schwarz-gelb ist der Kontrast, den Mutter Natur aus den gleichen Gründen ihren lästigsten Vertetern im Insektenreich - aus eben gleichen Gründen - angedeihen liess.

Nun gut,…
… wie vorangehend gesagt, bisher hat der Joker (pardonnez moi: Guido Westerland) nur von seinem Hochstuhl auf der Oppositionsbank stänkern dürfen, jetzt muß er zeigen, was in ihm steckt.

Die Wahl war ein Desaster … eine Koalition, die sich in den Anfängen zerfleischen wird, weil der Wadenbeisser von der Ex-Opposition die Filetstücke will, die Mutti Angie nicht so leicht rauszurücken gedenkt. Eine “mächtige” Regierung, in der der Geist Schäubeles (der ins belgische Ausland exportiert wird) weiter umherspuken wird, in der unsere Bundeskrippenmutti weiter fleissig das Internet zensiert, bis nur noch die Seiten mit der Maus und “Toggo” sauber durch den DNS laufen und in der Otto Graf … Pardon, Freiherr zu Gutenberg wieder die Wirtschaftskeule schwingt und Deutsche Arbeitnehmer dem Kündigungsschutz hinterwinken dürfen.

Und eine Opposition, deren Mitglieder zwar Stimmenzuwächse hatten, aber summasumarum weit unter ihren Kontrahenten bleiben. Eine Regierung, die da anknüpfen wird, wo Kohl aufhörte und eine Opposition, die keine ist.

Danke Deutschland …
Danke Überhangmandate …

@ Isegrimm: Ja und die NDP hatte mal ein paar Buchstaben mehr und regierte Deutschland ACHTUNG: IRONIE

Ich finde einen Vergleich zu früheren Zeiten kann man nicht bringen. Andere Zeiten, andere Parteivorsitzende, andere Ziele, andere wirtschaftliche Gegebenheiten, …

Achja, und Deutschland sagt: Gern geschehen… Also ehrlich man kanns auch übertreiben. Alle Wähler sind Idioten, das Wahlergebniss ist katastrophal, und wir sind dem Ende nahe. Sieht man dich morgen mit einem Schild auf den Straßen auf denen man das genaue Datum des Untergangs nachlesen kann?

Haben die Rechten also alle zusammen knapp mehr als die Piraten. :wink: Trotzdem sind die Piraten zumindestens die Führenden unter den „Sonstigen“. Mit 1,9% war zu rechnen, kann man aber denke ich froh drüber sein. Ich habe auf 2-3% getippt, war damit ja relativ nah dran.

Weißt du mehr als ich? Beim Bundeswahlleiter steht 2,0 % und 845.904 (Zweit-)Stimmen. Das steht da schon seit paar Stunden (es stand kurzzeitig auch mal 1,9%). Aber laut Bundeswahlleiter steht das Ergebnis auch noch nicht (24h nach der Wahl…).

Die Deutschen haben trotz aller unkonstruktiven Hetze gegen Schwarz-Gelb Rückgrat bewiesen und gut gewählt. Respekt! Jetzt wird sich ja zeigen, ob die Angst berechtigt war. Näher betrachtet haben aber eigentlich fast alle gewonnen: Die CDU ist nach vier Jahren Großer Koalition fast gleich stark geblieben, die FDP hat ein epochales Ergebnis eingefahren und wird Regierungsverantwortung übernehmen, die Grünen ein sehr sehr Gutes, die SPD kann sich in der Opposition erstmal wieder sammeln und ist dem endgültigen Tode durch vier weitere Jahre Verantwortung erstmal entronnen und die Linke wird ihre Träume von der totalen Gleichmacherei nicht in die Tat umsetzen müssen und hat somit ihr wichtigstes Wahlziel erreicht.

Eigentlich hat nur die CSU wirklich verloren, was auch die ganz leichten Verluste für die Union insgesamt erklärt. Die wurde von der FDP wirklich arg gerupft und das zurecht!

Ich versteh die ganze Polemik irgendwie nicht, so als ob die SPD alleine alles besser gemacht und das Allheilmittel für all unsere Probleme gewesen wäre.
Davon abgesehen finde ich die Idee der SPD eigentlich ganz gut, nur mussten viele die Erfahrung machen, dass es eben doch nicht alles so extrem sozial war, was mit der SPD beschlossen wurde. Wenn ich da an die Gesundheitsreform, Mehrwertsteuererhöhung, etc. denke hab ich eigentlich nur Minus-Zeichen in den Augen. Vor allem als Selbständige hab ich immer dann die Arschkarte, wenn NUR Großunternehmen und Arbeitnehmer irgendwelche Bonbons bekommen und man selber wieder gucken muss, wo man bleibt.

Ich finde einen Vergleich zu früheren Zeiten kann man nicht bringen. Andere Zeiten, andere Parteivorsitzende, andere Ziele, andere wirtschaftliche Gegebenheiten, …

Aha, bei CDU und FDP ist das tabu, bei anderen Parteien gerechtfertigt, kann man sich alles schön zurechtbiegen

Alle Wähler sind Idioten

Nein nur etwa 50% von etwa 72% Wahlberechtigten.

und wir sind dem Ende nahe

Da hast du allerdings recht. Warum Sorgen machen, 2012 geht die Welt eh unter und wenn Westerwelle als Außenminister kein Vorzeichen ist.

stimmt, ein noch klareres Verhältnis dafür, dass das gottgewollte Recht des Stärkeren endlich ungebremst agieren kann! Es wird höchste Zeit, dass wir diese ganzen überflüssigen Regulierungen radikal abbauen und uns endlich mal um die ganzen notleidenden Banker, Manager, Energieversorger, Großindustrielle (Kartelle sind eine total böswillige Unterstellung) kümmern. Damit sich in diesem Lande endlich mal wieder was dreht, können wir echt nicht mehr jeden Dödel hier mit durchfüttern, der dem Leistungdruck aus irgendwelchen Gründen nicht gewachsen ist.

ja wie geil ist der Satz denn?!?! Das lass ich jetzt mal gänzlich unkommentiert.

http://www.youtube.com/watch?v=vGuXVzgZ1uA

Jetzt hilf mir doch bitte noch mal auf die Sprünge… äh, für was genau hatte sich Merkel in den 4 Jahren ihrer Amtszeit nochmal stark gemacht ???

…und von den wirklichen Sauereien will ich hier erst gar nicht anfangen, nicht, dass der afgahnische Wahlkampfhelfer wirklich noch von einer deutschen Viedeokamera fotografiert wird -.-

The lunatics are taking over the asylum! Das Ergebnis der neoliberalen Machtergreifung wird für den sozialen Frieden in Deutschland verheerende Folgen haben. Das Erfolgsmodell von 60 Jahren Bundesrepublik beruht auf einem tragfähigen Sozialstaat.

Die Trickle-Down-Tagträume der asozialen Spaßpartei FDP hat Ronald Reagan bereits vor 25 Jahren am lebenden Objekt ausprobiert. Das Resultat war Massenverelendung in den USA aufgrund eines ruinierten Staatshaushalts und weitreichender Auflösung des sozialen Netzes.
Ein sich selbst finanzierender Aufschwung in Folge massiver Steuerentlastung der oberen Zehntausend ist ein schlimmerer Fall von Realitätsverweigerung als die „Reichtum für alle“-Parolen der Linken.

Das Erfolgsmodell von 60 Jahren Bundesrepublik beruht auf einem tragfähigen Sozialstaat.
[/quote]

Und die meisten dieser 60 Jahre Erfolgsgeschichte war die FDP an der Regierung beteiligt. :roll:

Wartet doch nun einfach mal ab, der Wahlkampf ist ja nun doch vorbei.
Die CDU hat kein Interesse an einer - wie du sie nennst - „neoliberalen“ Politik. Zumindest nicht wenn sie es nicht beginnend mit der NRW-Wahl der SPD nachmachen will. Und die FDP hat auch kein Interesse an sozialen Unruhen, das kann niemand mit 2 Öre Restvernunft und -verantwortung haben.
Einfach mal schön konsequent die Blutdrucktabletten schlucken und mal etwas sachlich bleiben.

naja Deutschland hat ja 16 jahre schwarz gelb überlebt (

die spd braucht so zu sagen regierungs- Urlaub wenn sie wieder stark ist (hoffentlich schon bei nrw Walen 2010)
wird sie wie der phoenix aus der asche aufsteigen :twisted: und mit den grünen und der piratenpartei regieren :smt007
ich freue mich schon auf das Gesicht von schäuble :smiley:

Und die meisten dieser 60 Jahre Erfolgsgeschichte war die FDP an der Regierung beteiligt.

Etwa 30 Jahre, war die Hälfte der Zeit, darunter 16 Jahre Kohl. Also unter die meiste Zeit versteh ich was anderes und zur Ära Kohl sag ich lieber nichts.

In früheren Jahren wurde die FDP in ihren Ansprüchen gebremst, da die Kräfteverhältnisse in den Koalitionen mit Union resp. SPD bei ca. 40 % zu ca. 7 % zuungunsten der FDP lagen.
Eine FDP, die knapp halb so stark ist wie die Union, kann ganz andere Forderungen stellen.

Ich werde mir Deinen Vorschlag zu Herzen nehmen und ein Valium einschmeißen. Vielleicht ist das alles auch nur ein böser Traum. :smt015

stimmt, ein noch klareres Verhältnis dafür, dass das gottgewollte Recht des Stärkeren endlich ungebremst agieren kann! Es wird höchste Zeit, dass wir diese ganzen überflüssigen Regulierungen radikal abbauen und uns endlich mal um die ganzen notleidenden Banker, Manager, Energieversorger, Großindustrielle (Kartelle sind eine total böswillige Unterstellung) kümmern. Damit sich in diesem Lande endlich mal wieder was dreht, können wir echt nicht mehr jeden Dödel hier mit durchfüttern, der dem Leistungdruck aus irgendwelchen Gründen nicht gewachsen ist.

Die FDP trug bisher am längsten Regierungsverantwortung in der Bundesrepublik Deutschland, nämlich insgesamt 42 Jahre, jedoch immer als kleinerer der Koalitionspartner. Die FDP ist jetzt stärker als je zuvor im Bundestag vertreten aber durch all zu radikale Einschnitte würde sie sich beim Wähler unbeliebt machen. Die Union ist auch daran interessiert, den Anspruch einer Volkspartei gerecht zu werden um nicht den „linken Flügel“ der CDU-Wähler zu vergraueln. Wie erwähnt, bekennt sich die CDU zur sozialen Marktwirtschaft. In der Opposition war die FDP nur von 1956 bis 1961, 1966 bis 1969 und 1998-2008. Unsere Eltern haben es überlebt.

Das dunkle Zeitalter hat begonnen. Wenn man gelb und schwarz mischt kommt kackbraun raus!

Mal ernsthaft: Was haben wir? Unser designierter Ausenminister spricht kaum ein Wort englisch und hat uns bereits gestern in einer Pressekonferenz international blamiert indem er einen Reporter unfreundlichst zurechtgewiesen hat. Schäuble kann nun ohne Gegenwehr seine Pläne vom Überwachungsstaat 2.0 durchsetzen – die FDP hat ja bereits angekündigt, dass sie keine Gegenwehr leisten wird, wenn sie nur irgendwie auf die Regierungsbank darf; Eine skrupellose Lügnerpartei! Aber was erwartet man schon von einem Politiker, der zum Wahlkampf Methoden verwendet, die sonst nur schwerkriminelle Einsetzen.

Ich sehe im wahrsten Sinne des Wortes schwarz für dieses unser Land. Dies wird mit Abstand die teuerste Suppe, die wir je bestellt haben. Wir haben vier Jahre zeit, sie auszulöffeln. Wir können nur inständig hoffen, dass in vier Jahren nochmals Wahlen stattfinden werden. Evtl. findet die CDU auch einen Weg, ihre Position sauber zu verankern sodass wahlen überflüssig werden.

Vielleicht ist Endzeitstimmung jetzt gerade fehl am Platze aber doch ist eine Katastrophe unbeschreiblichem Ausmases passiert, die uns im besten Fall nur unser Erspartes kosten wird. Vielleicht kostet sie auch die Hand oder sogar das Leben.

Ich melde mich mal (habe gerade Zeit) aus meiner Postpause zurück und gebe meine Gedanken zu dem Thema in schriftlicher Form ab.

Ich bin ein wenig enttäuscht, hatte ich doch die Hoffnung, dass es nicht für Schwarz-Gelb reicht. Ich mag die FDP nicht, weil ich in Bildungspolitik und Mindestlohnsache doch eher weniger elitäre bzw. wirtschaftsdarwinistische Standpunkte vertrete (auch wenn ich zumindest den Ansatz, mehr in Bildung zu investieren, sehr begrüßenswert finde). In diesen Bereichen stimme ich weitaus stärker mit der Linken überein, obgleich man sich bei ihrem Programm auch die Frage der Umsetzbarkeit stellen muss (was auf andere Parteien teilweise aber genauso stark der Fall ist… bisschen Pokern ist wohl in jedem Wirtschaftsprogramm der Parteien enthalten).

Die CDU ist zwar die stärkste Partei geblieben, hat aber dennoch Verluste hinnehmen müssen. Ob sie im Wechsel zu dem Fünfparteiensystem, in dem wir uns spätestens seit vorgestern befinden, doch als Erfolg betrachtbare Prozentzahlen erreicht hat, kann man diskutieren. Fakt ist, dass sie als Sieger aus der Großen Koalition hervorgegangen ist, während die SPD eine herbe Niederlage einstecken musste.

Dass die SPD momentan also in einer Sackgasse ist, ist auch klar. Sie hat jetzt die Gelegenheit, sich zu erneuern. Vorraussetzung ist, dass die Notwendigkeit dazu von ihren Mitgliedern erkannt wird. Hierzu wäre vielleicht ein noch katastrophaleres Ergebnis nötig gewesen. Wie eine große Koalition (die ich mir als Weg dorthin hätte vorstellen können) das in meinen Augen mittelfristig eher ermöglichen hätte können, erkläre ich gleich noch.

Die FDP hat, vermutlich auch mit Rückenwind der Hoffnung, durch sie besser aus der Krise zu starten, deutlich zugelegt. Vielleicht ist das auch dem Allgemeinen Oppositionsbonus zuzuschreiben. Oder aber es ist der Wunsch einiger nach einer wirtschaftlich kompetent scheinenden Regierung, der dahinter stand. Man will ja auch die Schulden wieder loswerden…

Die Grünen sind weder Verlierer noch Sieger. Sie waren vorher Opposition, ohne die SPD angreifen zu können, und sind es jetzt wieder, ohne nennenswerte Stimmzuwächse, aber wenigstens ohne Verluste. Dabei haben sie im Vergleich zu den anderen „kleinen“ Parteien aber nicht soviel Erfolg und sind unter ihnen sogar der Verlierer, wollten sie doch eigentlich die dritt- und nicht die fünftstärkste Kraft sein. Vielleicht fehlte es (trotz Asse und Gorleben, auf die sich Gabriel gestürzt hat) einfach an schneidenden Themen. Denn erneuerbare Energien werden auch von den großen Parteien als Zukunft gesehen und benötigen keine grüne Unterstützung.

Die Linke hat sich währenddessen in Westdeutschland zumindest stimmenmäßg etabliert, ohne im Osten einzubüßen. Hier hatte ich mir mehr Stimmen erhofft. Nicht, weil ich will dass die Linke in die Regierung kommt (bundesweit sind ja vor allem die anderen vier Parteien offiziellen Angaben zufolge sowieso (noch) nicht bereit dazu), sondern, weil ich nicht wollte, dass es zu einer stabilen Regierung kommt.

Auch die Piraten sind mit zwei Prozent unter meinen Erwartungen, nein, eher Hoffnungen geblieben.

…warum ich das so sehe?

Mein Wunsch wäre idealerweise gewesen, dass es weder für rot-grün, noch schwarz-gelb, noch schwarz-rot gereicht hätte. Die ersten beiden Varianten wären relativ leicht erreichbar gewesen. Die letztere hätte noch mehr Stimmen der Linken benötigt, rot-rot-grün wollte ja keiner haben, also wäre es unter dem Druck, eine Regierung zu finden, zu einer erzwungenen Selbstfindung der Parteien gekommen, mit was sie sich arrangieren können und womit nicht. Wahrscheinlicher wäre ja immerhin noch schwarz-rot gewesen. Da eine Große Koalition dann keine zwei Jahre gehalten hätte (nicht ohne unzumutbare Zugeständnisse von Seiten der SPD), hätte diese in Neuwahlen resultiert, was mittelfristig eben zu einem schnelleren Wandel der Politikwelt geführt hätte. Die SPD im vollkommenen Desaster (vermutlich dann noch tiefer anzusiedeln mangels scharfem Profil und Rezept gegen die Linke) hätte sich wesentlich sicherer und motivierter neu gebähren können/müssen. Vielleicht wäre dann auch was anderes rausgekommen als die Einheitssoße, von der momentan immer so oft geredet wird. Eventuell wäre das Tabu Linkspartei gefallen, was diese endlich dazu gebracht hätte, sich mit ihren ohnehin an der zu erwartenden Opposition ausgerichteten Wahlprogrammen näher an der Realität und an der Regierbarkeit zu orientieren. Es wäre dann endlich ein Fünfparteiensystem und kein vier-aus-fünf-Parteien-Improvisorium.

Ein Erfolg für die Piratenpartei hätte auch den anderen Parteien ein deutlicheres Zeichen gegen die Zensur- und Überwachungsansätze der momentanen Regierung gesetzt. Doch dazu kam es leider nicht. Lediglich Gysi merkte in dem Zusammenhang schon im vorraus selbstkritisch an, dass die fünf bewährten Parteien ja irgendwas falsch gemacht haben müssen, wenn sich die Piratenpartei in so kurzer Zeit so populär ausbilden kann. Dass man von FDP, Grünen und Linken dann die (davor eventuell schon vorhandenen) Inhalte gegen Überwachung etc. stärker betont, weil man meint, dann den Piraten Nährboden und Wähler zu entziehen, kann dennoch ein positives Ergebnis bringen, wenn diese Inhalte denn dann auch umgesetzt werden. Hier hilft nur hoffen und im Zweifelsfall auf die Straße gehen, wenn die Hoffnungen nicht erfüllt werden! (Die FDP ist nun drin, messt sie an ihren Ankündigungen, die sich nicht durch „gewandelte Umstände“ als zu verändern nötig rechtfertigen lassen!)

Allgemein muss ich auch noch mal für Gysi eine Lanze brechen. Mag sein, dass ich seiner Rhetorik verfallen bin. Ansonsten muss ich aber auch von mir behaupten, dass ich die meisten Standpunkte stützenswert finde, gerade was Bildung und Mindestlohn angeht. Wer diese Punkte in der von der Linken vorgeschlagenen Weise nicht nachvollziehen kann, sollte sich beispielsweise mal das Video vom ZDF ansehen, dass mit Gysi als Gesprächspartner bei youtube zu finden ist (ebenso von den anderen Parteien unter „erst fragen dann wählen“ in der Suchmaske). Pauschale „Reichtum besteuern, Reichtum für alle!“-Lächerlichkeitsargumentationen reichen da nicht aus. Da haben sich andere Parteien auch schon ganz andere Schnitzer geleistet (sei es das „Alles was Spaß macht“-Plakat der SPD oder Auswüchse der Jungen Union in Norddeutschland, wie es in Satiremagazinen schon abgehandelt worden ist), aus denen man dennoch keine Rückschlüsse über die Wertigkeit ihrer Gesamtkonzepte schließen kann.

Mäßigend muss ich auch erwähnen, dass ich nicht der Meinung bin, dass „Die Linke“ dauerhaft diffamiert gehört. Es sind sicherlich in den älteren Jahrgängen Alt-SEDler dabei. Vermutlich gibt es auch welche, die sich die DDR zurückwünschen, genau wie es auch Rechtsextreme in der CDU geben wird. Aber viele sind mittlerweile auch aus dem linken Flügel der SPD angekommen. Und auch die Finanzierungsargumente bewegen sich auf einem ähnlich hohen Realitätslevel wie es bei FDP, CDU und co. in der momentanen Lage der Fall ist (wer davon ausgeht, dass er durch Steuersenkungen entgehende 50 Milliarden Euro durch das Wirtschaftswachstum wieder reinholt, wozu man ärgerlicherweise jedes Jahr mehr als 7% Wirtschaftswachstum braucht, soll mal nicht mit dem Finger auf die Linke zeigen).
…kleines Statement noch zu den „dort regiert CSU, die Arbeitslosigkeit ist gering“- bzw. „dort regiert rot-rot, die Arbeitslosigkeit ist hoch“-Begründungen über die Fähigkeit einzelner Parteien. Wähle ich FDP weil ich reich sein will oder wähle ich es, weil ich es bin? Ursache-Wirkung-Betrachtungen würden mancher Weltanschauung eine wünschenswerte Perspektivenerweiterung verschaffen. :wink:

Wie gesagt… ich hoffe, dass sich die SPD nun zu einer Regierungsbereicherung entwickeln kann. Ich wünsche es der FDP und der CDU, dass sie die Krise meistern und ich bete, dass das alles ohne ■■■■■■ am Wähler von Statten gehen wird (und Ankündigungen entsprechend eingehalten werden).

Achja… experimentellerweise gab ich dieses Jahr meine Stimmen der Piratenpartei, weil sie die meines Erachtens nach am Nötigsten hatten, unter den Parteien, die meine Sympathie genießen.

So, das soll erstmal reichen. :mrgreen: Schönen Tag noch!

Poppstar

PS.:lol, Vorschau sei Dank habe ich eben entdeckt, dass das Wort „B e t r u g“ automatisch vom Forum in „B-Wort“ umgewandelt wird. Nette Idee als Prävention von Klagestürmen aufgrund eines unbeherrschten Users. :wink: In diesem Fall hätte man es aber so stehen lassen können… wie wäre es mit einer kontextbasierten Filternotwendigkeitsabfrage??? Wir haben doch soviele IT-Spezialisten als Nutzer hier im Forum. :smt002