Zum Abschied nochmal Held sein

@F.Böhnert: Sorry, war echt nicht so gedacht, dass ich dich angreife, oder dir die Worte im Mund umdrehe, ich sehe durchaus, dass auch du das Problem siehst. Ich wollte nur durch das Zitat auf ebenjenes Problem hinweisen, dass du eben selbst schon nennst. Also keine Kritik an deinen Gedankengängen, nur eine Weiterführung :smt002

@catboy: Sport ist da ganz sicher schon mal ein Lösungsansatz, auch wenn zB von unserer österreichischen Bildungsministerin Sport als ein “unnötiges” Fach beinahe ganz aus dem Lehrplan genommen wurde, um die Schüler “zu schonen” und ihnen weniger Stunden aufzubürden.

Allerdings zielt körperliche Betätigung eher auf überschüssige Energien ab, das Potential zu Gewalt gegenüber anderen Menschen bleibt aber vorhanden. Es ist gewissermaßen eine der hässlicheren Eigenschaften des Menschen, dass er Gewalt irgendwie spannend (das Wort “geil” wollte ich jetzt nicht so anbringen) findet. Das war im Zirkus in Rom so, das war beim Hexenverbrennungen und Hinrichtungen so und das ist auch heute noch so, die Medienberichterstattung ist ja hier nur eine moderne Weiterführung solcher Praktiken.
Ich gebe zu, dass ich leider für dieses Problem auch keine adäquate Lösung habe, lehnt sich doch die Gesamtheit meiner Erziehung und moralischen Vorstellungen gegen Gewalt auf. So wie es bei den meisten von uns ist…

Ähm, wie bitte? Du behauptest allen ernstes, der Film hätte was damit zutun gehabt wegen Heath Ledger als Joker? Da muss ich dir wirklich widersprechen. Wenn der Film etwas ausgelöst hätte, dann hätte das auch so gut jeder Film tun können und wer sagt, dass Tim sich diesen Streifen angesehen hat? Es gibt mehr als nur einen Film, wo das Bild der Anarchie und des Chaos verherrlicht wird.

Ich denke eher, dass Tim einen ganz anderen Gedanken als Auslöser hatte! Aber man kann ja nur spekulieren, richtig? Was in dem Kerl vorging, wusste nur Er selbst.

Ach? Lustigerweise ist mir der Joker nicht nur im Film sehr sympathisch, sondern auch in den Comics! Sollte man deswegen sagen, dass Comics mit dem Joker Amokläufer erschaffen? Eine fiktive Figur zu verurteilen ist völlig hinrissig. Ich wiederhol mich gerne, welche Beweggründe Er hatte, wusste Tim nur selber und es gibt mehr Faktoren als nur Killerspiele, „Pornobilder“ oder Horrorfilme, aber das wurde ja schon so oft hier erwähnt, also gehe ich darauf nicht weiter ein.

@F.Böhnert: Sorry, war echt nicht so gedacht, dass ich dich angreife, oder dir die Worte im Mund umdrehe, ich sehe durchaus, dass auch du das Problem siehst. Ich wollte nur durch das Zitat auf ebenjenes Problem hinweisen, dass du eben selbst schon nennst. Also keine Kritik an deinen Gedankengängen, nur eine Weiterführung :smt002

Kein Problem. :wink:

Vorsicht, das folgende mag zynisch erscheinen, ist aber nicht so gemeint. Aber schaut euch mal die Zahlen an:

Nach eingängigerem Studium der Statistiken denke ich nicht, dass überhaupt ein Handlungsbedarf da ist. Alle zwei Jahre etwa ein Amoklauf, bei dem zwischen einem (wie 2006) und höchstens 20 Opfer zu beklagen sind, kann man wohl leider nicht verhindern.
Im Vergleich dazu gab es vermutlich 200 Morde, 5000 Verkehrstote, und etwa 170 000 Deutsche (es sind tatsächlich so viele) sind allein 2006 an Herzkrankheiten, -isuffizienz oder -infarkten gestorben. 2007 haben sich in Deutschland etwa 9500 Menschen das Leben genommen.
Da gibt es keine Regierungs-Notfallprogramme, und auch kaum Trauergottesdienste über die berichtet wird.
Seht euch die Zahlen an: Wenn ihr euch viel bewegt, euch gesund ernährt, und den Straßenverkehr meidet, ist Deutschland ein unglaublich sicheres Land. Es sei denn, ihr entscheidet euch für den Freitod.

Nun mögen einige sagen: Man kann Menschenleben nicht einfach gegeneinander aufrechnen. Stimmt. Das tu ich aber auch nicht. Mich wundert bloss, dass sich bei Winnenden, Emsdetten oder Erfurth sofort alle Medien und Politiker wie Geier drauf stürzen, und die ganzen Herzkranken oder Verkehrsopfer werden gar nicht mehr thematisiert. Wo bleiben da die Regierungsprogramme zur Förderung der Gesundheit in Deutschland, oder wo bleibt das Tempolimit auf deutschen Autobahnen? Das wären Dinge die helfen würden ohne die Freiheit und Selbstbestimmung der Bürger zu sehr einzuschränken.

Zu der „Batman - The Dark Knight“-Theorie: Das halte ich auch für etwas weit hergeholt. Anarchie wird in allen Medien seit Anno Tobak immer wieder thematisiert.

Wie viele derer, die jetzt wieder für die Beruhigung der Moral ein wenig wichtig daherdiskutieren zucken bei den täglichen Meldungen von 10, 20, 30 oder mehr Toten aufgrund irgendwelcher Selbstmordattentäter noch zusammen? Wie viele Menschen vögeln ohne Schutz durch die Gegend und laufen so ebenfalls Amok, nur in schleichender Art und Weise? Wie viele Menschen stürzen sich im Jahr von Brücken und Hochhäusern? Das alles gehört zum Leben, das alles gehört zum Menschen. Das war so, das ist so, das wird immer so sein - und bei allem Mitgefühl für die Angehörigen der Opfer: Das muss auch so sein, sonst wäre der Mensch kein Mensch mehr.

Ich gebe F.Böhnert recht. Es gibt viel zu tun in unserer Gesellschaft und Amokläufe sind nun wirklich unser wenigstes Problem, vielleicht nur ein Symptom der großen Krankheit, die uns alle seit Jahrzehnten aufreibt.

Zwei meiner Freunde haben sich vor Erreichen ihres 20. Lebensjahres selbst gerichtet. Da war kein Übertragungswagen vor ihrer Tür, da hat niemand gefordert, dass all das, was sie krank gemacht hat, beseitigt wird, da hat niemand geschrien, woher der eine denn die Schusswaffe hatte und die andere die verschreibungspflichtigen Schlaftabletten und wie es so weit kommen konnte.
Einen relativ unspektakulären, stillen Tod haben sie gewählt und alle haben einfach so weitergemacht wie bisher. Der junge Mann aus Winnenden hat mit seinem “Kawumm-Ende” wenigstens einige wachgerüttelt und zum Nachdenken gebracht.

Und ich kenne ein Mädchen, das litt Jahre lang unter ihrem kranken perversen Vater, der sie mehr als einmal missbraucht hat, und das noch bevor sie 10 JAhre alt war. Und sie durfte nicht die Gnade erfahren, zu sterben, sie lebt mit dieser Last weiter. Da muss man sich doch mal fragen, woher solche Sachen kommen. Die kann man nicht so leicht auf den Einfluss von Killerspielen zurückführen. Und solche gibts wesentlich mehr als Amokläufer. Und nicht nur, dass dagegen nichts unternommen wird, nein, diese Kerle laufen auch noch nach ein paar Jahren wieder frei auf der Straße rum!
Dagegen ist Winnenden doch eine “Lapalie”, denn das ist mit dem Tod des Täters wenigstens vorbei.

Ok ich wollte schon lange mal was dazu sagen:
man muss sich das so vorstellen,

wer sagt verbietet Waffen denkt falsch, denn WAffen sind in dem fall “nur” das (natürlich gefährliche, aber da gibt es genug alternativen) Mittel zum Zweck in diesem fall das umbringen von menschen

wer sagt verbietet Computerspiele/Gewaltvideos, weil sie die hemmschwelle herabsetzen, denkt falsch, weil selbst wenn dies so ist, dass ein psychokranker mensch nicht mehr checkt dass der bildschirm keine realität ist, dann “lernt” er in keiner weise, wie er z.b. schiesst oder so etwas vor ab in der realität planen und durchführen soll.

wer sagt sperrt die Schulen ab, der schränkt erstens alle unschuldigen Kinder ein und macht die schulen zu hochsicherheitstrackten, aber wer sagt denn mir, dass der täter nicht in den pausen (wo man normalerweise davon ausgeht, dass kinder noch das schulhaus verlassen dürfen) oder eben zum schulende, dass er an der Straße auf sie lauert und dann umnietet? Schlussfolgerung: Sperrt alle strassen ab?

natürlich ist es falsch das fernsehen als “sündenbock” aussen vor zu lassen und nicht mal die Folgen des fernsehens (hört sich an als wäre das ne schlimme droge xD) zu erläutern. Natürlich kann es sein dass ein Täter Aufmerksamkeit will und es “allen mal so richtig” zeigen will, aber aus persönlicher Erfahrung denke ich, dass “schlaueres” fernsehen auch nichts ändern würde.

So nur mal dass um die ganzen absurden voransgehenweisen möglichst in keim zu ersticken. Bleibt die Frage wie verhindern, wer ist schuld usw.

Nun, ich selber war auch ein paar jahre in so einer Phase des, “euch zeig ichs noch allen”, das fing im schulbus an und hörte bis zum schulende nicht auf, diese gedanken, weil ich damals eine “in sich hineinfressende” person war und ich bis heute noch merke, dass sehr gerne auf “schwächere” rumgehackt wird weil “sie es ja mit sich machen lassen” und zu der Sorte gehörte ich auch. Allerdings hatte ich durch meine Familie immer noch boden unter den füßen und hab dann etwas gefunden, was mich wieder in die richtigen bahnen lenkte. Aber ist ja auch wurscht, ich wollte eigentlich net von mir schreiben:

Verhindern ist eigentlich unmöglich, der einzig richtige “lösungs” ansatz ist vorbeugen! Nun Schulpsychologen halte ich persönlich für einen schritt in die richtige denkweise. Kinder/Jugendliche brauchen u.A. Respekt, ein offenes ohr (sprich mindestens eine vertrauensperson), und viele andere sachen und wenn all dies (manchmal vielleicht auch nur eins davon) nicht vorhanden ist, dann beginnt erst der prozess des “psychisch” krank werdens bezogen auf amoklaufen.

und wer ist nun schuld? Schuld sind verschiedene faktoren der gesellschaft, wie unter anderem sensationsgeilheit (“hier kann ich denen mal so richtig zeigen”), mobbing von schwächeren (“Guckt euch mal den an. lachen”), eltern die keine zeit für ihre kinder haben (wollen, (dadurch werden übrigens faktoren wie “zu viel gewaltvideos/spiele” ganz von selbst abgeschwächt, usw. )

So danke fürs lesen, das musste mal raus ^^.

PS: alles was ich schreibe spiegelt meine eigene Meinung und erfahrungen wieder. Ich weiss das manche beispiele bestimmt weitergeführt werden können.

Sehr guter Kommentar. Stimme völlig damit überein.
Dazu passend auch ein Text von Wolfgang Pohrt in Konkret 1/2000, nachzulesen auf “konkret online”.
Auszug:

Es sind aber nicht die politischen Taten der Personen, die uns ein süchtiges Verlangen nach Kettensägen, Kreissägen und ähnlichem Werkzeug empfinden lassen, wenn wir ihrer ansichtig werden müssen. Vielmehr sind es ihre Gesichter. Und es sind nicht nur ihre Gesichter. Es sind die Gesichter aller, die das Fernsehen zeigt.

Es zeigt sie uns in Großaufnahme, und dabei blicken wir obendrein gleichsam durchs Schlüsselloch. Wir können hinschauen, ohne den Blick senken zu müssen. Im wirklichen Leben wäre die Art, wie wir Gesichter auf der Mattscheibe betrachten, ein unerhörter Affront. So schaut man Sachen an, aber keine Menschen. Wir sind also eingeladen, so lange, so genau und so erbarmungslos hinzuschauen, wie wir es im wirklichen Leben nie dürften. Aus Moderatoren und Redakteuren, aus Politikern und Talk-Show-Gästen, aus Sportlern und Starlets beiderlei Geschlechts formt sich dann, nach gründlicher Prüfung und reiflicher Überlegung, das Bild einer Gattung, an deren Erhalt uns wenig liegen kann.

Lohnt sich, den mal ganz zu lesen.

Hi,

ich finde es schon schlimm genug das so viele Menschen auf der Welt durch Amokläufe sterben müssen, noch schlimmer finde ich es allerdings wie Spekulationen als Wahrheiten verkauft werden.
Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Studien zum Thema Computerspiele und Aggression, die einen besagen ja macht aggressiv, die anderen sagen nö macht es nicht. Erstaunlicherweise tauchen erstere immer auf, wenn ein Amoklauf gewesen ist. Aber sicherlich findet man in keiner der Studien die Bestätigung eines kausalen Zusammenhangs, dass häufiges Computerspielen zu Amokläufen führt. (zum. hab ich (Psychologie Student) so eine Studie noch nicht gefunden/gelesen)

Ich persönlich denke, diese Taten sind ein Spiegel der Gesellschaft und zeigen wie verzweifelt und zörnig Menschen in dieser Zeit werden können/sind. Man könnte versuchen durch Elternberatung und/oder den verstärkten Einsatz von Schulpsychologen dem entgegenzuwirken. Aber das Jugendamt hat wohl eher den Ruf “Das sind die, die mir die Kinder wegnehmen” und der Ruf von Schulpsychologen bzw. allgemein von Psychologen ist auch immer noch nicht zufriedenstellend. Außerdem fehlt ja augenscheinlich auch an diesen Stellen, das Geld um eine adequate Versorgung zu ermöglichen und das Image zu verändern. Hier könnten ja die öffentlich-rechtlichen mal was tun… ah vergass dann hat man kein Platz mehr für den Schrott und weiß nicht wohin mit dem Geld.

Und zum Thema Waffen würde ich auch gerne was in die Diskussion werfen und zwar mal das krasse Gegenteil, ich halte es für möglich das eine Entschärfung des Waffengesetz Menschenleben retten kann, hier ein Artikel der eine ganz andere Sicht mal auf die Waffengesetze wirft und den Forschungsstand dazu auch mal von der anderen Seite beleuchtet:

http://info.kopp-verlag.de/news/die-waf … luege.html

Ich will damit nicht sagen das dies der richtige Weg ist, nur dass man genauso vorsichtig mit der Pauschalaussage sein sollte: Waffen = Böse

Mfg
Packman

http://info.kopp-verlag.de/news/die-waffen-weg-luege.html

Hm. Der Kopp-Verlag, die machen immer Werbung im PM. Ich hab mir die Appetizer zu den Büchern dort mal durchgelesen, spaßeshalber.
Im gleichen Prospekt haben sie da Werbung für ein Buch gemacht, in dem „bewiesen“ wird, dass die Mondlandung nie passiert ist, in einem anderen wird „bewiesen“ dass die Amerikaner ein Ufo auf dem Mond gefunden haben und im dritten schließlich wird „bewiesen“ dass sowieso die Drittreichdeutschen (Das Wort mit N wird seltsamerweise zensiert) zuerst auf dem Mond waren.

Desweiteren finden sich dort pseudowissenschaftliche „Sachbücher“ a la von Däniken und von Buttlar, „Auch Hitler hatte einen Kristallschädel, und der Papst auch!“ :ugly und außerdem - so kam es mir wenigstens vor - klafterweise Verschwörungstheorien.

Alles was in Büchern steht, die dort verlegt werden, würde ich persönlich mit Vorsicht genießen.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich könnte noch so viele Stunden Egoshooter spielen, aber 20 min Microsoft Word, und ich werde aggressiv. Also: Verbietet Word! :smt021
Word! :mrgreen:

Na, da sind eben auch sehr viele Sachen drin, die eigentlich gut gedacht sind, aber die keiner (täglich) braucht, wobei die wichtigen Sachen, welche man oft braucht, sehr oft nicht richtig funktionieren. Wie im Fernsehen eben. Kein Wunder, wenn man dabei aggressiv wird.

Niggemeier berichtet über einen britischen Fernsehkritiker, der genau dieselbe Meinung vertritt wie „unserer“:

…zeigt keine Fotos des Mörders, macht daraus keine 24-Stunden-Live-Berichterstattung, vermeidet es soweit wie möglich, mit der Zahl der Toten aufzumachen, stellt den Mörder nicht als eine Art Anti-Helden dar…Denn jedesmal, wenn wir ausufernde, intensive Berichterstattung über einen Massenmord haben, erwarten wir ein oder zwei Nachahmungstäter innerhalb einer Woche.