Werte und Tugenden der Zukunft

Heimat ist ein Gefühl, das sich nicht staatlich verordnen lässt.

Familie ist Familie. Die einen geben Halt, die anderen nicht. Auch das lässt sich nicht verordnen, es sei denn, man stellt die religiöse Barbarei wieder her.

Tradition hat die besondere Eigenschaft, nur dann lebendig zu sein, wenn sich niemand um ihren Erhalt sorgt.

Und Nächstenliebe betrifft, wie gesagt, die Nächsten. Weder Linke noch Rechte noch Gottesfürchtige noch sonstige Spinner haben mir vorzuschreiben, wer meine Nächsten sind und wen davon ich privilegiert behandle.

Wenn wir etwas brauchen, dann eine allgemeine Depolitisierung ethischer Fragen. Es muss nicht immer mit aller Gewalt alles Teil irgendeiner widerwärtigen Agenda sein.

Dieser konservative Rollback ist etwas, was in der ganzen “westlichen” Welt betrachtet werden kann, daher fühle ich mich mich in der Lage, ganz kurz etwas dazu zu schreiben. Ich sehe nicht, dass diese propagierten Werte zwangsläufig etwas Gutes bewirken. Liegt vielleicht daran, dass ich selber aus einem Land komme, in dem die Mehrheit seit jeher stockkonservativ ist und alles gezielt unterdrückt, was nicht ihren sehr engen Moralvorstellungen entspricht. Mehr davon brauche zumindest ich nicht, kein Ort auf der Welt braucht meines Erachtens mehr davon.

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Naja, asozial wäre das nicht (unrealistisch schon), es sei denn „gleichermaßen“ bedeutet hier „überhaupt nicht“.

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Bloß, weil man bestimmte Werte mehr betonen und vermitteln will, bedeutet es nicht, dass man irgendwas unterdrücken will!

Das passiert ganz automatisch, wenn man bestimmte Werte fördern will, geraten andere in den Hintergrund.

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Ich bin auch gegen diesen Heimat-, Werte-, Familien-, Traditions-Kram, der nichts weiter als “back to he 50’s” bedeutet. Aber wenn ich mir als Mann wieder mehr erlauben könnte, einfach nur weil ich ein Mann bin… und Zuhause auch immer das letzte Wort hätte (und der Fernsehsessel im Wohnzimmer mir gehören und geräumt würde, wenn ich den Raum betrete)… wär’ schon irgendwie geil…

Danke für die Argumentationshilfe, dann muss ich mir weniger Mühe geben. :smile:

Im Ernst:

Diese Aussage hat einen sehr starken normierenden Charakter, heisst also, dass alles, was nicht dieser Norm entspricht, ein Problem hat. „Leben und leben lassen“ halte ich für die bessere Devise.

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Ich weiß nicht, wo du lebst, aber ich habe ich heute noch eine Heimat und Familie.

Demnach hälst du Nächstenliebe und Familie für etwas negatives?

Ich habe nur von betonen gesprochen, was jeder einzelne daraus macht, ist seine Sache.

Diese Suggestivfrage kann ich guten Gewissens mit „Nein“ beantworten.

Wenn jemand diese konservative Haltung hat und lebt, ist das seine Angelegenheit. Wenn er sie aber anderen aufzwingen möchte, ist das ein Problem.

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Wo ist dann das Problem? Ich nehme mir das Recht raus, in einem freien Land für meine Position zu werben und vielleicht eine Debatte darüber zu führen.
Ich habe noch nie etwas davon gehalten, anderen etwas aufzuzwingen und bezweifel auch, dass das funktioniert.

Es ist die Instrumentalisierung und Vereinnahmung dieser Begriffe, die mich extrem stört und nervt.

Ein Beispiel: Ich beobachte gerne meine Nachbarn. Ein älteres Ehepaar in den 70ern. Er fährt einen Mercedes in silber metallic (was sonst), sie einen VW Polo. Wenn beide dann mal mit dem Auto der FRAU fahren, ist es klar, dass trotzdem der Mann fährt und sie, ohne dass man darüber reden müsste, sich selbstverständlich auf den ihr zugewiesenen Beifahrersitz setzt. DAS ist Tradition. Tradition, die mir fern ist.

Ich bezeichne die von Dir in den Raum geworfenen Begriffe „Werte, Tradition, Tugend, Heimat“ eher als Deckmantel, hinter dem sich ein überholtes, verstaubtes, patriarchalisches System der Bequemlichkeit, des Stolzes und der Abgrenzung verbirgt. Und Abgrenzung natürlich gerne gegenüber Migranten mit islamischem Hintergrund. Man sagt es halt nicht so direkt.

Du gehörst doch sicher auch zu jenen, die im Rahmen dieses Werte-Geredes „Respekt vor dem Alter“ fordern, oder? Das ist zum Beispiel etwas, was ich komplett ablehne.

Die einzige Tradition, die ich vermisse, ist die Backkunst unserer Großmütter. Heute muss jeder ein überteuertes „KitchenAid“-Gerät in der Küche stehen haben und es gibt auch angeblich wieder einen Trend hin zur „Kulinarik“… aber warum kann in den jüngeren Generationen kaum einer mehr richtig gut backen? Stattdessen werde ich mit kunterbuntem Cupcake-Scheiß oder Nuss-Karotten-Kuchen (garantiert vegan und ohne Zucker und Mehl) belästigt. Ich wünschte mir manchmal, ich hätte die Eier, das meiner Freundin zu sagen. Aber ich tue es nicht! Weil ich mich füge! Weil ich akzeptiere, dass sich die Gesellschaft weiter entwickelt! Und wenn Du schlau bist, tust Du das auch! Aus reinem Selbsterhaltungstrieb!

Und guck dir an, wohin es die Schweiz gebracht hat: bettelarm und zutiefst undemokratisch.

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Du vergleichst hier nur Äpfel mit Birnen bzw. stellst blödsinnige Behauptungen auf, die nicht stimmen.

Was haben haben bitte die Gewohnheiten eines alten Ehepaares beim Autofahren mit Tradition zu tun???
Ich glaube, einer Gesellschaft tun einige Konstanten gut. Wenn du dann solche Vergleiche ziehst oder einem vorwirfst, man wolle zurück in die 50er, dann ist das nur mehr als absurd.

Und dass du deiner Freundin nicht sagen willst, wie du den Kuchen lieber hättest, finde ich eher ziemlich seltsam…

  1. Vielleicht ist Dir eines klar geworden: Ich nehme Dich mit deinem „Diskussionsanstoß“ nicht besonders ernst, weil es nichts als hohle Begriffe in einer ziemlich banalen Diskussion sind, die nicht erst von Dir initiiert wurde.
  2. Glaube ich nicht, dass Du über den nötigen Feinsinn in der Beobachtung von Menschen und Gesellschaft verfügst, um meine „Behauptungen“ und „Vergleiche“ zu abstrahieren.
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Definitiv nicht. Der Normzwang hier führt allerdings dazu, dass diejenigen, die nicht der Norm entsprechen, nur eingeschränkt an der Demokratie und so gut wie gar nicht am Wohlstand dieses Landes teilhaben können. Und das ist ein Problem.

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  1. Das ist wiederum deine eigene Meinung, die du aber gerne haben darfst.

  2. Ich wüsste nicht, wie du das einschätzen willst? Aber wenn man die Gewohnheiten eines alten Ehepaares mit Tradition gleichsetzt, dann darf ich wiederum schon zu meiner Position kommen…

Ich necke dich nur. :yum:

Statt Nächstenliebe, hättest du besser christlicher schreiben sollen. Und kapitalistischer. Dann wären die wichtigsten trigger words im dürftigen Eröffnungspost enthalten.

Das werden sich die meisten doch schon so hinzu denken. :joy::wink:

Als Anhänger der einzigen Partei in Deutschland, die der oben genannten “Werte” und “Tugenden” irgendeine Bedeutung zumisst, finde ich aber die fehlende Interpretation oder Deutung dieser an sich leeren Begrifflichkeiten nicht sehr hilfreich für die Debatte.