Das ist eine berechtigte Frage.
Ohne sich wirklich mit Mentalitäten auseinanderzusetzen und genau definieren zu können, was das eigentlich ist, sowie ein (zumindest gutes) Basiswissen in Soziologie zu haben, auf Erfahrungen Menschen mit körperlichen bzw. ethnischen Merkmalen beurteilen zu wollen, ist ein Vorurteil bester Güte.
Ich kenne zum Beispiel enorm viel Türken die alles, nur keine Erziehung besitzen. Also, wirklich ekelhaftes Pack.
Zudem kenne ich Türken, die exakt optisch in dieses Klischee des machohaften Vollzeit-Assi passen, jedoch ein extrem gepflegtes Deutsch sprechen, einen guten Bildungsabschluss (Fachabi mit 1 oder Abi mit 1-2) und sehr gut in ihrem Studium zurechtkommen.
Des Weiteren welche mit einem “niederen” Bildungsabschluss, die ebenfalls hervorragend integriert sind, ohne dabei jedoch assimiliert zu sein.
Würde ich jetzt diesem Beispiel folgen, wäre die Verleumdung dieser Leute faktisch eine Wahrheit, während diese sich dieser Wahrheit unterzuordnen haben.
Ein weiteres Merkmal von Vorurteilen besteht darin, dass man immer eine Erwartungshaltung hat.
Das ist manchmal schon recht dreist. Man verlangt (unterbewusst) von dem, den man einfach vorverurteilt, dass er sich gefälligst zu beweisen habe. Wie und wie lange entscheidet dabei oft die Willkür der eigenen Bockigkeit.
Ich sage, dass Sterotypen und Klischees oftmals sehr gute Ratgeber sind.
Allerdings muss man sich genau anschauen, welche das sind, wo sie auftreten, wie die Personen gestikulieren und reden, sowie zwischen den Zeilen lesen wenn sie sich artikulieren etc. pp.
Das ist anstrengend und verlangt einiges ab.
Blind Vorurteilen, Klischees oder Sterotypen zu folgen bzw. zum be-urteilen zu nutzen ist ein bisschen wie Astrologie.
Man weiß, dass Widder mit dem Kopf durch die Wand wollen und auf 100% der Widder die man kennt, trifft das auch irgendwie zu. Aber wenn man mal genauer hinsieht merkt man oft, dass das totaler Blödsinn ist und man sich die Welt einfach zurecht biegt.
Das Gehirn arbeitet nun mal konstruktivistisch. Das ist in vielerlei Hinsicht “schlecht”, wenn man ein realistisches Bild als Referenz nehmen möchte. Möchte man einfach nur irgendwie durch’s Leben kommen, reicht Astrologie natürlich aus.
Es ist halt nicht einfach, ein bisschen Soziologe, etwas Psychologe, eine Prise Anthropologe und Ethnologe zu sein und dabei auch noch die Demut zu haben, sich einzugestehen, im Prinzip überhaupt nichts zu wissen.
Deswegen nehme ich Leuten ihre Vorurteile nicht übel.
Was ich übel nehme ist, wenn sie nicht charakterstark genug sind, Chancen zu geben, wenn diese erbeten werden.
Und zwar verhältnismäßig, d.h, den anderen nicht um die Gunst betteln zu lassen, sondern ihm zu vorbehaltlos wie möglich zu begegnen, sobald er eine Rolle im eigenen Leben besetzt. Gleich welche.