Vorurteile und Klischees

Hallo,

Es gibt ein Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach; „Ein Urteil läßt sich widerlegen, aber niemals ein Vorurteil.“ Persönlich habe ich andere Erfahrungen gemacht. Ich war damals oft auf Partys in Marburg und Umgebung und habe da oft mit Leuten gesprochen über Politik und Kultur bis in den späten Abend… es war wirklich immer sehr spanend und jeder konnte was mitnehmen. Nur kam irgendwann das Thema Studium auf und bei der Frage was ich studiere musste ich dann oft sagen das ich nicht studiere. Meisten war dann das Gespräch beendet mit den Worten „ah, ja ok, jeder muss ja irgendwas machen, find ich cool“ und weg wahren Sie. Das hat mich lange glauben lassen das Studenten ein elitäres Völkchen sind die denken mit ihrem Schulwissen allen anderen überlegen zu sein und sich nicht mit nicht studierenden Abgegeben müssen, Erstsemester, die sich aufführen als hätten sie promoviert.

Das war mit Sicherheit ein Vorurteil das ich dachte bestätigt zu wissen durch die duzend Studenten die ich bis dahin getroffen habe.

So etwa vor einem Jahr, hab ich dann durch einen Freund eine WG kennengelernt von Studenten. Erst wollte ich nicht mitgehen weil ich dachte zu wissen wie das wieder endet. Doch meine Vorurteile haben sich nicht bestätigt und Heute sind wir gute Freunde geworden. Ich hab mit ihnen darüber gesprochen was ich für Ansichten hatte und Sie haben durchaus Verständnis gezeigt. Heute denke ich, dass es in allen Dingen darauf ankommt Menschen nach ihrer Persönlichkeit zu beurteilen- Individuell. Aber es ging noch weiter - Auch der neue Freund meiner Schwester studiert und das ist mit Abstand einer der nettesten und aufrichtigsten Menschen die ich kenne…selbst nachdem meine Schwester einen neuen hat, haben wir noch immer Kontakt und gehen auf Konzerte und der gleichen. Heute denke ich manchmal daran wie ich Menschen beurteilt habe und fühle mich schlecht dabei weil es nicht anderes ist wie Rassismus… eine ganze Gruppe von Menschen abwerten, weil man schlechte Erfahrungen gemacht hat ist einfach falsch und man hat den Nachteil - weil man so viele interessante Menschen nie kennen lernen wird.

Jetzt kommt ihr; Wo haben sich bei euch Vorurteile und Klischees bestätigt und wiederlegt ? oder habt ihr vielleicht selbst dazu beigetragen Vorurteile zu zerstreuen ? habt ihr mal jemanden verteidigt der zu unrecht in eine Schublade gesteckt worden ist ?

Das würde mich sehr interessieren :slight_smile:

Ich würde gerne hier in die Gegenrichtung gehen am Anfang und erzählen, welches Vorurteil sich für mich eindeutig bewährt hat.
Ich ging vor meinem Studium auf ein Gymnasium hier in NDS, bei dem man sagen kann das es schon sehr ländlich angehaucht ist, die Stadt in der die Schule steht fasst vielleicht mit Umland 20.000 Einwohner. Ich selbst komme aus einem kleinen 2.000 Seelen-Dorf und bin dann halt jeden Tag 25 Km zu dieser Schule gependelt.

Und ein Klischee, was sich da bestätigt hat ist das des Geldes. Da waren Eltern, die hatten zwar Kohle aber nicht genügend um ihr Kind auf eine Privatschule zu schicken, und so hat sich eine kleine elitäre Gruppe schon damals gebildet, die sich für was besseres hielt.
Ich selbst aber komme aus einer Scheidungsfamilie und meine Mutter verdiente schon da nicht so viel Geld, aber da es ja ein öffentliches Gymnasium war, konnte ich ja ohne Probleme dort zur Schule gehen.
Ohne mein Wissen wurde ich aber vor allem wegen diesem Geldaspekt tatsächlich aktiv ausgegrenzt. Es war subtiler als man das aus RTL-Nachmittagsshows kennt oder wie man sich das allgemeinhin so vorstellt, sodass ich sogar glaubte auf dieser Schule wird niemand nach der Marke seiner Kleidung bewertet, aber so war es und im nachhinein erst wurde mir das klar.

Und so schlecht das jetzt auch für die eigentliche Botschaft deines Threads ist, die Einschätzung die ich über die Zeit getroffen habe, die letztendlich auch nur Vorurteile sind, haben sich leider vollständig bestätigt.

Aber mit entsprechenden Erwartungen, negativen, bin ich dann auch zur Uni gegangen - dort haben sich meine ganzen Vorurteile aber nicht bestätigen können. Zumindest in meiner Stadt sind die meisten Studenten deutlich liberaler, deutlich weniger auf das Aussehen fixiert (Im Sinne von: “Was trägst du denn da”) und deutlich toleranter…
Insofern würde ich behaupten das es unter Umständen auch einfach nur daran lag, das ich auf “dem Land” zur Schule gegangen bin.

Ich glaube was du hier erläuterst, mit dem “In Schubladen stecken” ist ein Selbstschutzmechanismus, der dich davon abhält dich in Situationen zu begeben in denen du dich schlecht fühlst. Bei einer Person, die dich ignoriert weil du kein Student bist würde man ja noch auf einen Einzelfall gehen, aber wenn sich das wiederholt stellen sich einfach so bestimmte Denkmuster ein - Für die würde ich mich aber nicht schämen, sondern einfach genießen und sich freuen das man das einigermaßen überwunden hat und welche interessanten Menschen man dabei kennen lernen kann.
Es ist vielleicht letztendlich ein Reifeprozess den nur die wenigsten Menschen überhaupt irgendwann vollenden.

Naja so ganz verstehe ich das Beispiel jetzt aber nicht. Die Mitschüler deiner Schule sind dir mit Vorurteilen begegnet (“Der trägt keine Markenklamotten, das ist kein cooler Typ”). Du wiederum hattest das Vorurteil, deine Mitschüler würden dir gegenüber Vorurteilsfrei auftreten, und auch dieses Vorurteil war falsch. Zeigt sich also schön dass Vorurteile oft zu falschen Annahmnen führen.

Klischees wiederum haben meistens einen wahren Kern, überzeichnen aber und dürfen nicht verallgemeinert werden. Beispielsweise lässt sich das Klischee des Spießbürgerlichen Kleingärtners mit Gartenzwerg, der seine Parzellennachbarn auf jede Regel penibel kontrolliert, in jeder Kleingartenanlage finden, trotzdem ist aber nicht jeder Besitzer eines Schrebergartens ein typischer “Kleingärtner”.

ExtraKlaus: Das mit den Markenklamotten war bei mir (Absolventin eines Kleinstadtgymnasiums in Niedersachsen) genauso. Wenn du keine anhattest, brauchtest du bei den “coolen” Kids gar nicht erst ankommen.

Meine Eltern konnten mir auch keine Markenklamotten kaufen und damals war ich auf diesen Punk Trip aber kannte sonst keine Punks…ich glaub sowas gabs in dem Dorf nicht… na jedenfalls hab ich das beste draus gemacht und mit voller Selbstbewusstsein mit nem alten Damenmantel (auf dem ich mit Filzstift nen Anarchie Symbol gemalt habe), Gummistiefeln (in Most grün), nem Piratenhemd (ne Bluse von meiner Mutter) und na übergroßen kaputten Jeans die mit nem Kabel befestigt war in die Schule gekommen. Wenn ich Heute daran denken empfinde ich nur noch tiefen Scharm und selbst beim schreiben werd ich Rot. Irgendwie hab ich das wohl so selbstbewusst rüber gebracht das mich niemand ausgelacht hat und einige mit mir abhängen wollten… Die Skater mit fishbone und homeboy Klamotten hatten sicher mehr Schwierigkeiten weil sie halt immer Up to Date sein mussten.

Heute würde ich so sicher nicht mehr Auftreten… bin eher der Anzug Typ… aber diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass es nicht darauf ankommt was man anhat, sondern wie man sich gibt.

Linke: Totalversager, Kommies und intellektuelle Totalversager
SPD: Faule und larmoyante Arbeiterkinder und faule und larmoyante Studenten
Grüne: Besserverdienende naive Gutmenschen die es FUCKING IMMER besser wissen
CDU: Ordentliche Bürger und wertvolle Mitglieder der Gesellschaft… von Geburt
CSU: Religöse Wahnsinnige die Schwule und Atheisten hassen
FDP: Neoliberale Psychopathen, die zuviel Geld haben und deshalb paranoid geworden sind
PIRATEN: Nerds mit psychischen Störungen (gesamte Schizopalette, Soziophobie, Bisexualität…)
NPD: Entsetzlich strunzdumme Ossis, die keinen Satz richtig formen können

alle anderen Parteien: absonderliche Freaks
Nichtwähler: Hartzies und anderer Abschaum der Evolution

CDU-Leute sind politisch [I]deutlich[/I] drauf, aber wenn man sich einmal in ihren Wertekodex eingeschleimt hat und irgendwie nutzbar für das Dorfgespräch geworden sind, sind sie richtig, richtig nett zu einem. Hier ein ganz lieber Gruß an die pastorale Junge Union, die grundsätzlich die hübscheren Mädchen haben. Brennender Hass richtet sich nur gegen die männliche Junge Union, die meistens Bonzenkinder sind und sich was drauf einbilden, im ungerechtesten Bildungssystem der westlichen Welt Abi zu machen.

Oaaaah der ganze undifferenzierte Hass, das fühlt sich gut an, diese KATHARSIS

Vorurteil: Das FK-TV Forum besteht zu 90 % aus linken Spinnern, Gutmenschen und Holger Fanboys.
Ähm ne wartet… ging es jetzt um Vorurteile oder Beobachtungen? :ugly

Ansonsten mal zu der Markenklamottensache: Das ist irgendwie so ne Sache, die man glaube ich nicht auf ländliche/städtische Gymnasien festnageln kann. Das kann überall und muss nirgends auftreten. Es braucht eher ein paar Deppen, die von zuhause eine miese Erziehung mitbekommen haben, welche sich dann in der Schule finden und gemeinsam so einen Markenwahn lostreten.

Diesbezüglich habe ich z.B. an meinem ehemaligen Gymnasium (auch Kleinstadt mit ca. 30.000 Leuten incl. angeschlossener Dörfer) sehr gute Erfahrungen gemacht. Markenklamotten waren bei uns nie ein Thema. Solange man vielleicht nicht nackt aufgetaucht ist, wurde jeder gleich behandelt. Bei manchen wusste man zwar, dass die Eltern nicht so viel Geld haben, dies hat allerdings absolut keine Rolle gespielt und die Personen waren immer voll mit dabei.
Kumpel von mir war in der selben Klassenstufe an der Realschule gegenüber, bei dem gab es diesen Markenwahn auch nicht. Bei meinem kleinen Bruder, auch auf dieser Realschule, war das dann doch schon etwas ausgeprägter. Auch von jüngeren Leuten auf meinem Gymnasium habe ich gehört, dass dort in manchen Klassenstufen dann teilweise wieder extrem viel Wert auf Kleidung gelegt wurde. Daher würde ich meine Aussage von oben ergänzen, dass es nicht nur nicht anhand der Lage der Schule festgemacht werden kann, sondern auch in unterschiedlichen Jahrgängen/Klassen dieses Phänomen auftreten kann, oder aber eben nicht. Es ist wie erwähnt, in meinen Augen, immer eine Frage, ob zwei oder drei besondere Deppen mit dabei sind.

Bei mir an der Schule waren Markenklamotten auch nie ein Thema. Könnte nicht mal sagen, welche Marken überhaupt während meiner Schulzeit angesagt waren, nie größer darüber unterhalten.

Markenklamotten habe ich relativ früh abgelehnt. Meine Eltern hatten mir in der Grundschule schon versucht, Nike, Adidas und dergleichen aufzuzwingen, aber ich fand die schon damals so scheiße, dass ich mich damit nicht zum Clown machen wollte.

Und Ausgrenzung gab es anfangs definitiv. Allerdings war ich schneller und lauter und habe die Leute ausgelacht, die meinten, mit einer G-Shock wären sie was besonderes. Dadurch hat sich der Spieß herumgedreht und die „Coolen“ versuchten sich dann bei mir anzubiedern. Allerdings wollte ich mit dem Gesindel nichts zu tun haben. (Das meine ich ernst)

Vorurteile hingegen sind absolut menschlich, allerdings finde ich sie schlecht. Klischees sind dagegen viel besser, was eine eingegrenzte Version eines Vorurteils ist.

Vorurteile an sich sind Werturteile, die definitiv zum Schutz der eigenen Person gehören.
Klischees sind erst einmal wertfrei, da man ein Klischee ja nicht unbedingt schlecht finden muss.

Zum Beispiel finde ich das Klischee, dass Frauen bei höheren Temperaturen weniger…lassen wir das. :cool:

Was sich bei mir bestätigte?

  • Dass man anhand des Studiengangs tatsächlich etwas über den Charakter eines Menschen aussagen kann.
    Juristen sind meistens…nun…weniger sympathisch und auch weniger…hmm…intelligent. (Das gilt nicht für alle, aber wer auf dem Campus mal das Krokodil am Polo-Shirt gefunden hat, weiß, was ich meine.)

  • Dass unter Zeitarbeitern größtenteils Pfeifen sind. (Zumindest die, die ich in meiner leidigen Zeitarbeitsphase kennenlernte.)

  • Dass Verlobungen keine gescheiterten Beziehungen retten können.

  • Dass das beste im Radio immer noch die Werbung ist. (Jap, der Müll macht mich aggressiv, wenn ich dem zulange ausgesetzt bin.)

Hingegen Vorurteile gegenüber Bevölkerungsgruppen oder Gruppierungen im allgemeinen haben sich größtenteils relativiert.
(Außer bei politischen Lagern. Da kommt kaum einer auf 40W.)

  • Dass das beste im Radio immer noch die Werbung ist. (Jap, der Müll macht mich aggressiv, wenn ich dem zulange ausgesetzt bin.)

Top40-Radio ist der legitime Erbe vom Goebbelsfunk, nur deutlich weniger unterhaltsam

Vorurteile an sich sind Werturteile, die definitiv zum Schutz der eigenen Person gehören.
Klischees sind erst einmal wertfrei, da man ein Klischee ja nicht unbedingt schlecht finden muss.

Find ich erstmal ne interessante Differenzierung, die man sich genauer ansehen sollte

Vorurteil:

  • Urteil über jemanden oder etwas, das nicht auf Erfahrungen oder Wissen über das Beurteilte beruht. Mithin ein Vorausurteil, das heißt ein Urteil vor oder ohne Kenntnis des einzelnen Beurteilten. [1]
  • in Unkenntnis der objektiven Tatsachen voreilig gebildetes oder ungeprüft übernommenes Urteil, oft auf Fehleinschätzung beruhende Meinung [2]

Interessant in diesem Zusammenhang die Zitatsammlung. Ein Vorurteil ist also tatsächtlich immer ein ungeprüft übernommenes Werturteil.

Dagegen Klischee:

  • eingefahrene Vorstellung [1]

In dem Zusammenhang wichtig das Rollenklischee insbesondere Klischees, die sich auf das soziale Geschlecht beziehen. Etymologisch ist es mit „Abklatsch“ verwandt. Ein Klischee ist also ein Abziehbild der Realität.

Deinem Gedanken, das ein Klischee wertfrei ist, würde ich jedoch widersprechen. Es stellt kein Werturteil dar, sondern ganz einfach eine Eigenschaft, die jemanden aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe unterstellt wird. Das diese nicht frei von einer moralischen Bewertung ist, scheint deutlich zu sein - die genau wie beim Vorurteil übrigens - vom Betrachter abhängig ist. Letzten Endes ist das Klischee eine Unterform des Vorurteils und keine andere Kategorie.

Und ein Vorurteil oder Klischee isoliert vom Betrachter zu sehen, scheint mir wenig sinnvoll.

Und ein Vorurteil oder Klischee isoliert vom Betrachter zu sehen, scheint mir wenig sinnvoll.

Gut. Es stimmt, dass einige Klischees immer mit einem Werturteil, also einem Vorurteil einhergehen und beide oft zusammen als „Paket“ auftauchen.

Dennoch genießen Russen das Klischee, äußerst gastfreundlich zu sein, was erst mal ja nett ist.
Damit hätten wir ein Werturteil in eine positive Richtung.

Es gibt aber auch das Klischee, dass ein Moslem auf einem Teppich Richtung Mekka betet.
Da steckt überhaupt keine Wertung drin. Es ist schlichtweg für Außenstehende egal.
Es sei denn, man Verbindet dies mit einer Sympathie oder Antipathie, die sich wiederum aus Vorurteilen zusammensetzen.
Das Klischee an sich beinhaltet aber kein Werturteil.

In der Praxis stimmt es aber, dass auch bei Klischees Werturteile (meiner Meinung nach nur in Kombination mit Vorurteilen) vermehrt auftreten, wenn nicht sogar in der Regel auftreten.

[QUOTE=Scheol;308446]Dennoch genießen Russen das Klischee, äußerst gastfreundlich zu sein, was erst mal ja nett ist.
Damit hätten wir ein Werturteil in eine positive Richtung.[/QUOTE]
Sagt ja keiner, dass Vorurteile und Klischees immer negativ sein müssen lol

[QUOTE=Scheol;308446]Es gibt aber auch das Klischee, dass ein Moslem auf einem Teppich Richtung Mekka betet.[/QUOTE]
Sehr gutes Beispiel.

[QUOTE=Scheol;308446]Da steckt überhaupt keine Wertung drin. Es ist schlichtweg für Außenstehende egal.
Es sei denn, man Verbindet dies mit einer Sympathie oder Antipathie, die sich wiederum aus Vorurteilen zusammensetzen.
Das Klischee an sich beinhaltet aber kein Werturteil.[/QUOTE]
Wie gesagt, ich glaube nicht dass man das Klischee nicht vom Betrachtenden trennen kann. Ein militanter Atheist oder ein Islamhasser wird darüber wohl lachen oder angewidert sein. Eine positive Konnotation wäre wohl nur aus der Sicht von anderen Moslems möglich. Also wäre das der eigentliche Punkt: Einige Klischees und Vorurteile, werden nur durch Betrachtung positiv oder negativ.

So das Vorurteil/Klischee des gastfreundlichen Russen. Man denkt sofort an Wodka. An viel Wodka, an einen regelrechten Wodkazwang (als Klischee jetzt). Ich bin eher empfindlich gegenüber Alkohol, also ist in meinem Hinterkopf eine leichte Antipathie gegenüber dieser Art “Gastfreundlichkeit”. Aber Klischee halt.

[QUOTE=Scheol;308446]In der Praxis stimmt es aber, dass auch bei Klischees Werturteile (meiner Meinung nach nur in Kombination mit Vorurteilen) vermehrt auftreten, wenn nicht sogar in der Regel auftreten.[/QUOTE]
Absolut. Wenn ich an betende Moslems denke, denke ich sofort auch an Fremdes, an Befremdliches, an etwas Andersartiges, was nicht Teil meiner Kultur ist. So etwas ist wohl kaum neutral oder wertfrei (sofern Befremdlich oder Andersartig eine Wertung darstellt), da ich sofort alle möglichen Konnotationen abrufe. Und aus Befremdlichkeit kann bei einem etwas veränderten Standpunkt sofort Ablehnung einer als rückständig und antimodernistisch bewerteter Frömmigkeit werden.

Hier müssen wir jetzt die Ebenen trennen.
Ich beziehe mich auf die sachliche Ebene. Die, in der es noch kein Betrachter gibt.
Ein Klischee ist eine vermeintliche Feststellung. Es ist eigentlich eine sich häufende Feststellung.
Ein Vorurteil hingegen ist eine Bewertung.

Eine Feststellung ist erst mal gänzlich wertfrei.

Du hingegen sprichst über die persönliche Ebene. Das heißt, du gehst von einem Klischee aus den Augen eines Betrachters aus.
Hier tritt genau das in Kraft, was du „Abrufen der Konnotationen“ nennst.
Man assoziiert automatisch, sowie man mit einem Klischee konfrontiert wird und bedient sich reichlich an angesammelten Vorurteilen. Dadurch ist es kaum möglich ein Klischee zu betrachten, ohne zu werten. Vollkommen richtig.

Das ich definitiv mehrfach bestätigen kann. :lol:
Da ich praktisch als Deutscher unter Russen aufgewachsen bin, gab es kaum einen Moment, an dem mich nicht „der Vater“ auf ein Gläschen eingeladen hat. ^^

Es gibt aber noch mehr Werturteile, die man haben kann. Zum Beispiel Neugier und Faszination aufgrund irgendwelcher Romantisierungen des „Fremden“.

Und vielleicht geht es nur mir so. Aber ich assoziiere da erst mal nicht. Mir ist es tatsächlich vollkommen egal.

Aber darum ging es dir nicht, vermute ich. Was ich raus lese, ist, dass du Klischees grundsätzlich in der Praxis siehst und bewertest.

Hier stellt sich mir die Frage, inwieweit du Klischees an sich bewertest?
Findest du sie nützlich? Destruktiv? Beides?

[QUOTE=Scheol;308457]Hier müssen wir jetzt die Ebenen trennen.
Ich beziehe mich auf die sachliche Ebene. Die, in der es noch kein Betrachter gibt.[/QUOTE]
Meine Frage ist nur, ob das auch sinnvoll ist. Aber grundsätzlich stimmt das ja für viele Klischees und Vorurteile. Mir fällt kein wertfreies Vorurteil ein. Bei Klischees ist das schon einfacher.

[QUOTE=Scheol;308457]Ein Klischee ist eine vermeintliche Feststellung. Es ist eigentlich eine sich häufende Feststellung.
Ein Vorurteil hingegen ist eine Bewertung.

Eine Feststellung ist erst mal gänzlich wertfrei.[/QUOTE]
Und was ist dann mit den Fällen wo Vorurteil und Klischee zusammenfallen bzw Vorurteile durch Klischees geäußert werden? Z.B. “Italiener sind klein und notgeil.” Wie das wertfrei ablaufen soll, ist mir schleierhaft. Oder vom unrasierten, faulen, schnorrenden, dummen Arbeitslosen. Sowohl Klischee als auch krasses Vorurteil.

[QUOTE=Scheol;308457]Du hingegen sprichst über die persönliche Ebene. Das heißt, du gehst von einem Klischee aus den Augen eines Betrachters aus.
Hier tritt genau das in Kraft, was du “Abrufen der Konnotationen” nennst.
Man assoziiert automatisch, sowie man mit einem Klischee konfrontiert wird und bedient sich reichlich an angesammelten Vorurteilen. Dadurch ist es kaum möglich ein Klischee zu betrachten, ohne zu werten. Vollkommen richtig.[/QUOTE]
Interessanter Gedanke, ein Klischee wird also durch Betrachtung zum Vorurteil, was wohl dafür spricht, das ein Klischee wertfrei sein kann.

[QUOTE=Scheol;308457]Und vielleicht geht es nur mir so. Aber ich assoziiere da erst mal nicht. Mir ist es tatsächlich vollkommen egal.[/QUOTE]
Auch ne andere Frage ist, ob man nicht vielleicht unbewusst immer Klischees einordnet und bewertet.

[QUOTE=Scheol;308457]Hier stellt sich mir die Frage, inwieweit du Klischees an sich bewertest?
Findest du sie nützlich? Destruktiv? Beides?[/QUOTE]
Für Drehbuchschreiber und Sontexter sowie alle in der kreativen und massenmedialen Welt tätig sind Klischees ganz normale Arbeitsmuster. Also sind sie grundsätzlich nichts schlechtes, halt nur wieder wie sie benutzt werden.

Fest steht: Klischees fördern Vorurteile und Vorverurteilungen. Daher muss jeder Kreative und Journalist verantwortungsvoll mit Klischees umgehen. Langsam hat sich ja das Klischee vom fanatischen, chaotischen, bombenden Moslem durchgesetzt. Der Moslem war früher ja ganz anders besetzt, eben als etwas fremdes aber als reizvolles, gastfreundliches und gesittetes Umfeld. Was ja spätestens durch den elften September total gekippt ist.

Und Vorurteile sind ja ganz normale Orientierungshilfen im Alltag. Man muss nur aufpassen, das man sie nicht übertreibt.

:ugly

Jetzt kommt ihr; Wo haben sich bei euch Vorurteile und Klischees bestätigt und wiederlegt ? oder habt ihr vielleicht selbst dazu beigetragen Vorurteile zu zerstreuen ? habt ihr mal jemanden verteidigt der zu unrecht in eine Schublade gesteckt worden ist ?

Nicht abdriften Jungs! Es gibt doch noch die PMs, wenn man ein Thema mal so richtig dreckig durchanalysieren möchte :wink:

Wie dem auch sei… Klischees und Vorurteile muss ja eigentlich jeder ertragen zum Beispiel:

Dünnes Mädel - hungert sich runter
Dickes Mädel - frisst den ganzen Tag
Dünner Mann - unsportlicher Nerd
Muskelkerl - nimmt Steroide

Leute reden immer…

Eigene Erfahrungen hab ich natürlich auch gemacht, denn gerade wer sich in der Schulzeit nicht unbedingt anpassen will, hat es oft nicht leicht. Bei uns war das mit den Markenklamotten nicht so schlimm, aber Kinder / Jugendliche finden ja immer was zum meckern / mobben.
Einmal habe ich mich auch dazwischengestellt, als in der 7. Klasse ein Junge von nem Anderen aufs fieseste gemobbt wurde. (Er würde stinken und scheiße sein… die Mutter des Jungen der geärgert wurde, war gerade gestorben und der arme Kerl hatte verständlicherweise genug andere Sorgen :mad: )

Ein weiteres Vorurteil von mir war, dass Studenten da gar nicht mehr so schlimm sind. Also im Bezug auf Lästereien, Mobbereien etc., allerdings musste ich das auch noch einmal überdenken.
Gerade die ersten 3 Semester meines Studiums haben sich meine Vorurteile gerade gegen „die Reichen und die Schönen“ (BWL Studentinnen z.B.) absolut nicht behauptet. Gerade auf Feiern habe ich viel mit Mädels geredet, von denen ich dachte sie seien abgehoben und arrogant, was sich dann ja nicht bestätigt hat.
(Mag auch dran liegen, dass ich mittlerweile einfach offen und ohne Vorbehalte auf Leute zugehe, so strahlt man schon was ganz anderes aus und vielleicht haben einige der Mädels ja auch ihre Ansicht Informatikern gegenüber etwas überdacht)
Allerdings habe ich auch ganz andere Erfahrungen gesammelt, gerade bei den Herren der Schöpfung. Ich arbeite mit vielen Männern zusammen und habe mitbekommen, dass viele nicht so aufgeschlossen und freundlich waren wie ich dachte, gerade wenn es um Frauen geht. (Da kommen Wertungen & Schimpfwörter bei rum, da Schlackern einem die Ohren)

Ah und dann wollte mir nochmal ein Kerl erklären, dass ich nach der Feier ja praktisch mit zu ihm muss, da ich ja keine andere Wahl habe immerhin sei ich „nicht gerade Miss Universe“ und „soll doch froh sein, dass mich überhaupt einer mitnimmt“ …

Sorry aber daraus hat sich bei mir ein neues, fieseres und sexistischeres Vorurteil eingeprägt:
Mädels springen im Umgang mit anderen Menschen eher über ihren Schatten und sind meist nicht so arrogant wie man denkt (und wenn es nur vorn herum ist), während Männer zwar vielleicht offen und ehrlich sind, aber dennoch zu archaischen Weltbildern und Oberflächlichkeiten neigen.

Aber auch das versuche ich nicht in meine Wertung eines Menschen einfließen zu lassen. (Sonst müsste ich ja rumrennen und alle spontan von vornherein verachten D: )

Ich hab ein Vorurteil gegenüber BWL-Studenten. Das studieren echt nur Leute, die sonst nicht wissen was sie machen sollen (oder nix anderes können). Warum ich bei der Wahrnehmung bleibe? Eine Kommilitonin einer Freundin zeigte sich eines Nachmittags ganz verwundert darüber, dass die in der letzten Nacht noch “gestohlenen” Buchstaben des Schriftzuges “Essen - Die Einkaufsstadt” (deutlich lesbar vom HBF) wieder aufgetaucht sind. Wer klaut denn bitte Leuchtbuchstaben und bringt sie im Hellen wieder zurück? -__-’

Schriftzug „Essen - die Einkaufsstadt“ bleibt länger dezimiert als erwartet

Besserwessis <-> Jammerossis. :roll:
Wobei das mit den Besserwessis stimmt… :mrgreen:

das wichtigste bei klischees und vorurteilen ist, dass man sich nicht versehentlich selbst dort einordnet, ansonsten kann man nix dagegen machen, wichtig ist, dass man egal wem man begegnet zu erst einmal „begegnet“ und nicht gleich „ah der ist xyz“ denkt, man macht viel im vornherein kaputt, wenn man eine blondine für dumm hält, und zb dementsprechend blöde themen zur diskussion stellt. :wink:

Klischees sind hervorragend dafür geeignet, einen Menschen einzuordnen!

“Ah, der ist xyz” stimmt leider in der Regel.
Es ist ja nicht so, dass nur der Betrachter das Klischee kennt, sondern auch der, der sich danach richtet.
Diese haben sich doch dafür entschieden, dem Klischee nach zu leben. Jeder Mensch sucht eben nach einem
Rollenbild.

Und wenn eine Frau hellblond gefärbt ist und egal, wohin sie geht Stöckelschuhe der Marke “Jeder im Umkreis von 250m soll wissen, dass ich jetzt hier laufe” trägt, dann will sie sehr wohl wie das gängige Klischee sein.
Du kannst eine Pobacke darauf verwetten, dass die totaler Katzenberger-Fan ist.

Die Welt und die Menschen sind leider so einfach gestrickt. Mir wäre es anders auch lieber.

Stimmt nicht, ist genau andersrum

Naja da ist Wessi bin dürfte ich mir grad selbst ins Knie geschossen haben.

Oder doch nicht

oh mann jetzt blick ich nicht mehr durch ;___;