Vielleicht hat es ja noch jemand mitbekommen. Mal zur Einführung ins Thema: RTL hat vor einiger Zeit einen Beitrag über UNiOS gesendet, ein Betriebssystem, das von Haus aus mit Windows-, MacOS- und Linux-Anwendungen umgehen bzw. direkt ausführen können soll. Das wäre jetzt nicht der erste Versuch, so etwas auf die Beine zu stellen. An WINE (das mittels einer selbst geschriebenen Bibliothek Winows-Anwendungen innerhalb von Linux ausführen kann) arbeitet man jetzt schon seit 20 Jahren und dennoch läuft dort nicht alles. Kenner lässt das ganze schon mal stutzen. Aber seht selbst:
[video]http://www.youtube.com/watch?v=HxIBBq0Wg1E[/video]
Tjo, typischer RTL-Beitrag. Der Hauptautor wird natürlich direkt mit Bill Gates und Steve Jobs verglichen (wobei der diese wohl auch als Vorbilder auf seinem Facebook-Profil nennt).
Hier der Artikel von Golem: http://www.golem.de/1108/85776.html
Das Fazit:
Gerne hätte ich über ein Wunderkind berichtet, das die Betriebssystem-Welt gehörig durcheinanderwirbelt - ich kann es nicht. Ich habe einen sympathischen jungen Mann kennengelernt, der davon träumt, den großen Coup zu landen, und der mit Begeisterung an einer Sache arbeitet. Aber ich habe nichts gesehen, was darauf hindeutet, dass diese Sache auch das ist, was er und seine Freunde versprechen.
Was ich gesehen habe, ist kein universelles Betriebssystem, unter dem Anwendungen aus der Windows-, der Mac- und der Linux-Welt laufen, sondern bestenfalls ein funktionierendes Linux mit Wine. Denn selbst die von Maik präsentierten Windows-Anwendungen, die unter UniOS dann doch laufen, sind allesamt in der WineHQ-Datenbank als funktional eingetragen. Ich habe kein Wunderwerk gesehen, sondern eine gefälschte Demonstration von UniOS und ich habe Floskeln und Ausflüchte gehört. Alle direkten technischen Fragen sind unbeantwortet geblieben oder nur ausweichend beantwortet worden. Am System überprüfen durfte ich nichts. Einen Beweis oder zumindest ein Indiz, dass an der Geschichte vom universellen Betriebssystem etwas dran ist, konnte ich nicht finden.
In einer E-Mail schreibt mir Maik später: „Du hast ja gesehen, dass das so wirklich existiert - du hast die Fehler gesehen, die Programme, die funktionierten, die Hardwareunterstützung … und da fände ich es einfach nicht gerecht, wenn du aufgrund dieses einen Programms [gemeint ist Photo Booth, Anm. d. Red.] das gesamte UniOS-Projekt als Hoax betiteln würdest - denn das ist es nicht!“
Dazu ein Präsentationsvideo:
[video]http://www.youtube.com/watch?v=IB_JwarwWMI[/video]
Derzeit geht man ja davon aus, dass es sich um eine stark geskinnte Variante von Windows XP handelt. Ich habe in dem Video auch nix außergewöhnliches entdecken können. Aber, ernsthaft: Was erwarten sich die Leute hinter dem „Projekt“? Aufmerksamkeit durch Trolling? Ich kann es nicht nachvollziehen, denn MS würde, falls was an der WinXP-Geschichte dran ist, den Boden mit den Leuten aufwischen.
Hier übrigens (ein etwas naiv wirkendes) Interview mit Maik Mixdorf, dem Kopf hinter dem Projekt:
http://www.youtube.com/watch?v=AaT_-RHh5u4
Wenn ich der Presse abstruse Lügen auftischen müsste, wäre ich auch nervös! :ugly