Unerwarteter Besuch

Liebe FK-Community,

mich beschäftigt schon seit Monaten eine Sache - nur geringfügig, aber immerhin - die meinem Bruder passiert ist. Daraus ergab sich für mich auch die “Was würde ich tun?”-Frage. Aber zum Thema.

Verwandte von uns wussten, dass sie zufällig in der Stadt sein werden, in der mein Bruder mit seiner Freundin in einer mittelgroßen Wohnung wohnt. Auf die Frage, ob sie 1 Nacht bei Ihnen bleiben können, antwortete er wohlwollend. Doch dann passierte das, was mich bis Heute auf mehreren Ebenen beschäftigt.

Die Verwandten kommen einen Tag eher, klingeln und sagen, dass sie einfach mal Lust auf drei Tage in der Region hatten und zwei Nächte bei meinem Bruder bleiben wollen. Etwas verwirrt und sicher auch leicht genervt, hat er sie reingelassen und damit hatte es sich.

Nachdem er mir das erzählt hat, habe ich mich doch gewundert, wie sich jemand so erdreisten kann. Ich habe kein schlechtes, aber auch kein super gutes Verhältnis zu meiner Verwandtschaft - um es vorweg zu sagen - aber es geht mir hier um einen anderen Punkt. Diese Verwandten haben ihre Fahrt ja geplant. Sie waren über 7 Stunden mit dem Auto unterwegs. Doch sie hielten es nicht für nötig, das Ganze vorher abzuklären. Solch ein Verhalten finde ich gelinde gesagt frech.

Ich sage vorher Bescheid und frage nach, bevor ich so eine Aktion durchziehe. Wer bei mir unangekündigt vor der Tür stehen und übernachten dürfte - zum Beispiel in Notfällen - wären meine Familie und meine Freunde. Wobei die das auch ankündigen würden, um keine Umstände zu machen.

Haltet ihr es verwerflich zu denken, Bekannte und Verwandte wegzuschicken, wenn sie ohne erkennbaren Grund einfach vor der Tür stehen? Oder könntet ihr es nicht nachvollziehen, wenn jemand frei dem Motto “Hier bin ich, lass mich rein, ich will bei dir übernachten!” abgewiesen wird?

Je nachdem wie eng das Verhältnis zu den Besuchern ist und inwieweit überhaupt Platz zu Verfügung steht (Gästezimmer oder Schlafen auf dem Sofa), muss man halt sagen, dass es eben nicht geht.
Notfalls ist man an dem Tag nicht zu Hause. Doof nur, wenn man die Tür schon geöffnet hatte :?

Wieviele Verwandte waren es denn?

[QUOTE=nix;318065]Wieviele Verwandte waren es denn?[/QUOTE]

Zwei, soweit ich weiß. Bei mir wäre höchstens noch auf dem Fußboden Platz. Aber nicht viel. Was ja nichts an der Tatsache ändert, dass man niemanden einfach so “überfallen” und möglicherweise in eine Zwickmühle bringen sollte.

[QUOTE=panasaak47;318041]. Ich habe kein schlechtes, aber auch kein super gutes Verhältnis zu meiner Verwandtschaft[/QUOTE]

Hast du das nicht gewusst, Verwandtenbesuch ist wie Fisch, er sollte nach mindestens drei Tagen aus dem Haus, sonst fängt er an zu stinken! :ugly

[QUOTE=nix;318065]Je nachdem wie eng das Verhältnis zu den Besuchern ist und inwieweit überhaupt Platz zu Verfügung steht (Gästezimmer oder Schlafen auf dem Sofa), muss man halt sagen, dass es eben nicht geht.[/QUOTE]
Es geht immer irgendwie. Grundsätzlich bin ich auch für Anmelden, was bestimmt auch stark dadurch beeinflusst ist, dass man heutzutage dauernd irgendwelche Anrufe tätigt, um mitzuteilen, dass man wie geplant zu einer Verabredung erscheint. Auch unter besten Freunden oder nächsten Verwandten gibt es das oft genug, was dann eben die wahrgenommene Dreistigkeit der unangemeldeten Verwandten entsprechend steigert.

In der beschriebenen Situation ist es ja nun so, dass ein Besuch ohnehin angekündigt war - allerdings für einen Tag später. Zumindest hier kann man also nicht von einem grundsätzlichen Platzproblem ausgehen, wenn auch vielleicht von einer räumlichen Einschränkung. Auch mir würde ein solches Verhalten in der Situation bestimmt sehr dreist erscheinen. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit würde ich sie dennoch reinlassen und dann aber auch unbedingt - möglicherweise auch erst gegen Ende des Besuchs - auf ihr Verhalten ansprechen, in der Art. So hat man wenigstens die Chance, längerfristig etwas zu erreichen. Wenn ihr Verhalten wirklich rein egoistisch begründet sein sollte, werden sie dies im Idealfall beim nächsten Mal überdenken. Wenn sie einfach so drauf sind, dass für sie derartige Aktionen völlig normal sind und bei sie im umgekehrten Fall überhaupt kein Problem hätten, könnte es ebenfalls konstruktiv sein, darüber zu reden.

Zur Ausgangsfrage:
Wenn ich in einer Situation wie der beschriebenen einigermaßen sicher gehen kann, dass die Verwandten aus reinem Eigennutz* handeln, von vornherein zwei Übernachtungen geplant aber damit gerechnet haben, dass der Gastgeber zwei Übernachtungen nicht zugestimmt hätte, dann habe ich wohl kein größeres Problem damit, sie abzuweisen. [B]Grundsätzlich verwerflich finde ich es demnach also nicht, den Besuch wieder wegzuschicken[/B], ich wäre damit nur eben vorsichtig. Fragt sich nämlich, wann man eine solche Sicherheit haben kann, und ob die Hemmschwelle bei mir in der Praxis nicht doch zu hoch wäre. Gute Miene zum bösen Spiel finde ich hier jedenfalls die schlechteste Lösung. Dann lieber wegschicken, was für mich in einer Ausgangssituation wie hier nur mit der eben beschriebenen Begründung ginge, oder andernfalls darüber reden.

*was wiederum vom Verhältnis zu den Verwandten abhängt. Kann ja auch sein, dass dieses von beiden Seiten unterschiedlich eingeschätzt wird.

tl;dr: In dubio pro tante

MfG
Rainer Erlinger

Naja, ich hatte schon öfter mal die Situation, dass mal Freunde von mir auch um halb 2 nachts vor meiner Tür standen weil sie entweder den letzten Bus nach Hause verpasst haben oder ihren Hausschlüssel verlegt haben und dann bei mir pennen wollten. Für gewöhnlich ist das für mich kein Problem, aber die haben auch gelernt, dass sie um diese Uhrzeit auch anrufen sollten, weil ich um halb 2 nachts nicht einfach so die Tür aufmache. :mrgreen:

Prinzipiell ist das okay, aber einfach auf der Tür zu stehen und zu sagen: “Ich bleib jetzt ne Woche”, das geht nicht. In diesem Fall finde ich es bedingt doof, weil halt klar war, dass sie am nächsten Tag eh kommen würden. Trotzdem sollte man das nicht machen. Wenn man das nach hinten raus verlängern will, okay (solange ich da als Gastgeber auch Zeit für hab), aber nen Tag zu früh da stehen finde ich kacke; ich könnt ja noch mit Putzen beschäftigt sein bzw. noch gar nicht angefangen haben. Da in diesem Fall die Leute aber ne 7 Stunden Anfahrt hatten, hätte man das schon vorher ankündigen können.

Dann wiederum find ichs aber auch mal ganz schön, wenn Leute, die man gern hat, auch mal unangekündigt vor der Tür stehen. Hängt halt immer davon ab, wie gut man befreundet ist.

[QUOTE=Mr. Morizon;318138]Prinzipiell ist das okay, aber einfach auf der Tür zu stehen und zu sagen: “Ich bleib jetzt ne Woche”, das geht nicht. [/QUOTE]

Geht GAR nicht. Vor allem nicht die Mischpoche.
Einzige Ausnahme: die reiche Erbtante - dann gilt (frei nach Heinz Erhardt) “jetzt erst mal ein Scheck auf den Schreck!”

Was dieses Problem betrifft: Die EAV vertonte mit [I]Ding Dong[/I] einst einen guten Rat. :mrgreen:

Ich finde das schrecklich sich anmelden zu müssen. Das ist so typisch Deutsch! :roll:
Das sind doch meine FREUNDE, da mache ich doch kein Termin als wenn ich zum Arzt oder zum Anwalt gehe!

Also bei mir dürfen meine Freunde jederzeit kommen und sind auch jederzeit willkommen! Genauso andersrum!
Ansonsten sind es doch keine Freunde.

Ich hatte das übrigens schonmal, dass ne Freundin aus Brandenburg mich überrascht hat und gesagt hat: “Hier bin ich und bleib ne Woche!” - Ich fande das so cool. Ich hatte zwar einige Termine in der Woche, aber mein Gott, dann ist sie eben mitgekommen oder war allein zu Hause! Ich habe mich halt übe rdie Überraschung gereut. Ich würde da nie auf die Idee kommen das irgendwie als “dreist” zu bewerten!

[QUOTE=Anchantia;318145]Das sind doch meine FREUNDE, da mache ich doch kein Termin als wenn ich zum Arzt oder zum Anwalt gehe![/QUOTE]

Im Beispiel hier ging es zunächst mal um [I]irgendwelche[/I] Verwandten. Was Freunde angeht, sind sich alle hier mehr oder weniger einig. Ich selber hatte überhaupt nicht geschrieben, wie ich das bei Freunden handhabe. Nur, dass ich auch bei mir selber die Tendenz feststelle, zumindest - auch bei Freunden - nicht mit einem Besuch ohne vorherigen Anruf zu rechnen, weil das eben für die Allermeisten in meinem Umfeld zur Normalität geworden ist. Trotzdem können sie natürlich einfach so vorbeischneien, das war für mich nicht weiter erwähnenswert.

[I]Don’t do unto others what you don’t want others do unto you[/I]

Würdet Ihr Euch euren Nächsten aufdrängen? Ich hoffe, nicht.
Ich habe damals meine Mutter weggeschickt, als sie bei ihrem Alten rausgeflogen war und bei mir pennen wollte.

Es gibt einen Weg, wie sich diese klassische Situation für alle Beteiligten ohne größere Peinlichkeiten auflösen lässt: Du versteckst Dich einfach einen Tag lang hinterm Sofa und schaltest das Handy aus.

[QUOTE=Anchantia;318145]Ich finde das schrecklich sich anmelden zu müssen. Das ist so typisch Deutsch! :roll:
Das sind doch meine FREUNDE, da mache ich doch kein Termin als wenn ich zum Arzt oder zum Anwalt gehe![/QUOTE]
Ohne dir zu nahe treten zu wollen, aber beim nächsten Mal bitte erst richtig lesen, dann schreiben. Ich habe ja geschrieben, dass es um Verwandte geht und ich meine Freunde nicht draußen sitzen lassen würde. So viel dazu. 8)

Ansonsten wurden hier ja schon viele Antworten gegeben - vielen Dank dafür! Hoffen wir mal, dass ich nicht auch noch in so eine Situation komme. Spätestens dann würde sich zeigen, wie viel die Verwandtschaft aushält.

Bei Verwandten ist das doch genauso. Entweder ich kann die leiden oder nicht. Wenn ich Verwandte nicht leiden kann, kommen die auch nicht in meine Wohnung, da können die sich auch 10x vorher anmelden. Ich mach da kein Unterschied.

Unangekündigter Besuch ist im Normalfall nichts für mich, das passt nicht in mein Konzept. Ich räume immer kurz vorher die Wohnung gerade so auf, dass sie nicht mehr so asozial aussieht und behaupte dann, dass ich keine Zeit mehr zum Aufräumen gefunden hätte. :ugly

Nichtsdestotrotz würde ich natürlich niemanden draußen stehen lassen oder ihm/ihr den Wunsch abschlagen eine oder mehre Nächte bei mir zu pennen, warum auch immer. Rekord sind übrigens 16 Leute auf knapp 60m². ^^

Ich mache das auch deswegen gerne, weil ich weiß, dass ich zwischen Duisburg und Dortmund immer irgendwo ein Bettchen finden könnte, sollte ich mal den letzten Zug/Bus nach hause verpassen. :slight_smile:

[QUOTE=Anchantia;318145]Ich finde das schrecklich sich anmelden zu müssen. Das ist so typisch Deutsch! :roll:
Das sind doch meine FREUNDE, da mache ich doch kein Termin als wenn ich zum Arzt oder zum Anwalt gehe!

Also bei mir dürfen meine Freunde jederzeit kommen und sind auch jederzeit willkommen! Genauso andersrum!
Ansonsten sind es doch keine Freunde.[/QUOTE]

Naja bei dir vielleicht… ich bin immer etwas auf den Fuß getreten wenn auf einmal einer da steht, aber das kann auch daran liegen dass ich etwas autistisch bin

Erweitern wir den Spielraum doch einfach mal.

[B]Welchen unerwarteten Besuch[/B] - von Familie/Freunden/Verwandten abgesehen - [B]würdet ihr dennoch hereinlassen, bzw. abweisen?[/B]

Den/die Ex? Den Kollegen/die Kollegin von der Arbeit? Jemand aus der Nachbarschaft? Jemand wildfremdes?
[B]Wo zieht ihr eure Grenzen zu denen die dürften und denen, die nicht dürften?[/B]

Mal so prinzipiell:
Es hängt halt doch stark von der Situation ab, ob ich jemanden übernachten lassen würde oder nicht.
Als Beispiel: wenn meine Tante vor der Tür steht, weil ihr Mann sie rausgeworfen hat, würde ich ihr natürlich ein Sofa frei machen, allein aus dem Grund, dass sie ja nicht zum Spaß da ist.
Wenn allerdings Verwandte vor der Tür stehen und sagen “Ja, wir sind spontan auf Urlaub hier”, würde ich vlt nen Kaffee aufsetzen aber dann doch freundlich auf das Gästehaus um die Ecke verweisen.

Ich selbst beanspruche ja auch immer mal die Sofas von Freunden, aber das ist IMMER vorher kurz abgeklärt. Wenn ich irgendwo unangekündigt reinschneie (was echt selten ist. Man kann ja mindestens eine halbe Stunde vorher kurz anrufen), dann nur, wenn ich nicht lange bleiben will.

Ich versteh nicht wo das Problem ist trotz allem so etwas vorher abzusprechen. Klar, wie gesagt Notfallsituationen sind was anderes, aber es tut doch keinem weh - je nach dem wie weit die Strecke ist - eben kurz Bescheid zu sagen. Ich würde wohl kaum Nein sagen, also warum nicht fragen?

Auch wenn würde ich meinen Freunden und vllt bestimmte Familienangehörigen auch unangekündigt übernachten lassen. Aber mir wäre es halt lieber, wenn ich mir dann auch etwas Zeit freischaufeln kann, denn man kann nicht davon ausgehen das der Gegenüber auch immer Zeit hat.

Und in Zeiten wo man schon wegen jedem Scheiß und sowieso immer erreichbar ist, ist das auch nicht wirklich zu viel verlangt.

[QUOTE=panasaak47;318041]Liebe FK-Community,
Die Verwandten kommen einen Tag eher, klingeln und sagen, dass sie einfach mal Lust auf drei Tage in der Region hatten und zwei Nächte bei meinem Bruder bleiben wollen. Etwas verwirrt und sicher auch leicht genervt, hat er sie reingelassen und damit hatte es sich.
[/QUOTE]

Oh jeh! Da möchte man aber auch nicht tauschen. :lol: Wie heißt das Sprichwort so schön “Seine Freunde sucht man sich aus, seine Verwandten nicht”.
Ich würde da gar nicht unbedingt die Frage stellen, ob dieses Verhalten jetzt angebracht ist. Viel eher würde ich mir die Frage stellen, ob das Leute sind, die das gleiche für mich machen würden. Sprich wenn ich mal bei denen vor der Tür stehen würde, ob sie mich dann auch so herzlich aufnehmen würden.
Insgesamt, muss man halt wissen, welches Anliegen man damit verbindet. Wenn ich sowas für die Zukunft nicht mehr wollte, würde ich das Thema einfach mit den Leuten höflich aber bestimmt zur Sprache bringen und mir einfach einfordern, dass sie doch das nächste Mal bescheid geben unter Berücksichtigung der Tatsache, dass das auch nicht böse gemeint war.