Gestern in der Jubliäums-Sendung für die Tagesschau hat Islamhetzer-Nuhr, der schon in seinem Satire-Gipfel mindestens einmal pro Ausgabe gegen die Moslems wettert, wieder zugeschlagen.
Sein Einsatz kam als diese Episode aus der Geschichte der Tagesschau-Persiflage „Rudis Tagesshow“ wieder aufgerollt wurde:
Ein Skandal mit internationalem Ausmaß und Morddrohungen entstand, als in der Sendung vom 15. Februar 1987 Ayatollah Khomeini mit Damenunterwäsche beworfen wurde. Der Spot von sechs Sekunden führte zu einer diplomatischen Krise. Deutsche Diplomaten wurden aus dem Iran ausgewiesen und das dortige Goethe-Institut geschlossen. Mehrere Flüge nach Teheran wurden abgesagt. Rudi Carrell wurde genötigt, sich öffentlich zu entschuldigen.
(Wiki)
Der Kommentar dazu aus Nuhrs fotzenmund ähh hinterfotzigem Mund:
„Der Islam ist nur dann tolerant, wenn er keine Macht hat.
Und dass das so bleibt, dafür müssen wir sorgen!“
Ersteinmal, wie muss man gesinnt sein, wenn man ausgehend von diesem Sachverhalt eine absolutistische Aussage über den Islam ableitet.
Diese ganze Affäre von 87 hat doch nur marginal was mit dem Islam zu tun, wenn überhaupt.
Denn wenn das durchgeknallte, geistlich-weltliche Oberhaupt eines theokratischen Landes nicht auf Satire steht und deshalb einen dicken markiert, dann hat das nur insoweit einen Bezug zum Islam, dass das die bevorzugte Religion dieses Landes ist.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Diskussion darüber damals sich dermaßen wie heutzutage auf den Islam fokussierte. Hier wird durch Nuhrs Spruch ein politisches Ereignis von damals im Nachhinein als typisches, die gegenwärtigen Ressentiments bestätigendes Ereignis aufgetischt.
Allah bewahre uns davor, dass Nuhr auf die Idee kommt, historische Dokumentationen zu präsentieren wie Maximillian Schell im ZDF. Ich möchte nicht wissen, wie dieser falsche Kerl die Kreuzzüge deuten würde.
Kommen wir zum aufwieglerischen Subtext seiner zwei Sätze:
„Der Islam ist nur dann tolerant, wenn er keine Macht hat.
Und dass das so bleibt, dafür müssen wir sorgen!“
Erstens wird impliziert, dass der Islam bzw. die Moslems nach Macht streben, um Deutschland, Europa, die westliche Welt zu islamisieren, sprich zu erobern.
Und zweitens, dass wir in der Pflicht stehen, dies, den Volkstod, zu verhindern.
Das sollte man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, auf welch perfide weise hier eine schutzbedürftige Minderheit zum Staatsfeind hochstilisiert wird.
In Deutschland leben, selbst wenn wir von der übertriebendsten pi-Schätzung ausgehen, fünf Millionen Moslems. Das sind vier Prozent der Gesamtbevölkerung. Vier Prozent.
Dann hab’ ich Literatur (teilweise im Netz verfügbar) zum Thema entdeckt:
Ein Kapitel des Buches „Diskriminierung und Toleranz - Psychologische Grundlagen und Anwendungsperspektiven“ befasst sich mit „Vorurteilen und Diskriminierung in den Medien“.
Die Inhalte bestätigen vieles, was hier schon besprochen wurde.
Ich resümiere mal so:
In Untersuchungen wurde festgestellt, dass der Großteil der Medienberichterstattung einen unsachlichen Umgang mit den verschiedenen Minderheiten der Migranten pflegt, dabei journalistische Objektivitätsstandards außer Acht lassend.
Das bleibt natürlich nicht ohne Wirkung bei Zuschauern und Lesern.
Auch wenn das „bloße“ Zeigen von Stereotypen eher vordergründig und harmlos wirkt, führt es doch hintergründig zu einer relevanten Beeinflussung dieser.
Der übliche Verdächtige unter den Hetzthemen ist nach wie vor der Ausländer als „üblicher Verdächtiger“, also Ausländerkriminalität.
Und selbst bei Themen mit vermeintlichem Positivpotential wie „Integration“ geht es leider in der Regel um die prinzipielle Nicht-Integrierbarkeit bestimmter Migrantengruppen.
Dann wird auch ein interessanter Punkt erwähnt, der hier schon von mir angesprochen wurde, aber wie zu erwarten als Pseudoproblem heruntergespielt wurde, nämlich dass bestimmte „Ethnien“ schlichtweg überrepräsentiert werden, gegenüber ihrem realen Anteil an der Bevölkerung.
Bei der Vielzahl an „fremdartigen“ Akteuren im Deutschen Fernsehen, kann man leicht den Eindruck bekommen, mindestens jeder Fünfte in Deutschland müsse außereuropäische Wurzeln haben.
„Mit der Überrepräsentation verbunden ist (leider auch) die Tendenz, Migranten nur in bestimmten Rollen zu zeigen und damit weiter zu stigmatisieren.“
- als passive Objekte „innländischer“ Kritik
- als Opfer von Gewalt
- als Täter oder Terrorist
Und dass diejenigen Nachrichten, in denen Migranten ein negatives Bild abgeben, es eher in die Schlagzeilen schaffen, als diejenigen Nachrichten, in denen Migranten in einem postiven Licht erscheinen, versteht sich von selbst, und kommt leider erschwerend hinzu zur ganzen Problematik.